Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Hans Hopfens Theater

Genius des Ruhmes.
spitzfindig Pfttfflein!
Münchener Kindel.

Sei nur wieder gut;
Schau, wenn des Ruhmes Anspruch darauf ruht,
Daß man der Menschheit Gutes thut,
Dann, mein' ich, darf mit triftgem Grunde
Die alte Stadt, in der loir leben,
Die Hand nach deinem Kranze heben.
Denn ans dem weiten Erdenrunde
Erobert sich der braune Trank,
Den wir so wunderbar bereiten,
Die Menschheit, und sie weiß ihm dafür Dank.
Sieh, hinter unserm Brauerwagen schreiten
Behagen, Bürgersinn und Kunstverstand
Wohlthätig in das durstige Land,
Und vor demselben (demselben!) flieht, gestreckten Trabs,
Der Menschenfeind, der Massenmörder Schnaps.
Des Einzlcn (!) wie der Völker Wohlbehagen,
Das allzuhäufig nur gefährdet ist,
Beruht zumeist auf einem guten Magen.
Wer viel genießt und alles kann vertragen,
Gesunder Zecher wird kein Pessimist.

Der Genius gesteht endlich zu, daß es ihm gar nicht Ernst damit gewesen sei,
dem Münchener Kindel das Lob des Königs streitig zu machen.


Es pflegt der Mensch Wohlthaten zu vergessen,
Und wer da Großes wollte, wird begeifert.
Drum hört' ichs gerne, daß du dich ereifert.
Denn was man erst mit Leidenschaft versieht,
Vergißt man hoffentlich auch später nicht.

Die Nebel verschwinden, und man sieht in der Walhalla die Büste König
Ludwigs.




Hans Hopfens Theater

Genius des Ruhmes.
spitzfindig Pfttfflein!
Münchener Kindel.

Sei nur wieder gut;
Schau, wenn des Ruhmes Anspruch darauf ruht,
Daß man der Menschheit Gutes thut,
Dann, mein' ich, darf mit triftgem Grunde
Die alte Stadt, in der loir leben,
Die Hand nach deinem Kranze heben.
Denn ans dem weiten Erdenrunde
Erobert sich der braune Trank,
Den wir so wunderbar bereiten,
Die Menschheit, und sie weiß ihm dafür Dank.
Sieh, hinter unserm Brauerwagen schreiten
Behagen, Bürgersinn und Kunstverstand
Wohlthätig in das durstige Land,
Und vor demselben (demselben!) flieht, gestreckten Trabs,
Der Menschenfeind, der Massenmörder Schnaps.
Des Einzlcn (!) wie der Völker Wohlbehagen,
Das allzuhäufig nur gefährdet ist,
Beruht zumeist auf einem guten Magen.
Wer viel genießt und alles kann vertragen,
Gesunder Zecher wird kein Pessimist.

Der Genius gesteht endlich zu, daß es ihm gar nicht Ernst damit gewesen sei,
dem Münchener Kindel das Lob des Königs streitig zu machen.


Es pflegt der Mensch Wohlthaten zu vergessen,
Und wer da Großes wollte, wird begeifert.
Drum hört' ichs gerne, daß du dich ereifert.
Denn was man erst mit Leidenschaft versieht,
Vergißt man hoffentlich auch später nicht.

Die Nebel verschwinden, und man sieht in der Walhalla die Büste König
Ludwigs.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0048" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204779"/>
          <fw type="header" place="top"> Hans Hopfens Theater</fw><lb/>
          <quote> Genius des Ruhmes.<lb/>
spitzfindig Pfttfflein!<lb/>
Münchener Kindel.</quote><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_1" type="poem">
              <l> Sei nur wieder gut;<lb/>
Schau, wenn des Ruhmes Anspruch darauf ruht,<lb/>
Daß man der Menschheit Gutes thut,<lb/>
Dann, mein' ich, darf mit triftgem Grunde<lb/>
Die alte Stadt, in der loir leben,<lb/>
Die Hand nach deinem Kranze heben.<lb/>
Denn ans dem weiten Erdenrunde<lb/>
Erobert sich der braune Trank,<lb/>
Den wir so wunderbar bereiten,<lb/>
Die Menschheit, und sie weiß ihm dafür Dank.<lb/>
Sieh, hinter unserm Brauerwagen schreiten<lb/>
Behagen, Bürgersinn und Kunstverstand<lb/>
Wohlthätig in das durstige Land,<lb/>
Und vor demselben (demselben!) flieht, gestreckten Trabs,<lb/>
Der Menschenfeind, der Massenmörder Schnaps.<lb/>
Des Einzlcn (!) wie der Völker Wohlbehagen,<lb/>
Das allzuhäufig nur gefährdet ist,<lb/>
Beruht zumeist auf einem guten Magen.<lb/>
Wer viel genießt und alles kann vertragen,<lb/>
Gesunder Zecher wird kein Pessimist.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_113" prev="#ID_112" next="#ID_114"> Der Genius gesteht endlich zu, daß es ihm gar nicht Ernst damit gewesen sei,<lb/>
dem Münchener Kindel das Lob des Königs streitig zu machen.</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_2" type="poem">
              <l> Es pflegt der Mensch Wohlthaten zu vergessen,<lb/>
Und wer da Großes wollte, wird begeifert.<lb/>
Drum hört' ichs gerne, daß du dich ereifert.<lb/>
Denn was man erst mit Leidenschaft versieht,<lb/>
Vergißt man hoffentlich auch später nicht.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_114" prev="#ID_113"> Die Nebel verschwinden, und man sieht in der Walhalla die Büste König<lb/>
Ludwigs.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0048] Hans Hopfens Theater Genius des Ruhmes. spitzfindig Pfttfflein! Münchener Kindel. Sei nur wieder gut; Schau, wenn des Ruhmes Anspruch darauf ruht, Daß man der Menschheit Gutes thut, Dann, mein' ich, darf mit triftgem Grunde Die alte Stadt, in der loir leben, Die Hand nach deinem Kranze heben. Denn ans dem weiten Erdenrunde Erobert sich der braune Trank, Den wir so wunderbar bereiten, Die Menschheit, und sie weiß ihm dafür Dank. Sieh, hinter unserm Brauerwagen schreiten Behagen, Bürgersinn und Kunstverstand Wohlthätig in das durstige Land, Und vor demselben (demselben!) flieht, gestreckten Trabs, Der Menschenfeind, der Massenmörder Schnaps. Des Einzlcn (!) wie der Völker Wohlbehagen, Das allzuhäufig nur gefährdet ist, Beruht zumeist auf einem guten Magen. Wer viel genießt und alles kann vertragen, Gesunder Zecher wird kein Pessimist. Der Genius gesteht endlich zu, daß es ihm gar nicht Ernst damit gewesen sei, dem Münchener Kindel das Lob des Königs streitig zu machen. Es pflegt der Mensch Wohlthaten zu vergessen, Und wer da Großes wollte, wird begeifert. Drum hört' ichs gerne, daß du dich ereifert. Denn was man erst mit Leidenschaft versieht, Vergißt man hoffentlich auch später nicht. Die Nebel verschwinden, und man sieht in der Walhalla die Büste König Ludwigs.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/48
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/48>, abgerufen am 05.02.2025.