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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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mit 71,10 M., Raffinade mit 85,50 M. bezahlt. Seitdem sinken die Preise
infolge der Überproduktion. Die deutsche Gesamtproduktion beträgt an Roh¬
zucker 11 bis 12 Millionen Doppelzentner. Der deutsche Zuckcrverbrciuch ist,
uach Rohzucker berechnet, auf 4 200 000 Doppelzentner, also ungefähr 8,10
Kilogramm für den Kopf der Bevölkerung zu veranschlagen. Darnach bleibe"
7 bis 8 Millionen Doppelzentner für die Ausfuhr, bei welcher Deutschland mit
Frankreich, Belgien, Holland, Rußland, Dänemark und den Kolonien zu kon-
kurriren hat. Die Mehrausfuhr betrug im Jahre 1884 an Raffinade 1125 700
Doppelzentner zu 44627 000 M., an Rohzucker 5 226 258 Doppelzentner zu
138 221000 M. Der Hauptabnehmer dieser Zuckermengen ist England. Ein
beträchtlicher Teil der Ausfuhr geht aber auch nach Schweden und der Schweiz,
sowie über Hamburg nach überseeischen Ländern.

Die Spiritusbrennerei bildet einen Haupterwerbszweig der preußischen
Landwirtschaft. 7341 Brennereien verarbeiteten im Jahre 1884 mehr als drei
Millionen Doppclzentner Getreide und nahe an 24 Millionen Doppelzentner
Kartoffeln. Die Verarbeitung der Kartoffeln ist im Zunehmen begriffen. Die
Mehrausfuhr für das deutsche Zollgebiet betrug 739 665 Doppelzentner im
Werte von 32 013 000 M. Der Hauptabnehmer für den deutschen Sprit ist
Spanien, welches seinen Wein damit verbessert.

Die Bierbrauerei, welche freilich längst aufgehört hat, ein landwirtschaft¬
liches Gewerbe zu sein, ergab im Jahre 1884 eine Mehrausfuhr von 1296816
Doppelzentnern im Werte von 18 633 000 M. Den Hauptteil hiervon bezieht
Frankreich. Außerdem gehen große Beträge nach überseeischen Ländern über
Hamburg. Diese Ausfuhr ist freilich äußerst gering im Vergleich mit dem, was
wir selbst trinken.

Auch Kartoffelstärke ist ein Artikel, bei dem eine Mehrausfuhr von 319 879
Doppelzentnern eine Einnahme von 6 667 000 M. brachte.

Als Erzeugnisse der Molkerei kommen Butter und Käse in Betracht. Bei der
Butter steht der nicht unbedeutenden Einfuhr eine noch weit größere Ausfuhr
gegenüber. Die Ausfuhr ist langsam, aber stetig gewachsen. Das Jahr 1884 ergab
eine Mehrausfuhr von 99838 Doppelzentnern im Werte von 14338000 M.
Die Einfuhr kam vorzugsweise aus Osterreich; die Ausfuhr ging über Hamburg
nach überseeischen Ländern. Bei dem Käse hält sich Aus- und Einfuhr ziemlich
die Wage. Für das Jahr 1884 finden wir eine Mchrausfuhr von 911
Doppelzentnern, für das Jahr 1883 eine Mehreinfuhr von 2264 Doppelzentnern
verzeichnet. Da aber der (vorzugsweise aus der Schweiz) eingeführte Käse
wertvoller ist als der von uns ausgeführte, so überstieg doch auch im Jahre
1884 der Wert der Einfuhr den der Ausfuhr um 1 648 000 M.

An diese Darstellung der Thatsachen knüpfen wir noch folgende Be¬
trachtungen.

Man hat wohl die Frage erhoben, ob der deutsche Boden überhaupt noch


mit 71,10 M., Raffinade mit 85,50 M. bezahlt. Seitdem sinken die Preise
infolge der Überproduktion. Die deutsche Gesamtproduktion beträgt an Roh¬
zucker 11 bis 12 Millionen Doppelzentner. Der deutsche Zuckcrverbrciuch ist,
uach Rohzucker berechnet, auf 4 200 000 Doppelzentner, also ungefähr 8,10
Kilogramm für den Kopf der Bevölkerung zu veranschlagen. Darnach bleibe»
7 bis 8 Millionen Doppelzentner für die Ausfuhr, bei welcher Deutschland mit
Frankreich, Belgien, Holland, Rußland, Dänemark und den Kolonien zu kon-
kurriren hat. Die Mehrausfuhr betrug im Jahre 1884 an Raffinade 1125 700
Doppelzentner zu 44627 000 M., an Rohzucker 5 226 258 Doppelzentner zu
138 221000 M. Der Hauptabnehmer dieser Zuckermengen ist England. Ein
beträchtlicher Teil der Ausfuhr geht aber auch nach Schweden und der Schweiz,
sowie über Hamburg nach überseeischen Ländern.

Die Spiritusbrennerei bildet einen Haupterwerbszweig der preußischen
Landwirtschaft. 7341 Brennereien verarbeiteten im Jahre 1884 mehr als drei
Millionen Doppclzentner Getreide und nahe an 24 Millionen Doppelzentner
Kartoffeln. Die Verarbeitung der Kartoffeln ist im Zunehmen begriffen. Die
Mehrausfuhr für das deutsche Zollgebiet betrug 739 665 Doppelzentner im
Werte von 32 013 000 M. Der Hauptabnehmer für den deutschen Sprit ist
Spanien, welches seinen Wein damit verbessert.

