Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Tcnnoöns. zogen noch kleine Trupps von wunderlich, ja schlecht gerüsteten Kriegern Hera", Dom Sebastian dankte dem brausenden Jnbel, welcher von Zeit zu Zeit Seitwärts von dem Balkon, auf dem der König verweilte, zog sich eine Tcnnoöns. zogen noch kleine Trupps von wunderlich, ja schlecht gerüsteten Kriegern Hera», Dom Sebastian dankte dem brausenden Jnbel, welcher von Zeit zu Zeit Seitwärts von dem Balkon, auf dem der König verweilte, zog sich eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0044" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198764"/> <fw type="header" place="top"> Tcnnoöns.</fw><lb/> <p xml:id="ID_108" prev="#ID_107"> zogen noch kleine Trupps von wunderlich, ja schlecht gerüsteten Kriegern Hera»,<lb/> Kronvasallen vom Minho und Duvro, welche mit wenigen Dienern dein Aufruf<lb/> Dom Sebastians Folge leisteten und sich dem Auge ihres Kriegsherrn zeigen<lb/> wollten, bevor sie sich einschifften. Das Getümmel vor dem Schloßportal nach<lb/> der Stadtseite war minder groß als das im Hafen; aber dichte Menschen¬<lb/> massen drängten sich auch hier und staunten die staubbedeckten Landjunker aus<lb/> der Serra da Peueda und das Häuflein Licentiaten und Studenten von Coimbra<lb/> an, welche mit dem König ins Feld ziehen wollten. So oft sich der König auf<lb/> dem großen, vorspringenden Balkon des Palastes zeigte, schollen die Rufe der<lb/> einziehenden Krieger und der Zuschauer zu ihm empor.</p><lb/> <p xml:id="ID_109"> Dom Sebastian dankte dem brausenden Jnbel, welcher von Zeit zu Zeit<lb/> zu ihm aufstieg, immer nur durch karges Kopfnicken, durch Bewegung seiner<lb/> Hand gegen den rotglühenden Abendhimmel, eine Bewegung, die den Erregter<lb/> ins Gedächtnis rufen sollte, daß Gott seinen Segen zu dem großen Vorhaben<lb/> geben müsse. Der junge Herrscher zeigte sich in voller kriegerischer Rüstung,<lb/> sein Gesicht aber sah schmal, bleich und überwacht aus, und die, welche ihm<lb/> näher standen, nahmen ans seinen Wangen große, fieberisch gerodete Flecken und<lb/> unterhalb der Augen dunkle Ringe wahr. In den blauen Augen war ein<lb/> schwärmerisch erwartcudcr Ausdruck, unmutig wandte sich der König ab, sobald<lb/> einer seiner soldatischen Begleiter ihn ans die unzulängliche Rüstung der unten<lb/> vorüberziehenden Freiwilligen aufmerksam machte, ja den Obersten der deutschen<lb/> Knechte in portugiesischem Sold hatte vorhin ein zürnend ungnädiger Blick ge¬<lb/> troffen, als er eine Bemerkung über die verrosteten Spieße und Tartscher im<lb/> Gefolge einiger braven Fidalgos nicht zu unterdrücken vermochte. Solange die<lb/> Züge der ankommenden Hilfsmannschaften währten, blickte der König in ge¬<lb/> spannter Aufmerksamkeit herab und schien sich an jedem Dutzend neuer Krieger<lb/> zu erfreuen; so oft sich aber hinter den kleinen, bewaffneten Schaaren die<lb/> müßige, gaffende Menge zusammenschloß, richteten sich seine Augen sehn¬<lb/> süchtig über deu Platz vor dem Palast hinaus und schienen die Häusermassen von<lb/> Lissabon zu durchdringen und den Schaaren entgegeuzuschauen, die beim Abend¬<lb/> licht die letzten Kräfte aufboten, um die Hauptstadt noch vor dem Dunkelwerden<lb/> zu erreichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_110" next="#ID_111"> Seitwärts von dem Balkon, auf dem der König verweilte, zog sich eine<lb/> Folge von Gemächern, die wie alle Räume im Palaste an diesem Abend von<lb/> Menschen erfüllt waren. Das große Zimmer, das dem Saale mit dem Balkon<lb/> zunächst lag, diente Dom Joao, dem Prior von Belem, und einer Gruppe von<lb/> seinen Vertrauten zum Aufenthalt. Aus den Fenstern des Gemaches übersah<lb/> man den Platz mit den wogenden Volksmassen und erblickte gelegentlich das<lb/> Gesicht des Königs im Profil, wenn er sich ein wenig über das Eisengeländer<lb/> des Balkons vorneigte. Dom Joaos schwarze Angen funkelten in unverhohlener<lb/> Befriedigung über alles, was er wahrnahm, um den hochmütigen Mund und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
Tcnnoöns.
