Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Aus dor Lhronik derer von Riffelshausen. Parkmatter, sah dem Schlitten nach und lauschte den Glöckchen, als er um die Es war Julien zu Mute, als sei das alte Haus traurig, daß es nun Es rauchte drinnen, was öfters vorkam, auch sollte schon seit zehn Jahren Georg schrieb, oder er hatte doch wenigstens die Feder in der Hand. Lieber Onkel, ich möchte mit dir sprechen. Er streckte ihr freundlich die Hand entgegen. So feierlich? Ja. Ich möchte dich bitten, nun die nötigen Schritte wegen meines Eintrittes So willst du wirklich fort? Ja, Onkel, ich brauche Arbeit. Und doch siehst du mehr nach Resignation aus als nach einem frendigen Ich bin so müde von allem, Onkel! Er zog sie neben sich auf das alte Ledersofa und nahm ihre beiden kalten Julie! Kind! Ist es möglich, daß dn dich um jenen Man" graust? Es Sie erblaßte. Ich weiß, es ist eine Sünde, daß es ihm einmal gelang, Er fah sie traurig an. Trage eine Gedankenschuld nicht so schwer. Auch Ich weiß es! entfuhr es ihr. Er blickte sie betroffen an und schwieg. Ich möchte mich selbst vergessen, ftthr sie fort; für andre arbeiten, wie du. Für andre willst du arbeite"? Du meinst für Fremde, Kind? Es arbeitet Er ließ ihre Hände los und senkte den Kopf. Ein paar scharfe Linien Ist es dir denn leid, mich gehen zu lassen? fragte sie fast zaghaft. Aus dor Lhronik derer von Riffelshausen. Parkmatter, sah dem Schlitten nach und lauschte den Glöckchen, als er um die Es war Julien zu Mute, als sei das alte Haus traurig, daß es nun Es rauchte drinnen, was öfters vorkam, auch sollte schon seit zehn Jahren Georg schrieb, oder er hatte doch wenigstens die Feder in der Hand. Lieber Onkel, ich möchte mit dir sprechen. Er streckte ihr freundlich die Hand entgegen. So feierlich? Ja. Ich möchte dich bitten, nun die nötigen Schritte wegen meines Eintrittes So willst du wirklich fort? Ja, Onkel, ich brauche Arbeit. Und doch siehst du mehr nach Resignation aus als nach einem frendigen Ich bin so müde von allem, Onkel! Er zog sie neben sich auf das alte Ledersofa und nahm ihre beiden kalten Julie! Kind! Ist es möglich, daß dn dich um jenen Man» graust? Es Sie erblaßte. Ich weiß, es ist eine Sünde, daß es ihm einmal gelang, Er fah sie traurig an. Trage eine Gedankenschuld nicht so schwer. Auch Ich weiß es! entfuhr es ihr. Er blickte sie betroffen an und schwieg. Ich möchte mich selbst vergessen, ftthr sie fort; für andre arbeiten, wie du. Für andre willst du arbeite»? Du meinst für Fremde, Kind? Es arbeitet Er ließ ihre Hände los und senkte den Kopf. 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Es war bitter<lb/> kalt; krystallartige Eisblumen überzogen die Fensterscheiben; von den Hvfgebäuden<lb/> her erscholl die Axt des Holzhauers, und weiter aus der Entfernung tönte das<lb/> Summen der Dreschmaschine.</p><lb/> <p xml:id="ID_3382"> Es war Julien zu Mute, als sei das alte Haus traurig, daß es nun<lb/> so gar eiusnm geworden sei, als höre sie es klagen. Sie setzte sich in den Haus¬<lb/> flur auf einen alten Holzstuhl und sah mit ans den Knieen gefalteten Händen<lb/> vor sich hin, bis sie irgendwo eine Thür gehen hörte. Da stand sie auf und<lb/> ging langsam nach des Barons Zimmer.</p><lb/> <p xml:id="ID_3383"> Es rauchte drinnen, was öfters vorkam, auch sollte schon seit zehn Jahren<lb/> „bei Gelegenheit" ein neuer Ofen gesetzt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_3384"> Georg schrieb, oder er hatte doch wenigstens die Feder in der Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_3385"> Lieber Onkel, ich möchte mit dir sprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3386"> Er streckte ihr freundlich die Hand entgegen. So feierlich?</p><lb/> <p xml:id="ID_3387"> Ja. 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Du aber hast uns gelehrt,<lb/> daß wir Entsagung und Arbeit der Schwäche entgegensetzen müssen. Jetzt will<lb/> ich deinen Lehren folgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3395"> Er fah sie traurig an. Trage eine Gedankenschuld nicht so schwer. Auch<lb/> ich habe böse Gedanken gehabt, und habe mich bezwungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_3396"> Ich weiß es! entfuhr es ihr. Er blickte sie betroffen an und schwieg.</p><lb/> <p xml:id="ID_3397"> Ich möchte mich selbst vergessen, ftthr sie fort; für andre arbeiten, wie du.</p><lb/> <p xml:id="ID_3398"> Für andre willst du arbeite»? Du meinst für Fremde, Kind? Es arbeitet<lb/> sich besser sür die Menschen, die man liebt. Doch geh, wenn es dich drängt.<lb/> Ich darf dich nicht zurückhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_3399"> Er ließ ihre Hände los und senkte den Kopf. Ein paar scharfe Linien<lb/> traten in sein Gesicht, wie mir der Kummer sie zeichnet. Sie sah ihn tief be¬<lb/> troffen an. War es denn möglich, daß er uoch wünsche» konnte, noch ent¬<lb/> behren? 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Aus dor Lhronik derer von Riffelshausen.
