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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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An unsere Leser.

Mund zu Mund, wie sie in dem gesammelteren Leben kleiner Städte noch üblich
und wirksam ist, sehr bald für ihre Verbreitung sorgt. Aber es giebt auch,
größere Städte, wo sie in verschwindend wenig Exemplaren, und es giebt neben
kleinen sehr große Städte, wo sie bis jetzt, dank der Gleichgiltigkeit oder gar
Abneigung") des dortigen Buchhandels nur in einzelnen oder selbst nicht in
einem einzigen Exemplare unterzubringen gewesen sind.

Etwas mag der weiter" Verbreitung der Grenzboten ihr nicht ganz
niedriger Preis im Wege stehen; der Einzelne wird sich selten entschließen, sie
zu halten, die meisten Exemplare werden wohl von Lesevereinen bezogen. Aber
auch dieser Preis läßt sich nur durch die fortgesetzte Anspruchslosigkeit der Mit¬
arbeiter, die sich im Vergleich zu manchen andern Zeitschriften, z. B. unsern
verbreiteten Familieublätteru, mit einem äußerst bescheidenen Honorar begnügen,
aufrecht erhalten. Der Verleger hat nicht den geringsten Gewinn von der
Zeitschrift, er begnügt sich mit der Ehre, sie verlegen und gelegentlich Opfer
für sie bringen zu dürfen.

So bitten wir nun unsre Leser, selbst das zu thun, was von andrer Seite
verabsäumt oder verweigert wird. Jeder, der unser Blatt lieb hat und zu ihm
hält -- und das thut jeder, der es regelmäßig liest und frisch liest, nicht ein
halbes Jahr nach dem Erscheinen! -- jeder lasse sich in seinein Kreise die oben
erwähnte Empfehlung von Mund zu Mund angelegen sein, er sorge dafür, daß
da, wo es fehlt, es angeschafft werde, dringe darauf, daß da, wo es in wenigen
Exemplaren träge durch deu Lesezirkel schleicht, durch Verdoppelung der Exemplare
sein Gang beschleunigt werde. Alles, was ans diesem Wege erreicht werden
wird, soll treulich dem Blatte selbst wieder zu gute kommen.

Mit dieser Bitte und mit der festen Zuversicht auf ihre Erfüllung schicken
wir uns an, den neuen, sechsundvierzigsten Jahrgang dieser Zeitschrift hinauf¬
zusenden!







Mir die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunoiv in Leipzig.
Verlag von Fr. Will,. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Margnari in Leipzig.
Wiederholt ist dem Verleger der Grenzboten auf seine Bitte, sich doch für die Zeit¬
schrift zu verwenden, zur Antwort gegeven worden: "Wir werden uns doch nicht fiir ein
Blatt verwenden, das unsre gangbarsten Sachen herunterreißt!" Unsre Leser wissen, was
das für ,,gangbare Sachen" sind.
An unsere Leser.

Mund zu Mund, wie sie in dem gesammelteren Leben kleiner Städte noch üblich
und wirksam ist, sehr bald für ihre Verbreitung sorgt. Aber es giebt auch,
größere Städte, wo sie in verschwindend wenig Exemplaren, und es giebt neben
kleinen sehr große Städte, wo sie bis jetzt, dank der Gleichgiltigkeit oder gar
Abneigung") des dortigen Buchhandels nur in einzelnen oder selbst nicht in
einem einzigen Exemplare unterzubringen gewesen sind.

Etwas mag der weiter» Verbreitung der Grenzboten ihr nicht ganz
niedriger Preis im Wege stehen; der Einzelne wird sich selten entschließen, sie
zu halten, die meisten Exemplare werden wohl von Lesevereinen bezogen. Aber
auch dieser Preis läßt sich nur durch die fortgesetzte Anspruchslosigkeit der Mit¬
arbeiter, die sich im Vergleich zu manchen andern Zeitschriften, z. B. unsern
verbreiteten Familieublätteru, mit einem äußerst bescheidenen Honorar begnügen,
aufrecht erhalten. Der Verleger hat nicht den geringsten Gewinn von der
Zeitschrift, er begnügt sich mit der Ehre, sie verlegen und gelegentlich Opfer
für sie bringen zu dürfen.

