Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Litteratur eine gewisse Unsauberkeit anhaftet, die es auch bei der größten Vervollkommnung Für ein Unternehmen wie das vorliegende ist die Autotypie freilich im Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunom in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marguart in Leipzig *) Weshalb hat. die Verlagshandlung ein Papier gewählt, das auf der Druckseite mit
einem mineralischen Überzug versehen ist? Sollte das 'besonders zweckmäßig sein? Schön kann mans doch nicht nennen. Litteratur eine gewisse Unsauberkeit anhaftet, die es auch bei der größten Vervollkommnung Für ein Unternehmen wie das vorliegende ist die Autotypie freilich im Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunom in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marguart in Leipzig *) Weshalb hat. die Verlagshandlung ein Papier gewählt, das auf der Druckseite mit
einem mineralischen Überzug versehen ist? Sollte das 'besonders zweckmäßig sein? Schön kann mans doch nicht nennen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205219"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1372" prev="#ID_1371"> eine gewisse Unsauberkeit anhaftet, die es auch bei der größten Vervollkommnung<lb/> — und diese hat es wohl bereits erreicht, denn etwas Vollkommneres als Angerer<lb/> und Göschl in Wien jetzt mit diesem Verfahren leisten, wird sich schwerlich damit<lb/> erreichen lassen — nicht loswerden wird; alle Linien sind, wenn anch noch so<lb/> unscheinbar, zerbrochen und zerfressen, wie es sich, natürlich in viel gröberer Weise, bei<lb/> einer Kreuzstichstickerei oder einem Mosaik zeigt, die Fläche vielfach unrein und fleckig.<lb/> Die Autotypie beherrscht ja jetzt unser ganzes Vervielfältigungswesen, aber wir hoffen<lb/> bestimmt, daß es eine Durchgangsstnfe bleiben wird. Sobald etwas Vollkommneres<lb/> da sein wird — und das wird und muß ja kommen —, so wird man ans die<lb/> Autotypie zurückblicken als auf ein Verfahren, von dem mau kaum begreifen<lb/> wird, daß man sich so lange hat damit begnügen und daß man es so hat aus¬<lb/> nutzen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1373"> Für ein Unternehmen wie das vorliegende ist die Autotypie freilich im<lb/> Augenblick das einzig denkbare Verfahren. Das ganze Unternehmen ist jetzt nur<lb/> bei dieser Technik ausführbar. Die Verlagsanstalt beabsichtigt mit ihrem „Klassischen<lb/> Vilderschatz" nichts geringeres, als die sämtlichen Meisterwerke der Malerei aller Zeiten<lb/> und aller Kulturvölker nach und nach zu dem unglaublich niedrigen Preise von<lb/> 50 Pfennigen für sechs Blatt (!) wiederzugeben. Das Unternehmen soll also auf<lb/> dem Gebiete der bildenden Kunst etwa dieselbe Bedeutung gewinnen, wie auf dem<lb/> der Litteratur die Ncclmnschc Uuiversalbibliothek oder die Meyerschen Volksbücher,<lb/> auf dem der Musik die sogenannte MZtiou ?<ztors. Die neunzig Blatt, die uns<lb/> in den ersten fünfzehn Heften vorliegen, bieten denn auch in der That ein kunst¬<lb/> geschichtliches Material, wie es bei solcher Billigkeit in so verhältnismäßiger Voll¬<lb/> kommenheit noch nie geboten worden ist. Vielen Blättern liegen Photographien zu<lb/> Grunde, die unmittelbar von den Originalen, andern wenigstens solche, die von<lb/> den besten Reproduktionen der Originale genommen sind. Angerer und Göschl<lb/> haben ihr Möglichstes in der Herstellung sauberer Druckplatten geleistet. Das Format<lb/> der Blätter ist ein handliches Großquart, ^) jedem Bilde ist der Name des Künstlers,<lb/> seine Lebenszeit, die Bezeichnung des Gegenstandes und der Aufbewahrungsort des<lb/> Originals untergedrnckt. Aufgefallen ist uns, daß unter den bisherigen neunzig<lb/> Blättern die Dresdner Galerie noch gar uicht, die Berliner erst durch ein einziges<lb/> Blatt vertreten ist, während aus andern, zum Teil viel uubedeuteuderu Galerien<lb/> schou mehrere Bilder da siud. Vorausgesetzt, daß das Unternehmen anch nach<lb/> einer gewissen Vollständigkeit strebt, wird es in der That ein „Bilderschatz" werden,<lb/> wie er bisher noch nicht dagewesen ist. Haus und Schule mögen sich daher das<lb/> Unternehmen gleich warm empfohlen sein lassen. Wer auf das Werk abonnirt,<lb/> verpflichtet sich nur zur Abnahme eines Jahrganges, der aus 24 Heften, also<lb/> 144 Blatt besteht. Und dafür zahlt er zwölf Mark! Vor zwanzig Jahren be¬<lb/> zahlte man mit Vergnügen das Zwölffache und erhielt dafür — schlechte Photo¬<lb/> graphien von Kupferstichen.</p><lb/> <note xml:id="FID_65" place="foot"> *) Weshalb hat. die Verlagshandlung ein Papier gewählt, das auf der Druckseite mit<lb/> einem mineralischen Überzug versehen ist? Sollte das 'besonders zweckmäßig sein? Schön<lb/> kann mans doch nicht nennen.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunom in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marguart in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0488]
Litteratur
eine gewisse Unsauberkeit anhaftet, die es auch bei der größten Vervollkommnung
— und diese hat es wohl bereits erreicht, denn etwas Vollkommneres als Angerer
und Göschl in Wien jetzt mit diesem Verfahren leisten, wird sich schwerlich damit
erreichen lassen — nicht loswerden wird; alle Linien sind, wenn anch noch so
unscheinbar, zerbrochen und zerfressen, wie es sich, natürlich in viel gröberer Weise, bei
einer Kreuzstichstickerei oder einem Mosaik zeigt, die Fläche vielfach unrein und fleckig.
