Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Notizen. welche darauf schließen lassen, dnß die Schriftstellerinnen auch wissenschaftliche Ge¬ In der neuesten Nummer von Krummes Pädagogischen Archiv -- einer Zeit¬ Kaltblütig schreibt die Verfasserin zum Beispiel: "Hier wird ein Wörterbuch An einer andern Stelle heißt es: "Endlich kam auch hier, wie auch seiner¬ Weiter wird gesagt: "Was nämlich dieses Lexikon von denen Grimms, Littrös Mit frischem Humor werden ferner Beispiele der Mnrrayschen Wortbehand¬ Noch humoristischer wird die Verfassern! bei dem Worte alö: "Unter alö wird Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig. Notizen. welche darauf schließen lassen, dnß die Schriftstellerinnen auch wissenschaftliche Ge¬ In der neuesten Nummer von Krummes Pädagogischen Archiv — einer Zeit¬ Kaltblütig schreibt die Verfasserin zum Beispiel: „Hier wird ein Wörterbuch An einer andern Stelle heißt es: „Endlich kam auch hier, wie auch seiner¬ Weiter wird gesagt: „Was nämlich dieses Lexikon von denen Grimms, Littrös Mit frischem Humor werden ferner Beispiele der Mnrrayschen Wortbehand¬ Noch humoristischer wird die Verfassern! bei dem Worte alö: „Unter alö wird Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0304" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199658"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1251" prev="#ID_1250"> welche darauf schließen lassen, dnß die Schriftstellerinnen auch wissenschaftliche Ge¬<lb/> biete in Arbeit und unter Herrschaft nehmen wollen, welche sie bisher die Güte<lb/> hatten, den Männern zu überlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1252"> In der neuesten Nummer von Krummes Pädagogischen Archiv — einer Zeit¬<lb/> schrift, deren Hauptaufgabe die Bekämpfung der Gymnnsinlbitdnug, d. h. überhaupt<lb/> der gelehrten Bildung ist — steht, abgedruckt ans der Sonntagsbeilage einer<lb/> Berliner Zeitung, ein H. Zimmern unterzeichneter Aufsatz, der Mill Hill<lb/> überschrieben ist und die Entstehung des großen, im Erscheinen begriffenen eng¬<lb/> lischen Wörterbuches von James A, H, Murray schildert. Gewiß ist dieses Unter¬<lb/> nehmen jedes vernünftigen Lobes wert, aber es sollte denn doch von jemand be¬<lb/> sprochen werden, der von den einschlagenden Fragen wenigstens eine Ahnung hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1253"> Kaltblütig schreibt die Verfasserin zum Beispiel: „Hier wird ein Wörterbuch<lb/> zusammengestellt, mit dem sich keine lexikographische Leistung in irgend einer lebenden<lb/> Sprache messen kann. Das Werk soll sechs große Quartbände, je 140V Seiten<lb/> stark, umfassen, und der Druck allein wird zehn Jahre währen." Was für andre<lb/> Wörterbücher mag die Verfasserin wohl angesehen haben? Der große Pariser<lb/> Stephanus, der freilich nur von Deutschen bearbeitet wurde, umfaßt nicht 8400,<lb/> sondern 10 438 Folioseiten, und sein Druck dauerte von 1831 bis 1805.</p><lb/> <p xml:id="ID_1254"> An einer andern Stelle heißt es: „Endlich kam auch hier, wie auch seiner¬<lb/> zeit bei der Herausgabe der revidirten Bibelübersetzung, die Universität Oxford zu<lb/> Hilfe, und erbot sich, sämtliche Kosten unter der Bedingung zu übernehmen, daß<lb/> das Verlagsrecht ihr zugesichert werde." Dies bezieht sich ans die Worte in<lb/> Murrnys Vorrede: Kxoviilwns . . . poro «nbmittoA to tho ävIsMtvs ok tuo via-<lb/> rsuäon xross. I'hoy vomvuMÄ. . . to do»r tho vxxouso ok xrmtillK u. s. w., das<lb/> heißt, die Publikation besorgt das Institut der (Ilaronclou ?i-oss, die über große<lb/> Mittel verfügt nud natürlich keineswegs mit der Universität identisch ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1255"> Weiter wird gesagt: „Was nämlich dieses Lexikon von denen Grimms, Littrös<lb/> und der »Crusca« uuterscheidet, ist die Art, wie or. Murray den historischen Charakter<lb/> des Werkes durchführt. Belehre durch die Erfolge sowohl wie durch die Mängel<lb/> seiner großen Vorgänger, ist er betreffs Ableitung, Orthographie, Fortbildung und<lb/> Definition streng geschichtlich Verfahren." Man hält sich den Kopf vor Erstaunen.<lb/> Also Grimm verfährt nicht historisch! Aber freilich Grimm und seine Fortsetzer<lb/> sind eben nur Deutsche, und der richtige Deutsche bewundert nur das Fremde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1256"> Mit frischem Humor werden ferner Beispiele der Mnrrayschen Wortbehand¬<lb/> lung, auf weibliche Weise mundgerecht verändert, mitgeteilt. Z. B. heißt es in<lb/> Betreff von abvminablo wörtlich: „es stammt ab von ab onem, abomina.ro," während<lb/> Murrnh natürlich das richtige hat: Ladin abominabilis . . . kormoä ein abominari.</p><lb/> <p xml:id="ID_1257"> Noch humoristischer wird die Verfassern! bei dem Worte alö: „Unter alö wird<lb/> das echte alte englische Getränk nebst allen seinen Abarten besprochen, von der<lb/> guten, ehrwürdigen Zeit seines Ursprungs bis zu dem entarteten Treiben, da (sie-) das<lb/> bösartige Kraut, genannt Hopfen, hinzukam." Murray sagt hier ganz einfach<lb/> folgendes: ^.u intoxioatiug' liczuor nacio kron an intusion ok malt lormontatiou.<lb/> Various inKrocliont« bavo at various timos boon aciäocl to imnart llavourz at<lb/> xrosont boxs or otbor bittors aro in uso.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig.<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0304]
Notizen.
