Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.als seine Arbeiter. Diese läßt sich zwar bis zu einem gewissen Grade durch Schul¬ Wir brauchen als ans ein weiteres Beispiel nur noch auf den großen Um also das Ergebnis aus diesen Erörterungen zu ziehen, so können wir Um dieser Auffassung Eingang zu verschaffen, muß man zunächst da anfangen, als seine Arbeiter. Diese läßt sich zwar bis zu einem gewissen Grade durch Schul¬ Wir brauchen als ans ein weiteres Beispiel nur noch auf den großen Um also das Ergebnis aus diesen Erörterungen zu ziehen, so können wir Um dieser Auffassung Eingang zu verschaffen, muß man zunächst da anfangen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204925"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_468" prev="#ID_467"> als seine Arbeiter. Diese läßt sich zwar bis zu einem gewissen Grade durch Schul¬<lb/> unterricht, durch Besuch von Universitäten oder Polytechniker erwerben, aber die<lb/> Hauptsache bleibt zuletzt doch die Erziehung im Hause oder die Selbsterziehung.<lb/> Der eine erreicht dies Ziel auf diesem, der andre auf jenem Wege; allgemeingültige<lb/> Vorschriften lassen sich darüber nicht aufstellen, es kann nur die fertige Thatsache<lb/> entscheiden. Es ist daher keineswegs richtig, wenn heutzutage in einzelnen Fabriken<lb/> bei der Anstellung höherer Werkbeamtcr ein so hoher Wert auf höchst eingehende<lb/> fachwissenschaftliche Ausbildung gelegt wird; sie braucht uicht in dem Grade vor¬<lb/> handen zu sein, wie sie gewöhnlich gefordert wird; neben ihr ist etwas andres<lb/> notwendig, was auch durch eine noch so lange Reihe von Studienjahren nur un¬<lb/> vollkommen erreicht werden kann, wenn es nicht bereits daneben da war, nämlich<lb/> ein geistiges Uebcrragen des Durchschnittes. Durch eine übermäßig ausgedehnte<lb/> Studienzeit, mag diese nnn rein theoretisch auf Schulen und Hochschulen erfolgen,<lb/> oder mit etwas praktischen Nebenwerk, wird nur eins mit Sicherheit erzielt werden:<lb/> die Fähigkeit, auf Fragen, die diese Wissenschaft betreffen, mit Geläufigkeit zu<lb/> antworten; nützliche allgemeinere Fähigkeiten werden nur in ganz geringern Maße<lb/> erreicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_469"> Wir brauchen als ans ein weiteres Beispiel nur noch auf den großen<lb/> Grundbesitzer hinzuweisen, bei dem es auch uicht allein damit gethan ist, wenn<lb/> er in landwirtschaftlichen Dingen so gut Bescheid weiß wie seine Knechte. Freilich<lb/> muß er auch das wissen, aber daneben muß er vornehmlich seine Leute geistig<lb/> überragen, sie müssen zu seiner Führung Vertrauen habe», und er muß befähigt<lb/> sein, sie zu leiten. Auf landwirtschaftlichen Fachschulen kaun er das nicht lernen,<lb/> wenn uicht das Zeug in ihm ist, daß er es auch wohl außerhalb derselben lernen<lb/> könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_470"> Um also das Ergebnis aus diesen Erörterungen zu ziehen, so können wir<lb/> sagen, die höhere Berufsart besteht nicht allein darin, daß sie mehr in ihrem be¬<lb/> stimmten Fache weiß, als die untere. Um zu einer höhern Berufsart tauglich zu<lb/> sein, muß man nicht allein etwas Bestimmtes lernen, sondern man muß vor allem<lb/> auf eine bestimmte Art hierzu erzogen sein oder sich selbst erzogen haben. Die<lb/> höhere Berufsart kann nicht erlernt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_471" next="#ID_472"> Um dieser Auffassung Eingang zu verschaffen, muß man zunächst da anfangen,<lb/> wo die Not am größten ist, nämlich bei den höhern Beamtcnlaufbahuen. Mau<lb/> höre endlich damit auf, dem Andrange damit steuern zu wollen, daß man immer<lb/> noch mehr Erlerntes verlangt, ein Vorgehen, das wirklich geeignete Kräfte ab¬<lb/> schrecken kann und dem wahren Sachverhalt geradezu widerspricht; mau versuche<lb/> keine kleinlichen Gegenmaßregeln, wie beispielsweise die, die in den diesjährigen<lb/> Debatten des preußische» Abgeordnetenhauses zum Ausdruck gelaugte, nämlich die,<lb/> möglichst wenig Anstalten mit Berechtigungen, die zu höheren Beamtenlaufbahnen<lb/> erforderlich sind, neu auszustatten. Dadurch wird man dem Übel gnr nicht steuern.<lb/> Sondern man stelle sich auf deu Standpunkt, daß man die wieder aus dem Staats¬<lb/> dienste entläßt, die sich im wirklichen Praktischen Dienste nicht bewähren, nicht aber in<lb/> einem Vorbereitungsdienste, der nur scheinbar ein praktischer Dienst, in Wirklichkeit aber<lb/> ein fortgesetztes Erlernen theoretischer, großenteils unnützer Kenntnisse ist. Und<lb/> damit das möglich sei, ohne gleichzeitig eine Menge doch immerhin nützliche Kräfte<lb/> des Volkes dauernd zu zerstören, richte man die Vorbildung für alle Bcamten-<lb/> klassen so ein, daß nach Beendigung derselben der Übergang zu einer andern<lb/> Berufsart nicht zur Unmöglichkeit wird. Wenn man so vorgeht, wird man auf<lb/> das Maß der erforderlichen Vorbildung gelangen, das auch für das fragliche Amt</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0194]
als seine Arbeiter. Diese läßt sich zwar bis zu einem gewissen Grade durch Schul¬
unterricht, durch Besuch von Universitäten oder Polytechniker erwerben, aber die
Hauptsache bleibt zuletzt doch die Erziehung im Hause oder die Selbsterziehung.
