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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

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läßt. Und darin ist die Bibel unerschöpflich. Findet der Geistliche es heraus
und überträgt er es so. daß er die Tiefe der Herzen trifft, so hat er alles ge¬
than, was man von ihm verlangen kann. Das Unangleichbare muß ruhig
liegen gelassen werden; zur Gesundheit der Seele trägt es doch nicht bei. Auch
ist zu solchem Ins-5>erz-Treffen nicht geeignet, daß gewisse theologische Probleme
behandelt werden. Es ist unglaublich, wie die Geistlichen darin oft irren, da,!
sie meinen. Fragen, die sie 'beschäftigen, beschäftigten auch die Gemüter^der
Laien. In unsrer so schwer am Atheismus leidenden Zeit sind es ganz allein
die großen weltbewegenden Fragen des Glaubens, die die Menschen interess.ren.
die Fragen nach Gott und nach einer Vergeltung, nach dem ewigen Leben,
nach dem Gericht, die Fragen nach dem Zwecke des Lebens, nach seiner engen
Ordnung und seiner Wahrheit. Welcher Geistliche es versteht, den Mühseligen
Trost und den Beladenen Hoffnung, den Friedlosen Frieden und den Umher¬
getriebenen Ruhe zu bringen, wer das Herz der Besitzenden mild zu machen und
den Stolz der Mächtigen in Demut zu Wandel., weis, der hat deu Menschen den
Kern des Christentums gebracht, das den Einzelnen von se.ner SeWsncht mW
die Völker von dem Banne des Elends befreit. Da weht der Zug des Christen¬
tums und ergreift die Herzen. Aber ganz gleichgültig sind dem La.en d.e theo¬
logischen Finessen, z. B. wie man sich den Schöpfungsbencht so zurecht g n
könne, daß er glaubwürdig erscheine. ob die sechs Tage sechs Perwden in.
"b mit Abend. Morgen. Tag Zeiten bezeichnet seien oder aber Senkung Durch¬
bruch. Wärme, wie es mit der Sintflut stehe, wie weit sie gegangen se- und
°b alle noch existirenden Arten der Tiere in Noahs Arche gewesen seien oder
auch vorsintflutliche, die jetzt verschwunden sind. Wer solche Probleme b han¬
deln und An Schluß darüber haben will, der studirt heutzutage die ba Y °asch
Überlieferungen, die Keilinschriften oder den Berossusbericht und geht .ehe ^den Geologe., als zu deu Theologen. Weil dem aber so ist un d.e geschehe^liebe Wahrheit doch nicht mehr verbannt werden kann, o mu " ^Geistlichen diejenige Stellung zur Bibel gewinne... die sie elb t unt Frechett
"ut Wahrheit ihr'in Berufe nachgehe., läßt, wie es geschehe wen. sie da .
w°s ewigen Gehalt hat. ans der heiligen Schrift ziehen und "r unse Zelt
zum Vewnßtsein bringe... dan.it sich die Menschen von hente °uf e e 'd'
GAe unsrer christlich?.. Religion, der Religion der Gottes- M'° Me.^chao^wieder besinnen und so das finden, was unser großer ftaat in n p akM
Christentum nennt. Welcher Geistliche das predigt und darauf in n em^e
steht denn vio x^Ul °^loin voxnli -. "waltet em^Am^a
e-n ganzer Mann. Aber zu solcher Predigt und zu solchem Geistlichen oevars
keiner andern Methode des theologischen Studiums.

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, Die Broschüre die vou der ..Unzulänglichkeit des theo^n SUiwnu.
der Gegenwart handelt, will besonders das F°es .^r PrMscbM T^vo
reformirt sehen. Wie da die Sachen zu behandeln se.en. davon giebt de. Sxr-


Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

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läßt. Und darin ist die Bibel unerschöpflich. Findet der Geistliche es heraus
und überträgt er es so. daß er die Tiefe der Herzen trifft, so hat er alles ge¬
than, was man von ihm verlangen kann. Das Unangleichbare muß ruhig
liegen gelassen werden; zur Gesundheit der Seele trägt es doch nicht bei. Auch
ist zu solchem Ins-5>erz-Treffen nicht geeignet, daß gewisse theologische Probleme
behandelt werden. Es ist unglaublich, wie die Geistlichen darin oft irren, da,!
sie meinen. Fragen, die sie 'beschäftigen, beschäftigten auch die Gemüter^der
Laien. In unsrer so schwer am Atheismus leidenden Zeit sind es ganz allein
die großen weltbewegenden Fragen des Glaubens, die die Menschen interess.ren.
die Fragen nach Gott und nach einer Vergeltung, nach dem ewigen Leben,
nach dem Gericht, die Fragen nach dem Zwecke des Lebens, nach seiner engen
Ordnung und seiner Wahrheit. Welcher Geistliche es versteht, den Mühseligen
Trost und den Beladenen Hoffnung, den Friedlosen Frieden und den Umher¬
getriebenen Ruhe zu bringen, wer das Herz der Besitzenden mild zu machen und
den Stolz der Mächtigen in Demut zu Wandel., weis, der hat deu Menschen den
Kern des Christentums gebracht, das den Einzelnen von se.ner SeWsncht mW
die Völker von dem Banne des Elends befreit. Da weht der Zug des Christen¬
tums und ergreift die Herzen. Aber ganz gleichgültig sind dem La.en d.e theo¬
logischen Finessen, z. B. wie man sich den Schöpfungsbencht so zurecht g n
könne, daß er glaubwürdig erscheine. ob die sechs Tage sechs Perwden in.
»b mit Abend. Morgen. Tag Zeiten bezeichnet seien oder aber Senkung Durch¬
bruch. Wärme, wie es mit der Sintflut stehe, wie weit sie gegangen se- und
°b alle noch existirenden Arten der Tiere in Noahs Arche gewesen seien oder
auch vorsintflutliche, die jetzt verschwunden sind. Wer solche Probleme b han¬
deln und An Schluß darüber haben will, der studirt heutzutage die ba Y °asch
Überlieferungen, die Keilinschriften oder den Berossusbericht und geht .ehe ^den Geologe., als zu deu Theologen. Weil dem aber so ist un d.e geschehe^liebe Wahrheit doch nicht mehr verbannt werden kann, o mu " ^Geistlichen diejenige Stellung zur Bibel gewinne... die sie elb t unt Frechett
«ut Wahrheit ihr'in Berufe nachgehe., läßt, wie es geschehe wen. sie da .
w°s ewigen Gehalt hat. ans der heiligen Schrift ziehen und »r unse Zelt
zum Vewnßtsein bringe... dan.it sich die Menschen von hente °uf e e 'd'
GAe unsrer christlich?.. Religion, der Religion der Gottes- M'° Me.^chao^wieder besinnen und so das finden, was unser großer ftaat in n p akM
Christentum nennt. Welcher Geistliche das predigt und darauf in n em^e
steht denn vio x^Ul °^loin voxnli -. "waltet em^Am^a
e-n ganzer Mann. Aber zu solcher Predigt und zu solchem Geistlichen oevars
keiner andern Methode des theologischen Studiums.

