Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Schiirnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst, durch ziehe man den Krieg nur in die Länge und hnudle damit nur zum Vor¬ Mit dem Feldzuge des Jahres 1794 begann ihm dann das Glück zu Allein was konnte ein Mann von der Fähigkeit Scharnhorsts ausrichten Als dann zwischen Frankreich und Preußen der Baseler Friede geschlossen Kaum zurückgekehrt, wurde er wieder in den literarischen .Kampf gezogen, Schiirnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst, durch ziehe man den Krieg nur in die Länge und hnudle damit nur zum Vor¬ Mit dem Feldzuge des Jahres 1794 begann ihm dann das Glück zu Allein was konnte ein Mann von der Fähigkeit Scharnhorsts ausrichten Als dann zwischen Frankreich und Preußen der Baseler Friede geschlossen Kaum zurückgekehrt, wurde er wieder in den literarischen .Kampf gezogen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0022" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198742"/> <fw type="header" place="top"> Schiirnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst,</fw><lb/> <p xml:id="ID_44" prev="#ID_43"> durch ziehe man den Krieg nur in die Länge und hnudle damit nur zum Vor¬<lb/> teile des Feindes, der dies lebhaft wünsche. Scharnhorst war vielmehr der<lb/> Ansicht, daß die Alliirten sich vereinigen und den Feind auf einem Punkte be¬<lb/> schäftigen müßten, damit er nicht in die des Festungsschutzes völlig entbehrenden<lb/> Niederlande einfallen könne; ja er that sogar die Äußerung: „Man muß dem<lb/> Feinde, wo er sich scheu läßt, auf den Hals falle» und dann bis Paris vor¬<lb/> dringen,"</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> Mit dem Feldzuge des Jahres 1794 begann ihm dann das Glück zu<lb/> lächeln; vor allem sein Verhalten während der Belagerung von Menin, sein<lb/> kühner Durchbruch durch die Reihen der Feinde brachte ihm außer der Reihe<lb/> die Beförderung zum Major. Die Hauptsache war, daß die Generale Hammer¬<lb/> stein und Walmoden auf seine Fähigkeiten aufmerksam geworden waren; der<lb/> letztere berief ihn bald zum großen Leidwesen Hammersteins, in dessen Be¬<lb/> gleitung sich bisher Scharnhorst befunden hatte, ins Hauptquartier als seinen<lb/> „ Aide-Gcneralquartiermeister," da der eigentliche Generalquartiermeister ein<lb/> unfähiger Soldat war.</p><lb/> <p xml:id="ID_46"> Allein was konnte ein Mann von der Fähigkeit Scharnhorsts ausrichten<lb/> und helfen, wenn die obersten Leiter des Krieges Fehler über Fehler begingen!<lb/> Auch der Feldzug des Jahres 1794 verlief fast durchweg unglücklich. Scharn¬<lb/> horst war über den Gang der Ereignisse tief betrübt, er sah darin eine dem<lb/> deutschen Volke angethane Schande: „Politische und militärische Ungereimtheiten,<lb/> sagte er, haben sich vereinigt, um die militärische Ehre der Deutschen zu kränken<lb/> und um die Fürsten zu demütigen!" Nicht die Übermacht oder die geistige Über¬<lb/> legenheit der Feinde galt ihm als Grund der Niederlage der Verbündeten,<lb/> sondern einzig und allein die Haltung, die Kriegsführung der letzter«: „nirgends<lb/> Strenge, nirgends Aufmunterung, kein gerader Gang zu großen Zwecken." Er<lb/> befürchtet die unheilvollsten Folgen für die Verfassung vieler Staaten: „ich<lb/> kann nicht davon reden, ohne heftig zu werden und mich zu vergessen."</p><lb/> <p xml:id="ID_47"> Als dann zwischen Frankreich und Preußen der Baseler Friede geschlossen<lb/> war, war auch für die hannöversche Negierung die Zeit zum Abbruch des Krieges<lb/> gekommen. Im November 1795 befand sich Scharnhorst wieder in Hannover.