Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Die Fortpflanzung elektrischer Kräfte lautet er: Das Licht muß sich in Terpentinöl l'/z, in Alkohol 5 mal so Immerhin blieb eine gewisse Unsicherheit bezüglich unsers Fortschrittes ^.IZ sei ein gerader Draht, der an jedem Ende eine Kugel trügt, ein Die Fortpflanzung elektrischer Kräfte lautet er: Das Licht muß sich in Terpentinöl l'/z, in Alkohol 5 mal so Immerhin blieb eine gewisse Unsicherheit bezüglich unsers Fortschrittes ^.IZ sei ein gerader Draht, der an jedem Ende eine Kugel trügt, ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0035" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204766"/> <fw type="header" place="top"> Die Fortpflanzung elektrischer Kräfte</fw><lb/> <p xml:id="ID_77" prev="#ID_76"> lautet er: Das Licht muß sich in Terpentinöl l'/z, in Alkohol 5 mal so<lb/> langsam fortpflanzen wie in Luft; denn eine elektrische Störung hat ja diese<lb/> Eigenschaft." Nun giebt die Optik uns Mittel an die Hand, die Geschwindigkeit<lb/> des Lichts in durchsichtigen Körpern sehr bequem und genau zu messen. Und<lb/> da findet man beispielsweise, daß das Licht im Terpentinöl 1,47, in Alkohol<lb/> 1,37 mal langsamer fortschreitet als in der Luft. Die Zahl für Terpentinöl<lb/> stimmt ziemlich mit der vorausberechneten, dle für Alkohol aber durchaus<lb/> nicht; Maxwell verlangt 5, und die Beobachtung liefert kaum mehr als 1^/.,.<lb/> Dasselbe Verhältnis zeigt sich bei den entsprechenden Zahlen für andre Stoffe;<lb/> einige stimmen leidlich, andre nicht einmal annähernd. Hier bleibt also kein<lb/> andrer Schluß möglich als der: Maxwells Theorie ist entweder in der Haupt¬<lb/> fache falsch, oder sie muß in Nebendingen einen Irrtum enthalten. Das erstere<lb/> ist nun nicht wahrscheinlich; die Übereinstimmung der beiden Zahlen für die<lb/> Lichtgeschwindigkeit im leeren Äther und für die Störuugsgeschwmdigkeit im<lb/> freien Medium ist so auffallend, daß sie kein Zufall sein kann. Der andre<lb/> Fall dagegen ist durchaus möglich; Maxwell hat wahrscheinlich bei Aufstellung<lb/> seiner Theorie einige Nebenumstände nicht berücksichtigt, die, wenn man sie erst<lb/> in Rechnung zieht, den zweiten Satz so abändern, daß er ohne Fehler auf das<lb/> Licht anwendbar wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_78"> Immerhin blieb eine gewisse Unsicherheit bezüglich unsers Fortschrittes<lb/> bestehen. Diese ist nun gegen Ende des vorigen Jahres durch eine geniale<lb/> Experimentaluntersnchung von Hertz in Carlsruhe gehoben worden. Wir können<lb/> nicht auf den ganzen, reichen Inhalt der Hertzschen Abhandlungen eingehen; wir<lb/> wollen uur das hervorheben, was unmittelbar auf unsern Gegenstand Bezug<lb/> hat. Hertz studirte zunächst elektrische Schwingungen und die dnrch sie induzirteu<lb/> sekundären Schwingungen. Er benutzte schließlich eilten Apparat, in dem die<lb/> Elektrizität tausend Millionen Schwingungen in der Sekunde machte, und<lb/> fand unter anderm, daß in einiger Entfernung von diesem die induzirten Kräfte<lb/> stets parallel der ursprünglichen Schwingung waren. Wir wollen nun zu¬<lb/> sehen, wie sich der Äther in der Umgebung eines solchen Körpers verhalten muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_79" next="#ID_80"> ^.IZ sei ein gerader Draht, der an jedem Ende eine Kugel trügt, ein<lb/> zweiter, der in der Verlängerung des ersten liegt. Zwischen L und L sei ein<lb/> Abstand von einigen Millimetern. Das ganze System ^L<ÜI) stehe isolirt in<lb/> der Luft; es bilde den Körper, in welchem eine Schwingung vor sich gehen<lb/> soll. Von ? aus lasse man plötzlich einen Funken von positiver Elektrizität<lb/> auf ^ überschlagen. Dann beginnen die Schwingungen; in einer Tausend¬<lb/> milliontel Sekunde stürzt die Elektrizität über L hin, durchschreitet die Luft<lb/> zwischen L und v als Funke und geht bis v; von da prallt sie zurück, geht<lb/> in der nächsten Tauseudmilliontel Sekunde nach von da wieder nach L u. f. w.,<lb/> bis nach einer Anzahl von Schwingungen das Gleichgewicht hergestellt ist.<lb/> In dem Augenblicke, wo die erste Schwingung von ^ nach v hin beginnt, wird</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