Der eine erreicht dies Ziel auf diesem, der andre auf jenem Wege; allgemeingültige
Vorschriften lassen sich darüber nicht aufstellen, es kann nur die fertige Thatsache
entscheiden. Es ist daher keineswegs richtig, wenn heutzutage in einzelnen Fabriken
bei der Anstellung höherer Werkbeamtcr ein so hoher Wert auf höchst eingehende
fachwissenschaftliche Ausbildung gelegt wird; sie braucht uicht in dem Grade vor¬
handen zu sein, wie sie gewöhnlich gefordert wird; neben ihr ist etwas andres
notwendig, was auch durch eine noch so lange Reihe von Studienjahren nur un¬
vollkommen erreicht werden kann, wenn es nicht bereits daneben da war, nämlich
ein geistiges Uebcrragen des Durchschnittes. Durch eine übermäßig ausgedehnte
Studienzeit, mag diese nnn rein theoretisch auf Schulen und Hochschulen erfolgen,
oder mit etwas praktischen Nebenwerk, wird nur eins mit Sicherheit erzielt werden:
die Fähigkeit, auf Fragen, die diese Wissenschaft betreffen, mit Geläufigkeit zu
antworten; nützliche allgemeinere Fähigkeiten werden nur in ganz geringern Maße
erreicht.
Wir brauchen als ans ein weiteres Beispiel nur noch auf den großen
Grundbesitzer hinzuweisen, bei dem es auch uicht allein damit gethan ist, wenn
er in landwirtschaftlichen Dingen so gut Bescheid weiß wie seine Knechte. Freilich
muß er auch das wissen, aber daneben muß er vornehmlich seine Leute geistig
überragen, sie müssen zu seiner Führung Vertrauen habe», und er muß befähigt
sein, sie zu leiten. Auf landwirtschaftlichen Fachschulen kaun er das nicht lernen,
wenn uicht das Zeug in ihm ist, daß er es auch wohl außerhalb derselben lernen
könnte.
Um also das Ergebnis aus diesen Erörterungen zu ziehen, so können wir
sagen, die höhere Berufsart besteht nicht allein darin, daß sie mehr in ihrem be¬
stimmten Fache weiß, als die untere. Um zu einer höhern Berufsart tauglich zu
sein, muß man nicht allein etwas Bestimmtes lernen, sondern man muß vor allem
auf eine bestimmte Art hierzu erzogen sein oder sich selbst erzogen haben. Die
höhere Berufsart kann nicht erlernt werden.
Um dieser Auffassung Eingang zu verschaffen, muß man zunächst da anfangen,
wo die Not am größten ist, nämlich bei den höhern Beamtcnlaufbahuen. Mau
höre endlich damit auf, dem Andrange damit steuern zu wollen, daß man immer
noch mehr Erlerntes verlangt, ein Vorgehen, das wirklich geeignete Kräfte ab¬
schrecken kann und dem wahren Sachverhalt geradezu widerspricht; mau versuche
keine kleinlichen Gegenmaßregeln, wie beispielsweise die, die in den diesjährigen
Debatten des preußische» Abgeordnetenhauses zum Ausdruck gelaugte, nämlich die,
möglichst wenig Anstalten mit Berechtigungen, die zu höheren Beamtenlaufbahnen
erforderlich sind, neu auszustatten. Dadurch wird man dem Übel gnr nicht steuern.
Sondern man stelle sich auf deu Standpunkt, daß man die wieder aus dem Staats¬
dienste entläßt, die sich im wirklichen Praktischen Dienste nicht bewähren, nicht aber in
einem Vorbereitungsdienste, der nur scheinbar ein praktischer Dienst, in Wirklichkeit aber
ein fortgesetztes Erlernen theoretischer, großenteils unnützer Kenntnisse ist. Und
damit das möglich sei, ohne gleichzeitig eine Menge doch immerhin nützliche Kräfte
des Volkes dauernd zu zerstören, richte man die Vorbildung für alle Bcamten-
klassen so ein, daß nach Beendigung derselben der Übergang zu einer andern
Berufsart nicht zur Unmöglichkeit wird. Wenn man so vorgeht, wird man auf
das Maß der erforderlichen Vorbildung gelangen, das auch für das fragliche Amt
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