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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.

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Deutsche Arbeit in Afrika.

aß wir an den Hohenzollern eine Dynastie haben, die stets ein
offenes Auge und Verständnis hatte für die Aufgabe ihres Staates,
lehrt die ganze Geschichte desselben; daß wir an ihnen auch ein
Geschlecht haben, das gern Seeluft atmet, lehrt die Geschichte
unsrer jungen Flotte, die uns ein Landsoldat, Wilhelm I,, ge¬
schaffen und zu einem Glänze entwickelt hat, der den Neid der seefahrenden
Nationen, besonders Englands, erregt und schon oft in recht kleinlicher Weise hat
hervortreten lassen. Ohne diese große Schöpfung des großen Kaisers, unsre
Flotte, wäre Bismarcks Telegramm an den deutschen Generalkonsul in Kapstadt
eine Unmöglichkeit gewesen, jenes Telegramm, das uns, die wir doch vieles
Staunenswerte gesehen hatten, immerhin wie ein Märchen vorkam: "Sie
wollen amtlich erklären, daß er sLüdeM und seine Niederlassungen unter dem
Schutze des Reiches stehen." Da leuchtete in der Seele des ganzen Volkes ein
Heller Strahl der Hoffnung auf, es könnte doch das, was bisher nur eine
unfruchtbare Sehnsucht zu sein schien, ein deutscher Kolonialbesitz, der unserm
Volke neue politische und Kulturaufgaben stellte, noch zur Wirklichkeit werden.
Und diese Hoffnung ward zur Wirklichkeit in einer Weise, wie sie sich in den
wenigen Jahren, die seit jenem Telegramm dahingegangen sind, gar nicht er¬
warten ließ. Sind wir doch, was den Umfang unsrer überseeischen Besitzungen
betrifft, plötzlich die drittgrößte Kolonialmacht geworden.

Leider war es auch hier den Deutschfreisinnigen vorbehalten, den großen
Gedanken Bismarcks, so viel sie nur konnten, hindernd in den Weg zu treten;
auch jetzt noch können sie es nicht lassen, die großen Erfolge unsrer Kolonial¬
politik mit hämischer Kritik herunterzuziehen. Es ist traurig, zu sehen, wie
diese Partei alles Herrliche, was dem deutschen Volke unter Kaiser Wilhelm


GrenzbotM HI. 1838. g5


Deutsche Arbeit in Afrika.

aß wir an den Hohenzollern eine Dynastie haben, die stets ein
offenes Auge und Verständnis hatte für die Aufgabe ihres Staates,
lehrt die ganze Geschichte desselben; daß wir an ihnen auch ein
Geschlecht haben, das gern Seeluft atmet, lehrt die Geschichte
unsrer jungen Flotte, die uns ein Landsoldat, Wilhelm I,, ge¬
schaffen und zu einem Glänze entwickelt hat, der den Neid der seefahrenden
Nationen, besonders Englands, erregt und schon oft in recht kleinlicher Weise hat
hervortreten lassen. Ohne diese große Schöpfung des großen Kaisers, unsre
Flotte, wäre Bismarcks Telegramm an den deutschen Generalkonsul in Kapstadt
eine Unmöglichkeit gewesen, jenes Telegramm, das uns, die wir doch vieles
Staunenswerte gesehen hatten, immerhin wie ein Märchen vorkam: „Sie
wollen amtlich erklären, daß er sLüdeM und seine Niederlassungen unter dem
Schutze des Reiches stehen." Da leuchtete in der Seele des ganzen Volkes ein
Heller Strahl der Hoffnung auf, es könnte doch das, was bisher nur eine
unfruchtbare Sehnsucht zu sein schien, ein deutscher Kolonialbesitz, der unserm
Volke neue politische und Kulturaufgaben stellte, noch zur Wirklichkeit werden.
Und diese Hoffnung ward zur Wirklichkeit in einer Weise, wie sie sich in den
wenigen Jahren, die seit jenem Telegramm dahingegangen sind, gar nicht er¬
warten ließ. Sind wir doch, was den Umfang unsrer überseeischen Besitzungen
betrifft, plötzlich die drittgrößte Kolonialmacht geworden.

Leider war es auch hier den Deutschfreisinnigen vorbehalten, den großen
Gedanken Bismarcks, so viel sie nur konnten, hindernd in den Weg zu treten;
auch jetzt noch können sie es nicht lassen, die großen Erfolge unsrer Kolonial¬
politik mit hämischer Kritik herunterzuziehen. Es ist traurig, zu sehen, wie
diese Partei alles Herrliche, was dem deutschen Volke unter Kaiser Wilhelm


GrenzbotM HI. 1838. g5
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[0441] [Abbildung] Deutsche Arbeit in Afrika. aß wir an den Hohenzollern eine Dynastie haben, die stets ein offenes Auge und Verständnis hatte für die Aufgabe ihres Staates, lehrt die ganze Geschichte desselben; daß wir an ihnen auch ein Geschlecht haben, das gern Seeluft atmet, lehrt die Geschichte unsrer jungen Flotte, die uns ein Landsoldat, Wilhelm I,, ge¬ schaffen und zu einem Glänze entwickelt hat, der den Neid der seefahrenden Nationen, besonders Englands, erregt und schon oft in recht kleinlicher Weise hat hervortreten lassen. Ohne diese große Schöpfung des großen Kaisers, unsre Flotte, wäre Bismarcks Telegramm an den deutschen Generalkonsul in Kapstadt eine Unmöglichkeit gewesen, jenes Telegramm, das uns, die wir doch vieles Staunenswerte gesehen hatten, immerhin wie ein Märchen vorkam: „Sie wollen amtlich erklären, daß er sLüdeM und seine Niederlassungen unter dem Schutze des Reiches stehen." Da leuchtete in der Seele des ganzen Volkes ein Heller Strahl der Hoffnung auf, es könnte doch das, was bisher nur eine unfruchtbare Sehnsucht zu sein schien, ein deutscher Kolonialbesitz, der unserm Volke neue politische und Kulturaufgaben stellte, noch zur Wirklichkeit werden. Und diese Hoffnung ward zur Wirklichkeit in einer Weise, wie sie sich in den wenigen Jahren, die seit jenem Telegramm dahingegangen sind, gar nicht er¬ warten ließ. Sind wir doch, was den Umfang unsrer überseeischen Besitzungen betrifft, plötzlich die drittgrößte Kolonialmacht geworden. Leider war es auch hier den Deutschfreisinnigen vorbehalten, den großen Gedanken Bismarcks, so viel sie nur konnten, hindernd in den Weg zu treten; auch jetzt noch können sie es nicht lassen, die großen Erfolge unsrer Kolonial¬ politik mit hämischer Kritik herunterzuziehen. Es ist traurig, zu sehen, wie diese Partei alles Herrliche, was dem deutschen Volke unter Kaiser Wilhelm GrenzbotM HI. 1838. g5

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_289122/441>, abgerufen am 22.07.2024.