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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Deutschland und die Südafrikanische Republik

einem Preise bedacht wurde. In den mittleren und nördlichen Gegenden
könnten Kaffee, Thee, Baumwolle und Tabak reiche Ernten geben, wenn der
deutsche Landmann mit seiner anstelligen und sorgfältigen Art hier Pflanzungen
anlegen und Pflegen wollte. Beweise dafür liefert der Ertrag, den mehrere
Farmer, wo man sich damit befaßt, wiederholt erzielt haben. An Obst giebt
die eine der beiden Jahreszeiten des Landes Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche,
Aprikosen, Feigen und Weintrauben, die andre Apfelsinen, Mandarinen, Feigen
und Datteln. Ebenso gedeihen hier alle unsre Gemüsearten. Ein Irrtum ist
es, wenn manche Berichte über das Transvaalland klagen, es trete hier häufig
Wassermangel ein. Der Regen füllt im Sommer so oft und in solcher Menge,
daß sich fast liberall unerschöpfliche unterirdische Wasservvrräte ansammeln, die
in Gegenden ohne Quellen, Bäche und Flüsse durch Graben von Brunnen
erschlossen und nutzbar gemacht werden können; der Verfasser erzählt von
Griqualand, der dürrsten Einöde Südafrikas, daß man in den dortigen Dia¬
mantenfeldern 1871 schon bei 30 Fuß Tiefe gutes Trinkwasser in so reichlichem
Maße gefunden habe, daß die nach und nach gegrabenen vierzig Brunnen den
täglichen Bedarf für 40000 Menschen und deren Vieh vollständig deckten.
Die Boers haben sich meist an einem der vielen Flusse und Bäche der frucht¬
baren Hochebene niedergelassen, wo sie jedoch im Winter von Frösten heim¬
gesucht werden. Daher verlasse" sie zu Beginn desselben, in: Mai, ihre Farmer
und ziehen mit ihrer Familie und ihren Herden hinab in das wärmere Busch¬
feld, wo jeder ein Gut mit Weideplätzen besitzt, und wohne" hier bis zum
Angust in ihren Ochfenwngen, die wie ein Haus eingerichtet sind, oder anch
in Zelten.

Bon den zur Ansiedelung deutscher Lnndleute am besten geeigneten Punkten
der südafrikanischen Republik nennt unser Berichterstatter zuerst Lüneburg im
Distrikt Utrecht, wo eine 1869 mit 19 Familien gegründete deutsche Kolonie
besteht, die jetzt einige 80 Familien zählt und mit ihren schmucken Häusern
und Gärten sowie mit ihrer hübschen Kirche einen sehr wohlthuenden Ein¬
druck macht. Ferner befinden sich viele deutsche Ansiedelungen bei Botsabelo
im Rusteuburger Bezirke und bei Standertvn. Dann darf die Gegend bei
Pvtschefstrom als höchst empfehlenswert bezeichnet werden, da sie ebenso frucht¬
bar als gesund ist. Das genannte Städtchen ist der Hauptort des westlichen
Teils der Republik, zu der das prachtvolle Mooithal und das des Schoon
Sprut, die fruchtbaren Hänge von Gatsrcmd, Witwatersrand, Magaliesberg
und des Distrikts Marika gehören, und versorgt schon jetzt einen Teil des
Oranje-Freistants und der Diamantenfelder mit Getreide und Tabak, hat aber
zugleich Aussicht, ein ansehnlicher Handelsplatz zu werden, wenn die Bevöl¬
kerung sich mehr verdichtet haben und das ungeheure Gebiet zwischen dem
Betschuanenlande und dem Atlantischen Meere dem Karawanenverkehre er¬
schlossen sein wird. Pvtschefstrom liegt etwa 3900 Fuß über der See am


Deutschland und die Südafrikanische Republik

einem Preise bedacht wurde. In den mittleren und nördlichen Gegenden
könnten Kaffee, Thee, Baumwolle und Tabak reiche Ernten geben, wenn der
deutsche Landmann mit seiner anstelligen und sorgfältigen Art hier Pflanzungen
anlegen und Pflegen wollte. Beweise dafür liefert der Ertrag, den mehrere
Farmer, wo man sich damit befaßt, wiederholt erzielt haben. An Obst giebt
die eine der beiden Jahreszeiten des Landes Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche,
Aprikosen, Feigen und Weintrauben, die andre Apfelsinen, Mandarinen, Feigen
und Datteln. Ebenso gedeihen hier alle unsre Gemüsearten. Ein Irrtum ist
es, wenn manche Berichte über das Transvaalland klagen, es trete hier häufig
Wassermangel ein. Der Regen füllt im Sommer so oft und in solcher Menge,
daß sich fast liberall unerschöpfliche unterirdische Wasservvrräte ansammeln, die
in Gegenden ohne Quellen, Bäche und Flüsse durch Graben von Brunnen
erschlossen und nutzbar gemacht werden können; der Verfasser erzählt von
Griqualand, der dürrsten Einöde Südafrikas, daß man in den dortigen Dia¬
mantenfeldern 1871 schon bei 30 Fuß Tiefe gutes Trinkwasser in so reichlichem
Maße gefunden habe, daß die nach und nach gegrabenen vierzig Brunnen den
täglichen Bedarf für 40000 Menschen und deren Vieh vollständig deckten.
Die Boers haben sich meist an einem der vielen Flusse und Bäche der frucht¬
baren Hochebene niedergelassen, wo sie jedoch im Winter von Frösten heim¬
gesucht werden. Daher verlasse» sie zu Beginn desselben, in: Mai, ihre Farmer
und ziehen mit ihrer Familie und ihren Herden hinab in das wärmere Busch¬
feld, wo jeder ein Gut mit Weideplätzen besitzt, und wohne» hier bis zum
Angust in ihren Ochfenwngen, die wie ein Haus eingerichtet sind, oder anch
in Zelten.

