Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.I'z'pes ein! Ja litteiawve aUsmüiKle. "Liebe Mutter, wenn es so ist öd. h. wenn ich ihn doch bald verlieren mußs, Sie sind ein böser Mann, Herr> Combes. Kaum beherrschen Sie die Ich dringe noch tiefer in Ihre Ansichten ein, Herr Combes. Welche Ent¬ Sie sind mein Mann, Herr Combes. Selten habe ich eine solche Über¬ Was Sie sonst von den Erzeugnissen des Mittelalters sagen, ist wieder I'z'pes ein! Ja litteiawve aUsmüiKle. „Liebe Mutter, wenn es so ist öd. h. wenn ich ihn doch bald verlieren mußs, Sie sind ein böser Mann, Herr> Combes. Kaum beherrschen Sie die Ich dringe noch tiefer in Ihre Ansichten ein, Herr Combes. Welche Ent¬ Sie sind mein Mann, Herr Combes. Selten habe ich eine solche Über¬ Was Sie sonst von den Erzeugnissen des Mittelalters sagen, ist wieder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0135" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202912"/> <fw type="header" place="top"> I'z'pes ein! Ja litteiawve aUsmüiKle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_441" prev="#ID_440"> „Liebe Mutter, wenn es so ist öd. h. wenn ich ihn doch bald verlieren mußs,<lb/> wenn das Leid der Freude so nah auf dem Fuße folgt, dann will ich mein<lb/> Herz bewahren und niemals lieben." Ich würde in den Ton der spätern Partien<lb/> Ihres Buches verfallen, wenn ich die Hoffnung anssprüche, auch in Frankreich<lb/> werde noch hie und da solche jungfräuliche Schamhaftigkeit aufzutreiben sein.<lb/> Entschuldigen Sie sich nicht damit, Herr Combes, daß Sie sagen, Sie wären<lb/> einer schlechten Übersetzung gefolgt. War sie das, so mußten Sie sie besser<lb/> machen. Hoffentlich erkennen Sie selbst, wie mit plumper Hand, gleichviel von<lb/> wem, die eigentliche Schönheit der Stelle weggewischt worden ist. Solcher Über¬<lb/> setzungsfehler — ich kann keinen mildern Ausdruck gebrauchen — könnte ich<lb/> Ihnen eine ganze Anzahl nachweisen. Und muß durch so etwas nicht das Gc-<lb/> samturteil über eine Dichtung beeinflußt werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_442"> Sie sind ein böser Mann, Herr> Combes. Kaum beherrschen Sie die<lb/> deutsche Sprache, so reißen Sie in ihr gleich Witze. Ja ja, verstellen Sie sich<lb/> nicht; ich habe Sie doch erkannt. Und ich beschwöre jeden Ihrer Leser, es nicht<lb/> für ein Versehen zu halten, wenn Sie Folter statt Volker schreiben. Wie? Er<lb/> versteht es nicht, der dumme Leser! Ich will ihm ein bischen auf die Sprünge<lb/> helfen. Volker ist ein Spielmann, dem es gleich gilt, welch Instrument seine<lb/> Hand führt, die Fiedel oder das Schwert. Und diese Hand, wie Schildesschlag<lb/> und Schwerteshieb sie ungefüge gemacht, sie soll geschickt sein, süße Töne hervor-<lb/> zulocken! Nimmermehr, auch dem deutschesten Ohre muß sie — Folterqualen<lb/> bereiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_443"> Ich dringe noch tiefer in Ihre Ansichten ein, Herr Combes. Welche Ent¬<lb/> deckung haben Sie gemacht? Diese Foltermusik der Nibelungen, sie ist ja<lb/> natürlich nichts andres «is die Arabum der heutigen deutschen Musik, der<lb/> Wagnerschen, die auch in Frankreich mehr und mehr an Boden gewinnt. Ha!<lb/> wie wir beide sie hassen — nicht wahr, Herr Combes? Diese Musik für Bar¬<lb/> baren, für Teutonen, für . . . Preußen. Aber von den Preußen nachher.</p><lb/> <p xml:id="ID_444"> Sie sind mein Mann, Herr Combes. Selten habe ich eine solche Über¬<lb/> einstimmung meiner Überzeugungen mit denen eines Fremden gefunden als bei<lb/> Ihnen. Bei einem Franzosen! Was haben wir nicht alles diesem lieben Volte<lb/> schon zu verdanken! Nur eines schmerzt mich. Meine Verlorne Jugend. Was<lb/> Sie auf den ersten Blick so klar erkannt haben, wie viele Stunden mühseligen<lb/> Nachdenkens habe ich dazu gebraucht! Doch was thuts? Es war im Dienste<lb/> der Wahrheit, für sie ist kein Opfer zu gering. Lassen Sie uns in dieser Wahr¬<lb/> heit uns gegenseitig befestigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_445" next="#ID_446"> Was Sie sonst von den Erzeugnissen des Mittelalters sagen, ist wieder<lb/> ganz meine Meinung. Sie wissen wenig genug davon. Wozu auch? Es ist<lb/> alles wertlos. Der Geschmack dieser Zeiten ist so unentivickelt, die Bildung<lb/> auf einer so niedrigen Stufe, daß es sich für unsre gebildete und geschmackvolle<lb/> Zeit uicht verlohnt, derartige» Trödel kennen zu lernen. Dn giebts einen Dichter,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0135]
I'z'pes ein! Ja litteiawve aUsmüiKle.
