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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.

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beschicken sein, unter einmütigem Zusammenwirken der Reichsorgane, der hin¬
gebenden Thätigkeit der Volksvertretung wie aller Behörden und durch ver¬
trauensvolle Mitarbeit sämtlicher Klassen der Bevölkerung Deutschland und
Preußen zu neuen Ehren in friedlicher Entwicklung zu fuhren. Unbekümmert
um den Glanz ruhmbringender Großthaten, werde Ich zufrieden sein, wenn
dereinst von Meiner Regierung gesagt werden kann, sie sei Meinem Volke wohl¬
thätig, Meinem Lande nützlich und demi Reiche ein Segen gewesen." Hiermit
stimmt der Grundton des Manifestes "An Mein Volk" überein, welches zu
gleicher Zeit mit dem Erlasse an den Reichskanzler erging, und in welchem
namentlich die Sätze hervorgehoben zu werden verdienen: "Sicher in seiner
eignen Kraft ruhend, steht Deutschland geachtet im Rate der Völker und begehrt
nur, des Gewonnenen in friedlicher Entwicklung froh zu werden. . . . Durch¬
drungen von der Größe Meiner Aufgabe, werde Ich mich bestreben, das Werk
in dem Sinne fortzuführen, in dem es begründet wurde, Deutschland zu einem
Horte des Friedens zu machen und in Übereinstimmung mit den verbündeten
Regierungen sowie mit den verfassungsmäßigen Organen des Reiches wie
Preußens die Wohlfahrt des deutschen Landes zu Pflegen." Das sind Worte,
welche die Geschichte init gvloner Schrift in ihre Berichte von unsern Tagen
eintragen wird, und wir haben die Freude, hinzufügen zu können, daß der Wunsch
und die Hoffnung, die hier neben dem Bekenntnisse und Vorsatze stehen, in der
politischen Lage, wie sie sich in den letzten Wochen gestaltet hat, Aussicht finden,
erfüllt zu werden. Kaiser Friedrich will den Frieden, und er wird ihn haben,
wenn nicht Unvorhergesehenes eintritt und die Pläne und Schritte stört, mit
denen der deutsche Kanzler die Gegensätze, welche seine Erhaltung in diesem
Jahre wiederum schwer bedrohten, zu vermitteln erfolgreich begonnen hat. In
Petersburg beauftragte Kaiser Alexander den Großfürsten-Thronfolger, sich nach
Berlin zu begeben und ihn bei der Beisetzung des verewigten Kaisers Wilhelm
zu vertreten, und daß dies nicht bloß ein Akt der Achtung und höflichen Rück¬
sicht auf einen Verwandten war, besagt ausdrücklich eine Äußerung des "Re¬
gierungsboten" vom 13. März, in dem es heißt: "Se. Kaiserliche Hoheit trifft
zum ersten male die Pflicht, als Vertreter seines Vaters ins Ausland zu reisen.
Außer dem Wunsche des Zaren, dem Gedächtnisse des verstorbenen Monarchen
die gebührende Achtung zu erweisen, bezeugt die bevorstehende Fahrt des Thron¬
folgers nach Berlin IM der ihn beiläufig zwei ältere Großfürsten begleiteten^
auch, daß die Bande enger Freundschaft und gegenseitigen Vertrauens, welche
beide regierende Häuser längst verknüpfen, und welchen Kaiser Wilhelm bis zum
letzten Atemzuge treu blieb, bei seinem Nachfolger nicht minder fest bleiben
werden. Diese Bande sollen wie früher ein Unterpfand der dauerhaften und
friedlichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland sein, welche für ihre
beiderseitige Wohlfahrt und zur Abwendung jeglicher internationalen Verwicklungen
so notwendig sind." Die politischen Kreise Rußlands erblicken in dieser Kund-


