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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

bilden, alles thun, um diesem Unterfangen, die evangelische Freiheit und
Wahrheit zu vernichten, mit Energie entgegen zu treten. Diese zweite
lutherische Päpstekirche darf weder ihre Dotation bekommen, denn dann
würde "das evangelische Gepräge" wohl das sein, welches die reichlich
dotirter Bischofsmützen in die Hand bekämen -- bei zu gering dotirter stellen
kann, wie bisher, der Staat nachhelfen noch darf sie ihr synodales
Kirchenregiment erhalten, denn damit würde die viel verlangte Gleich¬
förmigkeit und Einheit der kirchlichen Lehre auch in die evangelische Kirche
kommen, eine Einheit, die nur darum in der katholischen Kirche bei uns
"icht ebenso wie in Spanien und allen rein katholischen Ländern alles geistige
Leben unterdrückt, weil eine protestantische Kirche neben ihr steht, mit der sie
doch auch auf geistigem Gebiet einigermaßen rivalisiren muß. Die Partei in
unsrer Kirche, die immer die Einheit der Lehre betont, weiß nicht, was sie
will, wenn sie dabei evangelisch bleiben will. Die Einheit der Lehre .se em
Gewinn für das evangelische Volk und sein Geistesleben. Die evangelische
Kirche hat sie von Anfang nicht gehabt und braucht sie nicht. Was sie braucht,
ist die Einheit des Grundes, der artioulus tuuäamsittMs von dem rend -
fertigenden Glauben, aber nicht die Einheit der Lehre. Je mehr man
betont, desto mehr zerreißt man die protestantische Kirche^ Aber mit einem
selbständigen Kirchenregiment, wie es die Raser nach " Freiheit der Kirche
wollen, würde ganz von selbst jene unheilvolle Gleichförmig ete deo Ge stes-
lebens auch in die evangelische Kirche einziehen, die die Preußischen Jahrbücher
befürchten, wenn sie schon 1884 sagten: "Wenn der Plan gelänge, so wurde e
eine neue Periode langer und tiefer Entfremdung zwischen dem EvangeUnm
und allen wahrhaft sittlichen und intellektuellen Lebenskräften unsrer Nation
Zur Folge haben." Und hierbei sind selbst unschuldig aussehende D.nge ab¬
lehnen, wie z. B. der Name "Bischof." Es steckt dahutter weiter gar n es ^als das Verlangen nach geistlicher Herrschaft. Das hat MeM ga z icht
durchschaut, und er sagt darum sehr sachgemäß in einem Art. in
Preußischen Jahrbüchern: "Man sollte eoaugelischersetts auch den Nan
Bischof nicht gebrauchen.... Kircheuregimentlicher Bischof ist ni^vorreformatorischen Dogma steht, nach welchem der Lehramtstra er zug e es
Kirchenregimentsinhaber ist.... Der Name hat ans unfter fette etwas ^r -
deutiges, das katholisirt." Ganz recht, nur daß die lerttal genas^e Par
w der evangelischen Kirche mit vollem Bewußtsein des Zieles sich aus d
Sache einläß?, für sie also der Name nichts Zweideutiges hat; ^ wollen^
^Schos, um im Lehramtsträger den Kirchenregimentsinhaber zu haben Wem
W dabei noch den Landesherrn als "u" ?al ^ohne den Beirat des Kultusministers für diesen, so ist das "u ' w ^ ^Wi die Macht in die Hände zu spielen gedenken, da ^den Minister leichter in ihren Kreis zu ziehen hoffen. Es wäre das Unheil-


Grenzboten II. 1837.
Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

bilden, alles thun, um diesem Unterfangen, die evangelische Freiheit und
Wahrheit zu vernichten, mit Energie entgegen zu treten. Diese zweite
lutherische Päpstekirche darf weder ihre Dotation bekommen, denn dann
würde „das evangelische Gepräge" wohl das sein, welches die reichlich
dotirter Bischofsmützen in die Hand bekämen — bei zu gering dotirter stellen
kann, wie bisher, der Staat nachhelfen noch darf sie ihr synodales
Kirchenregiment erhalten, denn damit würde die viel verlangte Gleich¬
förmigkeit und Einheit der kirchlichen Lehre auch in die evangelische Kirche
kommen, eine Einheit, die nur darum in der katholischen Kirche bei uns
"icht ebenso wie in Spanien und allen rein katholischen Ländern alles geistige
Leben unterdrückt, weil eine protestantische Kirche neben ihr steht, mit der sie
doch auch auf geistigem Gebiet einigermaßen rivalisiren muß. Die Partei in
unsrer Kirche, die immer die Einheit der Lehre betont, weiß nicht, was sie
will, wenn sie dabei evangelisch bleiben will. Die Einheit der Lehre .se em
Gewinn für das evangelische Volk und sein Geistesleben. Die evangelische
Kirche hat sie von Anfang nicht gehabt und braucht sie nicht. Was sie braucht,
ist die Einheit des Grundes, der artioulus tuuäamsittMs von dem rend -
fertigenden Glauben, aber nicht die Einheit der Lehre. Je mehr man
betont, desto mehr zerreißt man die protestantische Kirche^ Aber mit einem
selbständigen Kirchenregiment, wie es die Raser nach „ Freiheit der Kirche
wollen, würde ganz von selbst jene unheilvolle Gleichförmig ete deo Ge stes-
lebens auch in die evangelische Kirche einziehen, die die Preußischen Jahrbücher
befürchten, wenn sie schon 1884 sagten: „Wenn der Plan gelänge, so wurde e
eine neue Periode langer und tiefer Entfremdung zwischen dem EvangeUnm
und allen wahrhaft sittlichen und intellektuellen Lebenskräften unsrer Nation
Zur Folge haben." Und hierbei sind selbst unschuldig aussehende D.nge ab¬
lehnen, wie z. B. der Name „Bischof." Es steckt dahutter weiter gar n es ^als das Verlangen nach geistlicher Herrschaft. Das hat MeM ga z icht
durchschaut, und er sagt darum sehr sachgemäß in einem Art. in
Preußischen Jahrbüchern: „Man sollte eoaugelischersetts auch den Nan
Bischof nicht gebrauchen.... Kircheuregimentlicher Bischof ist ni^vorreformatorischen Dogma steht, nach welchem der Lehramtstra er zug e es
Kirchenregimentsinhaber ist.... Der Name hat ans unfter fette etwas ^r -
deutiges, das katholisirt." Ganz recht, nur daß die lerttal genas^e Par
w der evangelischen Kirche mit vollem Bewußtsein des Zieles sich aus d
Sache einläß?, für sie also der Name nichts Zweideutiges hat; ^ wollen^
^Schos, um im Lehramtsträger den Kirchenregimentsinhaber zu haben Wem
W dabei noch den Landesherrn als «u« ?al ^ohne den Beirat des Kultusministers für diesen, so ist das «u ' w ^ ^Wi die Macht in die Hände zu spielen gedenken, da ^den Minister leichter in ihren Kreis zu ziehen hoffen. Es wäre das Unheil-