zogen noch kleine Trupps von wunderlich, ja schlecht gerüsteten Kriegern Hera»,
Kronvasallen vom Minho und Duvro, welche mit wenigen Dienern dein Aufruf
Dom Sebastians Folge leisteten und sich dem Auge ihres Kriegsherrn zeigen
wollten, bevor sie sich einschifften. Das Getümmel vor dem Schloßportal nach
der Stadtseite war minder groß als das im Hafen; aber dichte Menschen¬
massen drängten sich auch hier und staunten die staubbedeckten Landjunker aus
der Serra da Peueda und das Häuflein Licentiaten und Studenten von Coimbra
an, welche mit dem König ins Feld ziehen wollten. So oft sich der König auf
dem großen, vorspringenden Balkon des Palastes zeigte, schollen die Rufe der
einziehenden Krieger und der Zuschauer zu ihm empor.
Dom Sebastian dankte dem brausenden Jnbel, welcher von Zeit zu Zeit
zu ihm aufstieg, immer nur durch karges Kopfnicken, durch Bewegung seiner
Hand gegen den rotglühenden Abendhimmel, eine Bewegung, die den Erregter
ins Gedächtnis rufen sollte, daß Gott seinen Segen zu dem großen Vorhaben
geben müsse. Der junge Herrscher zeigte sich in voller kriegerischer Rüstung,
sein Gesicht aber sah schmal, bleich und überwacht aus, und die, welche ihm
näher standen, nahmen ans seinen Wangen große, fieberisch gerodete Flecken und
unterhalb der Augen dunkle Ringe wahr. In den blauen Augen war ein
schwärmerisch erwartcudcr Ausdruck, unmutig wandte sich der König ab, sobald
einer seiner soldatischen Begleiter ihn ans die unzulängliche Rüstung der unten
vorüberziehenden Freiwilligen aufmerksam machte, ja den Obersten der deutschen
Knechte in portugiesischem Sold hatte vorhin ein zürnend ungnädiger Blick ge¬
troffen, als er eine Bemerkung über die verrosteten Spieße und Tartscher im
Gefolge einiger braven Fidalgos nicht zu unterdrücken vermochte. Solange die
Züge der ankommenden Hilfsmannschaften währten, blickte der König in ge¬
spannter Aufmerksamkeit herab und schien sich an jedem Dutzend neuer Krieger
zu erfreuen; so oft sich aber hinter den kleinen, bewaffneten Schaaren die
müßige, gaffende Menge zusammenschloß, richteten sich seine Augen sehn¬
süchtig über deu Platz vor dem Palast hinaus und schienen die Häusermassen von
Lissabon zu durchdringen und den Schaaren entgegeuzuschauen, die beim Abend¬
licht die letzten Kräfte aufboten, um die Hauptstadt noch vor dem Dunkelwerden
zu erreichen.
Seitwärts von dem Balkon, auf dem der König verweilte, zog sich eine
Folge von Gemächern, die wie alle Räume im Palaste an diesem Abend von
Menschen erfüllt waren. Das große Zimmer, das dem Saale mit dem Balkon
zunächst lag, diente Dom Joao, dem Prior von Belem, und einer Gruppe von
seinen Vertrauten zum Aufenthalt. Aus den Fenstern des Gemaches übersah
man den Platz mit den wogenden Volksmassen und erblickte gelegentlich das
Gesicht des Königs im Profil, wenn er sich ein wenig über das Eisengeländer
des Balkons vorneigte. Dom Joaos schwarze Angen funkelten in unverhohlener
Befriedigung über alles, was er wahrnahm, um den hochmütigen Mund und
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