Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.dankenswert und erleichterten die Arbeit des Lehrers und das Verständnis des Bald werde" voraussichtlich auch die andern Klassiker folgen. Wie treff¬ Neuerdings ist auch eine Gattung von Romanen in unsern Familienblättern dankenswert und erleichterten die Arbeit des Lehrers und das Verständnis des Bald werde» voraussichtlich auch die andern Klassiker folgen. Wie treff¬ Neuerdings ist auch eine Gattung von Romanen in unsern Familienblättern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0495" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199849"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2080" prev="#ID_2079"> dankenswert und erleichterten die Arbeit des Lehrers und das Verständnis des<lb/> Schülers. Aber dein Cäsar folgte ein illnstrirter Cornelius Nepos. Wie man<lb/> zu Cornelius Nepos 152 Abbildungen fertig bringen konnte, war rätselhaft.<lb/> Das Rätsel ward aber sehr einfach gelöst. Da kommt gerade bei Cornelius das<lb/> Verbum LLriovro vor; sofort wurden Abbildungen der rckönsiUa LvriböiM bei¬<lb/> gefügt. Da mehrfach bei ihm Götternamen genannt werden, entsprechen die<lb/> beigegebenen 17 Götterbilder offenbar einem tiefgefühlten Bedürfnisse. Auch<lb/> die Abbildung der Gräberstraße von Pompeji, eines lesenden Jünglings und<lb/> tanzender Weiber werden dem Quartaner das Verständnis des Schriftstellers<lb/> bedeutend erleichtern. Das tollste Beispiel dieser Jllnstrationsart ist wohl<lb/> folgendes: Cornelius braucht einmal metonymisch für viotorm das Wort t.rv-<lb/> xg-enim (Trophäe, Siegeszeichen); sofort kommt der Illustrator mit der Ab¬<lb/> bildung eines Tropäums dem Schüler zu Hilfe!</p><lb/> <p xml:id="ID_2081"> Bald werde» voraussichtlich auch die andern Klassiker folgen. Wie treff¬<lb/> lich ließe sich in der gleichen Weise Horaz illustriren! Wahlen wir nur die<lb/> ersten Strophen der beiden bekannten Oden: ViäW, ni iüw «we, nov e.-unli-<lb/> änin und: InlvMr viwu! Wie von selbst, ergeben sich zu der ersteren drei<lb/> Bilder: mon« nive, o-nnlnln«, -non bromAns, llumirm g-olu oxvrta,, zur andern<lb/> gar vier: Mentum, !>,>'«!»«, N>,Wi,i»>, vunoincka,, plur«t,iÄ. Es sollte uus gar¬<lb/> nicht wundern, wenn eine solche Horazansgabe nächstens ans den Markt käme;<lb/> wir find auf dem besten Wege dazu.</p><lb/> <p xml:id="ID_2082" next="#ID_2083"> Neuerdings ist auch eine Gattung von Romanen in unsern Familienblättern<lb/> entstanden, die nicht erst abwarten, ob sie so viel Beifall finden werden, daß<lb/> Kunst und Künstler sich ihrer Gestalten bemächtigen, sondern die gleich illustrirt<lb/> das Licht der Welt erblicken. Daß die Herausgeber von Familienblütter» solche<lb/> Romane gern bringen, läßt sich denken; sie sind dadurch der Mühe des Suchens<lb/> nach andern Bildern, die nun einmal in unsre „Bilderhefte" gehören, überhoben.<lb/> In solchen Nomanbildern wird das Menschenmögliche geleistet, die gebräuch¬<lb/> lichsten Nvmanphrascu werden illustrirt. Wie der Satz: „Der Mann schaute<lb/> das Haus von oben bis unten an!" einen Maler zu einem Bilde begeistern<lb/> kann, ist gewiß uicht recht ersichtlich. Und doch ist es geschehen. Wir sehen<lb/> ein .Hans und davor einen aufwärtsblickenden Mann, und sind nun in der<lb/> glücklichen Lage, eine wichtige Szene deutlich vor Auge» zu haben, die wir<lb/> ohne das Bild uns wohl kaum, hätten ausgestalten könne». Oder der Schrift¬<lb/> steller schreibt die inhaltvolle» Worte: nahm de» Stütze» u»d ging in die<lb/> schweigende Nacht hinaus." Welch herrlicher Vorwurf für eine Illustration:<lb/> eine Hausthür, die Rückenansicht eines Jägers, am Himmel der Mond! Der¬<lb/> artige Beispiele könnten in Menge angeführt werden, sie sind weder ersonnen,<lb/> noch gesucht, sondern beliebig hemusgegrisfe». Ma» blättere mir einige Hefte<lb/> jener Familienblättcr durch, welche die bildende Kunst auf diese Weise in den<lb/> Dienst der redenden stellen, und man wird schnell eine Reihe ebenso merkwürdiger</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0495]
dankenswert und erleichterten die Arbeit des Lehrers und das Verständnis des
Schülers. Aber dein Cäsar folgte ein illnstrirter Cornelius Nepos. Wie man
zu Cornelius Nepos 152 Abbildungen fertig bringen konnte, war rätselhaft.
