Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Ludwig Ulfland und die altfränkische Poesie,

kommen, mehr anziehen konnte. Außerdem ist gerade dort ein Abschnitt gegeben,
indem Uhland die zunächst folgenden Tiraden nicht übersetzt hat. sondern den
Zwischenraum durch Prosaerzählnnq ausfüllt. Solche hat er auch vorausgeschickt
und um Ende folgen lassen, um den Inhalt des Heldengedichtes kurz zu bezeichnen

Die Übersetzung ist wörtlich, nur wenige Auslassungen hat sich Uhland
gestattet, Erweiterungen garnicht. Das französische Original hatte den ^eun,
Uhland hat die Assonanz gewählt, wahrscheinlich um sich die Arbeit zu er¬
leichtern, und weil er sich dachte, daß die älteren Fassungen sicherlich auch nur
die Assonanz auswiesen. Den fünffüßigen Jambus, sowie den "dreifuß.gen
Abfall jeder Tirade mit weiblicher Endung" hat auch der Übersetzer beibehalten;
er hielt sich sogar genau an die Abwechslung von stumpfen und klingenden
Tiraden, die das Vorbild aufwies, und mit der möglichsten Genauigkeit an den
Assvnanzvokal.

,^...
Begleitet wird die Übersetzung von Fußnoten, in denen Uhland Vergleiche
mit andern Epen, besonders den "Nibelungen," zieht. Sie beziehen sich ent¬
weder in,f den Inhalt oder die Ausdrucksweise und sollen ein erster Anfang
sein zu eiuer gründlicheren Parallele der germanischen, griechischen und roma¬
nischen Epen. Ebenso hat es ja Bekker mit seiner ungleich größern Belesenst
in den griechischen Epen gemacht in seiner Ausgabe des Fierabras.

d) Uhland hat ferner einige Stückchen aus dem Roman av Rein°co-ax,
einer späten Fassung des Nolcmdsliedes, das er selbst nicht kannte, aber voraus¬
ahnte, übersetzt, aber niemals drucken lassen. Sie wurden von ihm rezit-re in
den Vorlesungen über die "Sagengeschichte der romanischen und germanischen
Völker" im Jahre 1832 und waren nur dazu bestimmt, den Hörern einen
Begriff vo.l der Schönheit des Nolandsgedichtes zu geben. Sie mögen viel¬
leicht die Überreste eines größern Planes sein, oder er mag sie nur 5"^ äugen-
l'licklicheu Gebrauche in seinem Kolleg angefertigt haben. Es sind "machs v-n
Zeilen mit der Aufforderung Rolands, Olivier möge dreinhauen ""t D" "da .
er werde es thun mit Halteelere. dann dreißig Verse mit der Auffor rung "n
Roland. er möge doch ins Horn stoßen; dann wird der ^d Ol wie " g-
schildert, dann Rolands Totenfeier bei Olivicrs Leiche, dann die letzten Augen-
blicke Rolands

>
°) Die Übersetzungen aus der norma.mischen Reimchronik von Waee. die eme
behandelnd die bekannte Gespenstergeschichte von Richard Ohnchircht, °>e and e e
lustiges Schwachen der Mönche von S. Ouain. Bekannt ,se, daß eine der 1 rü
verwandte Sage vom Junker Nechberger anch in Deutschland lebte, ^d daß U mW
diese in dem gleichnamige.. Gedichte verarbeitet hat. Für beide, übrigen, von-
streue, Übersetzungen gilt, daß es Uhland vortrefflich gelungen ^se dach a er-
tümlichc Wendungen, dnrch den knappen, von Nebensätzen fre.en Seel die el e
humorvolle Darstellungsweise zu geben, wie er sie in dem Originalschwanke so
schön fand. Es sei noch bemerkt, daß Franz v. Gaudy in den. "Roman von
Gre


nzboten II. 1837.
Ludwig Ulfland und die altfränkische Poesie,

kommen, mehr anziehen konnte. Außerdem ist gerade dort ein Abschnitt gegeben,
indem Uhland die zunächst folgenden Tiraden nicht übersetzt hat. sondern den
Zwischenraum durch Prosaerzählnnq ausfüllt. Solche hat er auch vorausgeschickt
und um Ende folgen lassen, um den Inhalt des Heldengedichtes kurz zu bezeichnen