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, Die Broschüre die vou der ..Unzulänglichkeit des theo^n SUiwnu.
der Gegenwart handelt, will besonders das F°es .^r PrMscbM T^vo
reformirt sehen. Wie da die Sachen zu behandeln se.en. davon giebt de. Sxr-


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[0261] Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums. ............... läßt. Und darin ist die Bibel unerschöpflich. Findet der Geistliche es heraus und überträgt er es so. daß er die Tiefe der Herzen trifft, so hat er alles ge¬ than, was man von ihm verlangen kann. Das Unangleichbare muß ruhig liegen gelassen werden; zur Gesundheit der Seele trägt es doch nicht bei. Auch ist zu solchem Ins-5>erz-Treffen nicht geeignet, daß gewisse theologische Probleme behandelt werden. Es ist unglaublich, wie die Geistlichen darin oft irren, da,! sie meinen. Fragen, die sie 'beschäftigen, beschäftigten auch die Gemüter^der Laien. In unsrer so schwer am Atheismus leidenden Zeit sind es ganz allein die großen weltbewegenden Fragen des Glaubens, die die Menschen interess.ren. die Fragen nach Gott und nach einer Vergeltung, nach dem ewigen Leben, nach dem Gericht, die Fragen nach dem Zwecke des Lebens, nach seiner engen Ordnung und seiner Wahrheit. Welcher Geistliche es versteht, den Mühseligen Trost und den Beladenen Hoffnung, den Friedlosen Frieden und den Umher¬ getriebenen Ruhe zu bringen, wer das Herz der Besitzenden mild zu machen und den Stolz der Mächtigen in Demut zu Wandel., weis, der hat deu Menschen den Kern des Christentums gebracht, das den Einzelnen von se.ner SeWsncht mW die Völker von dem Banne des Elends befreit. Da weht der Zug des Christen¬ tums und ergreift die Herzen. Aber ganz gleichgültig sind dem La.en d.e theo¬ logischen Finessen, z. B. wie man sich den Schöpfungsbencht so zurecht g n könne, daß er glaubwürdig erscheine. ob die sechs Tage sechs Perwden in. »b mit Abend. Morgen. Tag Zeiten bezeichnet seien oder aber Senkung Durch¬ bruch. Wärme, wie es mit der Sintflut stehe, wie weit sie gegangen se- und °b alle noch existirenden Arten der Tiere in Noahs Arche gewesen seien oder auch vorsintflutliche, die jetzt verschwunden sind. Wer solche Probleme b han¬ deln und An Schluß darüber haben will, der studirt heutzutage die ba Y °asch Überlieferungen, die Keilinschriften oder den Berossusbericht und geht .ehe ^den Geologe., als zu deu Theologen. Weil dem aber so ist un d.e geschehe^liebe Wahrheit doch nicht mehr verbannt werden kann, o mu " ^Geistlichen diejenige Stellung zur Bibel gewinne... die sie elb t unt Frechett «ut Wahrheit ihr'in Berufe nachgehe., läßt, wie es geschehe wen. sie da . w°s ewigen Gehalt hat. ans der heiligen Schrift ziehen und »r unse Zelt zum Vewnßtsein bringe... dan.it sich die Menschen von hente °uf e e 'd' GAe unsrer christlich?.. Religion, der Religion der Gottes- M'° Me.^chao^wieder besinnen und so das finden, was unser großer ftaat in n p akM Christentum nennt. Welcher Geistliche das predigt und darauf in n em^e steht denn vio x^Ul °^loin voxnli -. "waltet em^Am^a e-n ganzer Mann. Aber zu solcher Predigt und zu solchem Geistlichen oevars keiner andern Methode des theologischen Studiums. ,,s^.,Studiums" , Die Broschüre die vou der ..Unzulänglichkeit des theo^n SUiwnu. der Gegenwart handelt, will besonders das F°es .^r PrMscbM T^vo reformirt sehen. Wie da die Sachen zu behandeln se.en. davon giebt de. Sxr-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/261>, abgerufen am 17.09.2024.