<lb/> „Ein Feldzug lag hinter ihm, reich um Mühen und Entbehrungen, reicher noch<lb/> an Auszeichnungen und Ehren. Er hatte sich das unbegrenzte Vertrauen nicht<lb/> nnr des Höchstkommandirenden, der im Gründe von keinem andern Rat ange¬<lb/> nommen hatte, erworben. Wohin er auch im Laufe der letzten Feldzugsperiode<lb/> geschickt worden war, überall waren ihm die Generale gefolgt, als kommandire<lb/> er das Korps; niemand hatte es so gut wie er verstanden, schnell eine Dis¬<lb/> position zu entwerfen, niemand so gut, während der Aktion alles in Ordnung<lb/> zu halten."</p><lb/> <p xml:id="ID_48" next="#ID_49"> Kaum zurückgekehrt, wurde er wieder in den literarischen .Kampf gezogen,<lb/> der von neuem, und zwar weit energischer als vorher, von den Gegnern der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0022]
Schiirnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst,
durch ziehe man den Krieg nur in die Länge und hnudle damit nur zum Vor¬
teile des Feindes, der dies lebhaft wünsche. Scharnhorst war vielmehr der
Ansicht, daß die Alliirten sich vereinigen und den Feind auf einem Punkte be¬
schäftigen müßten, damit er nicht in die des Festungsschutzes völlig entbehrenden
Niederlande einfallen könne; ja er that sogar die Äußerung: „Man muß dem
Feinde, wo er sich scheu läßt, auf den Hals falle» und dann bis Paris vor¬
dringen,"
Mit dem Feldzuge des Jahres 1794 begann ihm dann das Glück zu
lächeln; vor allem sein Verhalten während der Belagerung von Menin, sein
kühner Durchbruch durch die Reihen der Feinde brachte ihm außer der Reihe
die Beförderung zum Major. Die Hauptsache war, daß die Generale Hammer¬
stein und Walmoden auf seine Fähigkeiten aufmerksam geworden waren; der
letztere berief ihn bald zum großen Leidwesen Hammersteins, in dessen Be¬
gleitung sich bisher Scharnhorst befunden hatte, ins Hauptquartier als seinen
„ Aide-Gcneralquartiermeister," da der eigentliche Generalquartiermeister ein
unfähiger Soldat war.
Allein was konnte ein Mann von der Fähigkeit Scharnhorsts ausrichten
und helfen, wenn die obersten Leiter des Krieges Fehler über Fehler begingen!
Auch der Feldzug des Jahres 1794 verlief fast durchweg unglücklich. Scharn¬
horst war über den Gang der Ereignisse tief betrübt, er sah darin eine dem
deutschen Volke angethane Schande: „Politische und militärische Ungereimtheiten,
sagte er, haben sich vereinigt, um die militärische Ehre der Deutschen zu kränken
und um die Fürsten zu demütigen!" Nicht die Übermacht oder die geistige Über¬
legenheit der Feinde galt ihm als Grund der Niederlage der Verbündeten,
sondern einzig und allein die Haltung, die Kriegsführung der letzter«: „nirgends
Strenge, nirgends Aufmunterung, kein gerader Gang zu großen Zwecken." Er
befürchtet die unheilvollsten Folgen für die Verfassung vieler Staaten: „ich
kann nicht davon reden, ohne heftig zu werden und mich zu vergessen."
Als dann zwischen Frankreich und Preußen der Baseler Friede geschlossen
war, war auch für die hannöversche Negierung die Zeit zum Abbruch des Krieges
gekommen. Im November 1795 befand sich Scharnhorst wieder in Hannover.
„Ein Feldzug lag hinter ihm, reich um Mühen und Entbehrungen, reicher noch
an Auszeichnungen und Ehren. Er hatte sich das unbegrenzte Vertrauen nicht
nnr des Höchstkommandirenden, der im Gründe von keinem andern Rat ange¬
nommen hatte, erworben. Wohin er auch im Laufe der letzten Feldzugsperiode
geschickt worden war, überall waren ihm die Generale gefolgt, als kommandire
er das Korps; niemand hatte es so gut wie er verstanden, schnell eine Dis¬
position zu entwerfen, niemand so gut, während der Aktion alles in Ordnung
zu halten."
Kaum zurückgekehrt, wurde er wieder in den literarischen .Kampf gezogen,
der von neuem, und zwar weit energischer als vorher, von den Gegnern der
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