Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Scharnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst. rares Max Lehmann über Scharnhorst.") Dasselbe bietet nicht die erste Leicht war übrigens die Aufgabe für den Verfasser nicht; namentlich ließ Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, dem Leser zu zeigen, wie Die Ahnenrcihe unsers Helden läßt sich nicht weiter als bis auf seinen °x) Scharnhorst. Von Max Lehmann. Erster Teil. Bis zum Tilsiter Frieden.
Mit eine," Bildnisse und drei Karten. Leipzig, S. Hirzel, 1886. XVI, 548 S. Scharnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst. rares Max Lehmann über Scharnhorst.") Dasselbe bietet nicht die erste Leicht war übrigens die Aufgabe für den Verfasser nicht; namentlich ließ Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, dem Leser zu zeigen, wie Die Ahnenrcihe unsers Helden läßt sich nicht weiter als bis auf seinen °x) Scharnhorst. Von Max Lehmann. Erster Teil. Bis zum Tilsiter Frieden.
Mit eine,» Bildnisse und drei Karten. Leipzig, S. Hirzel, 1886. XVI, 548 S. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0015" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198735"/> <fw type="header" place="top"> Scharnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst.</fw><lb/> <p xml:id="ID_20" prev="#ID_19"> rares Max Lehmann über Scharnhorst.") Dasselbe bietet nicht die erste<lb/> Lebensbeschreibung des „Waffenschmiedes der modernen deutschen Freiheit," wohl<lb/> aber die einzige allen Ansprüchen genügende. Als besonders erfreulich muß es<lb/> angesehen werden, daß der Verfasser es verschmäht hat, gegen seine Vorgänger<lb/> zu polemisiren, obwohl sich ihm dazu fast auf jeder Seite die beste Gelegenheit<lb/> geboten hätte. Manchem gelehrten zünftigen Historiker würde es allerdings<lb/> wohl erwünschter gewesen sein, wenn Max Lehmann bei besonders strittigen<lb/> Punkten genau angegeben hätte, wieweit er seine Vorgänger überflügelt habe;<lb/> dem größern Leserkreise aber, an welchen sich das vorliegende Werk bei aller<lb/> Wissenschaftlichst wendet, würde eine fortlaufende Polemik den Genuß und die<lb/> Freude an dem Buche zum guten Teile verkümmert haben; viele würden es aus<lb/> diesem Grunde beiseite gelegt haben. Das hat aber das Buch, da der Verfasser<lb/> jene Klippe vermieden hat, durchaus uicht zu gewärtigen: es ist so vortrefflich<lb/> gearbeitet, daß seine Lektüre jedem Gebildeten aufs dringendste ans Herz gelegt<lb/> werden muß. Die größte Freude wird natürlich jeder militärisch Geschulte daran<lb/> haben: uicht bloß jüngere, sondern auch ältere Offiziere werden es mit dem<lb/> größten Nutzen lesen und vielfache Anregung daraus schöpfen, ein ganz besondres<lb/> Interesse müßten die Artillerieoffiziere daran nehmen: ist doch Scharnhorst, wenn<lb/> auch nicht gerade der Schöpfer der modernen Artillerie, so doch der Artillerie¬<lb/> wissenschaft gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_21"> Leicht war übrigens die Aufgabe für den Verfasser nicht; namentlich ließ<lb/> der Zustand des Quellenmaterials vieles zu wünschen übrig. „Die hochsinnige<lb/> Sorglosigkeit um den eignen Nachruhm, die Scharnhorst auszeichnete, der wieder¬<lb/> holte Wechsel seines Aufenthaltes, die gefährdete Lage des Staates, die ihn<lb/> nötigte, den schriftlichen Verkehr möglichst einzuschränken: dies alles hat bewirkt,<lb/> daß die vorhandenen Bestandteile seines Nachlasses von Vollständigkeit weit<lb/> entfernt sind und gerade über die wichtigste Zeit seines Lebens schweigen. Und<lb/> in welchem Zustande sind sie auf uns gekommen: vieles kaum leserlich, das Meiste<lb/> undatirt, Zusammengehöriges getrennt, nicht Zusammengehöriges verbunden."</p><lb/> <p xml:id="ID_22"> Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, dem Leser zu zeigen, wie<lb/> Lehmann seine Aufgabe gelöst hat, indem auf Grund seines Werkes das Leben<lb/> Schnrnhorsts bis zu seinem Antritte in den preußischen Dienst zur Darstellung<lb/> gebracht werden soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_23" next="#ID_24"> Die Ahnenrcihe unsers Helden läßt sich nicht weiter als bis auf seinen<lb/> Großvater verfolgen, der, Gerbt Jürgen mit Namen, ein Kleinbauer in dein<lb/> damals kaleubergischen Dorfe Bordenau an der Leine war. Dessen im Jahre<lb/> 1723 geborner Sohn Ernst Wihlelm, der Vater unsers Scharnhorst, fand Ge¬<lb/> fallen am Kriegshandwerk: er machte den österreichischen Erbfolgekrieg mit und</p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> °x) Scharnhorst. Von Max Lehmann. Erster Teil. Bis zum Tilsiter Frieden.<lb/> Mit eine,» Bildnisse und drei Karten. Leipzig, S. Hirzel, 1886. XVI, 548 S.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
Scharnhorsts Leben bis zu seinem Eintritt in den preußischen Dienst.
