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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

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Ans den Denkwürdigkeiten des Herzogs on>n Koi'nrg-Gotha

und Lord Clarendon wäre bereit gewesen, die nötige Unterstützung zu gewähren.
sUngefähr wie die englischen Manchesterleute den deutschen Freunden in der
Presse Subventionen gewährten, die recht erheblich waren.j Es entspann sich
eine umfangreiche Korrespondenz über diesen Gegenstand, der jedoch an dein
Umstände scheitern sollte, daß einem großen Teile der Mitglieder des Vereins
der Gedanke unbehaglich war, eine Subvention von Seiten Englands zu ge¬
nießen. sEine Unbehaglich keit, die sich vermutlich in ein stärkeres Gefühl
verwandelt hätte, wenn diese Patrioten erfahren hätten, daß der britische
Minister ein Schreiben über diese Angelegenheit mit den Worten begonnen
hatte: In üävg-noir^ Lnglisll tuiräs lor >vient I oonsiäör s. Arskt ana lögiU-
nnrtg IZnAlisn objövt.j Es mangelte nicht an gründlichster Erörterung der
Frage, und die Liberalität, mitwelcher Lord Clären bon erhebliche Mittel Sulche
weniger als 12 000 Pfund Sterling 240 000 Mark heutigen deutschen
Geldes^ bedingungslos in die Hände des Vereins zu legen sich bereit erklärt
hatte, schien diesen Antrag selbst der strengsten deutschen Gewissenhaftigkeit immer¬
hin beherzigenswert zu machen, aber trotz aller Anläufe und Bemühungen war
die Gründung eines größeren Blattes nicht zu erreichen." Wenn es auch
nicht durchaus an Mitteln gebrach, so stellten sich doch verschiedene Bedenken
dem Plane entgegen, die sich schwer beseitigen ließen. Auch die Beziehungen
zum "Preußischen Wochenblatt" und seinen Genossen wurden in manchen
Kreisen der Partei des Herzogs ungern gesehen. Die in dem preußischen Ab-
geordnetenhause wirksame Fraktion war nach der damaligen Stimmung wegen
ihrer Stellung zu den konfessionellen Dingen bei den Liberalen wenig populär,
und manche Mitglieder des Vereins fürchteten durch Verbindung mit ihr die
Aussicht zu verlieren, weitere Teilnehmer an ihrer Genossenschaft zu gewinnen.
"Freytag berichtete, es seien ihm aus Sachsen und Schlesien viele Nnworten
zugegangen, welche besagten: wenn wir selbst eine Zeitung gründen wollten,
so würden Tausende leichter zu erhalten sein als für die Bethmannsche Richtung
Hunderte." Daß ein Kleinstaat den Mittelpunkt des Vereins bildete, und
daß der "Protektor" darin so stark in deu Vordergrund trat und so viel
Einfluß hatte, daß argwöhnische Leute auf die Vermutung kommen konnten,
die Gesellschaft sei eigentlich für ihn geworben, solle als Werkzeug für sein
Interesse dienen, sein Ansehen bei der Nation heben und mehren, mag eben¬
falls manchen abgehalten haben, bei der Sache anzuthun. Der Verfasser
unsrer Selbstbiographie klagt: "Es war nur zu deutlich geworden, daß die
Wirksamkeit des Vereins immer nur Sache eines kleinen Kreises sein und
bleiben werde. Eine Anzahl von Schriftstellern schrieb fleißig Berichte an den
Ausschuß über Stimmungen und Verhältnisse in den verschiedensten Teilen
Deutschlands, und auch die Korrespondenten zahlreicher Blätter waren von der
Preßleitnng des Vereins gewonnen worden, in der Richtung unsrer Denkschrift'-
zu schreiben." Aber eine Partei wollte aus dem Berein durchaus nicht we rden


