Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Rußlands Finanzen und die Entwertung seiner Valuta.

Der Gesamtaufwand des Krieges (1105 Mill.) wurde durch nachstehende außer¬
ordentliche Einnahmen gedeckt:

5prozentige Anleihe von 1877 ........... 106403573,25 Rubel,
1. Orientnnleihe................ 174607 416,39 "
2. " " ................ 276527432,74 >
3. " " . . .............. 255569339,37 "
Überschüsse früherer Budgets bis einschließlich 1876 .... 5941285,65 "
" von 1877--79 ............ 81 142 305,84 "
öprvzentige Reichsbankobligationen vierter und fünfter Emission 132 667 361,04 >
Erlös der 5proze"eigen Oricntobligationen dritter Emission . 12 081991 95 "
Früher vorgeschossene Gelder für Rechnung des Eisenbahnfonds 69 359 752,20 "
1114 305 453,43 Rubel.

Der scheinbare Überschuß von 9 Mill., den die außerordentlichen Deckungsmittel
hiernach gewähren, verschwindet durch die Aufnahme der jeweiligen Jahres¬
beträge in dem laufenden Etat. Die Gesamtsumme der außerordentlichen und
ordentlichen Ausgaben für die Periode 1876--81, während welcher die Abwick¬
lung der Kriegskosten stattfand, belief sich auf rund 4935 Millionen, überstieg
also die entsprechende Gesamtsumme der Einnahmen (4812 Mill.) um 123 Mil-
lionen. Die Verrechnung dieses Defizits auf die einzelnen Etatsjahre kann aus
den Berichten des Reichskontrolenrs ersehen werden. Auch die nächstfolgenden
Jahre von 1881 an schließen mit Unterbilcmzen, welche wesentlich auf die zu¬
nehmenden Armeebedürfnisse und die ausländischen Zinszahlungen zurückzu¬
führen sind.

Außcrordcntl. Ausgaben:
Ausjcrordcntl. Einnahmen:
Ordcutl. Einnahmen:
Ordcntl. Ausgaben:
1882: 711,1 Mill. 77,2 Mill. 703,7 Mill. 28,0 Mill.,
1883: 723,6 " 80,3 " 710,0 " 70,9 "
1834: 737,9 " 37,9 " 704,0 " 17,4 "

Im Jahre 1884 verfügte der Reichsschatz außer den hier aufgeführten noch
über beträchtliche außergewöhnliche Einnahmen durch die Realisierung der sechs-
prvzentigen Goldrentc (30,7 Mill.) und die siebente Emission fünfprozentiger
Konsols (124,9 Mill.).

Seit diesem Zeitpunkte hat Rußland seinen Staatskredit bis heute nicht
wieder in Anspruch genommen. Für das Finanzjahr 1885 liegt der Rechnungs¬
abschluß noch nicht vor. Der Voranschlag, wie er von der Regierung veröffent¬
licht wurde, weist folgende Ziffern anf:

Ausiewrdcntl. Einnahmen:
84,7 Mill.
Ordcutl. Ausgaben:
731,3 Mill.
Außcrvrdcntl. Ausgaben:
77 Mill.
Ordcutl. Einnahmen:
776 Mill.

Eine eingehende Besprechung der zahlreichen, zum Teil sehr einschneidenden
Finanzoperationen zu geben, welche der Krieg und seine Abwicklung zur Folge
hatte", würde hier zu weit führen. Der Abschluß der ausländischen Anleihen
vollzog sich ohne Schwierigkeiten. Die dritte Orientanleihe z. B. wurde 2^ mal
gedeckt. England und Deutschland nahmen "ngehenre Beträge russischer Staats-


Rußlands Finanzen und die Entwertung seiner Valuta.