So bitten wir nun unsre Leser, selbst das zu thun, was von andrer Seite
verabsäumt oder verweigert wird. Jeder, der unser Blatt lieb hat und zu ihm
hält — und das thut jeder, der es regelmäßig liest und frisch liest, nicht ein
halbes Jahr nach dem Erscheinen! — jeder lasse sich in seinein Kreise die oben
erwähnte Empfehlung von Mund zu Mund angelegen sein, er sorge dafür, daß
da, wo es fehlt, es angeschafft werde, dringe darauf, daß da, wo es in wenigen
Exemplaren träge durch deu Lesezirkel schleicht, durch Verdoppelung der Exemplare
sein Gang beschleunigt werde. Alles, was ans diesem Wege erreicht werden
wird, soll treulich dem Blatte selbst wieder zu gute kommen.

Mit dieser Bitte und mit der festen Zuversicht auf ihre Erfüllung schicken
wir uns an, den neuen, sechsundvierzigsten Jahrgang dieser Zeitschrift hinauf¬
zusenden!







Mir die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunoiv in Leipzig.
Verlag von Fr. Will,. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Margnari in Leipzig.
Wiederholt ist dem Verleger der Grenzboten auf seine Bitte, sich doch für die Zeit¬
schrift zu verwenden, zur Antwort gegeven worden: „Wir werden uns doch nicht fiir ein
Blatt verwenden, das unsre gangbarsten Sachen herunterreißt!" Unsre Leser wissen, was
das für ,,gangbare Sachen" sind.
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[0672] An unsere Leser. Mund zu Mund, wie sie in dem gesammelteren Leben kleiner Städte noch üblich und wirksam ist, sehr bald für ihre Verbreitung sorgt. Aber es giebt auch, größere Städte, wo sie in verschwindend wenig Exemplaren, und es giebt neben kleinen sehr große Städte, wo sie bis jetzt, dank der Gleichgiltigkeit oder gar Abneigung") des dortigen Buchhandels nur in einzelnen oder selbst nicht in einem einzigen Exemplare unterzubringen gewesen sind. Etwas mag der weiter» Verbreitung der Grenzboten ihr nicht ganz niedriger Preis im Wege stehen; der Einzelne wird sich selten entschließen, sie zu halten, die meisten Exemplare werden wohl von Lesevereinen bezogen. Aber auch dieser Preis läßt sich nur durch die fortgesetzte Anspruchslosigkeit der Mit¬ arbeiter, die sich im Vergleich zu manchen andern Zeitschriften, z. B. unsern verbreiteten Familieublätteru, mit einem äußerst bescheidenen Honorar begnügen, aufrecht erhalten. Der Verleger hat nicht den geringsten Gewinn von der Zeitschrift, er begnügt sich mit der Ehre, sie verlegen und gelegentlich Opfer für sie bringen zu dürfen. So bitten wir nun unsre Leser, selbst das zu thun, was von andrer Seite verabsäumt oder verweigert wird. Jeder, der unser Blatt lieb hat und zu ihm hält — und das thut jeder, der es regelmäßig liest und frisch liest, nicht ein halbes Jahr nach dem Erscheinen! — jeder lasse sich in seinein Kreise die oben erwähnte Empfehlung von Mund zu Mund angelegen sein, er sorge dafür, daß da, wo es fehlt, es angeschafft werde, dringe darauf, daß da, wo es in wenigen Exemplaren träge durch deu Lesezirkel schleicht, durch Verdoppelung der Exemplare sein Gang beschleunigt werde. Alles, was ans diesem Wege erreicht werden wird, soll treulich dem Blatte selbst wieder zu gute kommen. Mit dieser Bitte und mit der festen Zuversicht auf ihre Erfüllung schicken wir uns an, den neuen, sechsundvierzigsten Jahrgang dieser Zeitschrift hinauf¬ zusenden! Mir die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunoiv in Leipzig. Verlag von Fr. Will,. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Margnari in Leipzig. Wiederholt ist dem Verleger der Grenzboten auf seine Bitte, sich doch für die Zeit¬ schrift zu verwenden, zur Antwort gegeven worden: „Wir werden uns doch nicht fiir ein Blatt verwenden, das unsre gangbarsten Sachen herunterreißt!" Unsre Leser wissen, was das für ,,gangbare Sachen" sind.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/672>, abgerufen am 27.09.2024.