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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.

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Kaiser U?ilhelm II. l"it die Freisinnigen und Ultrcnnonranen.

Weise erwiedert worden, daß man annehmen muß, daß die vertrauensvollsten
Beziehungen zwischen beiden Höfen hergestellt sind. Ein Zeichen und ein Er¬
folg dieser freundschaftlichen Beziehungen ist wohl auch die Verlobung der Prin¬
zessin Sophie mit dem griechischen Thronfolger, die ohne die Reise des Kaisers
schwerlich zu stände gekommen wäre. Sie kann nur dazu dienen, das Band
der Freundschaft zwischen dem deutschen, dem russischen und dem dänischen Hofe
enger zu knüpfen. Und diese Freundschaft der Herrscher wird ihren Reichen
zu statten kommen. Nach allem, was wir bis jetzt erfahren und trotz der
hämischen Bemühungen etlicher deutschfeindlichen Zeitungen in Rußland, die
Freundschaft zu stören, wird doch das Journal as Le. l?stsrLl)0ur^ Recht be¬
halten, wenn es nach diesem Besuche des deutschen Kaisers das Vertrauen auf den
europäischen Frieden befestigt sah. und zwar auf einen Frieden für lange Jahre.
Dann aber hat Kaiser Wilhelm sein Ziel erreicht. Ihm kam es schlechterdings
nur auf die Gewinnung gegenseitigen persönlichen Vertrauens an, damit für
alle Zukunft Einflüsterungen und Fälschungen, wie sie 1887 stattgefunden hatten,
unmöglich wären. Und dies Ergebnis liegt vor. Unsers Kaisers "einfache
Würde, sagte die Nationalzeitung, seine jugendliche, dennoch gehaltene Heiterkeit,
sein lebhaftes Interesse, die Freundlichkeit und Lebhaftigkeit seines Wesens haben
den Hof in Petersburg und dessen Publikum für Kaiser Wilhelm gewonnen,
und es zeigt sich, daß der junge Herrscher gar keinen bessern Hintergrund für
seine Erscheinung haben konnte, als ihm die Gehässigkeit jener Berichte bereitet
hatte." Die Nationalzeitung meint die Berichte jener schändlichen Preßver-
schwörung, in denen lange Monate vor seiner Thronbesteigung der künftige
Herrscher dem Auslande in verzerrtem Bilde dargestellt wurde, um ihn der Ab¬
neigung und dem Mißtraue" Europas zu empfehlen. Wenn Hinzpeters
Schilderung von der Entwicklung des jungen Kaisers ein andres Bild "treu
nach der Natur" aufzustellen versucht hatte, ein Unternehmen, das gut gemeint,
auch den Verhältnissen entsprechend, nur leider einigermaßen geschmacklos aus¬
gefallen war, so verwischte die Erscheinung des jungen Kaisers mit einem male
und für immer die häßlichen Züge, die seine Feinde sogar in Damenadressen
seinem Bilde aufgetragen hatten. Und das ist bis jetzt überall, wo sich der
Kaiser hat sehen lassen, so gewesen, wie da in Rußland vor einem keineswegs
günstig voreingenommenen Publikum. Mochte nun auch die ^AsnW Hs.of.8
sich aus Petersburg melden lassen, daß eine Regelung der schwebenden Fragen
nicht herbeigeführt worden sei. so war eine solche Vereinbarung, die diplomatische
Abmachungen zur Folge hätte haben müssen, gar nicht beabsichtigt gewesen.
Es war alles gewonnen, wenn das Vertrauen gewonnen war. Wo das ist,
da werden diplomatische Einzelfragen bei einigem Geschick immer von Kabinet
zu Kabinet zu lösen sein; und das ist hier, wo von Rußland die Rede ist, bei
der bulgarischen, überhaupt bei der Balkanfrage der Fall. Dies Vertrauen
aber wird auch die ^siuZö Savas und werden alle böswilligen französischen


Grenzboten Hi. 1883. 74
Kaiser U?ilhelm II. l»it die Freisinnigen und Ultrcnnonranen.

