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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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Mit der Diogeneslaterne.
Am Geburtstag mein Weibchen ihr Sträußchen erhält,
Doch der Schmuck von dem Hausfreund besser gefällt,
wollte Deutschland einen in Sangesmnt.
Hinterher that's Bismarck mit Lisen und Blut.
Wohl liebte ich Wein, Weib und Gesang,
War doch ein Narr mein Teben lang.
reut mich nicht.
Der Pfarrer hatte mich nach Hans begleitet
Und sagte: Werner, Liier Haar glänzt weiß.
Aufs Sterben, hoff ich, seid Ihr vorbereitet,
Der Tod ist bitter und die Hölle heiß. --
Der Pfarrer hat ein wahres Wort gesprochen,
Des Herzens Tücke bleibt nicht nngerochcn,
Wenn je ein Sünder spricht: Ls reut mich nicht. Und doch, wer zürnt mir, wenn ich seufzend klage,
Daß ach! so süß oft unsre Sünden sind l
Noch denkt mein altes Herz der Rosentage,
Dnrchträumt, durchschwärmt mit manchem schönen Rind.
Ich trank mir Lebenslust aus vollem Becher,
In Freundeskreis ein nimmermüder Zecher --
V weh, ich glaube fast: <Ls reut mich nicht. Ist nicht die Welt der Tisch, den Gott uns deckte?
Ein Wirt, der reichlich auftischt, sieht es gern,
Wenn Fisch und Braten seinen Gästen schmeckte,
Und alles lobt den gabefrohen Herrn.
Mag Wahn und Thorheit thränensel'gar Lassen
Darüber jammern, daß die Welt geschaffen,
Du guter Gott, nicht wahr, es reut dich nicht?
Satan in Gefangenschaft.
Eine legende.
Ls schmückte König Salomon
Mit Zcmberweisheit seinen Thron.
Er wußte, was die Winde rauschen,
verstand dem Tiergespräch zu lauschen,
- Und drehte sich sein Ring am Finger,
War Salomon ein Geisterzwinger.
Mit Schrecken spürte Satans Heer
Des Gottgesandten Kraft und Wehr;
Ja, einmal -- welche Höllennotl --
Hier hieß es, Satan wäre tot --
Hielt Salomonis Zaubersiegel
Den Teufel hinter Schloß und Riegel.

Mit der Diogeneslaterne.
Am Geburtstag mein Weibchen ihr Sträußchen erhält,
Doch der Schmuck von dem Hausfreund besser gefällt,
wollte Deutschland einen in Sangesmnt.
Hinterher that's Bismarck mit Lisen und Blut.
Wohl liebte ich Wein, Weib und Gesang,
War doch ein Narr mein Teben lang.
reut mich nicht.
Der Pfarrer hatte mich nach Hans begleitet
Und sagte: Werner, Liier Haar glänzt weiß.
Aufs Sterben, hoff ich, seid Ihr vorbereitet,
Der Tod ist bitter und die Hölle heiß. —
Der Pfarrer hat ein wahres Wort gesprochen,
Des Herzens Tücke bleibt nicht nngerochcn,
Wenn je ein Sünder spricht: Ls reut mich nicht. Und doch, wer zürnt mir, wenn ich seufzend klage,
Daß ach! so süß oft unsre Sünden sind l
Noch denkt mein altes Herz der Rosentage,
Dnrchträumt, durchschwärmt mit manchem schönen Rind.
Ich trank mir Lebenslust aus vollem Becher,
In Freundeskreis ein nimmermüder Zecher —
V weh, ich glaube fast: <Ls reut mich nicht. Ist nicht die Welt der Tisch, den Gott uns deckte?
Ein Wirt, der reichlich auftischt, sieht es gern,
Wenn Fisch und Braten seinen Gästen schmeckte,
Und alles lobt den gabefrohen Herrn.
Mag Wahn und Thorheit thränensel'gar Lassen
Darüber jammern, daß die Welt geschaffen,
Du guter Gott, nicht wahr, es reut dich nicht?
Satan in Gefangenschaft.
Eine legende.
Ls schmückte König Salomon
Mit Zcmberweisheit seinen Thron.
Er wußte, was die Winde rauschen,
verstand dem Tiergespräch zu lauschen,
- Und drehte sich sein Ring am Finger,
War Salomon ein Geisterzwinger.
Mit Schrecken spürte Satans Heer
Des Gottgesandten Kraft und Wehr;
Ja, einmal — welche Höllennotl —
Hier hieß es, Satan wäre tot —
Hielt Salomonis Zaubersiegel
Den Teufel hinter Schloß und Riegel.

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[0454] Mit der Diogeneslaterne. Am Geburtstag mein Weibchen ihr Sträußchen erhält, Doch der Schmuck von dem Hausfreund besser gefällt, wollte Deutschland einen in Sangesmnt. Hinterher that's Bismarck mit Lisen und Blut. Wohl liebte ich Wein, Weib und Gesang, War doch ein Narr mein Teben lang. reut mich nicht. Der Pfarrer hatte mich nach Hans begleitet Und sagte: Werner, Liier Haar glänzt weiß. Aufs Sterben, hoff ich, seid Ihr vorbereitet, Der Tod ist bitter und die Hölle heiß. — Der Pfarrer hat ein wahres Wort gesprochen, Des Herzens Tücke bleibt nicht nngerochcn, Wenn je ein Sünder spricht: Ls reut mich nicht. Und doch, wer zürnt mir, wenn ich seufzend klage, Daß ach! so süß oft unsre Sünden sind l Noch denkt mein altes Herz der Rosentage, Dnrchträumt, durchschwärmt mit manchem schönen Rind. Ich trank mir Lebenslust aus vollem Becher, In Freundeskreis ein nimmermüder Zecher — V weh, ich glaube fast: <Ls reut mich nicht. Ist nicht die Welt der Tisch, den Gott uns deckte? Ein Wirt, der reichlich auftischt, sieht es gern, Wenn Fisch und Braten seinen Gästen schmeckte, Und alles lobt den gabefrohen Herrn. Mag Wahn und Thorheit thränensel'gar Lassen Darüber jammern, daß die Welt geschaffen, Du guter Gott, nicht wahr, es reut dich nicht? Satan in Gefangenschaft. Eine legende. Ls schmückte König Salomon Mit Zcmberweisheit seinen Thron. Er wußte, was die Winde rauschen, verstand dem Tiergespräch zu lauschen, - Und drehte sich sein Ring am Finger, War Salomon ein Geisterzwinger. Mit Schrecken spürte Satans Heer Des Gottgesandten Kraft und Wehr; Ja, einmal — welche Höllennotl — Hier hieß es, Satan wäre tot — Hielt Salomonis Zaubersiegel Den Teufel hinter Schloß und Riegel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/454>, abgerufen am 22.07.2024.