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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

logischen Instituts" zusammenfassen, während der Ansicht, daß ein deutsches
Institut auch im eignen Vaterlande ein Organ für die archäologische Wissenschaft
besitzen müsse, dadurch genügt wurde, daß die durch Gerhard 1843 begründete
und seiner Zeit von E, Hübner geleitete "Archäologische Zeitung" als Jnstituts-
publitativn anerkannt und demgemäß umgestaltet und erweitert wurde, Ebenso
wurde die DxItLllr"zri8 LpiAiÄpluva, die seit 1872 als Supplement des t'orpns
Insonxtivuum I^linarrmr erschien, auf den Jnstitutsetat übernommen. In den
genannten Schriften hat das archäologische Institut bis zum Jahre 188S seiue
von reichen wissenschaftlichen Ergebnissen gekrönte Wirksamkeit in einer dem
deutschen Namen und die deutsche Wissenschaft ehrenden Weise vertreten.

Wir haben im vorstehenden die Geschichte der Schriften, die sich natur¬
gemäß von der des Instituts uicht trennen läßt, auf Grund offizieller Angaben,
wie sie in der 1879 zur Feier des funfzigjährigen Bestehens des Instituts von
der Zeutraldirektiou herausgegebenen, von Adolf Michaelis verfaßten Festschrift
enthalten sind, mit einiger Ausführlichkeit erzählt, weil die neuen Verhültniffe
nur mit Hilfe eines historischen Rückblickes verstanden und richtig beurteilt
werden können. Zu diesem Zwecke bedarf aber auch die im Laufe der Zeit ver¬
änderte äußere Lage des Instituts einer kurzen Beleuchtung.

Die ^vnÄi und das Lnllorlno waren früher die hauptsächlichsten Organe,
in welchen die Gelehrten aller Länder ihre Forschungen und Entdeckungen
niederlegten. Wege" dieses internationalen Charakters hatte man, wie bemerkt,
die italienische Sprache als Gelehrtensprache und die französische als Verkehrs¬
sprache gewählt, und diese Bestimmung war, wie die Geschichte des Instituts
und der Standpunkt, den es in Rom einnahm, gezeigt haben, die einzig mög¬
liche. Mit der politischen Einigung und Erstarkung Italiens und der hieran
sich knüpfenden größern wissenschaftlichen Regsamkeit war, wie nicht anders zu
erwarten war, der Wunsch rege geworden, für die italienische Wissenschaft Or¬
gane zu besitzen, die einen spezifisch nationalen Charakter tragen sollten. Das
1842 von Avellino für den engeren Bereich Süditaliens gegründete I-u!!>'i!in>
MÜtöolog'ivo niipolilWv, welches von Minervini fortgesetzt und 1861 in ein
LullLtino arolnzolog'ivo it^liMv umgewandelt wurde, hatte sich nicht lange zu
halten vermocht. 1860 hatte mit Vertreibung der Bourbonen aus Neapel die
nationale Organisation der Archäologie unter der Leitung Fiorellis, des Di¬
rektors des Nationalmuseums in Neapel, begonnen. 1866 wurde die Louolii.
!MllLologi(ZÄ all l^oirrxsi von der Negierung gegründet; ein bereits seit 1860
erscheinendes (liornglö ÄoM soavi (das später als Mlixio (legli L0g,öl erschien
und amtliche Berichte über die Ausgrabungen im ganzen Königreiche bringt)
vermittelt ein klares Bild von dem Standpunkte und -Fortschritte der Ans-
grabungsarbeiteu. Die 1872 in Rom gegründete Lionrnrissiono arolisolosiv-i.
mrmi<ziMlv giebt ein monatlich erscheinendes, mit schönen Tafeln ausgestattetes
LMolwo heraus, in welchem die in städtischem Besitze befindlichen und noch


Grenzboten III. 1386. 1"
Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

logischen Instituts" zusammenfassen, während der Ansicht, daß ein deutsches
Institut auch im eignen Vaterlande ein Organ für die archäologische Wissenschaft
besitzen müsse, dadurch genügt wurde, daß die durch Gerhard 1843 begründete
und seiner Zeit von E, Hübner geleitete „Archäologische Zeitung" als Jnstituts-
publitativn anerkannt und demgemäß umgestaltet und erweitert wurde, Ebenso
wurde die DxItLllr«zri8 LpiAiÄpluva, die seit 1872 als Supplement des t'orpns
Insonxtivuum I^linarrmr erschien, auf den Jnstitutsetat übernommen. In den
genannten Schriften hat das archäologische Institut bis zum Jahre 188S seiue
von reichen wissenschaftlichen Ergebnissen gekrönte Wirksamkeit in einer dem
deutschen Namen und die deutsche Wissenschaft ehrenden Weise vertreten.

Wir haben im vorstehenden die Geschichte der Schriften, die sich natur¬
gemäß von der des Instituts uicht trennen läßt, auf Grund offizieller Angaben,
wie sie in der 1879 zur Feier des funfzigjährigen Bestehens des Instituts von
der Zeutraldirektiou herausgegebenen, von Adolf Michaelis verfaßten Festschrift
enthalten sind, mit einiger Ausführlichkeit erzählt, weil die neuen Verhültniffe
nur mit Hilfe eines historischen Rückblickes verstanden und richtig beurteilt
werden können. Zu diesem Zwecke bedarf aber auch die im Laufe der Zeit ver¬
änderte äußere Lage des Instituts einer kurzen Beleuchtung.