Weise erwiedert worden, daß man annehmen muß, daß die vertrauensvollsten
Beziehungen zwischen beiden Höfen hergestellt sind. Ein Zeichen und ein Er¬
folg dieser freundschaftlichen Beziehungen ist wohl auch die Verlobung der Prin¬
zessin Sophie mit dem griechischen Thronfolger, die ohne die Reise des Kaisers
schwerlich zu stände gekommen wäre. Sie kann nur dazu dienen, das Band
der Freundschaft zwischen dem deutschen, dem russischen und dem dänischen Hofe
enger zu knüpfen. Und diese Freundschaft der Herrscher wird ihren Reichen
zu statten kommen. Nach allem, was wir bis jetzt erfahren und trotz der
hämischen Bemühungen etlicher deutschfeindlichen Zeitungen in Rußland, die
Freundschaft zu stören, wird doch das Journal as Le. l?stsrLl)0ur^ Recht be¬
halten, wenn es nach diesem Besuche des deutschen Kaisers das Vertrauen auf den
europäischen Frieden befestigt sah. und zwar auf einen Frieden für lange Jahre.
Dann aber hat Kaiser Wilhelm sein Ziel erreicht. Ihm kam es schlechterdings
nur auf die Gewinnung gegenseitigen persönlichen Vertrauens an, damit für
alle Zukunft Einflüsterungen und Fälschungen, wie sie 1887 stattgefunden hatten,
unmöglich wären. Und dies Ergebnis liegt vor. Unsers Kaisers „einfache
Würde, sagte die Nationalzeitung, seine jugendliche, dennoch gehaltene Heiterkeit,
sein lebhaftes Interesse, die Freundlichkeit und Lebhaftigkeit seines Wesens haben
den Hof in Petersburg und dessen Publikum für Kaiser Wilhelm gewonnen,
und es zeigt sich, daß der junge Herrscher gar keinen bessern Hintergrund für
seine Erscheinung haben konnte, als ihm die Gehässigkeit jener Berichte bereitet
hatte." Die Nationalzeitung meint die Berichte jener schändlichen Preßver-
schwörung, in denen lange Monate vor seiner Thronbesteigung der künftige
Herrscher dem Auslande in verzerrtem Bilde dargestellt wurde, um ihn der Ab¬
neigung und dem Mißtraue» Europas zu empfehlen. Wenn Hinzpeters
Schilderung von der Entwicklung des jungen Kaisers ein andres Bild „treu
nach der Natur" aufzustellen versucht hatte, ein Unternehmen, das gut gemeint,
auch den Verhältnissen entsprechend, nur leider einigermaßen geschmacklos aus¬
gefallen war, so verwischte die Erscheinung des jungen Kaisers mit einem male
und für immer die häßlichen Züge, die seine Feinde sogar in Damenadressen
seinem Bilde aufgetragen hatten. Und das ist bis jetzt überall, wo sich der
Kaiser hat sehen lassen, so gewesen, wie da in Rußland vor einem keineswegs
günstig voreingenommenen Publikum. Mochte nun auch die ^AsnW Hs.of.8
sich aus Petersburg melden lassen, daß eine Regelung der schwebenden Fragen
nicht herbeigeführt worden sei. so war eine solche Vereinbarung, die diplomatische
Abmachungen zur Folge hätte haben müssen, gar nicht beabsichtigt gewesen.
Es war alles gewonnen, wenn das Vertrauen gewonnen war. Wo das ist,
da werden diplomatische Einzelfragen bei einigem Geschick immer von Kabinet
zu Kabinet zu lösen sein; und das ist hier, wo von Rußland die Rede ist, bei
der bulgarischen, überhaupt bei der Balkanfrage der Fall. Dies Vertrauen
aber wird auch die ^siuZö Savas und werden alle böswilligen französischen


