Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Litteratur mehr empfunden wurden, half man sich mit dem sicherlich nicht weniger edeln Barbarossas Freibrief für Hamburg. Von Dr-. Otto Rüdiger. Hamburg, 1839. In Kommission bei Lucas Grase Am 7. Mui 1189 vollzog Kaiser Friedrich I. zu Neuburg an der Donau Moralphilosophie gemeinverständlich dargestellt von Georg von Gizycki. Leipzig, Friedrich, (1889) Von dem Verfasser liegen uns zugleich zwei Jubilnumsaufsätze über Kant Litteratur mehr empfunden wurden, half man sich mit dem sicherlich nicht weniger edeln Barbarossas Freibrief für Hamburg. Von Dr-. Otto Rüdiger. Hamburg, 1839. In Kommission bei Lucas Grase Am 7. Mui 1189 vollzog Kaiser Friedrich I. zu Neuburg an der Donau Moralphilosophie gemeinverständlich dargestellt von Georg von Gizycki. Leipzig, Friedrich, (1889) Von dem Verfasser liegen uns zugleich zwei Jubilnumsaufsätze über Kant <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205217"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1366" prev="#ID_1365"> mehr empfunden wurden, half man sich mit dem sicherlich nicht weniger edeln<lb/> Gebrauch, Kindern die Namen verehrter, nacheifrnngswürdiger Persönlichkeiten der<lb/> Vorzeit zu geben. Auf die Ausmerzung der „heidnischen" Namen drang die<lb/> christliche Kirche überall eine Zeit laug wohl mit zu gutem Erfolg. Dagegen hat<lb/> sich schon seit der humanistischen Strömung und seit der nationalen im Anfang<lb/> dieses Jahrhunderts von selbst ein Rückschlag geltend gemacht. Die Namen Her¬<lb/> mann, Karl, Heinrich, Friedrich, Wilhelm u. s. w. siud gegenwärtig kaum in Gefahr,<lb/> auszusterbcn, mögen ihnen die Albrecht, Wolfgang, Ludwig immer kräftig zur<lb/> Seite treten. Aber warum Martin, Johannes, Maria, Elisabeth von der deutschen<lb/> Namcnstafel gelöscht werden sollen, weil sie nicht schon in den germanischen Ur¬<lb/> wäldern ertönten, ist wahrlich uicht einzusehen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Barbarossas Freibrief für Hamburg. Von Dr-. Otto Rüdiger. Hamburg, 1839.<lb/> In Kommission bei Lucas Grase</head><lb/> <p xml:id="ID_1367"> Am 7. Mui 1189 vollzog Kaiser Friedrich I. zu Neuburg an der Donau<lb/> deu Freibrief für Hamburg. Er war auf der Fahrt nach Regensburg, wo<lb/> sich das Kreuzheer zu dem Zuge sammelte, von dem der Kaiser nicht heim¬<lb/> kehren sollte. Auf die Bitte des Grafen Adolf von Schaumburg gewährte er<lb/> dessen in Hamburg wohnhaften Bürgern völlige Zollfreiheit vom Meer bis zur<lb/> Stadt und zurück, Freiheit von Zoll und jeglichem Umgeld in dem gesamten<lb/> Gebiete des Grafen, Fischfang in der Elbe und der Bille Weiderecht, Holzschlag,<lb/> Waldnähe, das Recht, die Pfennige der Münzer auf Gewicht und Reinheit zu<lb/> prüfen, Freiheit vom Waffendienste u. a. in. Sie durften sogar den Stadtzoll<lb/> für fremdes Gut auf den Eid eines Vertreters nach der Menge der Waaren ent¬<lb/> richten. Hegte der Zöllner Zweifel an der Richtigkeit der Erklärung, so müszte<lb/> er seine Klage in Hamburg anbringen. Es ist begreiflich, daß der Verein für<lb/> Hamburgische Geschichte die siebente Wiederkehr des für die Stadt so wichtigen<lb/> Tages nicht ungcfeiert lassen wollte, und er hat dies in der angemessensten Weise<lb/> durch Herstellung einer getreuen Nachbildung der Urkunde gethan, welcher Dr. Rüdiger,<lb/> dem wir die Herausgabe der Hamburgischen Zunftrolleu zu danken haben, eine<lb/> Übersicht über die früheste Entwicklung der Stadt und eine Erläuterung der beiden<lb/> Freibriefe, des kaiserlichen und des wenig ältern, durch den Graf Adolf der neuen<lb/> Stadt u. a. das indische Recht und das Marktrecht verlieh, beigegeben hat.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Moralphilosophie gemeinverständlich dargestellt von Georg von Gizycki.