Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Kleinere Mitteilungen. Mittags 21 Grad C,, im Sommer steigt es allerdings ans 40 Grad, aber niemals Kleinere Mitteilungen. Mittags 21 Grad C,, im Sommer steigt es allerdings ans 40 Grad, aber niemals <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0403" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200508"/> <fw type="header" place="top"> Kleinere Mitteilungen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1269" prev="#ID_1268" next="#ID_1270"> Mittags 21 Grad C,, im Sommer steigt es allerdings ans 40 Grad, aber niemals<lb/> wird die Hitze unerträglich. Dieses Lob des Landes klingt bescheiden und zurück¬<lb/> haltend, aber umso glaubwürdiger, wenn man die etwas überschwnuglicheu Berichte<lb/> andrer Forscher daneben hält. Nach dem Engländer Johnston z. B. bildet der<lb/> Strich zwischen der Küste und dein Victoriasee in physikalischer, wirtschaftlicher und<lb/> ethnologischer Hinsicht ein einheitliches Ganze, und wenn irgendein Teil von Afrika<lb/> wert ist, kolonisirt zu werden, so ist es diese herrliche Landschaft mit ihrem Klima,<lb/> das jedem andern in Afrika vorzuziehen ist. Eisenerze, so heißt es weiter, hier<lb/> in Ueberfluß, ein Paradies für Jäger, Elfenbein reichlich, große Viehherden, in<lb/> Samburn Pferdezucht, Nährpflanzen in Fülle, alle europäischen Vegetabilien kommen<lb/> vortrefflich fort, in ganz Afrika giebt es schwerlich eine entzückendere Gegend als<lb/> dieses Bergland. Auch v. d. Decken rühmt „die herrliche stärkende Luft der Ebnen<lb/> und den fruchtbaren Boden, die schönen Weidegründe und die vorzügliche Eisenerze"<lb/> des hierher gehörigen Wakambagebietes. Im Dschaggalaudc trifft man allenthalben<lb/> Pflanzungen der Eingebornen, bewässerte Felder, Gemüsegärten, Wiesenflächen und<lb/> förmliche Wälder der unschätzbaren Bannnenstaude. Die Neger treiben hier Viehzucht<lb/> wie in den fortgeschrittenen Ländern Europas mit Stallfütterung, und Wasser-<lb/> leitungen führen, von den Schneemassen des Kilimandscharo gespeist, kühn über<lb/> Schluchten und an Bergwänden hin. Unzweifelhaft steht fest, daß unser deutsches<lb/> Ostafrika eine ganze Reihe überseeischer Einfuhrartikel! Baumwolle. Kaffee, Tabak,<lb/> Thee, Indigo, Chinarinde, Kakao und verschiedne Gewürze in reichlichen Mengen<lb/> zu liefern imstande ist, die wir bisher aus englischen, holländischen und andern<lb/> fremden Kolonien und meist dnrch Schiffe andrer Nationen bezogen. Nach der<lb/> „Statistik des deutschen Reiches im Jahre 1884" betrug die Einfuhr in diesen<lb/> Artikeln an Geldwert 386 067 000 Mark. Diese ungeheure Suinnie Deutschland<lb/> zu erhalten, ist eine wirtschaftliche Aufgabe ersten Ranges, und wir haben Ursache<lb/> zu hoffen, daß sie allmählich mit guten Erfolgen gelöst werdeu wird. Die Anfänge<lb/> dazu sind vorhanden, genügende Beteiligung der Kapitalisten und fleißige, unver¬<lb/> drossene Arbeit werden weiter helfen. Unsre höchsten Gesellschaftskreise bekunden<lb/> lebhaftes Interesse an der Sache, namentlich hat ihr der Großherzog von Baden<lb/> seine Aufmerksamkeit zugewendet. In vorderster Reihe würden die oberhalb des<lb/> Dschaggagürtels befindlichen menschenleeren Höhenzüge des Kilimandscharogebietes<lb/> wegen ihres gemäßigten Klimas, idrer ausnehmende« Fruchtbarkeit, ihres Weide¬<lb/> reichtums und ihrer Wasserfülle für deutsche Kolonisten ein passendes Arbeitsfeld<lb/> darbieten, sobald für die nötige Ordnung und Sicherheit gesorgt und Vorkehrung<lb/> für eine Verbindung mit der Küste getroffen wäre. Andre, möglichst nahe an der<lb/> Küste anzulegende Stationen würden dem deutschen Plantagenban den nötigen<lb/> Stützpunkt gewähren und zugleich dem deutschen Handel nützen. Versuchsanstalten<lb/> für diesen Plantagenbnn bestehen und gedeihen in der Mission Bagamvyo und<lb/> deren Filialen, wo Deutsche aus dem Elsaß angesiedelt sind. Ebenso haben sich<lb/> die deutschen Missionäre Krapf und Rebmann große Verdienste um die Kultur-<lb/> mifäuge im nördlichen Teile unsrer ostafrikanischen Besitzungen erworben. Das<lb/> nächste, was hier geschehen mußte und zur größern Hälfte schon rasch und energisch<lb/> ius Werk gesetzt worden ist, bestand darin, daß man sich deu wertvollen Besitz durch<lb/> Verträge mit den Eingebornen sicherte. Dann war das durch allerlei Interessen,<lb/> namentlich kommerzielle, in enger Beziehung zu diesem Besitz stehende Somaligebiel<lb/> unter deutsche Schutzherrschaft zu bringen, und mich das ist jetzt teilweise erreicht.<lb/> Erst wenn wir in diesem eine ausgedehnte Seeküste, mit guten Häfen zur Ver¬<lb/> fügung haben, wird unser Hinterland, dem jetzt noch der Sultan von Zanzibar</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0403]
Kleinere Mitteilungen.