Grenzboten Hi. 1883. 74
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[0593] Kaiser U?ilhelm II. l»it die Freisinnigen und Ultrcnnonranen. Weise erwiedert worden, daß man annehmen muß, daß die vertrauensvollsten Beziehungen zwischen beiden Höfen hergestellt sind. Ein Zeichen und ein Er¬ folg dieser freundschaftlichen Beziehungen ist wohl auch die Verlobung der Prin¬ zessin Sophie mit dem griechischen Thronfolger, die ohne die Reise des Kaisers schwerlich zu stände gekommen wäre. Sie kann nur dazu dienen, das Band der Freundschaft zwischen dem deutschen, dem russischen und dem dänischen Hofe enger zu knüpfen. Und diese Freundschaft der Herrscher wird ihren Reichen zu statten kommen. Nach allem, was wir bis jetzt erfahren und trotz der hämischen Bemühungen etlicher deutschfeindlichen Zeitungen in Rußland, die Freundschaft zu stören, wird doch das Journal as Le. l?stsrLl)0ur^ Recht be¬ halten, wenn es nach diesem Besuche des deutschen Kaisers das Vertrauen auf den europäischen Frieden befestigt sah. und zwar auf einen Frieden für lange Jahre. Dann aber hat Kaiser Wilhelm sein Ziel erreicht. Ihm kam es schlechterdings nur auf die Gewinnung gegenseitigen persönlichen Vertrauens an, damit für alle Zukunft Einflüsterungen und Fälschungen, wie sie 1887 stattgefunden hatten, unmöglich wären. Und dies Ergebnis liegt vor. Unsers Kaisers „einfache Würde, sagte die Nationalzeitung, seine jugendliche, dennoch gehaltene Heiterkeit, sein lebhaftes Interesse, die Freundlichkeit und Lebhaftigkeit seines Wesens haben den Hof in Petersburg und dessen Publikum für Kaiser Wilhelm gewonnen, und es zeigt sich, daß der junge Herrscher gar keinen bessern Hintergrund für seine Erscheinung haben konnte, als ihm die Gehässigkeit jener Berichte bereitet hatte." Die Nationalzeitung meint die Berichte jener schändlichen Preßver- schwörung, in denen lange Monate vor seiner Thronbesteigung der künftige Herrscher dem Auslande in verzerrtem Bilde dargestellt wurde, um ihn der Ab¬ neigung und dem Mißtraue» Europas zu empfehlen. Wenn Hinzpeters Schilderung von der Entwicklung des jungen Kaisers ein andres Bild „treu nach der Natur" aufzustellen versucht hatte, ein Unternehmen, das gut gemeint, auch den Verhältnissen entsprechend, nur leider einigermaßen geschmacklos aus¬ gefallen war, so verwischte die Erscheinung des jungen Kaisers mit einem male und für immer die häßlichen Züge, die seine Feinde sogar in Damenadressen seinem Bilde aufgetragen hatten. Und das ist bis jetzt überall, wo sich der Kaiser hat sehen lassen, so gewesen, wie da in Rußland vor einem keineswegs günstig voreingenommenen Publikum. Mochte nun auch die ^AsnW Hs.of.8 sich aus Petersburg melden lassen, daß eine Regelung der schwebenden Fragen nicht herbeigeführt worden sei. so war eine solche Vereinbarung, die diplomatische Abmachungen zur Folge hätte haben müssen, gar nicht beabsichtigt gewesen. Es war alles gewonnen, wenn das Vertrauen gewonnen war. Wo das ist, da werden diplomatische Einzelfragen bei einigem Geschick immer von Kabinet zu Kabinet zu lösen sein; und das ist hier, wo von Rußland die Rede ist, bei der bulgarischen, überhaupt bei der Balkanfrage der Fall. Dies Vertrauen aber wird auch die ^siuZö Savas und werden alle böswilligen französischen Grenzboten Hi. 1883. 74

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_289122/593>, abgerufen am 22.07.2024.