Die Fortpflanzung elektrischer Kräfte
lautet er: Das Licht muß sich in Terpentinöl l'/z, in Alkohol 5 mal so
langsam fortpflanzen wie in Luft; denn eine elektrische Störung hat ja diese
Eigenschaft." Nun giebt die Optik uns Mittel an die Hand, die Geschwindigkeit
des Lichts in durchsichtigen Körpern sehr bequem und genau zu messen. Und
da findet man beispielsweise, daß das Licht im Terpentinöl 1,47, in Alkohol
1,37 mal langsamer fortschreitet als in der Luft. Die Zahl für Terpentinöl
stimmt ziemlich mit der vorausberechneten, dle für Alkohol aber durchaus
nicht; Maxwell verlangt 5, und die Beobachtung liefert kaum mehr als 1^/.,.
Dasselbe Verhältnis zeigt sich bei den entsprechenden Zahlen für andre Stoffe;
einige stimmen leidlich, andre nicht einmal annähernd. Hier bleibt also kein
andrer Schluß möglich als der: Maxwells Theorie ist entweder in der Haupt¬
fache falsch, oder sie muß in Nebendingen einen Irrtum enthalten. Das erstere
ist nun nicht wahrscheinlich; die Übereinstimmung der beiden Zahlen für die
Lichtgeschwindigkeit im leeren Äther und für die Störuugsgeschwmdigkeit im
freien Medium ist so auffallend, daß sie kein Zufall sein kann. Der andre
Fall dagegen ist durchaus möglich; Maxwell hat wahrscheinlich bei Aufstellung
seiner Theorie einige Nebenumstände nicht berücksichtigt, die, wenn man sie erst
in Rechnung zieht, den zweiten Satz so abändern, daß er ohne Fehler auf das
Licht anwendbar wird.
Immerhin blieb eine gewisse Unsicherheit bezüglich unsers Fortschrittes
bestehen. Diese ist nun gegen Ende des vorigen Jahres durch eine geniale
Experimentaluntersnchung von Hertz in Carlsruhe gehoben worden. Wir können
nicht auf den ganzen, reichen Inhalt der Hertzschen Abhandlungen eingehen; wir
wollen uur das hervorheben, was unmittelbar auf unsern Gegenstand Bezug
hat. Hertz studirte zunächst elektrische Schwingungen und die dnrch sie induzirteu
sekundären Schwingungen. Er benutzte schließlich eilten Apparat, in dem die
Elektrizität tausend Millionen Schwingungen in der Sekunde machte, und
fand unter anderm, daß in einiger Entfernung von diesem die induzirten Kräfte
stets parallel der ursprünglichen Schwingung waren. Wir wollen nun zu¬
sehen, wie sich der Äther in der Umgebung eines solchen Körpers verhalten muß.
^.IZ sei ein gerader Draht, der an jedem Ende eine Kugel trügt, ein
zweiter, der in der Verlängerung des ersten liegt. Zwischen L und L sei ein
Abstand von einigen Millimetern. Das ganze System ^L<ÜI) stehe isolirt in
der Luft; es bilde den Körper, in welchem eine Schwingung vor sich gehen
soll. Von ? aus lasse man plötzlich einen Funken von positiver Elektrizität
auf ^ überschlagen. Dann beginnen die Schwingungen; in einer Tausend¬
milliontel Sekunde stürzt die Elektrizität über L hin, durchschreitet die Luft
zwischen L und v als Funke und geht bis v; von da prallt sie zurück, geht
in der nächsten Tauseudmilliontel Sekunde nach von da wieder nach L u. f. w.,
bis nach einer Anzahl von Schwingungen das Gleichgewicht hergestellt ist.
In dem Augenblicke, wo die erste Schwingung von ^ nach v hin beginnt, wird
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