Der Gesamtaufwand des Krieges (1105 Mill.) wurde durch nachstehende außer¬
ordentliche Einnahmen gedeckt:

5prozentige Anleihe von 1877 ........... 106403573,25 Rubel,
1. Orientnnleihe................ 174607 416,39 »
2. » » ................ 276527432,74 >
3. » » . . .............. 255569339,37 »
Überschüsse früherer Budgets bis einschließlich 1876 .... 5941285,65 »
» von 1877—79 ............ 81 142 305,84 »
öprvzentige Reichsbankobligationen vierter und fünfter Emission 132 667 361,04 >
Erlös der 5proze»eigen Oricntobligationen dritter Emission . 12 081991 95 »
Früher vorgeschossene Gelder für Rechnung des Eisenbahnfonds 69 359 752,20 »
1114 305 453,43 Rubel.

Der scheinbare Überschuß von 9 Mill., den die außerordentlichen Deckungsmittel
hiernach gewähren, verschwindet durch die Aufnahme der jeweiligen Jahres¬
beträge in dem laufenden Etat. Die Gesamtsumme der außerordentlichen und
ordentlichen Ausgaben für die Periode 1876—81, während welcher die Abwick¬
lung der Kriegskosten stattfand, belief sich auf rund 4935 Millionen, überstieg
also die entsprechende Gesamtsumme der Einnahmen (4812 Mill.) um 123 Mil-
lionen. Die Verrechnung dieses Defizits auf die einzelnen Etatsjahre kann aus
den Berichten des Reichskontrolenrs ersehen werden. Auch die nächstfolgenden
Jahre von 1881 an schließen mit Unterbilcmzen, welche wesentlich auf die zu¬
nehmenden Armeebedürfnisse und die ausländischen Zinszahlungen zurückzu¬
führen sind.

Außcrordcntl. Ausgaben:
Ausjcrordcntl. Einnahmen:
Ordcutl. Einnahmen:
Ordcntl. Ausgaben:
1882: 711,1 Mill. 77,2 Mill. 703,7 Mill. 28,0 Mill.,
1883: 723,6 » 80,3 » 710,0 » 70,9 »
1834: 737,9 » 37,9 » 704,0 » 17,4 »

Im Jahre 1884 verfügte der Reichsschatz außer den hier aufgeführten noch
über beträchtliche außergewöhnliche Einnahmen durch die Realisierung der sechs-
prvzentigen Goldrentc (30,7 Mill.) und die siebente Emission fünfprozentiger
Konsols (124,9 Mill.).

Seit diesem Zeitpunkte hat Rußland seinen Staatskredit bis heute nicht
wieder in Anspruch genommen. Für das Finanzjahr 1885 liegt der Rechnungs¬
abschluß noch nicht vor. Der Voranschlag, wie er von der Regierung veröffent¬
licht wurde, weist folgende Ziffern anf:

Ausiewrdcntl. Einnahmen:
84,7 Mill.
Ordcutl. Ausgaben:
731,3 Mill.
Außcrvrdcntl. Ausgaben:
77 Mill.
Ordcutl. Einnahmen:
776 Mill.

