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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.

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Die Schnlvereine.

meine Herren! Es giebt besonders einen Tag, wo der Gebrauch des Fran¬
zösischen recht notwendig sein wird: das ist der Tag des Thales Josaphat.
O, verlängern Sie das Leben der französischen Sprache bis zum jüngsten
Tage! Ich versichere Ihnen, wenn man an jenem Tage deutsch spricht, so wird
es Verwirrung und Irrtum ohne Zahl geben. Alle Entdeckungen, alle guten
Dinge werden von Deutschen hervorgebracht sein müssen. Meine Herren, ich
bitte Sie nochmals, wirken Sie dahin, daß man im Thale Josaphat nicht
deutsch spreche." In diesem kleinen Scherze liegt doch auch recht viel Ernst;
er besagt, daß die Franzosen, auch ein Renan, das. baldige Aussterben ihrer
Sprache befürchten, er sagt aber auch noch deutlicher, daß dieses Volk noch
immer nichts von seinem Dünkel und Gottähnlichkeitsglauben eingebüßt hat.
Einer Antwort aus deutschem Munde ist die zuletzt genannte geplauderte Ge¬
meinheit nicht wert. --

Auf solche Weise ist das deutsche Volk, rings um seine ungeheure Grenz¬
schranke, von grundverschiedenen, aber im Hasse gegen das Deutschtum geeinten
Feinden belagert und in seinen heiligsten Besitztümern, in Sprache, Lied, Sitte
und Gesinnung, an manchen Orten auch in seinem Glauben und, versteckt oder
offen, auch in seinem verbrieften und mit kostbarem Blute errungenen Besitze
bedroht. Überdies muß es auch in fremden Landen, an der Maros, in
Afrika, auf fernen Meereilanden einem rücksichtslosen Entdeutschungskampfe ent¬
gegentreten.

Ist es nicht merkwürdig, daß nur das deutsche Volk den Zielpunkt so
heftiger und erbitterter Schulkämpfe, hinter denen die Politik begehrlich lauert,
abgeben muß, während von andern Völkern nichts ähnliches bekannt ist? Es
muß doch eine gewaltige Macht in dem "deutschen Schulmeister" wohnen,
weil man sich gerade vor ihm so entsetzlich fürchtet, gerade gegen ihn so leiden¬
schaftlich wehrt! Wie verblendet sind aber die Thoren, die seine milden
und nützlichen Gaben verschmähen! Eins sein mit der deutschen Bildung, mit
deutscher Gesittung, das heißt wenigstens geistig zu einem Volke von siebzig
Millionen gehören, dem die Weltherrschaft noch lange nicht entrissen ist, das sie
vielmehr erst noch in sicggckröntem Laufe erstürmen wird. Gegen diesen Ge¬
danken kann auch das eifrigste Sträuben nicht siegreich bleiben, mag es nun
von französischen Träumern oder tschechischen Moskaupilgern ausgehen. Ehre
aber jenen rastlosen und vaterlandsliebenden Männern, die durch die deutschen
Schulen die Größe Deutschlands geistig vorbereiten helfen!




Die Schnlvereine.

meine Herren! Es giebt besonders einen Tag, wo der Gebrauch des Fran¬
zösischen recht notwendig sein wird: das ist der Tag des Thales Josaphat.
O, verlängern Sie das Leben der französischen Sprache bis zum jüngsten
Tage! Ich versichere Ihnen, wenn man an jenem Tage deutsch spricht, so wird
es Verwirrung und Irrtum ohne Zahl geben. Alle Entdeckungen, alle guten
Dinge werden von Deutschen hervorgebracht sein müssen. Meine Herren, ich
bitte Sie nochmals, wirken Sie dahin, daß man im Thale Josaphat nicht
deutsch spreche." In diesem kleinen Scherze liegt doch auch recht viel Ernst;
er besagt, daß die Franzosen, auch ein Renan, das. baldige Aussterben ihrer
Sprache befürchten, er sagt aber auch noch deutlicher, daß dieses Volk noch
immer nichts von seinem Dünkel und Gottähnlichkeitsglauben eingebüßt hat.
Einer Antwort aus deutschem Munde ist die zuletzt genannte geplauderte Ge¬
meinheit nicht wert. —

Auf solche Weise ist das deutsche Volk, rings um seine ungeheure Grenz¬
schranke, von grundverschiedenen, aber im Hasse gegen das Deutschtum geeinten
Feinden belagert und in seinen heiligsten Besitztümern, in Sprache, Lied, Sitte
und Gesinnung, an manchen Orten auch in seinem Glauben und, versteckt oder
offen, auch in seinem verbrieften und mit kostbarem Blute errungenen Besitze
bedroht. Überdies muß es auch in fremden Landen, an der Maros, in
Afrika, auf fernen Meereilanden einem rücksichtslosen Entdeutschungskampfe ent¬
gegentreten.

