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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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ZVandergeselle" und Stellenvermittlung.

Vermittlung. Auch diese könnte in einfachster Weise den Berufsgenossenschaften
zugewiesen werden. Jede Genossenschaft hätte mindestens jede Woche einmal
ein Blatt herauszugeben, das kostenfrei an alle Ortsverbände, Arbeitgeber
und Genossenschaftshcrbergcn verschickt würde. Dieses enthielte zunächst alle
amtlichen Erlasse der Genossenschaft und ihrer etwaigen Abteilungen, Mit¬
teilungen der Ortsverbände u. f. w.; sodann aber ein Verzeichnis aller der
Redaktion von den Arbeitgebern mitgeteilten offenen Arbeitsstellen und aller
von den unbeschäftigten Arbeitern eingeschickten Stellengesuche. Die Veröffent¬
lichung derselben in dem hierzu bestimmten amtlichen Teile des Blattes hätte
kostenfrei zu erfolgen; weitere Beisatze wären nach einem billigen Zeilenpreis zu
berechnen. Die Mitteilung an die Genossenschaft könnte auf Postkarten mit
aufgedruckten Schema nach Art der Buchhändlerbestellkarten zum gleichen Preis¬
satz wie diese (3 Pfennige) durch die Post erfolgen. Daneben wäre das Gcnossen-
schaftsblcitt ein geeignetes Mittel zur Veröffentlichung von Anzeigen aller Art,
zur Vermittlung von Geschäftsverkäufen. Maschinenempfehlungen u. f. w. Auch
einen belehrenden Teil mit Fachartikeln könnte man beifügen; politische
Artikel wären strengstens auszuschließen. Arbeiter der Genossenschaft und sonstige
Interessenten könnten das Blatt zu billigem Preise durch die Post beziehen,
und da es in jeder Herberge aufliegen würde, hätte auch jeder zugereiste Arbeiter
Gelegenheit, es täglich zu lesen und sich nach offenen Stellen darin umzusehen.
Für die weitesten Kreise ergäbe diese amtliche Gliederung der Stellenvermittlung
und der Wandergescllenuuterstützung äußerst schätzbaren Zahlenstoff zur fort¬
währenden Beurteilung der Frage, welche Berufe an Arbeiterüberfülluug oder
Arbeitermangel leiden, und damit zu einer bessern Übersicht über die heute so
brennend gewordene Berufswahl- und Lehrliugsfrage. Daß auch in dieser
Sache noch vieles zu geschehen hat und geschehen kann, daß auch hier gut ein¬
gerichtete Ortsverbände der einzelnen Genossenschaften außerordentlich viel leisten
könnten, ist außer Frage.

Ich bitte, diese Gedanken so aufzunehmen, wie sie gemeint sind, als
Rohmaterial, das nach den verschiedensten Seiten noch der Bearbeitung bedarf,
ehe es brauchbar ist. Aber zeitgemäß ist es gewiß, wenn man jetzt schon beginnt,
auch diese Fragen zur öffentlichen Besprechung zu bringen und nach ihren
verschiednen Seiten zu betrachten. Diese Fragen sind eben Fragen ersten Ranges,
und der Staat wird nicht damit zur Ruhe kommen, als bis er sie in möglichst
befriedigender und zweckentsprechender Weise gelöst hat.


Lügen Nübling.


ZVandergeselle» und Stellenvermittlung.

Vermittlung. Auch diese könnte in einfachster Weise den Berufsgenossenschaften
zugewiesen werden. Jede Genossenschaft hätte mindestens jede Woche einmal
ein Blatt herauszugeben, das kostenfrei an alle Ortsverbände, Arbeitgeber
und Genossenschaftshcrbergcn verschickt würde. Dieses enthielte zunächst alle
amtlichen Erlasse der Genossenschaft und ihrer etwaigen Abteilungen, Mit¬
teilungen der Ortsverbände u. f. w.; sodann aber ein Verzeichnis aller der
Redaktion von den Arbeitgebern mitgeteilten offenen Arbeitsstellen und aller
von den unbeschäftigten Arbeitern eingeschickten Stellengesuche. Die Veröffent¬
lichung derselben in dem hierzu bestimmten amtlichen Teile des Blattes hätte
kostenfrei zu erfolgen; weitere Beisatze wären nach einem billigen Zeilenpreis zu
berechnen. Die Mitteilung an die Genossenschaft könnte auf Postkarten mit
aufgedruckten Schema nach Art der Buchhändlerbestellkarten zum gleichen Preis¬
satz wie diese (3 Pfennige) durch die Post erfolgen. Daneben wäre das Gcnossen-
schaftsblcitt ein geeignetes Mittel zur Veröffentlichung von Anzeigen aller Art,
zur Vermittlung von Geschäftsverkäufen. Maschinenempfehlungen u. f. w. Auch
einen belehrenden Teil mit Fachartikeln könnte man beifügen; politische
Artikel wären strengstens auszuschließen. Arbeiter der Genossenschaft und sonstige
Interessenten könnten das Blatt zu billigem Preise durch die Post beziehen,
und da es in jeder Herberge aufliegen würde, hätte auch jeder zugereiste Arbeiter
Gelegenheit, es täglich zu lesen und sich nach offenen Stellen darin umzusehen.
Für die weitesten Kreise ergäbe diese amtliche Gliederung der Stellenvermittlung
und der Wandergescllenuuterstützung äußerst schätzbaren Zahlenstoff zur fort¬
währenden Beurteilung der Frage, welche Berufe an Arbeiterüberfülluug oder
Arbeitermangel leiden, und damit zu einer bessern Übersicht über die heute so
brennend gewordene Berufswahl- und Lehrliugsfrage. Daß auch in dieser
Sache noch vieles zu geschehen hat und geschehen kann, daß auch hier gut ein¬
gerichtete Ortsverbände der einzelnen Genossenschaften außerordentlich viel leisten
könnten, ist außer Frage.

