Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Aus den Denkwürdigkeiten des Herzogs von Koburg-Gotha ihn nicht durch sie, sondern durch Herrn v. Bismarck ersetzein Und wirklich Das mag wahr sein. Wenn dann aber von "Gefahren", von "unver¬ Aus den Denkwürdigkeiten des Herzogs von Koburg-Gotha ihn nicht durch sie, sondern durch Herrn v. Bismarck ersetzein Und wirklich Das mag wahr sein. Wenn dann aber von „Gefahren", von „unver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204903"/> <fw type="header" place="top"> Aus den Denkwürdigkeiten des Herzogs von Koburg-Gotha</fw><lb/> <p xml:id="ID_422" prev="#ID_421"> ihn nicht durch sie, sondern durch Herrn v. Bismarck ersetzein Und wirklich<lb/> berichtete mau dein Herzog schon nach wenig Tagen etwas verstimmt ans<lb/> jenen Kreisen, daß alles beim alten bliebe; „denn t-lie KinA ng.8 mors Anm<lb/> <zohr mis voor ^og.^ vonn Nantvullel. Er weiß zu viel von ihm und halt ihn<lb/> bei mehr als einem Stricke um den Hals. Manteuffel ist völlig -uns as-musc,<lb/> mithin brauchbarer als eine s-ins mein nig-innvo, denn die a-ins äg.innL6 thut<lb/> alles, während die andre doch mitunter hockt." „In der That war," wie der<lb/> Verfasser unsrer Selbstbiographie mit Bezug hieraus weiter bemerkt, „für die<lb/> Vertreter der liberalen Richtung in Preußen für den Augenblick kaum Aussicht<lb/> vorhanden, emporzukommen, und viele der verehrten Männer, welche zu mir<lb/> oder dem Koburg-Gothaischen Verein Beziehungen angeknüpft hatten, suchten<lb/> diese mehr im Hinblick auf den Prinzen von Preußen, von dessen Nachfolge<lb/> man erst einen Umschwung der politischen Lage erwartete. Ich besuchte öfters<lb/> in Berlin die Versammlungen jener Kreise, in welchen auch allerlei Statuten,<lb/> Pläne, Protokolle und Akten zu Tage gefordert wurden, ohne daß man hätte<lb/> sagen können, es sei damit viel ernstliches gethan. Ich hatte immer den Ein¬<lb/> druck, daß bei diesen Parteiorganisationen ebenso wie bei dein Verein in Koburg<lb/> zu viel Freiwilligkeit und zu wenig innere Disziplin herrschten. Wie die<lb/> Sachen in Deutschland standen, ließ sich eine Erwartung von solchen Ver¬<lb/> einigungen patriotischer Männer hauptsächlich nur deshalb hegen, weil die ein¬<lb/> fache Existenz derselben schon geeignet war, das erkannte Bedürfnis einer<lb/> Veränderung der deutschen Staatsverhältnisse nicht einschlummern und das<lb/> Vertrauen auf die Zukunft nicht untergehen zu lassen."</p><lb/> <p xml:id="ID_423"> Das mag wahr sein. Wenn dann aber von „Gefahren", von „unver¬<lb/> drossener Arbeit" jener Männer und „von ihrem guten Anteil an dem schließ-<lb/> lichen Erfolge der Herstellung des Reiches" die Rede ist, so waren die Gefahren<lb/> im Vergleiche mit denen, die die wirklichen Hersteller des Reichs bestanden,<lb/> verschwindend klein, ihre Arbeit bestand darin, daß sie sich unverdrossen ver¬<lb/> sammelten, unverdrossen Statute,, entwarfen nud Protokolle anfertigten, unver¬<lb/> drossen Papier verschrieben und verdrückten, die Polizei auf den Beinen erhielten<lb/> und die Kreuzzeitungspartei ärgerten. Ihre positiven Leistungen waren kaum<lb/> höher anzuschlagen als die der heutigen Freimaurer, mit denen sie auch die<lb/> Einbildung gemein hatten, viel zu sein und zu wirken. Ihr Anteil am schlie߬<lb/> lichen Erfolge ist gleich Null, schon deshalb, weil sie diesen Erfolg gar nicht<lb/> wollten. Den haben sie eher gehindert als gefördert, indem sie Geringeres,<lb/> Unpraktischeres, ja zum Teil Richtiges erstrebten. Das deutsche Reich kann<lb/> sie bei allem guten Willen einiger von ihnen nicht zu seinen Vätern zählen,<lb/> dazu waren sie zu kleine Geister, und dazu hatten sie nicht genug Eisen im Blute.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
