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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.

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Denkinciler Der griechischen und römischen Kknlptiir,

Heute sind wir in der glücklichen Lage, von der Erfüllung des lange gehegten
Wunsches mit Worten der wärmsten Anerkennung und der dankbarsten Be¬
friedigung berichten zu können. Vor uns liegt das erste Heft einer Publikation,
die in der wissenschaftlichen Welt allenthalben das größte Aufsehen erregt hat:
Denkmäler griechischer und römischer Skulptur in historischer An¬
ordnung, herausgegeben von Friedrich Bruckmann (München, Bruckmmms
Verlag). Der Leiter des großartigen Unternehmens ist kein geringerer als Heinrich
Brunn. Das Werk, das in achtzig Lieferungen, jede zu fünf Tafeln in größtem
Folioformat, erscheinen soll, giebt in unveränderlichen photographischen Druck, der
nach den besten eigens für diesen Zweck vou den Originalen gemachten Ausnahmen
ausgeführt wird, eine Sammlung der hervorragendsten Werke der griechischen
und der mit ihr innig verbundenen römischen Plastik in ihrer geschichtlichen Ent¬
wicklung zur Förderung des Verständnisses antiker Kunst und zur Erleichterung
vergleichender Studien. Über die interessanten, die Güte der gegebenen Tafeln
charakterisirenden technischen Ausführungen sind folgende Gesichtspunkte auf¬
gestellt worden. Die wissenschaftliche Leitung der photographischen Aufnahmen,
ans die bisher bei weitem nicht genug Gewicht gelegt worden ist, insofern mau
oft jede Photographie, nnter welchen örtlichen Bedingungen sie auch auf¬
genommen sein mochte, für gut genug zum Zwecke der Vervielfältigung hielt,
hat ein Schüler des Meisters, der Privatdozent Leopold Julius, übernommen.
Zu diesem Zwecke wird er mit dem Herausgeber die wichtigsten Museen be¬
reisen, an Ort und Stelle vor den Originalen die durch Aufstellung und Be¬
leuchtung für die Wahl des richtigen Standpunktes maßgebenden Bedingungen
prüfen und die Aufnahme selbst persönlich überwachen. Soweit als möglich
sollen natürlich die Aufnahmen nach den Originalen selbst ausgeführt werden.
In gewissen Fällen, wo z. V. ungünstiges, selbst durch künstliche Mittel nicht
zu verbesserndes Licht sich hindernd in den Weg stellt, oder wo andre örtliche
Schwierigkeiten nicht zu beseitigen sind, oder endlich in dem Falle, wo durch
ungeschickte, falsche Ergänzungen der Kunstwerke, an denen ja namentlich die
römischen Museen so überreich sind, eine entschieden ungünstige Wirkung hervor¬
gerufen werden würde, soll an Stelle des Originals der Gipsabguß treten. Diese
Fülle werden indessen nur vereinzelt vorkomme". Als eine unabweisliche For¬
derung stellte es sich ferner heraus, für die Aufnahme ein so großes Format
zu wählen, daß es allen wissenschaftliche" Anforderungen zu genügen vermag;
doch hat man mit gutem Grunde davon abgesehen, für die Wiedergabe sämt¬
licher Werke einen einheitlichen Maßstab zu wählen. Maßgebend für die Größe
der Abbildung und im Zusammenhange damit für die Feinheit der Formen, wie
sie in der Nachbildung erscheinen, muß die Güte des Werkes selbst sein; man
Wird ein griechisches Originalwerk etwa aus der Zeit des Phidias oder selbst
einen jener herrlichen griechischen Grabsteine aus dem fünften und vierten vor¬
christlichen Jahrhundert in großer" Verhältnissen wiedergeben, um den Stil-


