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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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fassers ist, wie bei allen seinen literarischen Leistungen, mangelhaft, er liebt die
Phrase und die rosarote Farbe und versteht sein Material nicht wirksam zu ordnen.


Vom Kreml zur Alhambra. Kulturstudien von Max Nordau. 3. verbesserte Auflage.
Leipzig, Elischers Nachfolger, 1889

Der Verfasser ist durch sein sensationelles Buch "Die conventionellen Lügen
der Culturmenschheit" in die Mode gekommen, obwohl es nicht viel mehr als eine
Reihe von Arbeiten feuilletonistischen Charakters ist und auf wissenschaftlichen Wert
nur geringen Anspruch hat. Auch hier finden wir nicht viel, was besondern
Wert hätte und das Buch von der gewöhnlichen Sorte der Reisebeschreibungen
für den Markt unterschiede. Man amüsirt sich Wohl über das eine und andre,
zu lernen aber ist ans diesen Kapiteln fast nichts, und viele Gegenstände, die in
ihnen besprochen werden, sind schon besser geschildert und tiefer beurteilt worden.
Leichte Waare also, welche die im Vorworte pomphaft angekündigten Vorsätze des
Verfassers nicht erfüllt, sondern neben ihnen nur noch leichter und oberflächlicher
erscheint. Wann wird unser Publikum sich endlich von solcher geistreichelnden,
aber im Grunde nichtigen Bücherschreiberei abwenden?


Beiträge zur Kirchen- und Schulgeschichte des Herzogtums Braunschweig von
Friedrich Koldewey. Wolfenbüttel, I. Zwißler, 1888

Der Verfasser hat sich durch zahlreiche andre Schriften über die beide" hier
von ihm besprochenen Gebiete vorteilhaft bekannt gemacht und kann als Autorität
auf ihnen gelten. Hier bietet er denen, die sich für derartige Gegenstände geschicht¬
licher Forschung und Darstellung interessiren, sieben Abhandlungen, von denen
einige, wie gleich die erste: Bugenhagen und die Stadt Braunschweig, dann die
dritte: die Ritterakademie zu Wolfenbüttel, die fünfte: I. H. Campe als Vor¬
kämpfer für die Reinheit der Muttersprache, und die letzte, die vom Gandersheimcr
?s.sa!>.Aog'iura illustio handelt, gewiß auch in weiteren Kreisen gern werden gelesen
werden, da sie den Vorzug sorgfältigen Quellenstudiums mit dem einer klaren und
lebendigen Schreibweise verbinden, die durchaus nicht allen unsern Historikern in
in genügendem Maße eigen ist, ja häufiger als billig vermißt wird.


Grundzüge der Litteraturgeschichte von Dr. Gottlob Egelhaaf, Professor an
Karls-Gymnasium zu Stuttgart. Heilbronn, Gebr. Henninger, 1888

Dies bereits in sechster Auflage erscheinende Schul- und Handbuch scheint in
Süddeutschland völlig unsre Pischon, Kluge, Hahn u. s. w. zu vertreten. Seine
Vorzüge siud eben, nicht bloß von einem Schulmanne, sondern von einem viel¬
thätigen Gelehrten und zugleich geschickten Schriftsteller entworfen zu sein. Außer¬
dem verdankt es seine Farbe der glücklichen Einwebung schlagender, durchaus nicht
immer allbekannter Citate und Aussprüche, die meist mehr zur Charakterisirung
und Einprägung beitragen, als die gewöhnlichen Schablonenhaften Schlagwörter und
trockenen Uebersichten der Examenlitteraturgeschichten.






Aiir die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig

fassers ist, wie bei allen seinen literarischen Leistungen, mangelhaft, er liebt die
Phrase und die rosarote Farbe und versteht sein Material nicht wirksam zu ordnen.


Vom Kreml zur Alhambra. Kulturstudien von Max Nordau. 3. verbesserte Auflage.
Leipzig, Elischers Nachfolger, 1889

Der Verfasser ist durch sein sensationelles Buch „Die conventionellen Lügen
der Culturmenschheit" in die Mode gekommen, obwohl es nicht viel mehr als eine
Reihe von Arbeiten feuilletonistischen Charakters ist und auf wissenschaftlichen Wert
nur geringen Anspruch hat. Auch hier finden wir nicht viel, was besondern
Wert hätte und das Buch von der gewöhnlichen Sorte der Reisebeschreibungen
für den Markt unterschiede. Man amüsirt sich Wohl über das eine und andre,
zu lernen aber ist ans diesen Kapiteln fast nichts, und viele Gegenstände, die in
ihnen besprochen werden, sind schon besser geschildert und tiefer beurteilt worden.
Leichte Waare also, welche die im Vorworte pomphaft angekündigten Vorsätze des
Verfassers nicht erfüllt, sondern neben ihnen nur noch leichter und oberflächlicher
erscheint. Wann wird unser Publikum sich endlich von solcher geistreichelnden,
aber im Grunde nichtigen Bücherschreiberei abwenden?


Beiträge zur Kirchen- und Schulgeschichte des Herzogtums Braunschweig von
Friedrich Koldewey. Wolfenbüttel, I. Zwißler, 1888

Der Verfasser hat sich durch zahlreiche andre Schriften über die beide» hier
von ihm besprochenen Gebiete vorteilhaft bekannt gemacht und kann als Autorität
auf ihnen gelten. Hier bietet er denen, die sich für derartige Gegenstände geschicht¬
licher Forschung und Darstellung interessiren, sieben Abhandlungen, von denen
einige, wie gleich die erste: Bugenhagen und die Stadt Braunschweig, dann die
dritte: die Ritterakademie zu Wolfenbüttel, die fünfte: I. H. Campe als Vor¬
kämpfer für die Reinheit der Muttersprache, und die letzte, die vom Gandersheimcr
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werden, da sie den Vorzug sorgfältigen Quellenstudiums mit dem einer klaren und
lebendigen Schreibweise verbinden, die durchaus nicht allen unsern Historikern in
in genügendem Maße eigen ist, ja häufiger als billig vermißt wird.


Grundzüge der Litteraturgeschichte von Dr. Gottlob Egelhaaf, Professor an
Karls-Gymnasium zu Stuttgart. Heilbronn, Gebr. Henninger, 1888

Dies bereits in sechster Auflage erscheinende Schul- und Handbuch scheint in
Süddeutschland völlig unsre Pischon, Kluge, Hahn u. s. w. zu vertreten. Seine
Vorzüge siud eben, nicht bloß von einem Schulmanne, sondern von einem viel¬
thätigen Gelehrten und zugleich geschickten Schriftsteller entworfen zu sein. Außer¬
dem verdankt es seine Farbe der glücklichen Einwebung schlagender, durchaus nicht
immer allbekannter Citate und Aussprüche, die meist mehr zur Charakterisirung
und Einprägung beitragen, als die gewöhnlichen Schablonenhaften Schlagwörter und
trockenen Uebersichten der Examenlitteraturgeschichten.






Aiir die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/160>, abgerufen am 29.06.2024.