Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.ersten Kommission nichts hauptsächliches einzuwenden, sonst war sie im all¬ Zur Bekämpfung her Trunksucht von Otto Gerland aß, wie in vielen andern Ländern, so auch in Deutschland den ersten Kommission nichts hauptsächliches einzuwenden, sonst war sie im all¬ Zur Bekämpfung her Trunksucht von Otto Gerland aß, wie in vielen andern Ländern, so auch in Deutschland den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204845"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> ersten Kommission nichts hauptsächliches einzuwenden, sonst war sie im all¬<lb/> gemeinen ablehnend. Die übrigen Bevollmächtigten waren mit jenem Bericht<lb/> bis auf einen, der ohne Instruktion war, gleichfalls einverstanden. Ebenso<lb/> stimmten die meisten Mitglieder der Versammlung dem gemeinschaftlichen Vor¬<lb/> schlage der ersten und zweiten Kommission zu, wogegen der Bericht der zweiten<lb/> mit großer Stimmenmehrheit abgelehnt wurde. Einzig und allein das Elaborat<lb/> der ersten war so glücklich gewesen, von allen Seiten gebilligt und angenommen<lb/> zu werden. Herr v. d. Pfordten bezeichnete diesen Ausgang als ein höchst<lb/> unerfreuliches Ergebnis und beantragte, mau wolle sich mindestens noch über<lb/> einen Gesamtbeschluß einigen, der beweisen würde, daß die Bestrebungen aller<lb/> Bundesregierungen im Hauptzweck auf denselben Zielpunkt gerichtet seien.<lb/> Dieser Beschluß wurde denn auch formulirt und angenommen. Dann Aufhebung<lb/> der Sitzung und Auberanmung des Schlusses der Konferenzen ans 4 Uhr des<lb/> Nachmittags. Dabei hielt Schwarzenberg seinen Leichensermvn, eine längere Rede,<lb/> in der er nicht ohne scharfe Seitenhiebe auf Preußen besonders hervorhob, daß<lb/> Österreich nicht die Schuld treffe, wenn die Verhandlungen der Konferenz kein<lb/> erfreulicheres Ergebnis hätten. Als das wichtigste, wenngleich sehr negative<lb/> Ergebnis der Zusammenkunft bezeichnete er die nunmehr zum Entschluß aller<lb/> gewordene Wiederbeschicknng des Bundestages, dessen Aufgabe es jetzt sein<lb/> werde, die noch öffnen wichtigen Fragen, zu denen anch die Feststellung des<lb/> künftigen Umfangs des Bundesgebietes gehöre, zu erledigen. Manteuffel<lb/> sprach nur wenige Worte. Damit hatte die Tragikomödie ausgespielt. Eine<lb/> längere Tragikomödie folgte ihr in Frankfurt im Theater auf der Eschenheimer<lb/> Gasse. Erst mit einem neuen Könige und einem großen Minister Preußens<lb/> wurde es ernst auf der politischen Bühne Deutschlands. Doch das ist ja in<lb/> aller Gedächtnis und die Freude aller Verständigen und Rechtschaffnen im Lande.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Bekämpfung her Trunksucht<lb/><note type="byline"> von Otto Gerland</note></head><lb/> <p xml:id="ID_280" next="#ID_281"> aß, wie in vielen andern Ländern, so auch in Deutschland den<lb/> geistigen Getränken mehr als nötig zugesprochen wird, ist offen¬<lb/> kundig, und es hat sich seit Jahrzehnten dagegen ein Kampf<lb/> entsponnen. Ob jetzt mehr oder weniger getrunken wird als<lb/> früher, kann uns gleichgültig sein, es genügt, daß zu viel ge¬<lb/> trunken und namentlich, wie dies auch z. V. aus allen Jahrgängen der Be¬<lb/> richte der Fabrikinspektoren hervorgeht, den Spirituosen zu stark zugesprochen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
ersten Kommission nichts hauptsächliches einzuwenden, sonst war sie im all¬
gemeinen ablehnend. Die übrigen Bevollmächtigten waren mit jenem Bericht
bis auf einen, der ohne Instruktion war, gleichfalls einverstanden. Ebenso
stimmten die meisten Mitglieder der Versammlung dem gemeinschaftlichen Vor¬
schlage der ersten und zweiten Kommission zu, wogegen der Bericht der zweiten
mit großer Stimmenmehrheit abgelehnt wurde. Einzig und allein das Elaborat
der ersten war so glücklich gewesen, von allen Seiten gebilligt und angenommen
zu werden. Herr v. d. Pfordten bezeichnete diesen Ausgang als ein höchst
unerfreuliches Ergebnis und beantragte, mau wolle sich mindestens noch über
einen Gesamtbeschluß einigen, der beweisen würde, daß die Bestrebungen aller
Bundesregierungen im Hauptzweck auf denselben Zielpunkt gerichtet seien.
Dieser Beschluß wurde denn auch formulirt und angenommen. Dann Aufhebung
der Sitzung und Auberanmung des Schlusses der Konferenzen ans 4 Uhr des
Nachmittags. Dabei hielt Schwarzenberg seinen Leichensermvn, eine längere Rede,
in der er nicht ohne scharfe Seitenhiebe auf Preußen besonders hervorhob, daß
Österreich nicht die Schuld treffe, wenn die Verhandlungen der Konferenz kein
erfreulicheres Ergebnis hätten. Als das wichtigste, wenngleich sehr negative
Ergebnis der Zusammenkunft bezeichnete er die nunmehr zum Entschluß aller
gewordene Wiederbeschicknng des Bundestages, dessen Aufgabe es jetzt sein
werde, die noch öffnen wichtigen Fragen, zu denen anch die Feststellung des
künftigen Umfangs des Bundesgebietes gehöre, zu erledigen. Manteuffel
sprach nur wenige Worte. Damit hatte die Tragikomödie ausgespielt. Eine
längere Tragikomödie folgte ihr in Frankfurt im Theater auf der Eschenheimer
Gasse. Erst mit einem neuen Könige und einem großen Minister Preußens
wurde es ernst auf der politischen Bühne Deutschlands. Doch das ist ja in
aller Gedächtnis und die Freude aller Verständigen und Rechtschaffnen im Lande.
Zur Bekämpfung her Trunksucht
von Otto Gerland
aß, wie in vielen andern Ländern, so auch in Deutschland den
geistigen Getränken mehr als nötig zugesprochen wird, ist offen¬
kundig, und es hat sich seit Jahrzehnten dagegen ein Kampf
entsponnen. Ob jetzt mehr oder weniger getrunken wird als
früher, kann uns gleichgültig sein, es genügt, daß zu viel ge¬
trunken und namentlich, wie dies auch z. V. aus allen Jahrgängen der Be¬
richte der Fabrikinspektoren hervorgeht, den Spirituosen zu stark zugesprochen
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