Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Deutschland und die Südafrikanische Republik deutschen Reichscuntes des Innern hat die Wollenausfuhr über Kapstadt im Die Zucht vou Straußen, 1864 von einem Deutschen in der Kapkolonie Deutschland und die Südafrikanische Republik deutschen Reichscuntes des Innern hat die Wollenausfuhr über Kapstadt im Die Zucht vou Straußen, 1864 von einem Deutschen in der Kapkolonie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0131" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204220"/> <fw type="header" place="top"> Deutschland und die Südafrikanische Republik</fw><lb/> <p xml:id="ID_381" prev="#ID_380"> deutschen Reichscuntes des Innern hat die Wollenausfuhr über Kapstadt im<lb/> Jahre 1872, wo von hier 48 822 562 Pfund im Werte von 65 503 000 Mk.<lb/> verschifft wurden, ihren höchsten Betrag erreicht. Voll da an lind namentlich<lb/> seit 1880 ist infolge des Rückganges der Preise der Ausfuhrwert der Wolle<lb/> gesunken und erst seit 1886 eine Besserung in der Menge und dem Werte zu<lb/> vermerken gewesen. Die Heerdenbesitzer, die in früheren Jahren der Behand¬<lb/> lung der Wolle zu wenig Aufmerksamkeit schenkten, scheinen sich überzeugt zu<lb/> haben, daß ihr Interesse sie auffordert, auf das Scheereu, Sortiren und Ver¬<lb/> packen der Wolle größere Sorgfalt zu verwenden. Die vorzüglichsten Kon¬<lb/> kurrenten der südafrikanischen Wollenerzenger sind auf den Märkten Europas<lb/> und der Vereinigten Staaten Australien und die Laplata-Staaten, und um dieser<lb/> Konkurrenz zu begegnen, werden die Züchter aus Veredelung ihrer Heerden<lb/> durch Zuführung frischen Merinoblntes bedacht sein müssen. Die Ochsen<lb/> werden teils zum Schlachten, teils zum Ziehen vou Wagen, vor die mau sie<lb/> bis zu zehn Paaren spannt, verwendet; ausgeführt werden davon nur wellige.<lb/> Die Pferde, die auf den Farmer der Voers gezüchtet werden, sind trotz der<lb/> geringen Pflege, die man ihnen angedeihen läßt, sehr rasche und ausdauernde<lb/> Tiere. Zur Arbeit auf dem Acker werden sie nicht benutzt. Auswanderer,<lb/> die nach den Republiken der Boers gehen, sollten einige Kenntnis der Tier-<lb/> arzneiknnde mitbringen, damit sie bei Viehkrankheiten nicht nötig haben, sich<lb/> Rat und Hilfe bei Ärzten zu holen, die gewöhnlich sehr entfernt von ihnen<lb/> wohnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_382" next="#ID_383"> Die Zucht vou Straußen, 1864 von einem Deutschen in der Kapkolonie<lb/> eingeführt, wird auch in deren Nachbarländern fleißig und mit Erfolg betrieben.<lb/> 1869 begann man mit der künstlichen Ausbrütung von Eiern, womit dieser<lb/> Erwerbszweig einen großen Aufschwung nahm. Der einzelne Vogel liefert<lb/> durchschnittlich im Jahre anderthalb Pfund Federn; ein Strailßenpaar hat<lb/> Wien Wert von ungefähr 400 Mk. Die Federn werden von den Händlern<lb/> je nach Farbe und Güte in 40 Sorten geschieden, die leichtesten sind die besten.<lb/> Die Hauptmärkte für diese Waren sind Port Elisabeth in der Kapkolonie und<lb/> London, wo jährlich sechsmal große Federauktionen stattfinden, bei denen sich<lb/> auch Deutschland, Fraukreich und die Vereinigten Staaten versorgen. Im<lb/> Jahre 1886 hatte die Ausfuhr von Straußenfedern zwar zuge»omnem, aber der<lb/> Preis, der gezahlt wurde, war erheblich gesunken. Trotz dieses Rückganges<lb/> ist die Straußenzucht noch recht lohnend, namentlich wenn die Jahreszeiten<lb/> günstig sind, Gras in Fülle vorhanden ist, und die Vögel keiner besondern<lb/> Fütterung bedürfen. Im Oranje-Freistaat giebt es noch viele Gegenden, wo<lb/> dieser Zweig der Landwirtschaft bedeutenden Gewinn abwirft, und wo bei<lb/> Steigerung des Bedarfs weit mehr Federn gewonnen werden können. Ebenso<lb/> läßt sich in beiden Voersstaaten die Bienenzucht noch viel mehr entwickeln, die<lb/> von den Bewohnern noch spärlich und in primitivster Weise betrieben wird,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0131]
Deutschland und die Südafrikanische Republik
deutschen Reichscuntes des Innern hat die Wollenausfuhr über Kapstadt im
Jahre 1872, wo von hier 48 822 562 Pfund im Werte von 65 503 000 Mk.