Die Autotypie beherrscht ja jetzt unser ganzes Vervielfältigungswesen, aber wir hoffen
bestimmt, daß es eine Durchgangsstnfe bleiben wird. Sobald etwas Vollkommneres
da sein wird — und das wird und muß ja kommen —, so wird man ans die
Autotypie zurückblicken als auf ein Verfahren, von dem mau kaum begreifen
wird, daß man sich so lange hat damit begnügen und daß man es so hat aus¬
nutzen können.
Für ein Unternehmen wie das vorliegende ist die Autotypie freilich im
Augenblick das einzig denkbare Verfahren. Das ganze Unternehmen ist jetzt nur
bei dieser Technik ausführbar. Die Verlagsanstalt beabsichtigt mit ihrem „Klassischen
Vilderschatz" nichts geringeres, als die sämtlichen Meisterwerke der Malerei aller Zeiten
und aller Kulturvölker nach und nach zu dem unglaublich niedrigen Preise von
50 Pfennigen für sechs Blatt (!) wiederzugeben. Das Unternehmen soll also auf
dem Gebiete der bildenden Kunst etwa dieselbe Bedeutung gewinnen, wie auf dem
der Litteratur die Ncclmnschc Uuiversalbibliothek oder die Meyerschen Volksbücher,
auf dem der Musik die sogenannte MZtiou ?<ztors. Die neunzig Blatt, die uns
in den ersten fünfzehn Heften vorliegen, bieten denn auch in der That ein kunst¬
geschichtliches Material, wie es bei solcher Billigkeit in so verhältnismäßiger Voll¬
kommenheit noch nie geboten worden ist. Vielen Blättern liegen Photographien zu
Grunde, die unmittelbar von den Originalen, andern wenigstens solche, die von
den besten Reproduktionen der Originale genommen sind. Angerer und Göschl
haben ihr Möglichstes in der Herstellung sauberer Druckplatten geleistet. Das Format
der Blätter ist ein handliches Großquart, ^) jedem Bilde ist der Name des Künstlers,
seine Lebenszeit, die Bezeichnung des Gegenstandes und der Aufbewahrungsort des
Originals untergedrnckt. Aufgefallen ist uns, daß unter den bisherigen neunzig
Blättern die Dresdner Galerie noch gar uicht, die Berliner erst durch ein einziges
Blatt vertreten ist, während aus andern, zum Teil viel uubedeuteuderu Galerien
schou mehrere Bilder da siud. Vorausgesetzt, daß das Unternehmen anch nach
einer gewissen Vollständigkeit strebt, wird es in der That ein „Bilderschatz" werden,
wie er bisher noch nicht dagewesen ist. Haus und Schule mögen sich daher das
Unternehmen gleich warm empfohlen sein lassen. Wer auf das Werk abonnirt,
verpflichtet sich nur zur Abnahme eines Jahrganges, der aus 24 Heften, also
144 Blatt besteht. Und dafür zahlt er zwölf Mark! Vor zwanzig Jahren be¬
zahlte man mit Vergnügen das Zwölffache und erhielt dafür — schlechte Photo¬
graphien von Kupferstichen.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunom in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marguart in Leipzig
*) Weshalb hat. die Verlagshandlung ein Papier gewählt, das auf der Druckseite mit
einem mineralischen Überzug versehen ist? Sollte das 'besonders zweckmäßig sein? Schön
kann mans doch nicht nennen.
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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