Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.auszubrechen, das hat die islamitische Welt gerade in der allerletzten Zeit auszubrechen, das hat die islamitische Welt gerade in der allerletzten Zeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204520"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1381" prev="#ID_1380"> auszubrechen, das hat die islamitische Welt gerade in der allerletzten Zeit<lb/> wieder bewiesen. Aber daß es ihm noch je einmal möglich sein sollte, wie<lb/> früher zu verheerenden Bränden cmzuschwelen und sich europäische Kulturstätten<lb/> zu eigen zu machen, das darf die moderne europäische Kultur endgiltig in den<lb/> Bereich der Unmöglichkeiten stellen. Ein dunkles Gefühl nicht bloß davon hat<lb/> der Moslem vou jeher gerade an den Stätten, die er jetzt noch mit der west¬<lb/> lichen Welt teilt. Es geht eine alte Sage unter den Arabern von Jerusalem,<lb/> beiß dereinst an einem Freitag wieder ein christlicher König durch das „goldene<lb/> Thor" (die „schöne Pforte" des alten jüdischen Tempels) einreiten und Jerusalem<lb/> erobern werde. „Seltsam, daß der städtebrechende Muslim da, wo er sich auf<lb/> dem Boden der Europäer weiß, sich selbst das Siegel der Haltlosigkeit auf die<lb/> Stirn drückt. Hier wie in der Stadt Constantins die gleiche Sage, daß einst<lb/> das Kreuz den Halbmond wieder vertreiben wird, das gleiche dumpfe Gefühl,<lb/> daß seines Bleibens nicht ist in den beiden Perlen seines Besitzes, um die er<lb/> an schwersten gerungen hat. Er hat die instinktmäßige Kenntnis, daß er einer<lb/> überlegnen Kultur gegenübersteht, er haßt sie gerade um dieser Überlegenheit<lb/> willen, und dieser Haß ist der stärkste Teil seines Fanatismus, aber er ahnt,<lb/> daß er ihr erliegen muß, wenn sie ernstlich will, und da zeigt er raunend mit<lb/> dem Finger auf das Thor, durch welches der Sieger auf ihn hereinbrechen<lb/> wird. Welcher König mag es sein, der einst die Weissagung erfüllt?"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
auszubrechen, das hat die islamitische Welt gerade in der allerletzten Zeit
wieder bewiesen. Aber daß es ihm noch je einmal möglich sein sollte, wie
früher zu verheerenden Bränden cmzuschwelen und sich europäische Kulturstätten
zu eigen zu machen, das darf die moderne europäische Kultur endgiltig in den
Bereich der Unmöglichkeiten stellen. Ein dunkles Gefühl nicht bloß davon hat
der Moslem vou jeher gerade an den Stätten, die er jetzt noch mit der west¬
lichen Welt teilt. Es geht eine alte Sage unter den Arabern von Jerusalem,
beiß dereinst an einem Freitag wieder ein christlicher König durch das „goldene
Thor" (die „schöne Pforte" des alten jüdischen Tempels) einreiten und Jerusalem
erobern werde. „Seltsam, daß der städtebrechende Muslim da, wo er sich auf
dem Boden der Europäer weiß, sich selbst das Siegel der Haltlosigkeit auf die
Stirn drückt. Hier wie in der Stadt Constantins die gleiche Sage, daß einst
das Kreuz den Halbmond wieder vertreiben wird, das gleiche dumpfe Gefühl,
daß seines Bleibens nicht ist in den beiden Perlen seines Besitzes, um die er
an schwersten gerungen hat. Er hat die instinktmäßige Kenntnis, daß er einer
überlegnen Kultur gegenübersteht, er haßt sie gerade um dieser Überlegenheit
willen, und dieser Haß ist der stärkste Teil seines Fanatismus, aber er ahnt,
daß er ihr erliegen muß, wenn sie ernstlich will, und da zeigt er raunend mit
dem Finger auf das Thor, durch welches der Sieger auf ihn hereinbrechen
wird. Welcher König mag es sein, der einst die Weissagung erfüllt?"
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