Parkmatter, sah dem Schlitten nach und lauschte den Glöckchen, als er um die
Wegkrümmung verschwand. Dann hüllte sie sich fester in ihren Shawl und
kehrte langsam nach dem Hause zurück. Da lag das alte Gebäude in seiner
reinlichen Schneeumgebung, in dem die Spuren der Schlittenkufen und Hufe
ersichtlich waren. Auf den Tannen am Hause krächzte ein Rabe, und der
Rauch stieg dünn und grau zu dem farblosen Himmel auf. Es war bitter
kalt; krystallartige Eisblumen überzogen die Fensterscheiben; von den Hvfgebäuden
her erscholl die Axt des Holzhauers, und weiter aus der Entfernung tönte das
Summen der Dreschmaschine.
Es war Julien zu Mute, als sei das alte Haus traurig, daß es nun
so gar eiusnm geworden sei, als höre sie es klagen. Sie setzte sich in den Haus¬
flur auf einen alten Holzstuhl und sah mit ans den Knieen gefalteten Händen
vor sich hin, bis sie irgendwo eine Thür gehen hörte. Da stand sie auf und
ging langsam nach des Barons Zimmer.
Es rauchte drinnen, was öfters vorkam, auch sollte schon seit zehn Jahren
„bei Gelegenheit" ein neuer Ofen gesetzt werden.
Georg schrieb, oder er hatte doch wenigstens die Feder in der Hand.
Lieber Onkel, ich möchte mit dir sprechen.
Er streckte ihr freundlich die Hand entgegen. So feierlich?
Ja. Ich möchte dich bitten, nun die nötigen Schritte wegen meines Eintrittes
in das Krankenhaus zu thun.
So willst du wirklich fort?
Ja, Onkel, ich brauche Arbeit.
Und doch siehst du mehr nach Resignation aus als nach einem frendigen
Entschlüsse.
Ich bin so müde von allem, Onkel!
Er zog sie neben sich auf das alte Ledersofa und nahm ihre beiden kalten
Hände in die seinen.
Julie! Kind! Ist es möglich, daß dn dich um jenen Man» graust? Es
war das alte Gespenst, das ihn ängstigte.
Sie erblaßte. Ich weiß, es ist eine Sünde, daß es ihm einmal gelang,
meine Sinne zu verwirren! Ich entsetze mich, wenn ich daran denke, daß ich in
Gefahr kam, die Begriffe von Recht und Unrecht in mir zu verschieben! Es
ist eine Erinnerung, die mich beschämt und quält. Du aber hast uns gelehrt,
daß wir Entsagung und Arbeit der Schwäche entgegensetzen müssen. Jetzt will
ich deinen Lehren folgen.
Er fah sie traurig an. Trage eine Gedankenschuld nicht so schwer. Auch
ich habe böse Gedanken gehabt, und habe mich bezwungen.
Ich weiß es! entfuhr es ihr. Er blickte sie betroffen an und schwieg.
Ich möchte mich selbst vergessen, ftthr sie fort; für andre arbeiten, wie du.
Für andre willst du arbeite»? Du meinst für Fremde, Kind? Es arbeitet
sich besser sür die Menschen, die man liebt. Doch geh, wenn es dich drängt.
Ich darf dich nicht zurückhalten.
Er ließ ihre Hände los und senkte den Kopf. Ein paar scharfe Linien
traten in sein Gesicht, wie mir der Kummer sie zeichnet. Sie sah ihn tief be¬
troffen an. War es denn möglich, daß er uoch wünsche» konnte, noch ent¬
behren? War es denn möglich, daß es ihr gegeben war, ihm das Leben lieber
zu machen? Fast schien es unglaublich.
Ist es dir denn leid, mich gehen zu lassen? fragte sie fast zaghaft.
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