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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Die Universitäten im Mittelalter.

des gelehrten Italiens?*) Was schob die Gründung der deutschen Universitäten
so lange hinaus? Das bleibt eine offene Frage, wie doch so manches in der
Universitätsgeschichte des Mittelalters.

Der Verfasser hat bereits mit diesem Bande seines Werkes einen glück¬
lichen Griff gethan. Er hat mit dieser "Urgeschichte der deutschen Universitäten"
zugleich ein abgeschlossenes Bild der Entstehung der Universitäten im allgemeinen
gegeben und damit die reichen Forschungen der letzten Zeit, dnrch die eignen vervoll¬
ständigt und berichtigt, mit seinem Stempel gemünzt und in Umlauf gesetzt. Ohne
Polemik geht es dabei freilich nicht ab, und wie er sie reichlich (an seinem gleich¬
zeitigen Partner Denifle) geübt hat, so wird sie sich auch sein Werk gefallen zu lassen
haben. Doch kann dies seinen Wert nicht beeinträchtigen und seinem energischen
Fortgange höchstens zu gute kommen. Daß das besondre Thema: Die deut¬
schen Universitäten in ihrer fortlaufenden Entwicklung nicht schon in diesem
Bande in einem Schlußkapitel hinkend einsetzt, war nicht nur durch den Gesamt¬
charakter des Werkes, sondern schon aus einfachen architektonischen Rück¬
sichten geboten; es kann jetzt auf der Grundlage dieses ersten Bandes nun in
der Fortsetzung um so rascher von der Stelle rücken. Der Verfasser wird
somit bald an eine gleichfalls höchst umfassende, durch reiche Bearbeitung und
bedeutenden Inhalt schwer zu bewältigende und wirklich noch nicht bewältigte
Aufgabe kommen: Die Universitätsgeschichte der Reformationszeit. Ob es ihm
wirklich möglich sein wird, den dritten Band bereits mit Halle und Göttingen,
d. h. mit der jüngsten Universitätsperiode zu beginnen? Erstrebenswert für die
Wirkung des Ganzen wäre es, und wir wünschen ihm zu der gewaltigen Arbeit
des Zusammenfassens in diesem zweiten Bande Glück und Gelingen. Als An¬
hang soll schließlich "eine kritische Überschau über die seit Kant und Schleier¬
macher sich immer erneuernden Reformvorschläge beigegeben werden," die
als Ertrag der vorausgehenden Geschichte zugleich eine praktische Mahnung zur
steten Fortführung in dem idealen Sinne ihres Ursprunges darstellen möge.





Aus der überfließenden Fcstlittcratur über Bologna und seine Anfänge erwähnen wir
die inhaltreiche Schrift Fittings Die Anfänge der Rechtsschule zu Bologna. Berlin und Leipzig,
I. Guttentag. 1888. Ferner als ansprechende Übersicht den populären Bortrag von Rudolf
Bernhard: Die Universität Bologna im Mittelalter. Leipzig, Veit und Comp. 1888.
Die Universitäten im Mittelalter.

des gelehrten Italiens?*) Was schob die Gründung der deutschen Universitäten
so lange hinaus? Das bleibt eine offene Frage, wie doch so manches in der
Universitätsgeschichte des Mittelalters.

Der Verfasser hat bereits mit diesem Bande seines Werkes einen glück¬
lichen Griff gethan. Er hat mit dieser „Urgeschichte der deutschen Universitäten"
zugleich ein abgeschlossenes Bild der Entstehung der Universitäten im allgemeinen
gegeben und damit die reichen Forschungen der letzten Zeit, dnrch die eignen vervoll¬
ständigt und berichtigt, mit seinem Stempel gemünzt und in Umlauf gesetzt. Ohne
Polemik geht es dabei freilich nicht ab, und wie er sie reichlich (an seinem gleich¬
zeitigen Partner Denifle) geübt hat, so wird sie sich auch sein Werk gefallen zu lassen
haben. Doch kann dies seinen Wert nicht beeinträchtigen und seinem energischen
Fortgange höchstens zu gute kommen. Daß das besondre Thema: Die deut¬
schen Universitäten in ihrer fortlaufenden Entwicklung nicht schon in diesem
Bande in einem Schlußkapitel hinkend einsetzt, war nicht nur durch den Gesamt¬
charakter des Werkes, sondern schon aus einfachen architektonischen Rück¬
sichten geboten; es kann jetzt auf der Grundlage dieses ersten Bandes nun in
der Fortsetzung um so rascher von der Stelle rücken. Der Verfasser wird
somit bald an eine gleichfalls höchst umfassende, durch reiche Bearbeitung und
bedeutenden Inhalt schwer zu bewältigende und wirklich noch nicht bewältigte
Aufgabe kommen: Die Universitätsgeschichte der Reformationszeit. Ob es ihm
wirklich möglich sein wird, den dritten Band bereits mit Halle und Göttingen,
d. h. mit der jüngsten Universitätsperiode zu beginnen? Erstrebenswert für die
Wirkung des Ganzen wäre es, und wir wünschen ihm zu der gewaltigen Arbeit
des Zusammenfassens in diesem zweiten Bande Glück und Gelingen. Als An¬
hang soll schließlich „eine kritische Überschau über die seit Kant und Schleier¬
macher sich immer erneuernden Reformvorschläge beigegeben werden," die
als Ertrag der vorausgehenden Geschichte zugleich eine praktische Mahnung zur
steten Fortführung in dem idealen Sinne ihres Ursprunges darstellen möge.