„Liebe Mutter, wenn es so ist öd. h. wenn ich ihn doch bald verlieren mußs,
wenn das Leid der Freude so nah auf dem Fuße folgt, dann will ich mein
Herz bewahren und niemals lieben." Ich würde in den Ton der spätern Partien
Ihres Buches verfallen, wenn ich die Hoffnung anssprüche, auch in Frankreich
werde noch hie und da solche jungfräuliche Schamhaftigkeit aufzutreiben sein.
Entschuldigen Sie sich nicht damit, Herr Combes, daß Sie sagen, Sie wären
einer schlechten Übersetzung gefolgt. War sie das, so mußten Sie sie besser
machen. Hoffentlich erkennen Sie selbst, wie mit plumper Hand, gleichviel von
wem, die eigentliche Schönheit der Stelle weggewischt worden ist. Solcher Über¬
setzungsfehler — ich kann keinen mildern Ausdruck gebrauchen — könnte ich
Ihnen eine ganze Anzahl nachweisen. Und muß durch so etwas nicht das Gc-
samturteil über eine Dichtung beeinflußt werden?
Sie sind ein böser Mann, Herr> Combes. Kaum beherrschen Sie die
deutsche Sprache, so reißen Sie in ihr gleich Witze. Ja ja, verstellen Sie sich
nicht; ich habe Sie doch erkannt. Und ich beschwöre jeden Ihrer Leser, es nicht
für ein Versehen zu halten, wenn Sie Folter statt Volker schreiben. Wie? Er
versteht es nicht, der dumme Leser! Ich will ihm ein bischen auf die Sprünge
helfen. Volker ist ein Spielmann, dem es gleich gilt, welch Instrument seine
Hand führt, die Fiedel oder das Schwert. Und diese Hand, wie Schildesschlag
und Schwerteshieb sie ungefüge gemacht, sie soll geschickt sein, süße Töne hervor-
zulocken! Nimmermehr, auch dem deutschesten Ohre muß sie — Folterqualen
bereiten.
Ich dringe noch tiefer in Ihre Ansichten ein, Herr Combes. Welche Ent¬
deckung haben Sie gemacht? Diese Foltermusik der Nibelungen, sie ist ja
natürlich nichts andres «is die Arabum der heutigen deutschen Musik, der
Wagnerschen, die auch in Frankreich mehr und mehr an Boden gewinnt. Ha!
wie wir beide sie hassen — nicht wahr, Herr Combes? Diese Musik für Bar¬
baren, für Teutonen, für . . . Preußen. Aber von den Preußen nachher.
Sie sind mein Mann, Herr Combes. Selten habe ich eine solche Über¬
einstimmung meiner Überzeugungen mit denen eines Fremden gefunden als bei
Ihnen. Bei einem Franzosen! Was haben wir nicht alles diesem lieben Volte
schon zu verdanken! Nur eines schmerzt mich. Meine Verlorne Jugend. Was
Sie auf den ersten Blick so klar erkannt haben, wie viele Stunden mühseligen
Nachdenkens habe ich dazu gebraucht! Doch was thuts? Es war im Dienste
der Wahrheit, für sie ist kein Opfer zu gering. Lassen Sie uns in dieser Wahr¬
heit uns gegenseitig befestigen.
Was Sie sonst von den Erzeugnissen des Mittelalters sagen, ist wieder
ganz meine Meinung. Sie wissen wenig genug davon. Wozu auch? Es ist
alles wertlos. Der Geschmack dieser Zeiten ist so unentivickelt, die Bildung
auf einer so niedrigen Stufe, daß es sich für unsre gebildete und geschmackvolle
Zeit uicht verlohnt, derartige» Trödel kennen zu lernen. Dn giebts einen Dichter,
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