Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Ans der Chronik derer von Riffelshansen. hier ist der Mvhrengasthvf. Ihm gegenüber kannst du das Pvstgebäudc be¬ Das leichte Gefährt glitt rasch an Läden und Privathäusern vorüber, die Du hast hier viel Bekannte? fragte Therese, als er einen dicken Herrn Frierst du? fragte Georg seine Begleiterin. O nein, du hast die Windseite. Wie er sich lächelnd nach ihr umwandte, mußte sie ein gleiches thun. Du wirst rote Backen von der Fahrt bekommen, sagte er heiter. Sie waren in einer Pappelallee angelangt, und als sie scharf um eiuen vor¬ Unsre Gegend ist rauh, sagte er, wirst du dich einleben? Ich habe eure Heimat geliebt, ehe ich sie kannte, und ihr seid so nach¬ nachsichtig? -- Wir? -- Was bist du für eine wunderbare Frau! O Georg, bat sie, bitte, sprich nicht weiter! Warum soll ich dir nicht einmal sagen, was ich denke? Du kannst so nicht denken! Lüge ich? O nein, nein! Ich weiß nicht, wie du auf solche Gedanken kommst; doch Ängstlich sah sie auf in seine dunkeln, tiefen Augen. Sie wandte sich ab, Georg schien innerlich erregt, als er nach längerem Schweigen das Gespräch Habe ich dich vorhin beleidigt? fragte er, ohne aufzusehen. Ich verstehe dich nicht. Ans der Chronik derer von Riffelshansen. hier ist der Mvhrengasthvf. Ihm gegenüber kannst du das Pvstgebäudc be¬ Das leichte Gefährt glitt rasch an Läden und Privathäusern vorüber, die Du hast hier viel Bekannte? fragte Therese, als er einen dicken Herrn Frierst du? fragte Georg seine Begleiterin. O nein, du hast die Windseite. Wie er sich lächelnd nach ihr umwandte, mußte sie ein gleiches thun. Du wirst rote Backen von der Fahrt bekommen, sagte er heiter. Sie waren in einer Pappelallee angelangt, und als sie scharf um eiuen vor¬ Unsre Gegend ist rauh, sagte er, wirst du dich einleben? Ich habe eure Heimat geliebt, ehe ich sie kannte, und ihr seid so nach¬ nachsichtig? — Wir? — Was bist du für eine wunderbare Frau! O Georg, bat sie, bitte, sprich nicht weiter! Warum soll ich dir nicht einmal sagen, was ich denke? Du kannst so nicht denken! Lüge ich? O nein, nein! Ich weiß nicht, wie du auf solche Gedanken kommst; doch Ängstlich sah sie auf in seine dunkeln, tiefen Augen. Sie wandte sich ab, Georg schien innerlich erregt, als er nach längerem Schweigen das Gespräch Habe ich dich vorhin beleidigt? fragte er, ohne aufzusehen. Ich verstehe dich nicht. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199152"/> <fw type="header" place="top"> Ans der Chronik derer von Riffelshansen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1338" prev="#ID_1337"> hier ist der Mvhrengasthvf. 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Ans der Chronik derer von Riffelshansen.
hier ist der Mvhrengasthvf. Ihm gegenüber kannst du das Pvstgebäudc be¬
wundern.
Das leichte Gefährt glitt rasch an Läden und Privathäusern vorüber, die
Hauptstraße entlang.
Du hast hier viel Bekannte? fragte Therese, als er einen dicken Herrn
grüßte und die Pferde anhielt, als vermute er, daß jener seiner Körperfülle
halber nicht zeitig auszuweichen vermöge. Georg bejahte ihre Frage und nannte
den Reinen des Dicken. Hie und da zeigte sich, als das Städtchen hinter
ihnen lag, noch ein kleines Hans an der Straße, aus dessen lattcnumzäuntem
Hofe ab und zu ein ärgerlicher Hund dem vorübereilenden Schlitten nachbellte.
Im Theile fortgehend, bog die Straße über eine alte Steinbrücke, nnter deren
mächtiger Wölbung die Knechte des Herrn Inspektor Dickmann das erste Eis
sür den Bierkeller hackten.
Frierst du? fragte Georg seine Begleiterin.
O nein, du hast die Windseite.
Wie er sich lächelnd nach ihr umwandte, mußte sie ein gleiches thun.
Du wirst rote Backen von der Fahrt bekommen, sagte er heiter.
Sie waren in einer Pappelallee angelangt, und als sie scharf um eiuen vor¬
springenden Hügel bogen, zeigte sich die Landschaft vor ihnen ganz verändert.
Die das Sicbenhofer Flußthal einschließende Hügelkette trat hier zurück, und eine
freie Ebene erstreckte sich bis zu dem dunkeln Waldgebirge. Es hatte hier stark
geschneit und ein scharfer Nordwest wehte von Zeit zu Zeit dichte Schncchuschen
über den Weg.
Unsre Gegend ist rauh, sagte er, wirst du dich einleben?
Ich habe eure Heimat geliebt, ehe ich sie kannte, und ihr seid so nach¬
sichtig gegen mich, daß es leicht ist, sich an dem fremden Orte einzuleben.
nachsichtig? — Wir? — Was bist du für eine wunderbare Frau!
Immer geduldig, immer freundlich! Wie machst du es möglich? Ich habe mir
nicht vorstellen können, daß es wirklich solche Menschen giebt wie du.
O Georg, bat sie, bitte, sprich nicht weiter!
Warum soll ich dir nicht einmal sagen, was ich denke?
Du kannst so nicht denken!
Lüge ich?
O nein, nein! Ich weiß nicht, wie du auf solche Gedanken kommst; doch
darfst du so nicht reden. Es ist nicht recht.
Ängstlich sah sie auf in seine dunkeln, tiefen Augen. Sie wandte sich ab,
und er sah aufmerksam auf die Zügel.
Georg schien innerlich erregt, als er nach längerem Schweigen das Gespräch
wieder aufnahm. Die Ruhe, mit der er sprach, war erzwungen.
Habe ich dich vorhin beleidigt? fragte er, ohne aufzusehen.
Ich verstehe dich nicht.
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