Ist es nicht merkwürdig, daß nur das deutsche Volk den Zielpunkt so
heftiger und erbitterter Schulkämpfe, hinter denen die Politik begehrlich lauert,
abgeben muß, während von andern Völkern nichts ähnliches bekannt ist? Es
muß doch eine gewaltige Macht in dem „deutschen Schulmeister" wohnen,
weil man sich gerade vor ihm so entsetzlich fürchtet, gerade gegen ihn so leiden¬
schaftlich wehrt! Wie verblendet sind aber die Thoren, die seine milden
und nützlichen Gaben verschmähen! Eins sein mit der deutschen Bildung, mit
deutscher Gesittung, das heißt wenigstens geistig zu einem Volke von siebzig
Millionen gehören, dem die Weltherrschaft noch lange nicht entrissen ist, das sie
vielmehr erst noch in sicggckröntem Laufe erstürmen wird. Gegen diesen Ge¬
danken kann auch das eifrigste Sträuben nicht siegreich bleiben, mag es nun
von französischen Träumern oder tschechischen Moskaupilgern ausgehen. Ehre
aber jenen rastlosen und vaterlandsliebenden Männern, die durch die deutschen
Schulen die Größe Deutschlands geistig vorbereiten helfen!




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[0560] Die Schnlvereine. meine Herren! Es giebt besonders einen Tag, wo der Gebrauch des Fran¬ zösischen recht notwendig sein wird: das ist der Tag des Thales Josaphat. O, verlängern Sie das Leben der französischen Sprache bis zum jüngsten Tage! Ich versichere Ihnen, wenn man an jenem Tage deutsch spricht, so wird es Verwirrung und Irrtum ohne Zahl geben. Alle Entdeckungen, alle guten Dinge werden von Deutschen hervorgebracht sein müssen. Meine Herren, ich bitte Sie nochmals, wirken Sie dahin, daß man im Thale Josaphat nicht deutsch spreche." In diesem kleinen Scherze liegt doch auch recht viel Ernst; er besagt, daß die Franzosen, auch ein Renan, das. baldige Aussterben ihrer Sprache befürchten, er sagt aber auch noch deutlicher, daß dieses Volk noch immer nichts von seinem Dünkel und Gottähnlichkeitsglauben eingebüßt hat. Einer Antwort aus deutschem Munde ist die zuletzt genannte geplauderte Ge¬ meinheit nicht wert. — Auf solche Weise ist das deutsche Volk, rings um seine ungeheure Grenz¬ schranke, von grundverschiedenen, aber im Hasse gegen das Deutschtum geeinten Feinden belagert und in seinen heiligsten Besitztümern, in Sprache, Lied, Sitte und Gesinnung, an manchen Orten auch in seinem Glauben und, versteckt oder offen, auch in seinem verbrieften und mit kostbarem Blute errungenen Besitze bedroht. Überdies muß es auch in fremden Landen, an der Maros, in Afrika, auf fernen Meereilanden einem rücksichtslosen Entdeutschungskampfe ent¬ gegentreten. Ist es nicht merkwürdig, daß nur das deutsche Volk den Zielpunkt so heftiger und erbitterter Schulkämpfe, hinter denen die Politik begehrlich lauert, abgeben muß, während von andern Völkern nichts ähnliches bekannt ist? Es muß doch eine gewaltige Macht in dem „deutschen Schulmeister" wohnen, weil man sich gerade vor ihm so entsetzlich fürchtet, gerade gegen ihn so leiden¬ schaftlich wehrt! Wie verblendet sind aber die Thoren, die seine milden und nützlichen Gaben verschmähen! Eins sein mit der deutschen Bildung, mit deutscher Gesittung, das heißt wenigstens geistig zu einem Volke von siebzig Millionen gehören, dem die Weltherrschaft noch lange nicht entrissen ist, das sie vielmehr erst noch in sicggckröntem Laufe erstürmen wird. Gegen diesen Ge¬ danken kann auch das eifrigste Sträuben nicht siegreich bleiben, mag es nun von französischen Träumern oder tschechischen Moskaupilgern ausgehen. Ehre aber jenen rastlosen und vaterlandsliebenden Männern, die durch die deutschen Schulen die Größe Deutschlands geistig vorbereiten helfen!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_289122/560>, abgerufen am 24.08.2024.