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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

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Die Zveimarische Ausgabe von Goethes Briefes

wie es in Deutschland aussah zu eiuer Zeit, als man aus die nationale Ver¬
teidigung gar keinen Wert legte und alles den einzelnen Kreisen oder Staaten
überließ. Die Lehre sür die Gegenwart wäg sich jeder selbst daraus ziehen.

Einer Auffassung möchten wir hier aber doch noch entgegentreten und
zwar der, als ob in jener Zeit die alte deutsche Tapferkeit ans dem deutschen
Volke verschwunden gewesen wäre. Wie hoch wan die Tapferkeit der deutschen
Truppen anschlug, beweisen die nwnnigfnchsten Nnssprüche fremder Fürsten
oder Gesandten der damaligen Zeit. Vorzüglich auf den Schlachtfeldern in
Ungarn gegen die Türken bewährte sich die deutsche Tapferkeit aufs glänzendste.




Die Weimarische Ausgabe von Goethes Briefen
von Heinrich Düntzer

MM^MA.eZ
KM?as wir von dieser Abteilung der großen Goetheausgabe gefürchtet
hatten, ist weit schlimmer eingetroffen. Wenn der von Hirzels
Sammlung "Der junge Goethe" hergenommene Plan, alle vor¬
handenen Briefe Goethes zu geben, herausgerissen aus dem frisch
quellenden Leben wechselseitiger Rede und Gegenrede und bunt
durch einander gewürfelt, bloß an den Faden der Zeit gereiht, uns eine heil¬
lose Verschwendung schien, die nicht einmal den Zweck eines vollständigen
Bildes seiner schriftlichen Mitteilung an Freunde und Bekannte erfüllt, da
unzählige Briefe verloren gegangen sind, außerordentlich viele der Zeitangabe
entbehren, weshalb manche nicht sicher eingeordnet werden können, so erwarteten
nur doch eiuen zuverlässigen Abdruck mit sicherer Beseitigung aller offenbaren
Schreibfehler, eine durchaus gleichmäßige Behandlung und eine auf gründlicher
Kenntnis beruhende, mit wissenschaftlichem Ernst geführte Untersuchung der


Wilhelms von Ornuien war es zu verdanken, daß sich fast ganz Westeuropa dem franzö¬
sischen Hcrrschnftsgelüste entgegeustcmmte. Bis 1697 wütete der Kampf mit wechselndem Glück;
der Friede zu Ryswick machte dem Ringen zwischen Frankreich einerseits und Deutschland,
England, den Niederlanden und Spanien anderseits ein Ende. Ein Zurückweichen des fran¬
zösischen Übergewichts war die Folge des großen Krieges; das deutsche Reich mußte aber trotz¬
dem die Kosten desselben tragen. Frankreich gab einige Eroberungen ans dem rechten Rhein¬
ufer zurück, dagegen behielt es alles, was es auf dein linken Rheinufer sich angeeignet hatte,
darunter Straßburg, das der "Krone Galliens" einverleibt und dessen Name in der deutschen
Reichsmatrikel gelöscht wurde.
Die Zveimarische Ausgabe von Goethes Briefes

wie es in Deutschland aussah zu eiuer Zeit, als man aus die nationale Ver¬
teidigung gar keinen Wert legte und alles den einzelnen Kreisen oder Staaten
überließ. Die Lehre sür die Gegenwart wäg sich jeder selbst daraus ziehen.

Einer Auffassung möchten wir hier aber doch noch entgegentreten und
zwar der, als ob in jener Zeit die alte deutsche Tapferkeit ans dem deutschen
Volke verschwunden gewesen wäre. Wie hoch wan die Tapferkeit der deutschen
Truppen anschlug, beweisen die nwnnigfnchsten Nnssprüche fremder Fürsten
oder Gesandten der damaligen Zeit. Vorzüglich auf den Schlachtfeldern in
Ungarn gegen die Türken bewährte sich die deutsche Tapferkeit aufs glänzendste.




