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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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eine fast übermäßige Konkurrenz entstanden. Nicht allein lebende Ochsen werden
in immer größerer Zahl aus Amerika nach England eingeschifft, sondern auch
ausgeschlachtetes Fleisch, namentlich von Hammeln, wird in Kühlräumen massen¬
haft nach Europa geführt und dadurch die deutsche Ausfuhr mehr und mehr
beengt.

Während Schafe aus Deutschland ausgeführt werden, bildet dagegen das
Hauptnutzungsprodukt von den Schafen, die Wolle, einen bedeutenden Einfuhr¬
artikel. Die gesamte Wollerzeugung Deutschlands schätzt man auf 250000
Doppclzentner, wovon jedoch fast die Hälfte (nämlich die feinere Wolle) in das
Ausland geht. Statt dessen führt Deutschland bedeutende Wollmengen aus
Australien, den La-Plana-Staaten und aus Südafrika ein. Die im Jahre 1884
in Deutschland verarbeitete Wolle wird auf 1189000 Doppelzentner berechnet,
20 Prozent mehr als im Jahre 1883. Die Mehreinfuhr -- höher als in
allen Vorjahren -- betrug an roher :c. Wolle 1010663 Doppelzentner im
Werte von 182583000 M., an gekannter Wolle 34880 Doppelzentner im
Werte von 15647 000 M. Das macht zusammen die gewaltige Summe von
198230000 M. Ein Teil der eingeführten Wolle geht natürlich als ver¬
arbeiteter Wollenstoff wieder in das Ausland.

An Schweinen ergab die Zählung von 1883 einen Bestand von 5818732
Stück, anderthalb Millionen mehr als im Jahre 1873. Die durchschnittlichen
Preise betrugen für das Kilogramm Schweinefleisch 120, für Speck und Schmalz
175 Pfennige, durchweg etwas weniger als in den Vorjahren. Während bei
Rind und Schaf eine Mehrausfnhr zu verzeichnen war, begegnen wir bei dem
Schweine einer Mehreinfuhr. Sie betrug im Jahre 1884 256323 Schweine
und 112875 Spanferkel, zusammen im Werte von 42685000 M. Auch hier
stammt die Einfuhr vornehmlich aus Nußland und Österreich, zu erheblichem
Teile aber auch aus Dänemark- Die Ausfuhr geht namentlich nach Hamburg,
dessen Exportschlächtcreien im Jahre 1884 448171 lebende Schweine aus
Deutschland zugetrieben erhielten. Ferner kam Schmalz in bedeutenden Mengen
aus überseeischen Ländern nach Deutschland. Die Mehreinfuhr betrug 238119
Doppelzeutner im Werte von 20237000 M.

Bei Eiern begegnen wir einer Mehreinfuhr von 176228 Doppel¬
zentnern im Werte von 18504 000 M. Der größte Teil dieser aus Galizien,
Russisch-Polen und den dorischen Ländern eingeführten Eier wird in Berlin ver¬
zehrt. Der Durchschnittspreis für das Schock betrug 3,086 M, schwankte aber
zwischen 2,65 M. in Westpreußen und 4,27 M. in der Rheinprovinz.

Auch mit Honig und Wachs wird Deutschland zum Teil vom Auslande
versorgt. Die Mehreiufuhr von Honig betrug 25236 Doppelzentner im Werte
von 1374000 M.. von Wachs 5238 Doppelzentner im Werte von 1063000 M.
Der eingeführte Honig war großenteils überseeischen Ursprungs. Beim Wachs
überwogen die Bezüge aus den Nachbarstaaten.


eine fast übermäßige Konkurrenz entstanden. Nicht allein lebende Ochsen werden
in immer größerer Zahl aus Amerika nach England eingeschifft, sondern auch
ausgeschlachtetes Fleisch, namentlich von Hammeln, wird in Kühlräumen massen¬
haft nach Europa geführt und dadurch die deutsche Ausfuhr mehr und mehr
beengt.

Während Schafe aus Deutschland ausgeführt werden, bildet dagegen das
Hauptnutzungsprodukt von den Schafen, die Wolle, einen bedeutenden Einfuhr¬
artikel. Die gesamte Wollerzeugung Deutschlands schätzt man auf 250000
Doppclzentner, wovon jedoch fast die Hälfte (nämlich die feinere Wolle) in das
Ausland geht. Statt dessen führt Deutschland bedeutende Wollmengen aus
Australien, den La-Plana-Staaten und aus Südafrika ein. Die im Jahre 1884
in Deutschland verarbeitete Wolle wird auf 1189000 Doppelzentner berechnet,
20 Prozent mehr als im Jahre 1883. Die Mehreinfuhr — höher als in
allen Vorjahren — betrug an roher :c. Wolle 1010663 Doppelzentner im
Werte von 182583000 M., an gekannter Wolle 34880 Doppelzentner im
Werte von 15647 000 M. Das macht zusammen die gewaltige Summe von
198230000 M. Ein Teil der eingeführten Wolle geht natürlich als ver¬
arbeiteter Wollenstoff wieder in das Ausland.