welche darauf schließen lassen, dnß die Schriftstellerinnen auch wissenschaftliche Ge¬
biete in Arbeit und unter Herrschaft nehmen wollen, welche sie bisher die Güte
hatten, den Männern zu überlassen.
In der neuesten Nummer von Krummes Pädagogischen Archiv — einer Zeit¬
schrift, deren Hauptaufgabe die Bekämpfung der Gymnnsinlbitdnug, d. h. überhaupt
der gelehrten Bildung ist — steht, abgedruckt ans der Sonntagsbeilage einer
Berliner Zeitung, ein H. Zimmern unterzeichneter Aufsatz, der Mill Hill
überschrieben ist und die Entstehung des großen, im Erscheinen begriffenen eng¬
lischen Wörterbuches von James A, H, Murray schildert. Gewiß ist dieses Unter¬
nehmen jedes vernünftigen Lobes wert, aber es sollte denn doch von jemand be¬
sprochen werden, der von den einschlagenden Fragen wenigstens eine Ahnung hat.
Kaltblütig schreibt die Verfasserin zum Beispiel: „Hier wird ein Wörterbuch
zusammengestellt, mit dem sich keine lexikographische Leistung in irgend einer lebenden
Sprache messen kann. Das Werk soll sechs große Quartbände, je 140V Seiten
stark, umfassen, und der Druck allein wird zehn Jahre währen." Was für andre
Wörterbücher mag die Verfasserin wohl angesehen haben? Der große Pariser
Stephanus, der freilich nur von Deutschen bearbeitet wurde, umfaßt nicht 8400,
sondern 10 438 Folioseiten, und sein Druck dauerte von 1831 bis 1805.
An einer andern Stelle heißt es: „Endlich kam auch hier, wie auch seiner¬
zeit bei der Herausgabe der revidirten Bibelübersetzung, die Universität Oxford zu
Hilfe, und erbot sich, sämtliche Kosten unter der Bedingung zu übernehmen, daß
das Verlagsrecht ihr zugesichert werde." Dies bezieht sich ans die Worte in
Murrnys Vorrede: Kxoviilwns . . . poro «nbmittoA to tho ävIsMtvs ok tuo via-
rsuäon xross. I'hoy vomvuMÄ. . . to do»r tho vxxouso ok xrmtillK u. s. w., das
heißt, die Publikation besorgt das Institut der (Ilaronclou ?i-oss, die über große
Mittel verfügt nud natürlich keineswegs mit der Universität identisch ist.
Weiter wird gesagt: „Was nämlich dieses Lexikon von denen Grimms, Littrös
und der »Crusca« uuterscheidet, ist die Art, wie or. Murray den historischen Charakter
des Werkes durchführt. Belehre durch die Erfolge sowohl wie durch die Mängel
seiner großen Vorgänger, ist er betreffs Ableitung, Orthographie, Fortbildung und
Definition streng geschichtlich Verfahren." Man hält sich den Kopf vor Erstaunen.
Also Grimm verfährt nicht historisch! Aber freilich Grimm und seine Fortsetzer
sind eben nur Deutsche, und der richtige Deutsche bewundert nur das Fremde.
Mit frischem Humor werden ferner Beispiele der Mnrrayschen Wortbehand¬
lung, auf weibliche Weise mundgerecht verändert, mitgeteilt. Z. B. heißt es in
Betreff von abvminablo wörtlich: „es stammt ab von ab onem, abomina.ro," während
Murrnh natürlich das richtige hat: Ladin abominabilis . . . kormoä ein abominari.
Noch humoristischer wird die Verfassern! bei dem Worte alö: „Unter alö wird
das echte alte englische Getränk nebst allen seinen Abarten besprochen, von der
guten, ehrwürdigen Zeit seines Ursprungs bis zu dem entarteten Treiben, da (sie-) das
bösartige Kraut, genannt Hopfen, hinzukam." Murray sagt hier ganz einfach
folgendes: ^.u intoxioatiug' liczuor nacio kron an intusion ok malt lormontatiou.
Various inKrocliont« bavo at various timos boon aciäocl to imnart llavourz at
xrosont boxs or otbor bittors aro in uso.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |