Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.Ricks Lyhne. unser Gehirn hat ihn sich zu ost da oben vorgestellt, es ist mit ihm ein¬ Ricks nickte. Hjerrild beugte sich über ihn, um zu hören, ob er etwas Sie meinen es gut, flüsterte Ricks, aber -- und er schüttelte energisch Es blieb lange still drinnen; nur das ewige Höh, hob des Bauerburschen Hjerrild erhob sich: Lebe wohl, Lyhne, sagte er, es ist doch ein schöner Ja, antwortete Ricks, aber eigentlich war unser Traum von dem, was Hjerrild ging. Als er in sein Zimmer kam, stand er lange am Fenster Ricks' Schmerzen wurden heftiger und heftiger, es hämmerte unbarmherzig Gegen Morgen sing er an, zu phantasiren; die Entzündung war in vollem Und so ging es noch zwei Tage und zwei Nächte weiter. Das letzte mal, als Hjerrild Ricks Lyhne sah, lag er da und phantasirte Und endlich starb er denn den Tod, den schweren Tod. Kleinere Mitteilungen. ^ Prozeß kosten. Die Auslassungen, welche das letzte Heft der Grenzboten Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig (in Vertretung). Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig. Ricks Lyhne. unser Gehirn hat ihn sich zu ost da oben vorgestellt, es ist mit ihm ein¬ Ricks nickte. Hjerrild beugte sich über ihn, um zu hören, ob er etwas Sie meinen es gut, flüsterte Ricks, aber — und er schüttelte energisch Es blieb lange still drinnen; nur das ewige Höh, hob des Bauerburschen Hjerrild erhob sich: Lebe wohl, Lyhne, sagte er, es ist doch ein schöner Ja, antwortete Ricks, aber eigentlich war unser Traum von dem, was Hjerrild ging. Als er in sein Zimmer kam, stand er lange am Fenster Ricks' Schmerzen wurden heftiger und heftiger, es hämmerte unbarmherzig Gegen Morgen sing er an, zu phantasiren; die Entzündung war in vollem Und so ging es noch zwei Tage und zwei Nächte weiter. Das letzte mal, als Hjerrild Ricks Lyhne sah, lag er da und phantasirte Und endlich starb er denn den Tod, den schweren Tod. Kleinere Mitteilungen. ^ Prozeß kosten. Die Auslassungen, welche das letzte Heft der Grenzboten Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig (in Vertretung). Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0636" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289759"/> <fw type="header" place="top"> Ricks Lyhne.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2165" prev="#ID_2164"> unser Gehirn hat ihn sich zu ost da oben vorgestellt, es ist mit ihm ein¬<lb/> gesungen, als wir ganz klein waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_2166"> Ricks nickte. 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Ricks Lyhne.
unser Gehirn hat ihn sich zu ost da oben vorgestellt, es ist mit ihm ein¬
gesungen, als wir ganz klein waren.
Ricks nickte. Hjerrild beugte sich über ihn, um zu hören, ob er etwas
sagen wolle.
Sie meinen es gut, flüsterte Ricks, aber — und er schüttelte energisch
den Kopf.
Es blieb lange still drinnen; nur das ewige Höh, hob des Bauerburschen
zerhackte die Zeit langsam in Stücke.
Hjerrild erhob sich: Lebe wohl, Lyhne, sagte er, es ist doch ein schöner
Tod, für das arme Vaterland sterben zu können.
Ja, antwortete Ricks, aber eigentlich war unser Traum von dem, was
wir ausrichten wollten, damals, vor langen, langen Jahren, ein ganz andrer.
Hjerrild ging. Als er in sein Zimmer kam, stand er lange am Fenster
und sah zu den Sternen auf. Wenn ich Gott wäre, murmelte er und fügte
in Gedanken hinzu: dann würde ich weit lieber den selig machen, der nicht in
seiner letzten Stunde noch umkehrt.
Ricks' Schmerzen wurden heftiger und heftiger, es hämmerte unbarmherzig
in der Brust, ohne aufzuhören. Es wäre so schön gewesen, wenn er nun einen
Gott gehabt hätte, zu dem er hätte klagen, zu dem er hätte beten können.
Gegen Morgen sing er an, zu phantasiren; die Entzündung war in vollem
Gange.
Und so ging es noch zwei Tage und zwei Nächte weiter.
Das letzte mal, als Hjerrild Ricks Lyhne sah, lag er da und phantasirte
von seiner Rüstung, und daß er stehend sterben wolle.
Und endlich starb er denn den Tod, den schweren Tod.
Kleinere Mitteilungen. ^
Prozeß kosten. Die Auslassungen, welche das letzte Heft der Grenzboten
über diesen Gegenstand gebracht hat, sind durch ein Mißverständnis ohne jede
redaktionelle Bemerkung abgedruckt worden, wodurch der Anschein erweckt werden
konnte, die Grenzboten hätten den Standpunkt, den sie seit längerer Zeit einge¬
nommen haben, verlassen oder hielten ihn für kontrovers. Es sei deshalb nach¬
träglich zunächst ausdrücklich bemerkt, daß dies nicht der Fall ist, daß die Grenzboten
vielmehr an den Anschauungen durchaus festhalten, die auch in dem „Notschrei"
in Heft 30 zum Ausdruck gelangen. Auf den Gegenstand wird später noch weiter
eingegangen werden.
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig (in Vertretung).
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.
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