Die Weimarische Ausgabe von Goethes Briefen
von Heinrich Düntzer

MM^MA.eZ
KM?as wir von dieser Abteilung der großen Goetheausgabe gefürchtet
hatten, ist weit schlimmer eingetroffen. Wenn der von Hirzels
Sammlung „Der junge Goethe" hergenommene Plan, alle vor¬
handenen Briefe Goethes zu geben, herausgerissen aus dem frisch
quellenden Leben wechselseitiger Rede und Gegenrede und bunt
durch einander gewürfelt, bloß an den Faden der Zeit gereiht, uns eine heil¬
lose Verschwendung schien, die nicht einmal den Zweck eines vollständigen
Bildes seiner schriftlichen Mitteilung an Freunde und Bekannte erfüllt, da
unzählige Briefe verloren gegangen sind, außerordentlich viele der Zeitangabe
entbehren, weshalb manche nicht sicher eingeordnet werden können, so erwarteten
nur doch eiuen zuverlässigen Abdruck mit sicherer Beseitigung aller offenbaren
Schreibfehler, eine durchaus gleichmäßige Behandlung und eine auf gründlicher
Kenntnis beruhende, mit wissenschaftlichem Ernst geführte Untersuchung der


Wilhelms von Ornuien war es zu verdanken, daß sich fast ganz Westeuropa dem franzö¬
sischen Hcrrschnftsgelüste entgegeustcmmte. Bis 1697 wütete der Kampf mit wechselndem Glück;
der Friede zu Ryswick machte dem Ringen zwischen Frankreich einerseits und Deutschland,
England, den Niederlanden und Spanien anderseits ein Ende. Ein Zurückweichen des fran¬
zösischen Übergewichts war die Folge des großen Krieges; das deutsche Reich mußte aber trotz¬
dem die Kosten desselben tragen. Frankreich gab einige Eroberungen ans dem rechten Rhein¬
ufer zurück, dagegen behielt es alles, was es auf dein linken Rheinufer sich angeeignet hatte,
darunter Straßburg, das der „Krone Galliens" einverleibt und dessen Name in der deutschen
Reichsmatrikel gelöscht wurde.
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[0424] Die Zveimarische Ausgabe von Goethes Briefes wie es in Deutschland aussah zu eiuer Zeit, als man aus die nationale Ver¬ teidigung gar keinen Wert legte und alles den einzelnen Kreisen oder Staaten überließ. Die Lehre sür die Gegenwart wäg sich jeder selbst daraus ziehen. Einer Auffassung möchten wir hier aber doch noch entgegentreten und zwar der, als ob in jener Zeit die alte deutsche Tapferkeit ans dem deutschen Volke verschwunden gewesen wäre. Wie hoch wan die Tapferkeit der deutschen Truppen anschlug, beweisen die nwnnigfnchsten Nnssprüche fremder Fürsten oder Gesandten der damaligen Zeit. Vorzüglich auf den Schlachtfeldern in Ungarn gegen die Türken bewährte sich die deutsche Tapferkeit aufs glänzendste. Die Weimarische Ausgabe von Goethes Briefen von Heinrich Düntzer MM^MA.eZ KM?as wir von dieser Abteilung der großen Goetheausgabe gefürchtet hatten, ist weit schlimmer eingetroffen. Wenn der von Hirzels Sammlung „Der junge Goethe" hergenommene Plan, alle vor¬ handenen Briefe Goethes zu geben, herausgerissen aus dem frisch quellenden Leben wechselseitiger Rede und Gegenrede und bunt durch einander gewürfelt, bloß an den Faden der Zeit gereiht, uns eine heil¬ lose Verschwendung schien, die nicht einmal den Zweck eines vollständigen Bildes seiner schriftlichen Mitteilung an Freunde und Bekannte erfüllt, da unzählige Briefe verloren gegangen sind, außerordentlich viele der Zeitangabe entbehren, weshalb manche nicht sicher eingeordnet werden können, so erwarteten nur doch eiuen zuverlässigen Abdruck mit sicherer Beseitigung aller offenbaren Schreibfehler, eine durchaus gleichmäßige Behandlung und eine auf gründlicher Kenntnis beruhende, mit wissenschaftlichem Ernst geführte Untersuchung der Wilhelms von Ornuien war es zu verdanken, daß sich fast ganz Westeuropa dem franzö¬ sischen Hcrrschnftsgelüste entgegeustcmmte. Bis 1697 wütete der Kampf mit wechselndem Glück; der Friede zu Ryswick machte dem Ringen zwischen Frankreich einerseits und Deutschland, England, den Niederlanden und Spanien anderseits ein Ende. Ein Zurückweichen des fran¬ zösischen Übergewichts war die Folge des großen Krieges; das deutsche Reich mußte aber trotz¬ dem die Kosten desselben tragen. Frankreich gab einige Eroberungen ans dem rechten Rhein¬ ufer zurück, dagegen behielt es alles, was es auf dein linken Rheinufer sich angeeignet hatte, darunter Straßburg, das der „Krone Galliens" einverleibt und dessen Name in der deutschen Reichsmatrikel gelöscht wurde.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/424>, abgerufen am 05.02.2025.