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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.

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Ulrich von Hurter.

Den Adel und die frommen Stadt,
Denn wem das nicht zu Herzen geht,
Der hat nicht lieb sein Vaterland,
Ihm ist auch Gott nicht recht bekannt.

Gegen verleumderische Behauptungen, die seine Uneigennützigkeit in dieser Sache
angegriffen haben, wehrt er sich kräftig und mit aller Entschiedenheit:


Allein ich alles hab gethan
Dem Vaterland zu Nutz und Gut;
Die Wahrheit mich bewegen thut,
Da kann ich nimmer lassen von.
Hab ich des nie empfangen Lohn,
Ja mehr zu Schaden kommen bin,
Denn Gfahr und Not ist mein Gewinn.

Luthern selber ermuntert er zu treuem Ausharren:


Drum, Diener Gottes, hab Geduld.
Möcht ich dir aber Beistand thun
Und raten diesen Sachen nun,
So wollt ich, was ich hab an Gut,
Nit sparen, noch mein eigen Blut.

Einstweilen aber wolle er nicht nachlassen mit seinem Ruf:


Ich hör nicht auf, ich schrei und glis,
Bis man der Wahrheit kommt zu Hilf.
Wohlauf, ihr frommen Deutschen nun,
Viel Harnisch han wir und viel Pferd,
Viel Hellebarten und auch Schwert,
Und so hilft freundlich Mahnung nit,
So wöllen wir die brauchen mit. ...
Das, hoff ich, mancher Ritter thu,
Manch Graf, manch Edelmann dazu,
Manch Bürger, der in seiner Stadt
Der Sachen anch Beschwernis hat,
Auf daß ichs nicht einsah umsunst;
Wohlauf, wir haben Gottes Gunst!
Wer wollt in solchem bleiben daheim?
Ich Habs gewagt, das ist mein Reim!
Ich Habs gewagt!

Hütten durfte sich das Zeugnis unermüdlicher Thätigkeit geben. Er hatte
die Einseitigkeit des Humanismus überwunden, denn in jeder Form, selbst in
der des sangbaren Liedes, suchte er seiner Nation nahe zu treten und sie zu
erheben zu der Höhe seines Standpunktes. So fing er damals auch an, seine
lateinischen Dialoge ins Deutsche zu übertragen, die er dann seinem Beschützer
Sickingen widmete. Auf dem Titelblatte derselben sagt er von sich:


Ulrich von Hurter.

Den Adel und die frommen Stadt,
Denn wem das nicht zu Herzen geht,
Der hat nicht lieb sein Vaterland,
Ihm ist auch Gott nicht recht bekannt.

Gegen verleumderische Behauptungen, die seine Uneigennützigkeit in dieser Sache
angegriffen haben, wehrt er sich kräftig und mit aller Entschiedenheit:


Allein ich alles hab gethan
Dem Vaterland zu Nutz und Gut;
Die Wahrheit mich bewegen thut,
Da kann ich nimmer lassen von.
Hab ich des nie empfangen Lohn,
Ja mehr zu Schaden kommen bin,
Denn Gfahr und Not ist mein Gewinn.

Luthern selber ermuntert er zu treuem Ausharren:


Drum, Diener Gottes, hab Geduld.
Möcht ich dir aber Beistand thun
Und raten diesen Sachen nun,
So wollt ich, was ich hab an Gut,
Nit sparen, noch mein eigen Blut.

Einstweilen aber wolle er nicht nachlassen mit seinem Ruf:


Ich hör nicht auf, ich schrei und glis,
Bis man der Wahrheit kommt zu Hilf.
Wohlauf, ihr frommen Deutschen nun,
Viel Harnisch han wir und viel Pferd,
Viel Hellebarten und auch Schwert,
Und so hilft freundlich Mahnung nit,
So wöllen wir die brauchen mit. ...
Das, hoff ich, mancher Ritter thu,
Manch Graf, manch Edelmann dazu,
Manch Bürger, der in seiner Stadt
Der Sachen anch Beschwernis hat,
Auf daß ichs nicht einsah umsunst;
Wohlauf, wir haben Gottes Gunst!
Wer wollt in solchem bleiben daheim?
Ich Habs gewagt, das ist mein Reim!
Ich Habs gewagt!

Hütten durfte sich das Zeugnis unermüdlicher Thätigkeit geben. Er hatte
die Einseitigkeit des Humanismus überwunden, denn in jeder Form, selbst in
der des sangbaren Liedes, suchte er seiner Nation nahe zu treten und sie zu
erheben zu der Höhe seines Standpunktes. So fing er damals auch an, seine
lateinischen Dialoge ins Deutsche zu übertragen, die er dann seinem Beschützer
Sickingen widmete. Auf dem Titelblatte derselben sagt er von sich:


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[0074] Ulrich von Hurter. Den Adel und die frommen Stadt, Denn wem das nicht zu Herzen geht, Der hat nicht lieb sein Vaterland, Ihm ist auch Gott nicht recht bekannt. Gegen verleumderische Behauptungen, die seine Uneigennützigkeit in dieser Sache angegriffen haben, wehrt er sich kräftig und mit aller Entschiedenheit: Allein ich alles hab gethan Dem Vaterland zu Nutz und Gut; Die Wahrheit mich bewegen thut, Da kann ich nimmer lassen von. Hab ich des nie empfangen Lohn, Ja mehr zu Schaden kommen bin, Denn Gfahr und Not ist mein Gewinn. Luthern selber ermuntert er zu treuem Ausharren: Drum, Diener Gottes, hab Geduld. Möcht ich dir aber Beistand thun Und raten diesen Sachen nun, So wollt ich, was ich hab an Gut, Nit sparen, noch mein eigen Blut. Einstweilen aber wolle er nicht nachlassen mit seinem Ruf: Ich hör nicht auf, ich schrei und glis, Bis man der Wahrheit kommt zu Hilf. Wohlauf, ihr frommen Deutschen nun, Viel Harnisch han wir und viel Pferd, Viel Hellebarten und auch Schwert, Und so hilft freundlich Mahnung nit, So wöllen wir die brauchen mit. ... Das, hoff ich, mancher Ritter thu, Manch Graf, manch Edelmann dazu, Manch Bürger, der in seiner Stadt Der Sachen anch Beschwernis hat, Auf daß ichs nicht einsah umsunst; Wohlauf, wir haben Gottes Gunst! Wer wollt in solchem bleiben daheim? Ich Habs gewagt, das ist mein Reim! Ich Habs gewagt! Hütten durfte sich das Zeugnis unermüdlicher Thätigkeit geben. Er hatte die Einseitigkeit des Humanismus überwunden, denn in jeder Form, selbst in der des sangbaren Liedes, suchte er seiner Nation nahe zu treten und sie zu erheben zu der Höhe seines Standpunktes. So fing er damals auch an, seine lateinischen Dialoge ins Deutsche zu übertragen, die er dann seinem Beschützer Sickingen widmete. Auf dem Titelblatte derselben sagt er von sich:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202776/74>, abgerufen am 01.09.2024.