Grenzboten II. 1837.
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[0257] Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums. bilden, alles thun, um diesem Unterfangen, die evangelische Freiheit und Wahrheit zu vernichten, mit Energie entgegen zu treten. Diese zweite lutherische Päpstekirche darf weder ihre Dotation bekommen, denn dann würde „das evangelische Gepräge" wohl das sein, welches die reichlich dotirter Bischofsmützen in die Hand bekämen — bei zu gering dotirter stellen kann, wie bisher, der Staat nachhelfen noch darf sie ihr synodales Kirchenregiment erhalten, denn damit würde die viel verlangte Gleich¬ förmigkeit und Einheit der kirchlichen Lehre auch in die evangelische Kirche kommen, eine Einheit, die nur darum in der katholischen Kirche bei uns "icht ebenso wie in Spanien und allen rein katholischen Ländern alles geistige Leben unterdrückt, weil eine protestantische Kirche neben ihr steht, mit der sie doch auch auf geistigem Gebiet einigermaßen rivalisiren muß. Die Partei in unsrer Kirche, die immer die Einheit der Lehre betont, weiß nicht, was sie will, wenn sie dabei evangelisch bleiben will. Die Einheit der Lehre .se em Gewinn für das evangelische Volk und sein Geistesleben. Die evangelische Kirche hat sie von Anfang nicht gehabt und braucht sie nicht. Was sie braucht, ist die Einheit des Grundes, der artioulus tuuäamsittMs von dem rend - fertigenden Glauben, aber nicht die Einheit der Lehre. Je mehr man betont, desto mehr zerreißt man die protestantische Kirche^ Aber mit einem selbständigen Kirchenregiment, wie es die Raser nach „ Freiheit der Kirche wollen, würde ganz von selbst jene unheilvolle Gleichförmig ete deo Ge stes- lebens auch in die evangelische Kirche einziehen, die die Preußischen Jahrbücher befürchten, wenn sie schon 1884 sagten: „Wenn der Plan gelänge, so wurde e eine neue Periode langer und tiefer Entfremdung zwischen dem EvangeUnm und allen wahrhaft sittlichen und intellektuellen Lebenskräften unsrer Nation Zur Folge haben." Und hierbei sind selbst unschuldig aussehende D.nge ab¬ lehnen, wie z. B. der Name „Bischof." Es steckt dahutter weiter gar n es ^als das Verlangen nach geistlicher Herrschaft. Das hat MeM ga z icht durchschaut, und er sagt darum sehr sachgemäß in einem Art. in Preußischen Jahrbüchern: „Man sollte eoaugelischersetts auch den Nan Bischof nicht gebrauchen.... Kircheuregimentlicher Bischof ist ni^vorreformatorischen Dogma steht, nach welchem der Lehramtstra er zug e es Kirchenregimentsinhaber ist.... Der Name hat ans unfter fette etwas ^r - deutiges, das katholisirt." Ganz recht, nur daß die lerttal genas^e Par w der evangelischen Kirche mit vollem Bewußtsein des Zieles sich aus d Sache einläß?, für sie also der Name nichts Zweideutiges hat; ^ wollen^ ^Schos, um im Lehramtsträger den Kirchenregimentsinhaber zu haben Wem W dabei noch den Landesherrn als «u« ?al ^ohne den Beirat des Kultusministers für diesen, so ist das «u ' w ^ ^Wi die Macht in die Hände zu spielen gedenken, da ^den Minister leichter in ihren Kreis zu ziehen hoffen. Es wäre das Unheil- Grenzboten II. 1837.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/257>, abgerufen am 17.09.2024.