Greuztwten 1. 1LL8. , 82
Denkinciler Der griechischen und römischen Kknlptiir,

Heute sind wir in der glücklichen Lage, von der Erfüllung des lange gehegten
Wunsches mit Worten der wärmsten Anerkennung und der dankbarsten Be¬
friedigung berichten zu können. Vor uns liegt das erste Heft einer Publikation,
die in der wissenschaftlichen Welt allenthalben das größte Aufsehen erregt hat:
Denkmäler griechischer und römischer Skulptur in historischer An¬
ordnung, herausgegeben von Friedrich Bruckmann (München, Bruckmmms
Verlag). Der Leiter des großartigen Unternehmens ist kein geringerer als Heinrich
Brunn. Das Werk, das in achtzig Lieferungen, jede zu fünf Tafeln in größtem
Folioformat, erscheinen soll, giebt in unveränderlichen photographischen Druck, der
nach den besten eigens für diesen Zweck vou den Originalen gemachten Ausnahmen
ausgeführt wird, eine Sammlung der hervorragendsten Werke der griechischen
und der mit ihr innig verbundenen römischen Plastik in ihrer geschichtlichen Ent¬
wicklung zur Förderung des Verständnisses antiker Kunst und zur Erleichterung
vergleichender Studien. Über die interessanten, die Güte der gegebenen Tafeln
charakterisirenden technischen Ausführungen sind folgende Gesichtspunkte auf¬
gestellt worden. Die wissenschaftliche Leitung der photographischen Aufnahmen,
ans die bisher bei weitem nicht genug Gewicht gelegt worden ist, insofern mau
oft jede Photographie, nnter welchen örtlichen Bedingungen sie auch auf¬
genommen sein mochte, für gut genug zum Zwecke der Vervielfältigung hielt,
hat ein Schüler des Meisters, der Privatdozent Leopold Julius, übernommen.
Zu diesem Zwecke wird er mit dem Herausgeber die wichtigsten Museen be¬
reisen, an Ort und Stelle vor den Originalen die durch Aufstellung und Be¬
leuchtung für die Wahl des richtigen Standpunktes maßgebenden Bedingungen
prüfen und die Aufnahme selbst persönlich überwachen. Soweit als möglich
sollen natürlich die Aufnahmen nach den Originalen selbst ausgeführt werden.
In gewissen Fällen, wo z. V. ungünstiges, selbst durch künstliche Mittel nicht
zu verbesserndes Licht sich hindernd in den Weg stellt, oder wo andre örtliche
Schwierigkeiten nicht zu beseitigen sind, oder endlich in dem Falle, wo durch
ungeschickte, falsche Ergänzungen der Kunstwerke, an denen ja namentlich die
römischen Museen so überreich sind, eine entschieden ungünstige Wirkung hervor¬
gerufen werden würde, soll an Stelle des Originals der Gipsabguß treten. Diese
Fülle werden indessen nur vereinzelt vorkomme». Als eine unabweisliche For¬
derung stellte es sich ferner heraus, für die Aufnahme ein so großes Format
zu wählen, daß es allen wissenschaftliche» Anforderungen zu genügen vermag;
doch hat man mit gutem Grunde davon abgesehen, für die Wiedergabe sämt¬
licher Werke einen einheitlichen Maßstab zu wählen. Maßgebend für die Größe
der Abbildung und im Zusammenhange damit für die Feinheit der Formen, wie
sie in der Nachbildung erscheinen, muß die Güte des Werkes selbst sein; man
Wird ein griechisches Originalwerk etwa aus der Zeit des Phidias oder selbst
einen jener herrlichen griechischen Grabsteine aus dem fünften und vierten vor¬
christlichen Jahrhundert in großer» Verhältnissen wiedergeben, um den Stil-


Greuztwten 1. 1LL8. , 82
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[0657] Denkinciler Der griechischen und römischen Kknlptiir, Heute sind wir in der glücklichen Lage, von der Erfüllung des lange gehegten Wunsches mit Worten der wärmsten Anerkennung und der dankbarsten Be¬ friedigung berichten zu können. Vor uns liegt das erste Heft einer Publikation, die in der wissenschaftlichen Welt allenthalben das größte Aufsehen erregt hat: Denkmäler griechischer und römischer Skulptur in historischer An¬ ordnung, herausgegeben von Friedrich Bruckmann (München, Bruckmmms Verlag). Der Leiter des großartigen Unternehmens ist kein geringerer als Heinrich Brunn. Das Werk, das in achtzig Lieferungen, jede zu fünf Tafeln in größtem Folioformat, erscheinen soll, giebt in unveränderlichen photographischen Druck, der nach den besten eigens für diesen Zweck vou den Originalen gemachten Ausnahmen ausgeführt wird, eine Sammlung der hervorragendsten Werke der griechischen und der mit ihr innig verbundenen römischen Plastik in ihrer geschichtlichen Ent¬ wicklung zur Förderung des Verständnisses antiker Kunst und zur Erleichterung vergleichender Studien. Über die interessanten, die Güte der gegebenen Tafeln charakterisirenden technischen Ausführungen sind folgende Gesichtspunkte auf¬ gestellt worden. Die wissenschaftliche Leitung der photographischen Aufnahmen, ans die bisher bei weitem nicht genug Gewicht gelegt worden ist, insofern mau oft jede Photographie, nnter welchen örtlichen Bedingungen sie auch auf¬ genommen sein mochte, für gut genug zum Zwecke der Vervielfältigung hielt, hat ein Schüler des Meisters, der Privatdozent Leopold Julius, übernommen. Zu diesem Zwecke wird er mit dem Herausgeber die wichtigsten Museen be¬ reisen, an Ort und Stelle vor den Originalen die durch Aufstellung und Be¬ leuchtung für die Wahl des richtigen Standpunktes maßgebenden Bedingungen prüfen und die Aufnahme selbst persönlich überwachen. Soweit als möglich sollen natürlich die Aufnahmen nach den Originalen selbst ausgeführt werden. In gewissen Fällen, wo z. V. ungünstiges, selbst durch künstliche Mittel nicht zu verbesserndes Licht sich hindernd in den Weg stellt, oder wo andre örtliche Schwierigkeiten nicht zu beseitigen sind, oder endlich in dem Falle, wo durch ungeschickte, falsche Ergänzungen der Kunstwerke, an denen ja namentlich die römischen Museen so überreich sind, eine entschieden ungünstige Wirkung hervor¬ gerufen werden würde, soll an Stelle des Originals der Gipsabguß treten. Diese Fülle werden indessen nur vereinzelt vorkomme». Als eine unabweisliche For¬ derung stellte es sich ferner heraus, für die Aufnahme ein so großes Format zu wählen, daß es allen wissenschaftliche» Anforderungen zu genügen vermag; doch hat man mit gutem Grunde davon abgesehen, für die Wiedergabe sämt¬ licher Werke einen einheitlichen Maßstab zu wählen. Maßgebend für die Größe der Abbildung und im Zusammenhange damit für die Feinheit der Formen, wie sie in der Nachbildung erscheinen, muß die Güte des Werkes selbst sein; man Wird ein griechisches Originalwerk etwa aus der Zeit des Phidias oder selbst einen jener herrlichen griechischen Grabsteine aus dem fünften und vierten vor¬ christlichen Jahrhundert in großer» Verhältnissen wiedergeben, um den Stil- Greuztwten 1. 1LL8. , 82

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202098/657>, abgerufen am 28.09.2024.