Aus der überfließenden Fcstlittcratur über Bologna und seine Anfänge erwähnen wir
die inhaltreiche Schrift Fittings Die Anfänge der Rechtsschule zu Bologna. Berlin und Leipzig,
I. Guttentag. 1888. Ferner als ansprechende Übersicht den populären Bortrag von Rudolf
Bernhard: Die Universität Bologna im Mittelalter. Leipzig, Veit und Comp. 1888.
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[0045] Die Universitäten im Mittelalter. des gelehrten Italiens?*) Was schob die Gründung der deutschen Universitäten so lange hinaus? Das bleibt eine offene Frage, wie doch so manches in der Universitätsgeschichte des Mittelalters. Der Verfasser hat bereits mit diesem Bande seines Werkes einen glück¬ lichen Griff gethan. Er hat mit dieser „Urgeschichte der deutschen Universitäten" zugleich ein abgeschlossenes Bild der Entstehung der Universitäten im allgemeinen gegeben und damit die reichen Forschungen der letzten Zeit, dnrch die eignen vervoll¬ ständigt und berichtigt, mit seinem Stempel gemünzt und in Umlauf gesetzt. Ohne Polemik geht es dabei freilich nicht ab, und wie er sie reichlich (an seinem gleich¬ zeitigen Partner Denifle) geübt hat, so wird sie sich auch sein Werk gefallen zu lassen haben. Doch kann dies seinen Wert nicht beeinträchtigen und seinem energischen Fortgange höchstens zu gute kommen. Daß das besondre Thema: Die deut¬ schen Universitäten in ihrer fortlaufenden Entwicklung nicht schon in diesem Bande in einem Schlußkapitel hinkend einsetzt, war nicht nur durch den Gesamt¬ charakter des Werkes, sondern schon aus einfachen architektonischen Rück¬ sichten geboten; es kann jetzt auf der Grundlage dieses ersten Bandes nun in der Fortsetzung um so rascher von der Stelle rücken. Der Verfasser wird somit bald an eine gleichfalls höchst umfassende, durch reiche Bearbeitung und bedeutenden Inhalt schwer zu bewältigende und wirklich noch nicht bewältigte Aufgabe kommen: Die Universitätsgeschichte der Reformationszeit. Ob es ihm wirklich möglich sein wird, den dritten Band bereits mit Halle und Göttingen, d. h. mit der jüngsten Universitätsperiode zu beginnen? Erstrebenswert für die Wirkung des Ganzen wäre es, und wir wünschen ihm zu der gewaltigen Arbeit des Zusammenfassens in diesem zweiten Bande Glück und Gelingen. Als An¬ hang soll schließlich „eine kritische Überschau über die seit Kant und Schleier¬ macher sich immer erneuernden Reformvorschläge beigegeben werden," die als Ertrag der vorausgehenden Geschichte zugleich eine praktische Mahnung zur steten Fortführung in dem idealen Sinne ihres Ursprunges darstellen möge. Aus der überfließenden Fcstlittcratur über Bologna und seine Anfänge erwähnen wir die inhaltreiche Schrift Fittings Die Anfänge der Rechtsschule zu Bologna. Berlin und Leipzig, I. Guttentag. 1888. Ferner als ansprechende Übersicht den populären Bortrag von Rudolf Bernhard: Die Universität Bologna im Mittelalter. Leipzig, Veit und Comp. 1888.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/45>, abgerufen am 30.06.2024.