Aus den Denkwürdigkeiten des Herzogs von Koburg-Gotha
ihn nicht durch sie, sondern durch Herrn v. Bismarck ersetzein Und wirklich
berichtete mau dein Herzog schon nach wenig Tagen etwas verstimmt ans
jenen Kreisen, daß alles beim alten bliebe; „denn t-lie KinA ng.8 mors Anm
<zohr mis voor ^og.^ vonn Nantvullel. Er weiß zu viel von ihm und halt ihn
bei mehr als einem Stricke um den Hals. Manteuffel ist völlig -uns as-musc,
mithin brauchbarer als eine s-ins mein nig-innvo, denn die a-ins äg.innL6 thut
alles, während die andre doch mitunter hockt." „In der That war," wie der
Verfasser unsrer Selbstbiographie mit Bezug hieraus weiter bemerkt, „für die
Vertreter der liberalen Richtung in Preußen für den Augenblick kaum Aussicht
vorhanden, emporzukommen, und viele der verehrten Männer, welche zu mir
oder dem Koburg-Gothaischen Verein Beziehungen angeknüpft hatten, suchten
diese mehr im Hinblick auf den Prinzen von Preußen, von dessen Nachfolge
man erst einen Umschwung der politischen Lage erwartete. Ich besuchte öfters
in Berlin die Versammlungen jener Kreise, in welchen auch allerlei Statuten,
Pläne, Protokolle und Akten zu Tage gefordert wurden, ohne daß man hätte
sagen können, es sei damit viel ernstliches gethan. Ich hatte immer den Ein¬
druck, daß bei diesen Parteiorganisationen ebenso wie bei dein Verein in Koburg
zu viel Freiwilligkeit und zu wenig innere Disziplin herrschten. Wie die
Sachen in Deutschland standen, ließ sich eine Erwartung von solchen Ver¬
einigungen patriotischer Männer hauptsächlich nur deshalb hegen, weil die ein¬
fache Existenz derselben schon geeignet war, das erkannte Bedürfnis einer
Veränderung der deutschen Staatsverhältnisse nicht einschlummern und das
Vertrauen auf die Zukunft nicht untergehen zu lassen."
Das mag wahr sein. Wenn dann aber von „Gefahren", von „unver¬
drossener Arbeit" jener Männer und „von ihrem guten Anteil an dem schließ-
lichen Erfolge der Herstellung des Reiches" die Rede ist, so waren die Gefahren
im Vergleiche mit denen, die die wirklichen Hersteller des Reichs bestanden,
verschwindend klein, ihre Arbeit bestand darin, daß sie sich unverdrossen ver¬
sammelten, unverdrossen Statute,, entwarfen nud Protokolle anfertigten, unver¬
drossen Papier verschrieben und verdrückten, die Polizei auf den Beinen erhielten
und die Kreuzzeitungspartei ärgerten. Ihre positiven Leistungen waren kaum
höher anzuschlagen als die der heutigen Freimaurer, mit denen sie auch die
Einbildung gemein hatten, viel zu sein und zu wirken. Ihr Anteil am schlie߬
lichen Erfolge ist gleich Null, schon deshalb, weil sie diesen Erfolg gar nicht
wollten. Den haben sie eher gehindert als gefördert, indem sie Geringeres,
Unpraktischeres, ja zum Teil Richtiges erstrebten. Das deutsche Reich kann
sie bei allem guten Willen einiger von ihnen nicht zu seinen Vätern zählen,
dazu waren sie zu kleine Geister, und dazu hatten sie nicht genug Eisen im Blute.
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