Die Bierbrauerei, welche freilich längst aufgehört hat, ein landwirtschaft¬
liches Gewerbe zu sein, ergab im Jahre 1884 eine Mehrausfuhr von 1296816
Doppelzentnern im Werte von 18 633 000 M. Den Hauptteil hiervon bezieht
Frankreich. Außerdem gehen große Beträge nach überseeischen Ländern über
Hamburg. Diese Ausfuhr ist freilich äußerst gering im Vergleich mit dem, was
wir selbst trinken.

Auch Kartoffelstärke ist ein Artikel, bei dem eine Mehrausfuhr von 319 879
Doppelzentnern eine Einnahme von 6 667 000 M. brachte.

Als Erzeugnisse der Molkerei kommen Butter und Käse in Betracht. Bei der
Butter steht der nicht unbedeutenden Einfuhr eine noch weit größere Ausfuhr
gegenüber. Die Ausfuhr ist langsam, aber stetig gewachsen. Das Jahr 1884 ergab
eine Mehrausfuhr von 99838 Doppelzentnern im Werte von 14338000 M.
Die Einfuhr kam vorzugsweise aus Osterreich; die Ausfuhr ging über Hamburg
nach überseeischen Ländern. Bei dem Käse hält sich Aus- und Einfuhr ziemlich
die Wage. Für das Jahr 1884 finden wir eine Mchrausfuhr von 911
Doppelzentnern, für das Jahr 1883 eine Mehreinfuhr von 2264 Doppelzentnern
verzeichnet. Da aber der (vorzugsweise aus der Schweiz) eingeführte Käse
wertvoller ist als der von uns ausgeführte, so überstieg doch auch im Jahre
1884 der Wert der Einfuhr den der Ausfuhr um 1 648 000 M.

An diese Darstellung der Thatsachen knüpfen wir noch folgende Be¬
trachtungen.

Man hat wohl die Frage erhoben, ob der deutsche Boden überhaupt noch


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[0520] mit 71,10 M., Raffinade mit 85,50 M. bezahlt. Seitdem sinken die Preise infolge der Überproduktion. Die deutsche Gesamtproduktion beträgt an Roh¬ zucker 11 bis 12 Millionen Doppelzentner. Der deutsche Zuckcrverbrciuch ist, uach Rohzucker berechnet, auf 4 200 000 Doppelzentner, also ungefähr 8,10 Kilogramm für den Kopf der Bevölkerung zu veranschlagen. Darnach bleibe» 7 bis 8 Millionen Doppelzentner für die Ausfuhr, bei welcher Deutschland mit Frankreich, Belgien, Holland, Rußland, Dänemark und den Kolonien zu kon- kurriren hat. Die Mehrausfuhr betrug im Jahre 1884 an Raffinade 1125 700 Doppelzentner zu 44627 000 M., an Rohzucker 5 226 258 Doppelzentner zu 138 221000 M. Der Hauptabnehmer dieser Zuckermengen ist England. Ein beträchtlicher Teil der Ausfuhr geht aber auch nach Schweden und der Schweiz, sowie über Hamburg nach überseeischen Ländern. Die Spiritusbrennerei bildet einen Haupterwerbszweig der preußischen Landwirtschaft. 7341 Brennereien verarbeiteten im Jahre 1884 mehr als drei Millionen Doppclzentner Getreide und nahe an 24 Millionen Doppelzentner Kartoffeln. Die Verarbeitung der Kartoffeln ist im Zunehmen begriffen. Die Mehrausfuhr für das deutsche Zollgebiet betrug 739 665 Doppelzentner im Werte von 32 013 000 M. Der Hauptabnehmer für den deutschen Sprit ist Spanien, welches seinen Wein damit verbessert. Die Bierbrauerei, welche freilich längst aufgehört hat, ein landwirtschaft¬ liches Gewerbe zu sein, ergab im Jahre 1884 eine Mehrausfuhr von 1296816 Doppelzentnern im Werte von 18 633 000 M. Den Hauptteil hiervon bezieht Frankreich. Außerdem gehen große Beträge nach überseeischen Ländern über Hamburg. Diese Ausfuhr ist freilich äußerst gering im Vergleich mit dem, was wir selbst trinken. Auch Kartoffelstärke ist ein Artikel, bei dem eine Mehrausfuhr von 319 879 Doppelzentnern eine Einnahme von 6 667 000 M. brachte. Als Erzeugnisse der Molkerei kommen Butter und Käse in Betracht. Bei der Butter steht der nicht unbedeutenden Einfuhr eine noch weit größere Ausfuhr gegenüber. Die Ausfuhr ist langsam, aber stetig gewachsen. Das Jahr 1884 ergab eine Mehrausfuhr von 99838 Doppelzentnern im Werte von 14338000 M. Die Einfuhr kam vorzugsweise aus Osterreich; die Ausfuhr ging über Hamburg nach überseeischen Ländern. Bei dem Käse hält sich Aus- und Einfuhr ziemlich die Wage. Für das Jahr 1884 finden wir eine Mchrausfuhr von 911 Doppelzentnern, für das Jahr 1883 eine Mehreinfuhr von 2264 Doppelzentnern verzeichnet. Da aber der (vorzugsweise aus der Schweiz) eingeführte Käse wertvoller ist als der von uns ausgeführte, so überstieg doch auch im Jahre 1884 der Wert der Einfuhr den der Ausfuhr um 1 648 000 M. An diese Darstellung der Thatsachen knüpfen wir noch folgende Be¬ trachtungen. Man hat wohl die Frage erhoben, ob der deutsche Boden überhaupt noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/520>, abgerufen am 17.09.2024.