Bon den zur Ansiedelung deutscher Lnndleute am besten geeigneten Punkten
der südafrikanischen Republik nennt unser Berichterstatter zuerst Lüneburg im
Distrikt Utrecht, wo eine 1869 mit 19 Familien gegründete deutsche Kolonie
besteht, die jetzt einige 80 Familien zählt und mit ihren schmucken Häusern
und Gärten sowie mit ihrer hübschen Kirche einen sehr wohlthuenden Ein¬
druck macht. Ferner befinden sich viele deutsche Ansiedelungen bei Botsabelo
im Rusteuburger Bezirke und bei Standertvn. Dann darf die Gegend bei
Pvtschefstrom als höchst empfehlenswert bezeichnet werden, da sie ebenso frucht¬
bar als gesund ist. Das genannte Städtchen ist der Hauptort des westlichen
Teils der Republik, zu der das prachtvolle Mooithal und das des Schoon
Sprut, die fruchtbaren Hänge von Gatsrcmd, Witwatersrand, Magaliesberg
und des Distrikts Marika gehören, und versorgt schon jetzt einen Teil des
Oranje-Freistants und der Diamantenfelder mit Getreide und Tabak, hat aber
zugleich Aussicht, ein ansehnlicher Handelsplatz zu werden, wenn die Bevöl¬
kerung sich mehr verdichtet haben und das ungeheure Gebiet zwischen dem
Betschuanenlande und dem Atlantischen Meere dem Karawanenverkehre er¬
schlossen sein wird. Pvtschefstrom liegt etwa 3900 Fuß über der See am


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[0128] Deutschland und die Südafrikanische Republik einem Preise bedacht wurde. In den mittleren und nördlichen Gegenden könnten Kaffee, Thee, Baumwolle und Tabak reiche Ernten geben, wenn der deutsche Landmann mit seiner anstelligen und sorgfältigen Art hier Pflanzungen anlegen und Pflegen wollte. Beweise dafür liefert der Ertrag, den mehrere Farmer, wo man sich damit befaßt, wiederholt erzielt haben. An Obst giebt die eine der beiden Jahreszeiten des Landes Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Feigen und Weintrauben, die andre Apfelsinen, Mandarinen, Feigen und Datteln. Ebenso gedeihen hier alle unsre Gemüsearten. Ein Irrtum ist es, wenn manche Berichte über das Transvaalland klagen, es trete hier häufig Wassermangel ein. Der Regen füllt im Sommer so oft und in solcher Menge, daß sich fast liberall unerschöpfliche unterirdische Wasservvrräte ansammeln, die in Gegenden ohne Quellen, Bäche und Flüsse durch Graben von Brunnen erschlossen und nutzbar gemacht werden können; der Verfasser erzählt von Griqualand, der dürrsten Einöde Südafrikas, daß man in den dortigen Dia¬ mantenfeldern 1871 schon bei 30 Fuß Tiefe gutes Trinkwasser in so reichlichem Maße gefunden habe, daß die nach und nach gegrabenen vierzig Brunnen den täglichen Bedarf für 40000 Menschen und deren Vieh vollständig deckten. Die Boers haben sich meist an einem der vielen Flusse und Bäche der frucht¬ baren Hochebene niedergelassen, wo sie jedoch im Winter von Frösten heim¬ gesucht werden. Daher verlasse» sie zu Beginn desselben, in: Mai, ihre Farmer und ziehen mit ihrer Familie und ihren Herden hinab in das wärmere Busch¬ feld, wo jeder ein Gut mit Weideplätzen besitzt, und wohne» hier bis zum Angust in ihren Ochfenwngen, die wie ein Haus eingerichtet sind, oder anch in Zelten. Bon den zur Ansiedelung deutscher Lnndleute am besten geeigneten Punkten der südafrikanischen Republik nennt unser Berichterstatter zuerst Lüneburg im Distrikt Utrecht, wo eine 1869 mit 19 Familien gegründete deutsche Kolonie besteht, die jetzt einige 80 Familien zählt und mit ihren schmucken Häusern und Gärten sowie mit ihrer hübschen Kirche einen sehr wohlthuenden Ein¬ druck macht. Ferner befinden sich viele deutsche Ansiedelungen bei Botsabelo im Rusteuburger Bezirke und bei Standertvn. Dann darf die Gegend bei Pvtschefstrom als höchst empfehlenswert bezeichnet werden, da sie ebenso frucht¬ bar als gesund ist. Das genannte Städtchen ist der Hauptort des westlichen Teils der Republik, zu der das prachtvolle Mooithal und das des Schoon Sprut, die fruchtbaren Hänge von Gatsrcmd, Witwatersrand, Magaliesberg und des Distrikts Marika gehören, und versorgt schon jetzt einen Teil des Oranje-Freistants und der Diamantenfelder mit Getreide und Tabak, hat aber zugleich Aussicht, ein ansehnlicher Handelsplatz zu werden, wenn die Bevöl¬ kerung sich mehr verdichtet haben und das ungeheure Gebiet zwischen dem Betschuanenlande und dem Atlantischen Meere dem Karawanenverkehre er¬ schlossen sein wird. Pvtschefstrom liegt etwa 3900 Fuß über der See am

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/128>, abgerufen am 28.09.2024.