Eine eingehende Besprechung der zahlreichen, zum Teil sehr einschneidenden
Finanzoperationen zu geben, welche der Krieg und seine Abwicklung zur Folge
hatte», würde hier zu weit führen. Der Abschluß der ausländischen Anleihen
vollzog sich ohne Schwierigkeiten. Die dritte Orientanleihe z. B. wurde 2^ mal
gedeckt. England und Deutschland nahmen »ngehenre Beträge russischer Staats-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198789"/>
            <fw type="header" place="top"> Rußlands Finanzen und die Entwertung seiner Valuta.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_190" prev="#ID_189"> Der Gesamtaufwand des Krieges (1105 Mill.) wurde durch nachstehende außer¬<lb/>
ordentliche Einnahmen gedeckt:</p><lb/>
            <list>
              <item> 5prozentige Anleihe von 1877 ........... 106403573,25 Rubel,</item>
              <item> 1. Orientnnleihe................ 174607 416,39 »</item>
              <item> 2. »   » ................ 276527432,74 &gt;</item>
              <item> 3. »   »   .  .  .............. 255569339,37 »</item>
              <item> Überschüsse früherer Budgets bis einschließlich 1876 .... 5941285,65 »</item>
              <item> »    von 1877&#x2014;79 ............ 81 142 305,84 »</item>
              <item> öprvzentige Reichsbankobligationen vierter und fünfter Emission 132 667 361,04 &gt;</item>
              <item> Erlös der 5proze»eigen Oricntobligationen dritter Emission . 12 081991 95 »</item>
              <item> Früher vorgeschossene Gelder für Rechnung des Eisenbahnfonds 69 359 752,20 »</item>
              <item> 1114 305 453,43 Rubel.</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_191"> Der scheinbare Überschuß von 9 Mill., den die außerordentlichen Deckungsmittel<lb/>
hiernach gewähren, verschwindet durch die Aufnahme der jeweiligen Jahres¬<lb/>
beträge in dem laufenden Etat. Die Gesamtsumme der außerordentlichen und<lb/>
ordentlichen Ausgaben für die Periode 1876&#x2014;81, während welcher die Abwick¬<lb/>
lung der Kriegskosten stattfand, belief sich auf rund 4935 Millionen, überstieg<lb/>
also die entsprechende Gesamtsumme der Einnahmen (4812 Mill.) um 123 Mil-<lb/>
lionen. Die Verrechnung dieses Defizits auf die einzelnen Etatsjahre kann aus<lb/>
den Berichten des Reichskontrolenrs ersehen werden. Auch die nächstfolgenden<lb/>
Jahre von 1881 an schließen mit Unterbilcmzen, welche wesentlich auf die zu¬<lb/>
nehmenden Armeebedürfnisse und die ausländischen Zinszahlungen zurückzu¬<lb/>
führen sind.</p><lb/>
            <list>
              <item> Außcrordcntl. Ausgaben: </item>
              <item> Ausjcrordcntl. Einnahmen:</item>
              <item> Ordcutl. Einnahmen: </item>
              <item> Ordcntl. Ausgaben: </item>
              <item> 1882: 711,1 Mill. 77,2 Mill. 703,7 Mill. 28,0 Mill.,</item>
              <item> 1883: 723,6  » 80,3  » 710,0  » 70,9 »</item>
              <item> 1834: 737,9  » 37,9  » 704,0  » 17,4 »</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_192"> Im Jahre 1884 verfügte der Reichsschatz außer den hier aufgeführten noch<lb/>
über beträchtliche außergewöhnliche Einnahmen durch die Realisierung der sechs-<lb/>
prvzentigen Goldrentc (30,7 Mill.) und die siebente Emission fünfprozentiger<lb/>
Konsols (124,9 Mill.).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_193"> Seit diesem Zeitpunkte hat Rußland seinen Staatskredit bis heute nicht<lb/>
wieder in Anspruch genommen. Für das Finanzjahr 1885 liegt der Rechnungs¬<lb/>
abschluß noch nicht vor. Der Voranschlag, wie er von der Regierung veröffent¬<lb/>
licht wurde, weist folgende Ziffern anf:</p><lb/>
            <list>