rares Max Lehmann über Scharnhorst.") Dasselbe bietet nicht die erste
Lebensbeschreibung des „Waffenschmiedes der modernen deutschen Freiheit," wohl
aber die einzige allen Ansprüchen genügende. Als besonders erfreulich muß es
angesehen werden, daß der Verfasser es verschmäht hat, gegen seine Vorgänger
zu polemisiren, obwohl sich ihm dazu fast auf jeder Seite die beste Gelegenheit
geboten hätte. Manchem gelehrten zünftigen Historiker würde es allerdings
wohl erwünschter gewesen sein, wenn Max Lehmann bei besonders strittigen
Punkten genau angegeben hätte, wieweit er seine Vorgänger überflügelt habe;
dem größern Leserkreise aber, an welchen sich das vorliegende Werk bei aller
Wissenschaftlichst wendet, würde eine fortlaufende Polemik den Genuß und die
Freude an dem Buche zum guten Teile verkümmert haben; viele würden es aus
diesem Grunde beiseite gelegt haben. Das hat aber das Buch, da der Verfasser
jene Klippe vermieden hat, durchaus uicht zu gewärtigen: es ist so vortrefflich
gearbeitet, daß seine Lektüre jedem Gebildeten aufs dringendste ans Herz gelegt
werden muß. Die größte Freude wird natürlich jeder militärisch Geschulte daran
haben: uicht bloß jüngere, sondern auch ältere Offiziere werden es mit dem
größten Nutzen lesen und vielfache Anregung daraus schöpfen, ein ganz besondres
Interesse müßten die Artillerieoffiziere daran nehmen: ist doch Scharnhorst, wenn
auch nicht gerade der Schöpfer der modernen Artillerie, so doch der Artillerie¬
wissenschaft gewesen.
Leicht war übrigens die Aufgabe für den Verfasser nicht; namentlich ließ
der Zustand des Quellenmaterials vieles zu wünschen übrig. „Die hochsinnige
Sorglosigkeit um den eignen Nachruhm, die Scharnhorst auszeichnete, der wieder¬
holte Wechsel seines Aufenthaltes, die gefährdete Lage des Staates, die ihn
nötigte, den schriftlichen Verkehr möglichst einzuschränken: dies alles hat bewirkt,
daß die vorhandenen Bestandteile seines Nachlasses von Vollständigkeit weit
entfernt sind und gerade über die wichtigste Zeit seines Lebens schweigen. Und
in welchem Zustande sind sie auf uns gekommen: vieles kaum leserlich, das Meiste
undatirt, Zusammengehöriges getrennt, nicht Zusammengehöriges verbunden."
Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, dem Leser zu zeigen, wie
Lehmann seine Aufgabe gelöst hat, indem auf Grund seines Werkes das Leben
Schnrnhorsts bis zu seinem Antritte in den preußischen Dienst zur Darstellung
gebracht werden soll.
Die Ahnenrcihe unsers Helden läßt sich nicht weiter als bis auf seinen
Großvater verfolgen, der, Gerbt Jürgen mit Namen, ein Kleinbauer in dein
damals kaleubergischen Dorfe Bordenau an der Leine war. Dessen im Jahre
1723 geborner Sohn Ernst Wihlelm, der Vater unsers Scharnhorst, fand Ge¬
fallen am Kriegshandwerk: er machte den österreichischen Erbfolgekrieg mit und
°x) Scharnhorst. Von Max Lehmann. Erster Teil. Bis zum Tilsiter Frieden.
Mit eine,» Bildnisse und drei Karten. Leipzig, S. Hirzel, 1886. XVI, 548 S.
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