Die ^vnÄi und das Lnllorlno waren früher die hauptsächlichsten Organe,
in welchen die Gelehrten aller Länder ihre Forschungen und Entdeckungen
niederlegten. Wege» dieses internationalen Charakters hatte man, wie bemerkt,
die italienische Sprache als Gelehrtensprache und die französische als Verkehrs¬
sprache gewählt, und diese Bestimmung war, wie die Geschichte des Instituts
und der Standpunkt, den es in Rom einnahm, gezeigt haben, die einzig mög¬
liche. Mit der politischen Einigung und Erstarkung Italiens und der hieran
sich knüpfenden größern wissenschaftlichen Regsamkeit war, wie nicht anders zu
erwarten war, der Wunsch rege geworden, für die italienische Wissenschaft Or¬
gane zu besitzen, die einen spezifisch nationalen Charakter tragen sollten. Das
1842 von Avellino für den engeren Bereich Süditaliens gegründete I-u!!>'i!in>
MÜtöolog'ivo niipolilWv, welches von Minervini fortgesetzt und 1861 in ein
LullLtino arolnzolog'ivo it^liMv umgewandelt wurde, hatte sich nicht lange zu
halten vermocht. 1860 hatte mit Vertreibung der Bourbonen aus Neapel die
nationale Organisation der Archäologie unter der Leitung Fiorellis, des Di¬
rektors des Nationalmuseums in Neapel, begonnen. 1866 wurde die Louolii.
!MllLologi(ZÄ all l^oirrxsi von der Negierung gegründet; ein bereits seit 1860
erscheinendes (liornglö ÄoM soavi (das später als Mlixio (legli L0g,öl erschien
und amtliche Berichte über die Ausgrabungen im ganzen Königreiche bringt)
vermittelt ein klares Bild von dem Standpunkte und -Fortschritte der Ans-
grabungsarbeiteu. Die 1872 in Rom gegründete Lionrnrissiono arolisolosiv-i.
mrmi<ziMlv giebt ein monatlich erscheinendes, mit schönen Tafeln ausgestattetes
LMolwo heraus, in welchem die in städtischem Besitze befindlichen und noch


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[0129] Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts. logischen Instituts" zusammenfassen, während der Ansicht, daß ein deutsches Institut auch im eignen Vaterlande ein Organ für die archäologische Wissenschaft besitzen müsse, dadurch genügt wurde, daß die durch Gerhard 1843 begründete und seiner Zeit von E, Hübner geleitete „Archäologische Zeitung" als Jnstituts- publitativn anerkannt und demgemäß umgestaltet und erweitert wurde, Ebenso wurde die DxItLllr«zri8 LpiAiÄpluva, die seit 1872 als Supplement des t'orpns Insonxtivuum I^linarrmr erschien, auf den Jnstitutsetat übernommen. In den genannten Schriften hat das archäologische Institut bis zum Jahre 188S seiue von reichen wissenschaftlichen Ergebnissen gekrönte Wirksamkeit in einer dem deutschen Namen und die deutsche Wissenschaft ehrenden Weise vertreten. Wir haben im vorstehenden die Geschichte der Schriften, die sich natur¬ gemäß von der des Instituts uicht trennen läßt, auf Grund offizieller Angaben, wie sie in der 1879 zur Feier des funfzigjährigen Bestehens des Instituts von der Zeutraldirektiou herausgegebenen, von Adolf Michaelis verfaßten Festschrift enthalten sind, mit einiger Ausführlichkeit erzählt, weil die neuen Verhültniffe nur mit Hilfe eines historischen Rückblickes verstanden und richtig beurteilt werden können. Zu diesem Zwecke bedarf aber auch die im Laufe der Zeit ver¬ änderte äußere Lage des Instituts einer kurzen Beleuchtung. Die ^vnÄi und das Lnllorlno waren früher die hauptsächlichsten Organe, in welchen die Gelehrten aller Länder ihre Forschungen und Entdeckungen niederlegten. Wege» dieses internationalen Charakters hatte man, wie bemerkt, die italienische Sprache als Gelehrtensprache und die französische als Verkehrs¬ sprache gewählt, und diese Bestimmung war, wie die Geschichte des Instituts und der Standpunkt, den es in Rom einnahm, gezeigt haben, die einzig mög¬ liche. Mit der politischen Einigung und Erstarkung Italiens und der hieran sich knüpfenden größern wissenschaftlichen Regsamkeit war, wie nicht anders zu erwarten war, der Wunsch rege geworden, für die italienische Wissenschaft Or¬ gane zu besitzen, die einen spezifisch nationalen Charakter tragen sollten. Das 1842 von Avellino für den engeren Bereich Süditaliens gegründete I-u!!>'i!in> MÜtöolog'ivo niipolilWv, welches von Minervini fortgesetzt und 1861 in ein LullLtino arolnzolog'ivo it^liMv umgewandelt wurde, hatte sich nicht lange zu halten vermocht. 1860 hatte mit Vertreibung der Bourbonen aus Neapel die nationale Organisation der Archäologie unter der Leitung Fiorellis, des Di¬ rektors des Nationalmuseums in Neapel, begonnen. 1866 wurde die Louolii. !MllLologi(ZÄ all l^oirrxsi von der Negierung gegründet; ein bereits seit 1860 erscheinendes (liornglö ÄoM soavi (das später als Mlixio (legli L0g,öl erschien und amtliche Berichte über die Ausgrabungen im ganzen Königreiche bringt) vermittelt ein klares Bild von dem Standpunkte und -Fortschritte der Ans- grabungsarbeiteu. Die 1872 in Rom gegründete Lionrnrissiono arolisolosiv-i. mrmi<ziMlv giebt ein monatlich erscheinendes, mit schönen Tafeln ausgestattetes LMolwo heraus, in welchem die in städtischem Besitze befindlichen und noch Grenzboten III. 1386. 1«

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/129>, abgerufen am 22.07.2024.