<lb/> Leipzig, Friedrich, (1889)</head><lb/> <p xml:id="ID_1368" next="#ID_1369"> Von dem Verfasser liegen uns zugleich zwei Jubilnumsaufsätze über Kant<lb/> und Schopenhauer in Sonderaufgabe vor, in denen das Licht ein wenig einseitig<lb/> von dem überzeitlichen Denker ans den „Philosophen der Jetztzeit" hcrübergeleitet<lb/> wird. Das obige größere Werk zeigt eigentümlichere Züge. Wenn dos Vorwort<lb/> einer Reihe von „lebenden Schriftstellern," die durch den ersten und letzten Namen,<lb/> Bain und Spencer, bezeichnet sind, Anregung und „Ausbildung des ethischen<lb/> Gedankenkreises" zu schulden bekennt, so beweist das Buch selbst, daß eigner<lb/> Gedankengang und reichere Anschauung von Geschichte, Litteratur und Leben den<lb/> Verfasser so ziemlich aus diesen wissenschaftlichen Kinderschuhen herausgebracht<lb/> haben. Der englischen Nützlichkeitsmoral scheinen die deutscheu absoluten Lebens¬<lb/> wertmesser Eintrag gethan zu haben, und so kämpft sichtlich der Geht-mich-uichts-<lb/> cm-Philister mit dem Dühringschen Entrüstungpcssimisten den hergebrachten Kampf<lb/> auch in diesen, Buche. Aber weder der eine noch der andre erhält gewöhnlich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
Litteratur
mehr empfunden wurden, half man sich mit dem sicherlich nicht weniger edeln
Gebrauch, Kindern die Namen verehrter, nacheifrnngswürdiger Persönlichkeiten der
Vorzeit zu geben. Auf die Ausmerzung der „heidnischen" Namen drang die
christliche Kirche überall eine Zeit laug wohl mit zu gutem Erfolg. Dagegen hat
sich schon seit der humanistischen Strömung und seit der nationalen im Anfang
dieses Jahrhunderts von selbst ein Rückschlag geltend gemacht. Die Namen Her¬
mann, Karl, Heinrich, Friedrich, Wilhelm u. s. w. siud gegenwärtig kaum in Gefahr,
auszusterbcn, mögen ihnen die Albrecht, Wolfgang, Ludwig immer kräftig zur
Seite treten. Aber warum Martin, Johannes, Maria, Elisabeth von der deutschen
Namcnstafel gelöscht werden sollen, weil sie nicht schon in den germanischen Ur¬
wäldern ertönten, ist wahrlich uicht einzusehen.
Barbarossas Freibrief für Hamburg. Von Dr-. Otto Rüdiger. Hamburg, 1839.
In Kommission bei Lucas Grase
Am 7. Mui 1189 vollzog Kaiser Friedrich I. zu Neuburg an der Donau
deu Freibrief für Hamburg. Er war auf der Fahrt nach Regensburg, wo
sich das Kreuzheer zu dem Zuge sammelte, von dem der Kaiser nicht heim¬
kehren sollte. Auf die Bitte des Grafen Adolf von Schaumburg gewährte er
dessen in Hamburg wohnhaften Bürgern völlige Zollfreiheit vom Meer bis zur
Stadt und zurück, Freiheit von Zoll und jeglichem Umgeld in dem gesamten
Gebiete des Grafen, Fischfang in der Elbe und der Bille Weiderecht, Holzschlag,
Waldnähe, das Recht, die Pfennige der Münzer auf Gewicht und Reinheit zu
prüfen, Freiheit vom Waffendienste u. a. in. Sie durften sogar den Stadtzoll
für fremdes Gut auf den Eid eines Vertreters nach der Menge der Waaren ent¬
richten. Hegte der Zöllner Zweifel an der Richtigkeit der Erklärung, so müszte
er seine Klage in Hamburg anbringen. Es ist begreiflich, daß der Verein für
Hamburgische Geschichte die siebente Wiederkehr des für die Stadt so wichtigen
Tages nicht ungcfeiert lassen wollte, und er hat dies in der angemessensten Weise
durch Herstellung einer getreuen Nachbildung der Urkunde gethan, welcher Dr. Rüdiger,
dem wir die Herausgabe der Hamburgischen Zunftrolleu zu danken haben, eine
Übersicht über die früheste Entwicklung der Stadt und eine Erläuterung der beiden
Freibriefe, des kaiserlichen und des wenig ältern, durch den Graf Adolf der neuen
Stadt u. a. das indische Recht und das Marktrecht verlieh, beigegeben hat.
Moralphilosophie gemeinverständlich dargestellt von Georg von Gizycki.
Leipzig, Friedrich, (1889)
Von dem Verfasser liegen uns zugleich zwei Jubilnumsaufsätze über Kant
und Schopenhauer in Sonderaufgabe vor, in denen das Licht ein wenig einseitig
von dem überzeitlichen Denker ans den „Philosophen der Jetztzeit" hcrübergeleitet
wird. Das obige größere Werk zeigt eigentümlichere Züge. Wenn dos Vorwort
einer Reihe von „lebenden Schriftstellern," die durch den ersten und letzten Namen,
Bain und Spencer, bezeichnet sind, Anregung und „Ausbildung des ethischen
Gedankenkreises" zu schulden bekennt, so beweist das Buch selbst, daß eigner
Gedankengang und reichere Anschauung von Geschichte, Litteratur und Leben den
Verfasser so ziemlich aus diesen wissenschaftlichen Kinderschuhen herausgebracht
haben. Der englischen Nützlichkeitsmoral scheinen die deutscheu absoluten Lebens¬
wertmesser Eintrag gethan zu haben, und so kämpft sichtlich der Geht-mich-uichts-
cm-Philister mit dem Dühringschen Entrüstungpcssimisten den hergebrachten Kampf
auch in diesen, Buche. Aber weder der eine noch der andre erhält gewöhnlich
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