Die Übersetzung ist wörtlich, nur wenige Auslassungen hat sich Uhland
gestattet, Erweiterungen garnicht. Das französische Original hatte den ^eun,
Uhland hat die Assonanz gewählt, wahrscheinlich um sich die Arbeit zu er¬
leichtern, und weil er sich dachte, daß die älteren Fassungen sicherlich auch nur
die Assonanz auswiesen. Den fünffüßigen Jambus, sowie den „dreifuß.gen
Abfall jeder Tirade mit weiblicher Endung" hat auch der Übersetzer beibehalten;
er hielt sich sogar genau an die Abwechslung von stumpfen und klingenden
Tiraden, die das Vorbild aufwies, und mit der möglichsten Genauigkeit an den
Assvnanzvokal.

,^...
Begleitet wird die Übersetzung von Fußnoten, in denen Uhland Vergleiche
mit andern Epen, besonders den „Nibelungen," zieht. Sie beziehen sich ent¬
weder in,f den Inhalt oder die Ausdrucksweise und sollen ein erster Anfang
sein zu eiuer gründlicheren Parallele der germanischen, griechischen und roma¬
nischen Epen. Ebenso hat es ja Bekker mit seiner ungleich größern Belesenst
in den griechischen Epen gemacht in seiner Ausgabe des Fierabras.

d) Uhland hat ferner einige Stückchen aus dem Roman av Rein°co-ax,
einer späten Fassung des Nolcmdsliedes, das er selbst nicht kannte, aber voraus¬
ahnte, übersetzt, aber niemals drucken lassen. Sie wurden von ihm rezit-re in
den Vorlesungen über die „Sagengeschichte der romanischen und germanischen
Völker" im Jahre 1832 und waren nur dazu bestimmt, den Hörern einen
Begriff vo.l der Schönheit des Nolandsgedichtes zu geben. Sie mögen viel¬
leicht die Überreste eines größern Planes sein, oder er mag sie nur 5"^ äugen-
l'licklicheu Gebrauche in seinem Kolleg angefertigt haben. Es sind »machs v-n
Zeilen mit der Aufforderung Rolands, Olivier möge dreinhauen ""t D" "da .
er werde es thun mit Halteelere. dann dreißig Verse mit der Auffor rung «n
Roland. er möge doch ins Horn stoßen; dann wird der ^d Ol wie » g-
schildert, dann Rolands Totenfeier bei Olivicrs Leiche, dann die letzten Augen-
blicke Rolands

>
°) Die Übersetzungen aus der norma.mischen Reimchronik von Waee. die eme
behandelnd die bekannte Gespenstergeschichte von Richard Ohnchircht, °>e and e e
lustiges Schwachen der Mönche von S. Ouain. Bekannt ,se, daß eine der 1 rü
verwandte Sage vom Junker Nechberger anch in Deutschland lebte, ^d daß U mW
diese in dem gleichnamige.. Gedichte verarbeitet hat. Für beide, übrigen, von-
streue, Übersetzungen gilt, daß es Uhland vortrefflich gelungen ^se dach a er-
tümlichc Wendungen, dnrch den knappen, von Nebensätzen fre.en Seel die el e
humorvolle Darstellungsweise zu geben, wie er sie in dem Originalschwanke so
schön fand. Es sei noch bemerkt, daß Franz v. Gaudy in den. „Roman von
Gre


