Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Camoens. flüsterte sie. Als mir gestern die Herzogin sagte, daß ich hinweg müsse, Schlitz Es war ein frohes Erbeben, mit welchem Barreto die schöne jugendliche Und die deinen, Herr! versetzte sie erglühend. Er folgte ihr gleichwohl Esmcch neigte mit einem reizenden ergebner Lächeln ihren Kopf, sie besann Der Hausherr drängte die alte Schaffnerin und die dienenden Mädchen, Camoens. flüsterte sie. Als mir gestern die Herzogin sagte, daß ich hinweg müsse, Schlitz Es war ein frohes Erbeben, mit welchem Barreto die schöne jugendliche Und die deinen, Herr! versetzte sie erglühend. Er folgte ihr gleichwohl Esmcch neigte mit einem reizenden ergebner Lächeln ihren Kopf, sie besann Der Hausherr drängte die alte Schaffnerin und die dienenden Mädchen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0640" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198706"/> <fw type="header" place="top"> Camoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1857" prev="#ID_1856"> flüsterte sie. Als mir gestern die Herzogin sagte, daß ich hinweg müsse, Schlitz<lb/> bei dir zu suchen, dachte ich, daß du kein Weib hättest, Herr, und daß du<lb/> Esmcih vielleicht nicht verschmähen würdest. Schon als Grüsin Catarina vor<lb/> kurzem mit mir die Geschichte der Nuth las, wußte ich, wem ich vertrauen müßte,<lb/> wie die Moabitiu dem Boas!</p><lb/> <p xml:id="ID_1858"> Es war ein frohes Erbeben, mit welchem Barreto die schöne jugendliche<lb/> Gestalt aufs neue in seine Arme schloß. Er hob sie über die Schwelle und<lb/> flüsterte ihr zu: Das sind fortan deine Gemächer, Esmcch.</p><lb/> <p xml:id="ID_1859"> Und die deinen, Herr! versetzte sie erglühend. Er folgte ihr gleichwohl<lb/> nicht, sondern rief der in das Gemach hineineilenden nach: Nicht früher, Esmcch,<lb/> als bis wir vor dem Altar gestanden haben, und das soll geschehen, sobald du<lb/> selbst es willst!</p><lb/> <p xml:id="ID_1860"> Esmcch neigte mit einem reizenden ergebner Lächeln ihren Kopf, sie besann<lb/> sich offenbar einmal wieder, daß sie hier nicht in ihrer Wüstenheimat und daß<lb/> sie eine Christin sei. Barreto aber hörte jetzt herankommende eilige Schritte,<lb/> aus der Thür des Saales traten nacheinander Jayme und Jocio, die alte<lb/> Schcisfnerin und zwei, drei junge Dorfmädchen. Jayme schleppte sich mit dem<lb/> wvhlverschnürten Ballen, der Esmahs Kleider und kleine Habseligkeiten enthielt,<lb/> der Hausmeister hatte offenbar keine Zeit und Geduld, dem Wackern dabei zu<lb/> helfen, er stürmte auf seinen Herrn los: Ist es wahr, Senhor, was der alte<lb/> Seewolf berichtet? Und er prallte zurück, als er Esmcch auf der Schwelle der<lb/> zum erstenmale geöffneten Frauengemücher ansichtig ward. Der Gutsherr<lb/> deutete auf das schöne Mädchen und rief laut: Jayme, fabelt nicht, Joao, hier<lb/> steht die Herrin von Almvcegema, der ihr Treue geloben und halten werdet!<lb/> Heran, ihr Mädchen, dient Esmcch gut, helft ihr die Gemächer wohnlich zu machen<lb/> und sich selbst nach der durchwachten Nacht umzukleiden und zu erquicken!<lb/> Bleib hier zurück, Jocio, du, Schaffnerin, trage mit den Mädchen dort das<lb/> Gepäck in Esmahs Zimmer. Halte dich zu mir, Joao, sie ist nicht daran ge¬<lb/> wöhnt, daß ein Manu ihr Gemach betritt! Sorge, daß ein gutes Frühmahl<lb/> unter König Diniz' Platane aufgetragen wird, ich will inzwischen Luis Camoens<lb/> wecken, der vor allem wissen muß, welches Wunder sich hier begeben hat!</p><lb/> <p xml:id="ID_1861" next="#ID_1862"> Der Hausherr drängte die alte Schaffnerin und die dienenden Mädchen,<lb/> sich rasch zu Esmcch hineinzubegeben und Thür und Fenster der Frauengemücher<lb/> wiederum zu schließen. In den übervollen Becher seines wundergleicher Glückes<lb/> fiel in dem Augenblicke, wo er Camoens' Namen nannte, ein bitterer Tropfen<lb/> — er hatte im Entzücken der letzten Stunde den Freund vergessen — und<lb/> jetzt durchschauerte ihn die Gewißheit, daß derselbe seinen Jubel nicht teilen<lb/> könne und werde. Er winkte, ehe sich die Thür hinter Esmcch schloß, der<lb/> Lieblicher noch einmal zu, denn ging er mit eilenden Schritten, an denen<lb/> gleichwohl das Gewicht einer plötzlichen schweren Sorge hing, über den<lb/> Brunnenhof hinweg, um entschlossen an Camoens' Thür zu pochen. Er hatte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0640]
Camoens.