beschicken sein, unter einmütigem Zusammenwirken der Reichsorgane, der hin¬
gebenden Thätigkeit der Volksvertretung wie aller Behörden und durch ver¬
trauensvolle Mitarbeit sämtlicher Klassen der Bevölkerung Deutschland und
Preußen zu neuen Ehren in friedlicher Entwicklung zu fuhren. Unbekümmert
um den Glanz ruhmbringender Großthaten, werde Ich zufrieden sein, wenn
dereinst von Meiner Regierung gesagt werden kann, sie sei Meinem Volke wohl¬
thätig, Meinem Lande nützlich und demi Reiche ein Segen gewesen." Hiermit
stimmt der Grundton des Manifestes „An Mein Volk" überein, welches zu
gleicher Zeit mit dem Erlasse an den Reichskanzler erging, und in welchem
namentlich die Sätze hervorgehoben zu werden verdienen: „Sicher in seiner
eignen Kraft ruhend, steht Deutschland geachtet im Rate der Völker und begehrt
nur, des Gewonnenen in friedlicher Entwicklung froh zu werden. . . . Durch¬
drungen von der Größe Meiner Aufgabe, werde Ich mich bestreben, das Werk
in dem Sinne fortzuführen, in dem es begründet wurde, Deutschland zu einem
Horte des Friedens zu machen und in Übereinstimmung mit den verbündeten
Regierungen sowie mit den verfassungsmäßigen Organen des Reiches wie
Preußens die Wohlfahrt des deutschen Landes zu Pflegen." Das sind Worte,
welche die Geschichte init gvloner Schrift in ihre Berichte von unsern Tagen
eintragen wird, und wir haben die Freude, hinzufügen zu können, daß der Wunsch
und die Hoffnung, die hier neben dem Bekenntnisse und Vorsatze stehen, in der
politischen Lage, wie sie sich in den letzten Wochen gestaltet hat, Aussicht finden,
erfüllt zu werden. Kaiser Friedrich will den Frieden, und er wird ihn haben,
wenn nicht Unvorhergesehenes eintritt und die Pläne und Schritte stört, mit
denen der deutsche Kanzler die Gegensätze, welche seine Erhaltung in diesem
Jahre wiederum schwer bedrohten, zu vermitteln erfolgreich begonnen hat. In
Petersburg beauftragte Kaiser Alexander den Großfürsten-Thronfolger, sich nach
Berlin zu begeben und ihn bei der Beisetzung des verewigten Kaisers Wilhelm
zu vertreten, und daß dies nicht bloß ein Akt der Achtung und höflichen Rück¬
sicht auf einen Verwandten war, besagt ausdrücklich eine Äußerung des „Re¬
gierungsboten" vom 13. März, in dem es heißt: „Se. Kaiserliche Hoheit trifft
zum ersten male die Pflicht, als Vertreter seines Vaters ins Ausland zu reisen.
Außer dem Wunsche des Zaren, dem Gedächtnisse des verstorbenen Monarchen
die gebührende Achtung zu erweisen, bezeugt die bevorstehende Fahrt des Thron¬
folgers nach Berlin IM der ihn beiläufig zwei ältere Großfürsten begleiteten^
auch, daß die Bande enger Freundschaft und gegenseitigen Vertrauens, welche
beide regierende Häuser längst verknüpfen, und welchen Kaiser Wilhelm bis zum
letzten Atemzuge treu blieb, bei seinem Nachfolger nicht minder fest bleiben
werden. Diese Bande sollen wie früher ein Unterpfand der dauerhaften und
friedlichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland sein, welche für ihre
beiderseitige Wohlfahrt und zur Abwendung jeglicher internationalen Verwicklungen
so notwendig sind." Die politischen Kreise Rußlands erblicken in dieser Kund-


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[0628] beschicken sein, unter einmütigem Zusammenwirken der Reichsorgane, der hin¬ gebenden Thätigkeit der Volksvertretung wie aller Behörden und durch ver¬ trauensvolle Mitarbeit sämtlicher Klassen der Bevölkerung Deutschland und Preußen zu neuen Ehren in friedlicher Entwicklung zu fuhren. Unbekümmert um den Glanz ruhmbringender Großthaten, werde Ich zufrieden sein, wenn dereinst von Meiner Regierung gesagt werden kann, sie sei Meinem Volke wohl¬ thätig, Meinem Lande nützlich und demi Reiche ein Segen gewesen." Hiermit stimmt der Grundton des Manifestes „An Mein Volk" überein, welches zu gleicher Zeit mit dem Erlasse an den Reichskanzler erging, und in welchem namentlich die Sätze hervorgehoben zu werden verdienen: „Sicher in seiner eignen Kraft ruhend, steht Deutschland geachtet im Rate der Völker und begehrt nur, des Gewonnenen in friedlicher Entwicklung froh zu werden. . . . Durch¬ drungen von der Größe Meiner Aufgabe, werde Ich mich bestreben, das Werk in dem Sinne fortzuführen, in dem es begründet wurde, Deutschland zu einem Horte des Friedens zu machen und in Übereinstimmung mit den verbündeten Regierungen sowie mit den verfassungsmäßigen Organen des Reiches wie Preußens die Wohlfahrt des deutschen Landes zu Pflegen." Das sind Worte, welche die Geschichte init gvloner Schrift in ihre Berichte von unsern Tagen eintragen wird, und wir haben die Freude, hinzufügen zu können, daß der Wunsch und die Hoffnung, die hier neben dem Bekenntnisse und Vorsatze stehen, in der politischen Lage, wie sie sich in den letzten Wochen gestaltet hat, Aussicht finden, erfüllt zu werden. Kaiser Friedrich will den Frieden, und er wird ihn haben, wenn nicht Unvorhergesehenes eintritt und die Pläne und Schritte stört, mit denen der deutsche Kanzler die Gegensätze, welche seine Erhaltung in diesem Jahre wiederum schwer bedrohten, zu vermitteln erfolgreich begonnen hat. In Petersburg beauftragte Kaiser Alexander den Großfürsten-Thronfolger, sich nach Berlin zu begeben und ihn bei der Beisetzung des verewigten Kaisers Wilhelm zu vertreten, und daß dies nicht bloß ein Akt der Achtung und höflichen Rück¬ sicht auf einen Verwandten war, besagt ausdrücklich eine Äußerung des „Re¬ gierungsboten" vom 13. März, in dem es heißt: „Se. Kaiserliche Hoheit trifft zum ersten male die Pflicht, als Vertreter seines Vaters ins Ausland zu reisen. Außer dem Wunsche des Zaren, dem Gedächtnisse des verstorbenen Monarchen die gebührende Achtung zu erweisen, bezeugt die bevorstehende Fahrt des Thron¬ folgers nach Berlin IM der ihn beiläufig zwei ältere Großfürsten begleiteten^ auch, daß die Bande enger Freundschaft und gegenseitigen Vertrauens, welche beide regierende Häuser längst verknüpfen, und welchen Kaiser Wilhelm bis zum letzten Atemzuge treu blieb, bei seinem Nachfolger nicht minder fest bleiben werden. Diese Bande sollen wie früher ein Unterpfand der dauerhaften und friedlichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland sein, welche für ihre beiderseitige Wohlfahrt und zur Abwendung jeglicher internationalen Verwicklungen so notwendig sind." Die politischen Kreise Rußlands erblicken in dieser Kund-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202098/628>, abgerufen am 28.09.2024.