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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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^och einmal die Unzulänglichkeit des theologischen
Studiums.

or einiger Zeit ist eine Broschüre erschienen, die die Frage stellte,
ob das theologische Studium, wie es heutzutage bei der evange¬
lischen Fakultät auf unsern Universitäten betrieben wird, seinen
Zweck erfülle, und die diese Frage nicht bejahte. Die Schrift
^ . --wurde schon einmal in den Grenzboten in der ersten Nummer
^ Jahrganges kurz besprochen. Da sie aber gerechtes Aufsehen erregt hat
uns. ^ es sich handelt, viel wichtiger für die geistige Kultur
. ^ Volkes js^ vjxllm scheinen mag, so lassen wir hier noch eine ein-
U yendere Besprechung dieser Sache folgen. '

Die erwähnte Schrift sieht ein Mißverhältnis zwischen dem theologischen
dubium der Gegenwart und der Aufgabe desselben, und sie sucht Mittel, die
^ , Mißverhältnis abhelfen sollen. Die Mittel, zu denen man auf vielen
t,-.^ ^ greifen wolle, würden, meint der Verfasser, der evangelischen Christen-
und "'^ ^ 5' n^n den Charakter der Kirche als Anstalt
sat' rechtliche Ordnung betone und sich etwa nach einer bischöflichen Orgaui-
'vn sehne, oder, wenn man den Einfluß des Staates und der profanen
Mnschaften auf die kirchlichen Institute zu beseitigen suche, wenn man eine
d° '"^^ Summe ewig giltiger Dogmen aufstelle, wenn man direkte Mitwirkung
Bö s s ^ ^ Besetzung der akademischen Lehrstühle fordere :c. Alle diese
sah würden, meint der Verfasser, für die evangelische Kirche zu den ge-
dieh Umwälzungen führen. Und darin hat er vollständig Recht. Alle
kalt , würden uns, wenn sie überhaupt durchführbar wären, eine zweite
Mische Kirche schaffen. Der Staat aber, der gerade genug an der einen
^re


nzbvten II. 1887. 31


^och einmal die Unzulänglichkeit des theologischen
Studiums.

or einiger Zeit ist eine Broschüre erschienen, die die Frage stellte,
ob das theologische Studium, wie es heutzutage bei der evange¬
lischen Fakultät auf unsern Universitäten betrieben wird, seinen
Zweck erfülle, und die diese Frage nicht bejahte. Die Schrift
^ . —wurde schon einmal in den Grenzboten in der ersten Nummer
^ Jahrganges kurz besprochen. Da sie aber gerechtes Aufsehen erregt hat
uns. ^ es sich handelt, viel wichtiger für die geistige Kultur
. ^ Volkes js^ vjxllm scheinen mag, so lassen wir hier noch eine ein-
U yendere Besprechung dieser Sache folgen. '

Die erwähnte Schrift sieht ein Mißverhältnis zwischen dem theologischen
dubium der Gegenwart und der Aufgabe desselben, und sie sucht Mittel, die
^ , Mißverhältnis abhelfen sollen. Die Mittel, zu denen man auf vielen
t,-.^ ^ greifen wolle, würden, meint der Verfasser, der evangelischen Christen-
und "'^ ^ 5' n^n den Charakter der Kirche als Anstalt
sat' rechtliche Ordnung betone und sich etwa nach einer bischöflichen Orgaui-
'vn sehne, oder, wenn man den Einfluß des Staates und der profanen
Mnschaften auf die kirchlichen Institute zu beseitigen suche, wenn man eine
d° '"^^ Summe ewig giltiger Dogmen aufstelle, wenn man direkte Mitwirkung
Bö s s ^ ^ Besetzung der akademischen Lehrstühle fordere :c. Alle diese
sah würden, meint der Verfasser, für die evangelische Kirche zu den ge-
dieh Umwälzungen führen. Und darin hat er vollständig Recht. Alle
kalt , würden uns, wenn sie überhaupt durchführbar wären, eine zweite
Mische Kirche schaffen. Der Staat aber, der gerade genug an der einen
^re


nzbvten II. 1887. 31
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[0249] [Abbildung] ^och einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums. or einiger Zeit ist eine Broschüre erschienen, die die Frage stellte, ob das theologische Studium, wie es heutzutage bei der evange¬ lischen Fakultät auf unsern Universitäten betrieben wird, seinen Zweck erfülle, und die diese Frage nicht bejahte. Die Schrift ^ . —wurde schon einmal in den Grenzboten in der ersten Nummer ^ Jahrganges kurz besprochen. Da sie aber gerechtes Aufsehen erregt hat uns. ^ es sich handelt, viel wichtiger für die geistige Kultur . ^ Volkes js^ vjxllm scheinen mag, so lassen wir hier noch eine ein- U yendere Besprechung dieser Sache folgen. ' Die erwähnte Schrift sieht ein Mißverhältnis zwischen dem theologischen dubium der Gegenwart und der Aufgabe desselben, und sie sucht Mittel, die ^ , Mißverhältnis abhelfen sollen. Die Mittel, zu denen man auf vielen t,-.^ ^ greifen wolle, würden, meint der Verfasser, der evangelischen Christen- und "'^ ^ 5' n^n den Charakter der Kirche als Anstalt sat' rechtliche Ordnung betone und sich etwa nach einer bischöflichen Orgaui- 'vn sehne, oder, wenn man den Einfluß des Staates und der profanen Mnschaften auf die kirchlichen Institute zu beseitigen suche, wenn man eine d° '"^^ Summe ewig giltiger Dogmen aufstelle, wenn man direkte Mitwirkung Bö s s ^ ^ Besetzung der akademischen Lehrstühle fordere :c. Alle diese sah würden, meint der Verfasser, für die evangelische Kirche zu den ge- dieh Umwälzungen führen. Und darin hat er vollständig Recht. Alle kalt , würden uns, wenn sie überhaupt durchführbar wären, eine zweite Mische Kirche schaffen. Der Staat aber, der gerade genug an der einen ^re nzbvten II. 1887. 31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/249>, abgerufen am 17.09.2024.