nzboten II. 1837.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0225" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/288678"/>
          <fw type="header" place="top"> Ludwig Ulfland und die altfränkische Poesie,</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_659" prev="#ID_658"> kommen, mehr anziehen konnte. Außerdem ist gerade dort ein Abschnitt gegeben,<lb/>
indem Uhland die zunächst folgenden Tiraden nicht übersetzt hat. sondern den<lb/>
Zwischenraum durch Prosaerzählnnq ausfüllt. Solche hat er auch vorausgeschickt<lb/>
und um Ende folgen lassen, um den Inhalt des Heldengedichtes kurz zu bezeichnen</p><lb/>
          <p xml:id="ID_660"> Die Übersetzung ist wörtlich, nur wenige Auslassungen hat sich Uhland<lb/>
gestattet, Erweiterungen garnicht.  Das französische Original hatte den ^eun,<lb/>
Uhland hat die Assonanz gewählt, wahrscheinlich um sich die Arbeit zu er¬<lb/>
leichtern, und weil er sich dachte, daß die älteren Fassungen sicherlich auch nur<lb/>
die Assonanz auswiesen.  Den fünffüßigen Jambus, sowie den &#x201E;dreifuß.gen<lb/>
Abfall jeder Tirade mit weiblicher Endung" hat auch der Übersetzer beibehalten;<lb/>
er hielt sich sogar genau an die Abwechslung von stumpfen und klingenden<lb/>
Tiraden, die das Vorbild aufwies, und mit der möglichsten Genauigkeit an den<lb/>
Assvnanzvokal. </p><lb/>
          <p xml:id="ID_661"> ,^...<lb/>
Begleitet wird die Übersetzung von Fußnoten, in denen Uhland Vergleiche<lb/>
mit andern Epen, besonders den &#x201E;Nibelungen," zieht. Sie beziehen sich ent¬<lb/>
weder in,f den Inhalt oder die Ausdrucksweise und sollen ein erster Anfang<lb/>
sein zu eiuer gründlicheren Parallele der germanischen, griechischen und roma¬<lb/>
nischen Epen. Ebenso hat es ja Bekker mit seiner ungleich größern Belesenst<lb/>
in den griechischen Epen gemacht in seiner Ausgabe des Fierabras.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_662"> d) Uhland hat ferner einige Stückchen aus dem Roman av Rein°co-ax,<lb/>
einer späten Fassung des Nolcmdsliedes, das er selbst nicht kannte, aber voraus¬<lb/>
ahnte, übersetzt, aber niemals drucken lassen. Sie wurden von ihm rezit-re in<lb/>
den Vorlesungen über die &#x201E;Sagengeschichte der romanischen und germanischen<lb/>
Völker" im Jahre 1832 und waren nur dazu bestimmt, den Hörern einen<lb/>
Begriff vo.l der Schönheit des Nolandsgedichtes zu geben. Sie mögen viel¬<lb/>
leicht die Überreste eines größern Planes sein, oder er mag sie nur 5"^ äugen-<lb/>
l'licklicheu Gebrauche in seinem Kolleg angefertigt haben. Es sind »machs v-n<lb/>
Zeilen mit der Aufforderung Rolands, Olivier möge dreinhauen ""t D" "da .<lb/>
er werde es thun mit Halteelere. dann dreißig Verse mit der Auffor rung «n<lb/>
Roland. er möge doch ins Horn stoßen; dann wird der ^d Ol wie » g-<lb/>
schildert, dann Rolands Totenfeier bei Olivicrs Leiche, dann die letzten Augen-<lb/>
blicke Rolands </p><lb/>
          <p xml:id="ID_663" next="#ID_664"> &gt;<lb/>
°) Die Übersetzungen aus der norma.mischen Reimchronik von Waee. die eme<lb/>
behandelnd die bekannte Gespenstergeschichte von Richard Ohnchircht, °&gt;e and e e<lb/>
lustiges Schwachen der Mönche von S. Ouain. Bekannt ,se, daß eine der 1 rü<lb/>
verwandte Sage vom Junker Nechberger anch in Deutschland lebte, ^d daß U mW<lb/>
diese in dem gleichnamige.. Gedichte verarbeitet hat. Für beide, übrigen, von-<lb/>
streue, Übersetzungen gilt, daß es Uhland vortrefflich gelungen ^se dach a er-<lb/>
tümlichc Wendungen, dnrch den knappen, von Nebensätzen fre.en Seel die el e<lb/>
