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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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ZVallensteins erstes Generalen.

hvrsam nicht mehr mächtig genug wären," um das dem Reiche drohende Un¬
heil abzuwehren.

Unter den Anschuldigungen, welche in der Zeit des ersten Generalats gegen
Wallenstein erhoben wurden, findet sich auch die, daß er nach dem Kaiserthrone
strebe. Sie tritt namentlich im Jahre 1628 zu Tage, damals, als die Mög¬
lichkeit einer Throuerledigung bestand, da der Kaiser eben am Fieber erkrankt
gewesen und sein einziger, zur Nachfolge berechtigter Sohn, der spätere Kaiser
Ferdinand III., seine .Hochzeit wegen eines schweren Leidens hatte hinaus¬
schieben müssen.

Die xsrsona-Mio ZrAräo sprach sich im Mai des genannten Jahres mit
großer Bestimmtheit über die Haltung Friedlmids in diesem Falle aus: Er
werde seine Armee immer dahin führen, wo die höchsten Ziele zu erreichen sein
würden, die sich ersinnen lassen. "Das wird von Leuten als feststehend an¬
genommen, welche aus langem Umgange die Launen dieses Mannes kennen ge¬
lernt haben." Im Falle, daß Ferdinand II. sterbe, dürfe man es als gewiß
annehmen, daß Wallenstein sich zunächst von der Armee und dann von ganz
Deutschland als erblichen König ausrufen lasten werde.

Teilweise hegte man Verdacht -- so berichtet der päpstliche Nuntius Pal¬
lotto --, der kaiserliche Hof wolle das Reich unterjochen und erblich machen wie
Mähren und Böhmen; aber es fehlte auch nicht an Leuten, "die es nicht für
unmöglich halten, daß den Herzog vo" Friedland die Laune erfaßt, an sich selbst
zu denken, und zwar in Anbetracht dessen, daß sein Kopf voll von maßlosen,
ehrgeizigen Plänen ist, das Heer von ihm allein abhängt und er sich ebenso¬
wenig um die Befehle des Hofkriegsrates wie des Kaisers kümmert, außer wenn
es ihm gefällt." Dem Grafen Adam von Schwarzenberg wurde damals in
Dresden versichert, die Kurfürsten seien "bloß gegen die, welche über den Kaiser
sein wollen und solchen absoluten Gewalt an sich zögen, der nicht könnte noch
möchte gelitten werden."

Der Präsident Bruneau berichtet nach Brüssel, nach einigen wolle der
Friedländer das Reich erblich machen, andre dächten noch übler von ihm, sie
glaubten, sein Ehrgeiz reiche so weit, daß er dem Kaiser und seinem Hause eiuen
tötlichen Schlag versetzen wolle (u. ir^r rin t,ire> al HinxcWäor a sug. va,8ii.);
er, Bruneau, teile diesen Argwohn nicht, könne aber nicht umhin, über das, was
er höre, zu berichten.

Der Kaiser, welcher selbst Mitteilungen über Friedlands vasti xonsisri s
clissZm erhielt, nahm seinen Feldhauptmann energisch gegen diese Verdächtigungen
in Schutz; dem Kurfürsten Maximilian ließ er durch Cvllalto vermelden, daß
er bisher nichts gefunden habe, was die erhobenen Anschuldigungen bewahr¬
heite, und daß er, wenn sie sich ja bewahrheiten sollten, den Plänen Wallen-
steins schnell begegnen würde, da er genugsam Mittel hierfür zur Hand habe.

Diese von Gindely aufgeführten Zeugnisse gestatten keineswegs ein ab-


ZVallensteins erstes Generalen.

hvrsam nicht mehr mächtig genug wären," um das dem Reiche drohende Un¬
heil abzuwehren.

Unter den Anschuldigungen, welche in der Zeit des ersten Generalats gegen
Wallenstein erhoben wurden, findet sich auch die, daß er nach dem Kaiserthrone
strebe. Sie tritt namentlich im Jahre 1628 zu Tage, damals, als die Mög¬
lichkeit einer Throuerledigung bestand, da der Kaiser eben am Fieber erkrankt
gewesen und sein einziger, zur Nachfolge berechtigter Sohn, der spätere Kaiser
Ferdinand III., seine .Hochzeit wegen eines schweren Leidens hatte hinaus¬
schieben müssen.

Die xsrsona-Mio ZrAräo sprach sich im Mai des genannten Jahres mit
großer Bestimmtheit über die Haltung Friedlmids in diesem Falle aus: Er
werde seine Armee immer dahin führen, wo die höchsten Ziele zu erreichen sein
würden, die sich ersinnen lassen. „Das wird von Leuten als feststehend an¬
genommen, welche aus langem Umgange die Launen dieses Mannes kennen ge¬
lernt haben." Im Falle, daß Ferdinand II. sterbe, dürfe man es als gewiß
annehmen, daß Wallenstein sich zunächst von der Armee und dann von ganz
Deutschland als erblichen König ausrufen lasten werde.