flüsterte sie. Als mir gestern die Herzogin sagte, daß ich hinweg müsse, Schlitz
bei dir zu suchen, dachte ich, daß du kein Weib hättest, Herr, und daß du
Esmcih vielleicht nicht verschmähen würdest. Schon als Grüsin Catarina vor
kurzem mit mir die Geschichte der Nuth las, wußte ich, wem ich vertrauen müßte,
wie die Moabitiu dem Boas!
Es war ein frohes Erbeben, mit welchem Barreto die schöne jugendliche
Gestalt aufs neue in seine Arme schloß. Er hob sie über die Schwelle und
flüsterte ihr zu: Das sind fortan deine Gemächer, Esmcch.
Und die deinen, Herr! versetzte sie erglühend. Er folgte ihr gleichwohl
nicht, sondern rief der in das Gemach hineineilenden nach: Nicht früher, Esmcch,
als bis wir vor dem Altar gestanden haben, und das soll geschehen, sobald du
selbst es willst!
Esmcch neigte mit einem reizenden ergebner Lächeln ihren Kopf, sie besann
sich offenbar einmal wieder, daß sie hier nicht in ihrer Wüstenheimat und daß
sie eine Christin sei. Barreto aber hörte jetzt herankommende eilige Schritte,
aus der Thür des Saales traten nacheinander Jayme und Jocio, die alte
Schcisfnerin und zwei, drei junge Dorfmädchen. Jayme schleppte sich mit dem
wvhlverschnürten Ballen, der Esmahs Kleider und kleine Habseligkeiten enthielt,
der Hausmeister hatte offenbar keine Zeit und Geduld, dem Wackern dabei zu
helfen, er stürmte auf seinen Herrn los: Ist es wahr, Senhor, was der alte
Seewolf berichtet? Und er prallte zurück, als er Esmcch auf der Schwelle der
zum erstenmale geöffneten Frauengemücher ansichtig ward. Der Gutsherr
deutete auf das schöne Mädchen und rief laut: Jayme, fabelt nicht, Joao, hier
steht die Herrin von Almvcegema, der ihr Treue geloben und halten werdet!
Heran, ihr Mädchen, dient Esmcch gut, helft ihr die Gemächer wohnlich zu machen
und sich selbst nach der durchwachten Nacht umzukleiden und zu erquicken!
Bleib hier zurück, Jocio, du, Schaffnerin, trage mit den Mädchen dort das
Gepäck in Esmahs Zimmer. Halte dich zu mir, Joao, sie ist nicht daran ge¬
wöhnt, daß ein Manu ihr Gemach betritt! Sorge, daß ein gutes Frühmahl
unter König Diniz' Platane aufgetragen wird, ich will inzwischen Luis Camoens
wecken, der vor allem wissen muß, welches Wunder sich hier begeben hat!
Der Hausherr drängte die alte Schaffnerin und die dienenden Mädchen,
sich rasch zu Esmcch hineinzubegeben und Thür und Fenster der Frauengemücher
wiederum zu schließen. In den übervollen Becher seines wundergleicher Glückes
fiel in dem Augenblicke, wo er Camoens' Namen nannte, ein bitterer Tropfen
— er hatte im Entzücken der letzten Stunde den Freund vergessen — und
jetzt durchschauerte ihn die Gewißheit, daß derselbe seinen Jubel nicht teilen
könne und werde. Er winkte, ehe sich die Thür hinter Esmcch schloß, der
Lieblicher noch einmal zu, denn ging er mit eilenden Schritten, an denen
gleichwohl das Gewicht einer plötzlichen schweren Sorge hing, über den
Brunnenhof hinweg, um entschlossen an Camoens' Thür zu pochen. Er hatte
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