Das Rätsel ward aber sehr einfach gelöst. Da kommt gerade bei Cornelius das
Verbum LLriovro vor; sofort wurden Abbildungen der rckönsiUa LvriböiM bei¬
gefügt. Da mehrfach bei ihm Götternamen genannt werden, entsprechen die
beigegebenen 17 Götterbilder offenbar einem tiefgefühlten Bedürfnisse. Auch
die Abbildung der Gräberstraße von Pompeji, eines lesenden Jünglings und
tanzender Weiber werden dem Quartaner das Verständnis des Schriftstellers
bedeutend erleichtern. Das tollste Beispiel dieser Jllnstrationsart ist wohl
folgendes: Cornelius braucht einmal metonymisch für viotorm das Wort t.rv-
xg-enim (Trophäe, Siegeszeichen); sofort kommt der Illustrator mit der Ab¬
bildung eines Tropäums dem Schüler zu Hilfe!
Bald werde» voraussichtlich auch die andern Klassiker folgen. Wie treff¬
lich ließe sich in der gleichen Weise Horaz illustriren! Wahlen wir nur die
ersten Strophen der beiden bekannten Oden: ViäW, ni iüw «we, nov e.-unli-
änin und: InlvMr viwu! Wie von selbst, ergeben sich zu der ersteren drei
Bilder: mon« nive, o-nnlnln«, -non bromAns, llumirm g-olu oxvrta,, zur andern
gar vier: Mentum, !>,>'«!»«, N>,Wi,i»>, vunoincka,, plur«t,iÄ. Es sollte uus gar¬
nicht wundern, wenn eine solche Horazansgabe nächstens ans den Markt käme;
wir find auf dem besten Wege dazu.
Neuerdings ist auch eine Gattung von Romanen in unsern Familienblättern
entstanden, die nicht erst abwarten, ob sie so viel Beifall finden werden, daß
Kunst und Künstler sich ihrer Gestalten bemächtigen, sondern die gleich illustrirt
das Licht der Welt erblicken. Daß die Herausgeber von Familienblütter» solche
Romane gern bringen, läßt sich denken; sie sind dadurch der Mühe des Suchens
nach andern Bildern, die nun einmal in unsre „Bilderhefte" gehören, überhoben.
In solchen Nomanbildern wird das Menschenmögliche geleistet, die gebräuch¬
lichsten Nvmanphrascu werden illustrirt. Wie der Satz: „Der Mann schaute
das Haus von oben bis unten an!" einen Maler zu einem Bilde begeistern
kann, ist gewiß uicht recht ersichtlich. Und doch ist es geschehen. Wir sehen
ein .Hans und davor einen aufwärtsblickenden Mann, und sind nun in der
glücklichen Lage, eine wichtige Szene deutlich vor Auge» zu haben, die wir
ohne das Bild uns wohl kaum, hätten ausgestalten könne». Oder der Schrift¬
steller schreibt die inhaltvolle» Worte: nahm de» Stütze» u»d ging in die
schweigende Nacht hinaus." Welch herrlicher Vorwurf für eine Illustration:
eine Hausthür, die Rückenansicht eines Jägers, am Himmel der Mond! Der¬
artige Beispiele könnten in Menge angeführt werden, sie sind weder ersonnen,
noch gesucht, sondern beliebig hemusgegrisfe». Ma» blättere mir einige Hefte
jener Familienblättcr durch, welche die bildende Kunst auf diese Weise in den
Dienst der redenden stellen, und man wird schnell eine Reihe ebenso merkwürdiger
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