verschifft wurden, ihren höchsten Betrag erreicht. Voll da an lind namentlich
seit 1880 ist infolge des Rückganges der Preise der Ausfuhrwert der Wolle
gesunken und erst seit 1886 eine Besserung in der Menge und dem Werte zu
vermerken gewesen. Die Heerdenbesitzer, die in früheren Jahren der Behand¬
lung der Wolle zu wenig Aufmerksamkeit schenkten, scheinen sich überzeugt zu
haben, daß ihr Interesse sie auffordert, auf das Scheereu, Sortiren und Ver¬
packen der Wolle größere Sorgfalt zu verwenden. Die vorzüglichsten Kon¬
kurrenten der südafrikanischen Wollenerzenger sind auf den Märkten Europas
und der Vereinigten Staaten Australien und die Laplata-Staaten, und um dieser
Konkurrenz zu begegnen, werden die Züchter aus Veredelung ihrer Heerden
durch Zuführung frischen Merinoblntes bedacht sein müssen. Die Ochsen
werden teils zum Schlachten, teils zum Ziehen vou Wagen, vor die mau sie
bis zu zehn Paaren spannt, verwendet; ausgeführt werden davon nur wellige.
Die Pferde, die auf den Farmer der Voers gezüchtet werden, sind trotz der
geringen Pflege, die man ihnen angedeihen läßt, sehr rasche und ausdauernde
Tiere. Zur Arbeit auf dem Acker werden sie nicht benutzt. Auswanderer,
die nach den Republiken der Boers gehen, sollten einige Kenntnis der Tier-
arzneiknnde mitbringen, damit sie bei Viehkrankheiten nicht nötig haben, sich
Rat und Hilfe bei Ärzten zu holen, die gewöhnlich sehr entfernt von ihnen
wohnen.
Die Zucht vou Straußen, 1864 von einem Deutschen in der Kapkolonie
eingeführt, wird auch in deren Nachbarländern fleißig und mit Erfolg betrieben.
1869 begann man mit der künstlichen Ausbrütung von Eiern, womit dieser
Erwerbszweig einen großen Aufschwung nahm. Der einzelne Vogel liefert
durchschnittlich im Jahre anderthalb Pfund Federn; ein Strailßenpaar hat
Wien Wert von ungefähr 400 Mk. Die Federn werden von den Händlern
je nach Farbe und Güte in 40 Sorten geschieden, die leichtesten sind die besten.
Die Hauptmärkte für diese Waren sind Port Elisabeth in der Kapkolonie und
London, wo jährlich sechsmal große Federauktionen stattfinden, bei denen sich
auch Deutschland, Fraukreich und die Vereinigten Staaten versorgen. Im
Jahre 1886 hatte die Ausfuhr von Straußenfedern zwar zuge»omnem, aber der
Preis, der gezahlt wurde, war erheblich gesunken. Trotz dieses Rückganges
ist die Straußenzucht noch recht lohnend, namentlich wenn die Jahreszeiten
günstig sind, Gras in Fülle vorhanden ist, und die Vögel keiner besondern
Fütterung bedürfen. Im Oranje-Freistaat giebt es noch viele Gegenden, wo
dieser Zweig der Landwirtschaft bedeutenden Gewinn abwirft, und wo bei
Steigerung des Bedarfs weit mehr Federn gewonnen werden können. Ebenso
läßt sich in beiden Voersstaaten die Bienenzucht noch viel mehr entwickeln, die
von den Bewohnern noch spärlich und in primitivster Weise betrieben wird,
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