An Schweinen ergab die Zählung von 1883 einen Bestand von 5818732
Stück, anderthalb Millionen mehr als im Jahre 1873. Die durchschnittlichen
Preise betrugen für das Kilogramm Schweinefleisch 120, für Speck und Schmalz
175 Pfennige, durchweg etwas weniger als in den Vorjahren. Während bei
Rind und Schaf eine Mehrausfnhr zu verzeichnen war, begegnen wir bei dem
Schweine einer Mehreinfuhr. Sie betrug im Jahre 1884 256323 Schweine
und 112875 Spanferkel, zusammen im Werte von 42685000 M. Auch hier
stammt die Einfuhr vornehmlich aus Nußland und Österreich, zu erheblichem
Teile aber auch aus Dänemark- Die Ausfuhr geht namentlich nach Hamburg,
dessen Exportschlächtcreien im Jahre 1884 448171 lebende Schweine aus
Deutschland zugetrieben erhielten. Ferner kam Schmalz in bedeutenden Mengen
aus überseeischen Ländern nach Deutschland. Die Mehreinfuhr betrug 238119
Doppelzeutner im Werte von 20237000 M.

Bei Eiern begegnen wir einer Mehreinfuhr von 176228 Doppel¬
zentnern im Werte von 18504 000 M. Der größte Teil dieser aus Galizien,
Russisch-Polen und den dorischen Ländern eingeführten Eier wird in Berlin ver¬
zehrt. Der Durchschnittspreis für das Schock betrug 3,086 M, schwankte aber
zwischen 2,65 M. in Westpreußen und 4,27 M. in der Rheinprovinz.

Auch mit Honig und Wachs wird Deutschland zum Teil vom Auslande
versorgt. Die Mehreiufuhr von Honig betrug 25236 Doppelzentner im Werte
von 1374000 M.. von Wachs 5238 Doppelzentner im Werte von 1063000 M.
Der eingeführte Honig war großenteils überseeischen Ursprungs. Beim Wachs
überwogen die Bezüge aus den Nachbarstaaten.


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[0518] eine fast übermäßige Konkurrenz entstanden. Nicht allein lebende Ochsen werden in immer größerer Zahl aus Amerika nach England eingeschifft, sondern auch ausgeschlachtetes Fleisch, namentlich von Hammeln, wird in Kühlräumen massen¬ haft nach Europa geführt und dadurch die deutsche Ausfuhr mehr und mehr beengt. Während Schafe aus Deutschland ausgeführt werden, bildet dagegen das Hauptnutzungsprodukt von den Schafen, die Wolle, einen bedeutenden Einfuhr¬ artikel. Die gesamte Wollerzeugung Deutschlands schätzt man auf 250000 Doppclzentner, wovon jedoch fast die Hälfte (nämlich die feinere Wolle) in das Ausland geht. Statt dessen führt Deutschland bedeutende Wollmengen aus Australien, den La-Plana-Staaten und aus Südafrika ein. Die im Jahre 1884 in Deutschland verarbeitete Wolle wird auf 1189000 Doppelzentner berechnet, 20 Prozent mehr als im Jahre 1883. Die Mehreinfuhr — höher als in allen Vorjahren — betrug an roher :c. Wolle 1010663 Doppelzentner im Werte von 182583000 M., an gekannter Wolle 34880 Doppelzentner im Werte von 15647 000 M. Das macht zusammen die gewaltige Summe von 198230000 M. Ein Teil der eingeführten Wolle geht natürlich als ver¬ arbeiteter Wollenstoff wieder in das Ausland. An Schweinen ergab die Zählung von 1883 einen Bestand von 5818732 Stück, anderthalb Millionen mehr als im Jahre 1873. Die durchschnittlichen Preise betrugen für das Kilogramm Schweinefleisch 120, für Speck und Schmalz 175 Pfennige, durchweg etwas weniger als in den Vorjahren. Während bei Rind und Schaf eine Mehrausfnhr zu verzeichnen war, begegnen wir bei dem Schweine einer Mehreinfuhr. Sie betrug im Jahre 1884 256323 Schweine und 112875 Spanferkel, zusammen im Werte von 42685000 M. Auch hier stammt die Einfuhr vornehmlich aus Nußland und Österreich, zu erheblichem Teile aber auch aus Dänemark- Die Ausfuhr geht namentlich nach Hamburg, dessen Exportschlächtcreien im Jahre 1884 448171 lebende Schweine aus Deutschland zugetrieben erhielten. Ferner kam Schmalz in bedeutenden Mengen aus überseeischen Ländern nach Deutschland. Die Mehreinfuhr betrug 238119 Doppelzeutner im Werte von 20237000 M. Bei Eiern begegnen wir einer Mehreinfuhr von 176228 Doppel¬ zentnern im Werte von 18504 000 M. Der größte Teil dieser aus Galizien, Russisch-Polen und den dorischen Ländern eingeführten Eier wird in Berlin ver¬ zehrt. Der Durchschnittspreis für das Schock betrug 3,086 M, schwankte aber zwischen 2,65 M. in Westpreußen und 4,27 M. in der Rheinprovinz. Auch mit Honig und Wachs wird Deutschland zum Teil vom Auslande versorgt. Die Mehreiufuhr von Honig betrug 25236 Doppelzentner im Werte von 1374000 M.. von Wachs 5238 Doppelzentner im Werte von 1063000 M. Der eingeführte Honig war großenteils überseeischen Ursprungs. Beim Wachs überwogen die Bezüge aus den Nachbarstaaten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/518>, abgerufen am 17.09.2024.