Teilweise hegte man Verdacht — so berichtet der päpstliche Nuntius Pal¬
lotto —, der kaiserliche Hof wolle das Reich unterjochen und erblich machen wie
Mähren und Böhmen; aber es fehlte auch nicht an Leuten, „die es nicht für
unmöglich halten, daß den Herzog vo» Friedland die Laune erfaßt, an sich selbst
zu denken, und zwar in Anbetracht dessen, daß sein Kopf voll von maßlosen,
ehrgeizigen Plänen ist, das Heer von ihm allein abhängt und er sich ebenso¬
wenig um die Befehle des Hofkriegsrates wie des Kaisers kümmert, außer wenn
es ihm gefällt." Dem Grafen Adam von Schwarzenberg wurde damals in
Dresden versichert, die Kurfürsten seien „bloß gegen die, welche über den Kaiser
sein wollen und solchen absoluten Gewalt an sich zögen, der nicht könnte noch
möchte gelitten werden."

Der Präsident Bruneau berichtet nach Brüssel, nach einigen wolle der
Friedländer das Reich erblich machen, andre dächten noch übler von ihm, sie
glaubten, sein Ehrgeiz reiche so weit, daß er dem Kaiser und seinem Hause eiuen
tötlichen Schlag versetzen wolle (u. ir^r rin t,ire> al HinxcWäor a sug. va,8ii.);
er, Bruneau, teile diesen Argwohn nicht, könne aber nicht umhin, über das, was
er höre, zu berichten.

Der Kaiser, welcher selbst Mitteilungen über Friedlands vasti xonsisri s
clissZm erhielt, nahm seinen Feldhauptmann energisch gegen diese Verdächtigungen
in Schutz; dem Kurfürsten Maximilian ließ er durch Cvllalto vermelden, daß
er bisher nichts gefunden habe, was die erhobenen Anschuldigungen bewahr¬
heite, und daß er, wenn sie sich ja bewahrheiten sollten, den Plänen Wallen-
steins schnell begegnen würde, da er genugsam Mittel hierfür zur Hand habe.

Diese von Gindely aufgeführten Zeugnisse gestatten keineswegs ein ab-


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[0471] ZVallensteins erstes Generalen. hvrsam nicht mehr mächtig genug wären," um das dem Reiche drohende Un¬ heil abzuwehren. Unter den Anschuldigungen, welche in der Zeit des ersten Generalats gegen Wallenstein erhoben wurden, findet sich auch die, daß er nach dem Kaiserthrone strebe. Sie tritt namentlich im Jahre 1628 zu Tage, damals, als die Mög¬ lichkeit einer Throuerledigung bestand, da der Kaiser eben am Fieber erkrankt gewesen und sein einziger, zur Nachfolge berechtigter Sohn, der spätere Kaiser Ferdinand III., seine .Hochzeit wegen eines schweren Leidens hatte hinaus¬ schieben müssen. Die xsrsona-Mio ZrAräo sprach sich im Mai des genannten Jahres mit großer Bestimmtheit über die Haltung Friedlmids in diesem Falle aus: Er werde seine Armee immer dahin führen, wo die höchsten Ziele zu erreichen sein würden, die sich ersinnen lassen. „Das wird von Leuten als feststehend an¬ genommen, welche aus langem Umgange die Launen dieses Mannes kennen ge¬ lernt haben." Im Falle, daß Ferdinand II. sterbe, dürfe man es als gewiß annehmen, daß Wallenstein sich zunächst von der Armee und dann von ganz Deutschland als erblichen König ausrufen lasten werde. Teilweise hegte man Verdacht — so berichtet der päpstliche Nuntius Pal¬ lotto —, der kaiserliche Hof wolle das Reich unterjochen und erblich machen wie Mähren und Böhmen; aber es fehlte auch nicht an Leuten, „die es nicht für unmöglich halten, daß den Herzog vo» Friedland die Laune erfaßt, an sich selbst zu denken, und zwar in Anbetracht dessen, daß sein Kopf voll von maßlosen, ehrgeizigen Plänen ist, das Heer von ihm allein abhängt und er sich ebenso¬ wenig um die Befehle des Hofkriegsrates wie des Kaisers kümmert, außer wenn es ihm gefällt." Dem Grafen Adam von Schwarzenberg wurde damals in Dresden versichert, die Kurfürsten seien „bloß gegen die, welche über den Kaiser sein wollen und solchen absoluten Gewalt an sich zögen, der nicht könnte noch möchte gelitten werden." Der Präsident Bruneau berichtet nach Brüssel, nach einigen wolle der Friedländer das Reich erblich machen, andre dächten noch übler von ihm, sie glaubten, sein Ehrgeiz reiche so weit, daß er dem Kaiser und seinem Hause eiuen tötlichen Schlag versetzen wolle (u. ir^r rin t,ire> al HinxcWäor a sug. va,8ii.); er, Bruneau, teile diesen Argwohn nicht, könne aber nicht umhin, über das, was er höre, zu berichten. Der Kaiser, welcher selbst Mitteilungen über Friedlands vasti xonsisri s clissZm erhielt, nahm seinen Feldhauptmann energisch gegen diese Verdächtigungen in Schutz; dem Kurfürsten Maximilian ließ er durch Cvllalto vermelden, daß er bisher nichts gefunden habe, was die erhobenen Anschuldigungen bewahr¬ heite, und daß er, wenn sie sich ja bewahrheiten sollten, den Plänen Wallen- steins schnell begegnen würde, da er genugsam Mittel hierfür zur Hand habe. Diese von Gindely aufgeführten Zeugnisse gestatten keineswegs ein ab-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/471>, abgerufen am 25.08.2024.