Mittags 21 Grad C,, im Sommer steigt es allerdings ans 40 Grad, aber niemals
wird die Hitze unerträglich. Dieses Lob des Landes klingt bescheiden und zurück¬
haltend, aber umso glaubwürdiger, wenn man die etwas überschwnuglicheu Berichte
andrer Forscher daneben hält. Nach dem Engländer Johnston z. B. bildet der
Strich zwischen der Küste und dein Victoriasee in physikalischer, wirtschaftlicher und
ethnologischer Hinsicht ein einheitliches Ganze, und wenn irgendein Teil von Afrika
wert ist, kolonisirt zu werden, so ist es diese herrliche Landschaft mit ihrem Klima,
das jedem andern in Afrika vorzuziehen ist. Eisenerze, so heißt es weiter, hier
in Ueberfluß, ein Paradies für Jäger, Elfenbein reichlich, große Viehherden, in
Samburn Pferdezucht, Nährpflanzen in Fülle, alle europäischen Vegetabilien kommen
vortrefflich fort, in ganz Afrika giebt es schwerlich eine entzückendere Gegend als
dieses Bergland. Auch v. d. Decken rühmt „die herrliche stärkende Luft der Ebnen
und den fruchtbaren Boden, die schönen Weidegründe und die vorzügliche Eisenerze"
des hierher gehörigen Wakambagebietes. Im Dschaggalaudc trifft man allenthalben
Pflanzungen der Eingebornen, bewässerte Felder, Gemüsegärten, Wiesenflächen und
förmliche Wälder der unschätzbaren Bannnenstaude. Die Neger treiben hier Viehzucht
wie in den fortgeschrittenen Ländern Europas mit Stallfütterung, und Wasser-
leitungen führen, von den Schneemassen des Kilimandscharo gespeist, kühn über
Schluchten und an Bergwänden hin. Unzweifelhaft steht fest, daß unser deutsches
Ostafrika eine ganze Reihe überseeischer Einfuhrartikel! Baumwolle. Kaffee, Tabak,
Thee, Indigo, Chinarinde, Kakao und verschiedne Gewürze in reichlichen Mengen
zu liefern imstande ist, die wir bisher aus englischen, holländischen und andern
fremden Kolonien und meist dnrch Schiffe andrer Nationen bezogen. Nach der
„Statistik des deutschen Reiches im Jahre 1884" betrug die Einfuhr in diesen
Artikeln an Geldwert 386 067 000 Mark. Diese ungeheure Suinnie Deutschland
zu erhalten, ist eine wirtschaftliche Aufgabe ersten Ranges, und wir haben Ursache
zu hoffen, daß sie allmählich mit guten Erfolgen gelöst werdeu wird. Die Anfänge
dazu sind vorhanden, genügende Beteiligung der Kapitalisten und fleißige, unver¬
drossene Arbeit werden weiter helfen. Unsre höchsten Gesellschaftskreise bekunden
lebhaftes Interesse an der Sache, namentlich hat ihr der Großherzog von Baden
seine Aufmerksamkeit zugewendet. In vorderster Reihe würden die oberhalb des
Dschaggagürtels befindlichen menschenleeren Höhenzüge des Kilimandscharogebietes
wegen ihres gemäßigten Klimas, idrer ausnehmende« Fruchtbarkeit, ihres Weide¬
reichtums und ihrer Wasserfülle für deutsche Kolonisten ein passendes Arbeitsfeld
darbieten, sobald für die nötige Ordnung und Sicherheit gesorgt und Vorkehrung
für eine Verbindung mit der Küste getroffen wäre. Andre, möglichst nahe an der
Küste anzulegende Stationen würden dem deutschen Plantagenban den nötigen
Stützpunkt gewähren und zugleich dem deutschen Handel nützen. Versuchsanstalten
für diesen Plantagenbnn bestehen und gedeihen in der Mission Bagamvyo und
deren Filialen, wo Deutsche aus dem Elsaß angesiedelt sind. Ebenso haben sich
die deutschen Missionäre Krapf und Rebmann große Verdienste um die Kultur-
mifäuge im nördlichen Teile unsrer ostafrikanischen Besitzungen erworben. Das
nächste, was hier geschehen mußte und zur größern Hälfte schon rasch und energisch
ius Werk gesetzt worden ist, bestand darin, daß man sich deu wertvollen Besitz durch
Verträge mit den Eingebornen sicherte. Dann war das durch allerlei Interessen,
namentlich kommerzielle, in enger Beziehung zu diesem Besitz stehende Somaligebiel
unter deutsche Schutzherrschaft zu bringen, und mich das ist jetzt teilweise erreicht.
Erst wenn wir in diesem eine ausgedehnte Seeküste, mit guten Häfen zur Ver¬
fügung haben, wird unser Hinterland, dem jetzt noch der Sultan von Zanzibar
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