humorvolle Darstellungsweise zu geben, wie er sie in dem Originalschwanke so<lb/>
schön fand.  Es sei noch bemerkt, daß Franz v. Gaudy in den. &#x201E;Roman von<lb/>
Gre</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> nzboten II. 1837.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0225] Ludwig Ulfland und die altfränkische Poesie, kommen, mehr anziehen konnte. Außerdem ist gerade dort ein Abschnitt gegeben, indem Uhland die zunächst folgenden Tiraden nicht übersetzt hat. sondern den Zwischenraum durch Prosaerzählnnq ausfüllt. Solche hat er auch vorausgeschickt und um Ende folgen lassen, um den Inhalt des Heldengedichtes kurz zu bezeichnen Die Übersetzung ist wörtlich, nur wenige Auslassungen hat sich Uhland gestattet, Erweiterungen garnicht. Das französische Original hatte den ^eun, Uhland hat die Assonanz gewählt, wahrscheinlich um sich die Arbeit zu er¬ leichtern, und weil er sich dachte, daß die älteren Fassungen sicherlich auch nur die Assonanz auswiesen. Den fünffüßigen Jambus, sowie den „dreifuß.gen Abfall jeder Tirade mit weiblicher Endung" hat auch der Übersetzer beibehalten; er hielt sich sogar genau an die Abwechslung von stumpfen und klingenden Tiraden, die das Vorbild aufwies, und mit der möglichsten Genauigkeit an den Assvnanzvokal. ,^... Begleitet wird die Übersetzung von Fußnoten, in denen Uhland Vergleiche mit andern Epen, besonders den „Nibelungen," zieht. Sie beziehen sich ent¬ weder in,f den Inhalt oder die Ausdrucksweise und sollen ein erster Anfang sein zu eiuer gründlicheren Parallele der germanischen, griechischen und roma¬ nischen Epen. Ebenso hat es ja Bekker mit seiner ungleich größern Belesenst in den griechischen Epen gemacht in seiner Ausgabe des Fierabras. d) Uhland hat ferner einige Stückchen aus dem Roman av Rein°co-ax, einer späten Fassung des Nolcmdsliedes, das er selbst nicht kannte, aber voraus¬ ahnte, übersetzt, aber niemals drucken lassen. Sie wurden von ihm rezit-re in den Vorlesungen über die „Sagengeschichte der romanischen und germanischen Völker" im Jahre 1832 und waren nur dazu bestimmt, den Hörern einen Begriff vo.l der Schönheit des Nolandsgedichtes zu geben. Sie mögen viel¬ leicht die Überreste eines größern Planes sein, oder er mag sie nur 5"^ äugen- l'licklicheu Gebrauche in seinem Kolleg angefertigt haben. Es sind »machs v-n Zeilen mit der Aufforderung Rolands, Olivier möge dreinhauen ""t D" "da . er werde es thun mit Halteelere. dann dreißig Verse mit der Auffor rung «n Roland. er möge doch ins Horn stoßen; dann wird der ^d Ol wie » g- schildert, dann Rolands Totenfeier bei Olivicrs Leiche, dann die letzten Augen- blicke Rolands > °) Die Übersetzungen aus der norma.mischen Reimchronik von Waee. die eme behandelnd die bekannte Gespenstergeschichte von Richard Ohnchircht, °>e and e e lustiges Schwachen der Mönche von S. Ouain. Bekannt ,se, daß eine der 1 rü verwandte Sage vom Junker Nechberger anch in Deutschland lebte, ^d daß U mW diese in dem gleichnamige.. Gedichte verarbeitet hat. Für beide, übrigen, von- streue, Übersetzungen gilt, daß es Uhland vortrefflich gelungen ^se dach a er- tümlichc Wendungen, dnrch den knappen, von Nebensätzen fre.en Seel die el e humorvolle Darstellungsweise zu geben, wie er sie in dem Originalschwanke so schön fand. Es sei noch bemerkt, daß Franz v. Gaudy in den. „Roman von Gre nzboten II. 1837.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/225
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/225>, abgerufen am 17.09.2024.