              <item> Ausiewrdcntl. Einnahmen:<lb/>
84,7 Mill.</item>
              <item> Ordcutl. Ausgaben:<lb/>
731,3 Mill.</item>
              <item> Außcrvrdcntl. Ausgaben:<lb/>
77 Mill.</item>
              <item> Ordcutl. Einnahmen:<lb/>
776 Mill.</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_194" next="#ID_195"> Eine eingehende Besprechung der zahlreichen, zum Teil sehr einschneidenden<lb/>
Finanzoperationen zu geben, welche der Krieg und seine Abwicklung zur Folge<lb/>
hatte», würde hier zu weit führen. Der Abschluß der ausländischen Anleihen<lb/>
vollzog sich ohne Schwierigkeiten. Die dritte Orientanleihe z. B. wurde 2^ mal<lb/>
gedeckt. England und Deutschland nahmen »ngehenre Beträge russischer Staats-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0069] Rußlands Finanzen und die Entwertung seiner Valuta. Der Gesamtaufwand des Krieges (1105 Mill.) wurde durch nachstehende außer¬ ordentliche Einnahmen gedeckt: 5prozentige Anleihe von 1877 ........... 106403573,25 Rubel, 1. Orientnnleihe................ 174607 416,39 » 2. » » ................ 276527432,74 > 3. » » . . .............. 255569339,37 » Überschüsse früherer Budgets bis einschließlich 1876 .... 5941285,65 » » von 1877—79 ............ 81 142 305,84 » öprvzentige Reichsbankobligationen vierter und fünfter Emission 132 667 361,04 > Erlös der 5proze»eigen Oricntobligationen dritter Emission . 12 081991 95 » Früher vorgeschossene Gelder für Rechnung des Eisenbahnfonds 69 359 752,20 » 1114 305 453,43 Rubel. Der scheinbare Überschuß von 9 Mill., den die außerordentlichen Deckungsmittel hiernach gewähren, verschwindet durch die Aufnahme der jeweiligen Jahres¬ beträge in dem laufenden Etat. Die Gesamtsumme der außerordentlichen und ordentlichen Ausgaben für die Periode 1876—81, während welcher die Abwick¬ lung der Kriegskosten stattfand, belief sich auf rund 4935 Millionen, überstieg also die entsprechende Gesamtsumme der Einnahmen (4812 Mill.) um 123 Mil- lionen. Die Verrechnung dieses Defizits auf die einzelnen Etatsjahre kann aus den Berichten des Reichskontrolenrs ersehen werden. Auch die nächstfolgenden Jahre von 1881 an schließen mit Unterbilcmzen, welche wesentlich auf die zu¬ nehmenden Armeebedürfnisse und die ausländischen Zinszahlungen zurückzu¬ führen sind. Außcrordcntl. Ausgaben: Ausjcrordcntl. Einnahmen: Ordcutl. Einnahmen: Ordcntl. Ausgaben: 1882: 711,1 Mill. 77,2 Mill. 703,7 Mill. 28,0 Mill., 1883: 723,6 » 80,3 » 710,0 » 70,9 » 1834: 737,9 » 37,9 » 704,0 » 17,4 » Im Jahre 1884 verfügte der Reichsschatz außer den hier aufgeführten noch über beträchtliche außergewöhnliche Einnahmen durch die Realisierung der sechs- prvzentigen Goldrentc (30,7 Mill.) und die siebente Emission fünfprozentiger Konsols (124,9 Mill.). Seit diesem Zeitpunkte hat Rußland seinen Staatskredit bis heute nicht wieder in Anspruch genommen. Für das Finanzjahr 1885 liegt der Rechnungs¬ abschluß noch nicht vor. Der Voranschlag, wie er von der Regierung veröffent¬ licht wurde, weist folgende Ziffern anf: Ausiewrdcntl. Einnahmen: 84,7 Mill. Ordcutl. Ausgaben: 731,3 Mill. Außcrvrdcntl. Ausgaben: 77 Mill. Ordcutl. Einnahmen: 776 Mill. Eine eingehende Besprechung der zahlreichen, zum Teil sehr einschneidenden Finanzoperationen zu geben, welche der Krieg und seine Abwicklung zur Folge hatte», würde hier zu weit führen. Der Abschluß der ausländischen Anleihen vollzog sich ohne Schwierigkeiten. Die dritte Orientanleihe z. B. wurde 2^ mal gedeckt. England und Deutschland nahmen »ngehenre Beträge russischer Staats-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/69
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/69>, abgerufen am 15.01.2025.