Grenzboten II 1889 21
Ans den Denkwürdigkeiten des Herzogs on>n Koi'nrg-Gotha

und Lord Clarendon wäre bereit gewesen, die nötige Unterstützung zu gewähren.
sUngefähr wie die englischen Manchesterleute den deutschen Freunden in der
Presse Subventionen gewährten, die recht erheblich waren.j Es entspann sich
eine umfangreiche Korrespondenz über diesen Gegenstand, der jedoch an dein
Umstände scheitern sollte, daß einem großen Teile der Mitglieder des Vereins
der Gedanke unbehaglich war, eine Subvention von Seiten Englands zu ge¬
nießen. sEine Unbehaglich keit, die sich vermutlich in ein stärkeres Gefühl
verwandelt hätte, wenn diese Patrioten erfahren hätten, daß der britische
Minister ein Schreiben über diese Angelegenheit mit den Worten begonnen
hatte: In üävg-noir^ Lnglisll tuiräs lor >vient I oonsiäör s. Arskt ana lögiU-
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Frage, und die Liberalität, mitwelcher Lord Clären bon erhebliche Mittel Sulche
weniger als 12 000 Pfund Sterling 240 000 Mark heutigen deutschen
Geldes^ bedingungslos in die Hände des Vereins zu legen sich bereit erklärt
hatte, schien diesen Antrag selbst der strengsten deutschen Gewissenhaftigkeit immer¬
hin beherzigenswert zu machen, aber trotz aller Anläufe und Bemühungen war
die Gründung eines größeren Blattes nicht zu erreichen." Wenn es auch
nicht durchaus an Mitteln gebrach, so stellten sich doch verschiedene Bedenken
dem Plane entgegen, die sich schwer beseitigen ließen. Auch die Beziehungen
zum „Preußischen Wochenblatt" und seinen Genossen wurden in manchen
Kreisen der Partei des Herzogs ungern gesehen. Die in dem preußischen Ab-
geordnetenhause wirksame Fraktion war nach der damaligen Stimmung wegen
ihrer Stellung zu den konfessionellen Dingen bei den Liberalen wenig populär,
und manche Mitglieder des Vereins fürchteten durch Verbindung mit ihr die
Aussicht zu verlieren, weitere Teilnehmer an ihrer Genossenschaft zu gewinnen.
„Freytag berichtete, es seien ihm aus Sachsen und Schlesien viele Nnworten
zugegangen, welche besagten: wenn wir selbst eine Zeitung gründen wollten,
so würden Tausende leichter zu erhalten sein als für die Bethmannsche Richtung
Hunderte." Daß ein Kleinstaat den Mittelpunkt des Vereins bildete, und
daß der „Protektor" darin so stark in deu Vordergrund trat und so viel
Einfluß hatte, daß argwöhnische Leute auf die Vermutung kommen konnten,
die Gesellschaft sei eigentlich für ihn geworben, solle als Werkzeug für sein
Interesse dienen, sein Ansehen bei der Nation heben und mehren, mag eben¬
falls manchen abgehalten haben, bei der Sache anzuthun. Der Verfasser
unsrer Selbstbiographie klagt: „Es war nur zu deutlich geworden, daß die
Wirksamkeit des Vereins immer nur Sache eines kleinen Kreises sein und
bleiben werde. Eine Anzahl von Schriftstellern schrieb fleißig Berichte an den
Ausschuß über Stimmungen und Verhältnisse in den verschiedensten Teilen
Deutschlands, und auch die Korrespondenten zahlreicher Blätter waren von der
Preßleitnng des Vereins gewonnen worden, in der Richtung unsrer Denkschrift'-
zu schreiben." Aber eine Partei wollte aus dem Berein durchaus nicht we rden


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[0169] Ans den Denkwürdigkeiten des Herzogs on>n Koi'nrg-Gotha und Lord Clarendon wäre bereit gewesen, die nötige Unterstützung zu gewähren. sUngefähr wie die englischen Manchesterleute den deutschen Freunden in der Presse Subventionen gewährten, die recht erheblich waren.j Es entspann sich eine umfangreiche Korrespondenz über diesen Gegenstand, der jedoch an dein Umstände scheitern sollte, daß einem großen Teile der Mitglieder des Vereins der Gedanke unbehaglich war, eine Subvention von Seiten Englands zu ge¬ nießen. sEine Unbehaglich keit, die sich vermutlich in ein stärkeres Gefühl verwandelt hätte, wenn diese Patrioten erfahren hätten, daß der britische Minister ein Schreiben über diese Angelegenheit mit den Worten begonnen hatte: In üävg-noir^ Lnglisll tuiräs lor >vient I oonsiäör s. Arskt ana lögiU- nnrtg IZnAlisn objövt.j Es mangelte nicht an gründlichster Erörterung der Frage, und die Liberalität, mitwelcher Lord Clären bon erhebliche Mittel Sulche weniger als 12 000 Pfund Sterling 240 000 Mark heutigen deutschen Geldes^ bedingungslos in die Hände des Vereins zu legen sich bereit erklärt hatte, schien diesen Antrag selbst der strengsten deutschen Gewissenhaftigkeit immer¬ hin beherzigenswert zu machen, aber trotz aller Anläufe und Bemühungen war die Gründung eines größeren Blattes nicht zu erreichen." Wenn es auch nicht durchaus an Mitteln gebrach, so stellten sich doch verschiedene Bedenken dem Plane entgegen, die sich schwer beseitigen ließen. Auch die Beziehungen zum „Preußischen Wochenblatt" und seinen Genossen wurden in manchen Kreisen der Partei des Herzogs ungern gesehen. Die in dem preußischen Ab- geordnetenhause wirksame Fraktion war nach der damaligen Stimmung wegen ihrer Stellung zu den konfessionellen Dingen bei den Liberalen wenig populär, und manche Mitglieder des Vereins fürchteten durch Verbindung mit ihr die Aussicht zu verlieren, weitere Teilnehmer an ihrer Genossenschaft zu gewinnen. „Freytag berichtete, es seien ihm aus Sachsen und Schlesien viele Nnworten zugegangen, welche besagten: wenn wir selbst eine Zeitung gründen wollten, so würden Tausende leichter zu erhalten sein als für die Bethmannsche Richtung Hunderte." Daß ein Kleinstaat den Mittelpunkt des Vereins bildete, und daß der „Protektor" darin so stark in deu Vordergrund trat und so viel Einfluß hatte, daß argwöhnische Leute auf die Vermutung kommen konnten, die Gesellschaft sei eigentlich für ihn geworben, solle als Werkzeug für sein Interesse dienen, sein Ansehen bei der Nation heben und mehren, mag eben¬ falls manchen abgehalten haben, bei der Sache anzuthun. Der Verfasser unsrer Selbstbiographie klagt: „Es war nur zu deutlich geworden, daß die Wirksamkeit des Vereins immer nur Sache eines kleinen Kreises sein und bleiben werde. Eine Anzahl von Schriftstellern schrieb fleißig Berichte an den Ausschuß über Stimmungen und Verhältnisse in den verschiedensten Teilen Deutschlands, und auch die Korrespondenten zahlreicher Blätter waren von der Preßleitnng des Vereins gewonnen worden, in der Richtung unsrer Denkschrift'- zu schreiben." Aber eine Partei wollte aus dem Berein durchaus nicht we rden Grenzboten II 1889 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/169>, abgerufen am 10.02.2025.