Ich bitte, diese Gedanken so aufzunehmen, wie sie gemeint sind, als
Rohmaterial, das nach den verschiedensten Seiten noch der Bearbeitung bedarf,
ehe es brauchbar ist. Aber zeitgemäß ist es gewiß, wenn man jetzt schon beginnt,
auch diese Fragen zur öffentlichen Besprechung zu bringen und nach ihren
verschiednen Seiten zu betrachten. Diese Fragen sind eben Fragen ersten Ranges,
und der Staat wird nicht damit zur Ruhe kommen, als bis er sie in möglichst
befriedigender und zweckentsprechender Weise gelöst hat.


Lügen Nübling.


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[0019] ZVandergeselle» und Stellenvermittlung. Vermittlung. Auch diese könnte in einfachster Weise den Berufsgenossenschaften zugewiesen werden. Jede Genossenschaft hätte mindestens jede Woche einmal ein Blatt herauszugeben, das kostenfrei an alle Ortsverbände, Arbeitgeber und Genossenschaftshcrbergcn verschickt würde. Dieses enthielte zunächst alle amtlichen Erlasse der Genossenschaft und ihrer etwaigen Abteilungen, Mit¬ teilungen der Ortsverbände u. f. w.; sodann aber ein Verzeichnis aller der Redaktion von den Arbeitgebern mitgeteilten offenen Arbeitsstellen und aller von den unbeschäftigten Arbeitern eingeschickten Stellengesuche. Die Veröffent¬ lichung derselben in dem hierzu bestimmten amtlichen Teile des Blattes hätte kostenfrei zu erfolgen; weitere Beisatze wären nach einem billigen Zeilenpreis zu berechnen. Die Mitteilung an die Genossenschaft könnte auf Postkarten mit aufgedruckten Schema nach Art der Buchhändlerbestellkarten zum gleichen Preis¬ satz wie diese (3 Pfennige) durch die Post erfolgen. Daneben wäre das Gcnossen- schaftsblcitt ein geeignetes Mittel zur Veröffentlichung von Anzeigen aller Art, zur Vermittlung von Geschäftsverkäufen. Maschinenempfehlungen u. f. w. Auch einen belehrenden Teil mit Fachartikeln könnte man beifügen; politische Artikel wären strengstens auszuschließen. Arbeiter der Genossenschaft und sonstige Interessenten könnten das Blatt zu billigem Preise durch die Post beziehen, und da es in jeder Herberge aufliegen würde, hätte auch jeder zugereiste Arbeiter Gelegenheit, es täglich zu lesen und sich nach offenen Stellen darin umzusehen. Für die weitesten Kreise ergäbe diese amtliche Gliederung der Stellenvermittlung und der Wandergescllenuuterstützung äußerst schätzbaren Zahlenstoff zur fort¬ währenden Beurteilung der Frage, welche Berufe an Arbeiterüberfülluug oder Arbeitermangel leiden, und damit zu einer bessern Übersicht über die heute so brennend gewordene Berufswahl- und Lehrliugsfrage. Daß auch in dieser Sache noch vieles zu geschehen hat und geschehen kann, daß auch hier gut ein¬ gerichtete Ortsverbände der einzelnen Genossenschaften außerordentlich viel leisten könnten, ist außer Frage. Ich bitte, diese Gedanken so aufzunehmen, wie sie gemeint sind, als Rohmaterial, das nach den verschiedensten Seiten noch der Bearbeitung bedarf, ehe es brauchbar ist. Aber zeitgemäß ist es gewiß, wenn man jetzt schon beginnt, auch diese Fragen zur öffentlichen Besprechung zu bringen und nach ihren verschiednen Seiten zu betrachten. Diese Fragen sind eben Fragen ersten Ranges, und der Staat wird nicht damit zur Ruhe kommen, als bis er sie in möglichst befriedigender und zweckentsprechender Weise gelöst hat. Lügen Nübling.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/19>, abgerufen am 30.06.2024.