Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Lamoens, er geringschätzig über das Wort Gefahr und sagte dann: Ihr wollt nicht von Ihr habt Euch groß und gnädig erwiesen, Herr! sagte Katarina leise, und Der junge König richtete sich heftig in den Bügeln empor, sein Gesicht Ich verstehe Eure Majestät nicht! entgegnete Catarina und wandte ihr Das Recht giebt Euch die Bitte, die ich nicht zum erstenmale an Euch ge¬ Der junge Fürst ritt, indem er dies sprach, mit dem schönen Mädchen Lamoens, er geringschätzig über das Wort Gefahr und sagte dann: Ihr wollt nicht von Ihr habt Euch groß und gnädig erwiesen, Herr! sagte Katarina leise, und Der junge König richtete sich heftig in den Bügeln empor, sein Gesicht Ich verstehe Eure Majestät nicht! entgegnete Catarina und wandte ihr Das Recht giebt Euch die Bitte, die ich nicht zum erstenmale an Euch ge¬ Der junge Fürst ritt, indem er dies sprach, mit dem schönen Mädchen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0046" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198112"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens,</fw><lb/> <p xml:id="ID_122" prev="#ID_121"> er geringschätzig über das Wort Gefahr und sagte dann: Ihr wollt nicht von<lb/> meiner Jagd sprechen — Ihr zürnt mir noch, Herrin — ich bin Euch hart<lb/> erschienen. Aber Ihr wißt nicht, wie mich jedes Hindernis schmerzt, das<lb/> mich auf dem Siegeswege aufhält, den ich mein Volk in Afrika führen will!<lb/> Tag und Nacht sehe ich die Minarets von Marokko vor Augen, auf die ich<lb/> Gottes Kreuz pflanzen muß, und leider, leider, kann ich dabei der Hilfe des<lb/> ungläubigen Fürsten nicht entbehren, dem Euer Täufling entflohen ist. Da war<lb/> es wohl verzeihlich, daß ich nicht sogleich gut hieß, was die Herren Barreto<lb/> und Camoens beliebt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_123"> Ihr habt Euch groß und gnädig erwiesen, Herr! sagte Katarina leise, und<lb/> mir, der Unerfahrenen, ziemt kein Urteil über das, was Eure Majestät sonst sagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_124"> Der junge König richtete sich heftig in den Bügeln empor, sein Gesicht<lb/> zeigte wieder einmal jene Blässe, die bei großer Erregung mit jäher Röte ab¬<lb/> wechselte: Ihr sollt zu mir nicht so sprechen, Donna Catarina, nicht so! Wie<lb/> lange habe ich darauf gehofft, Euch einmal in Wald und Feld zu begegnen,<lb/> mit Euch reden zu können, wie mit niemand in der Welt, von Euch zu hören,<lb/> was mir keiner an meinem Hofe und keiner in meinem Lande sagt! Gerade<lb/> hier in meinen Jagdgründen, wo ich sonst immer frei atmen konnte, preßt Ihr<lb/> mir das Herz, als wenn wir im Palast zu Lissabon stünden, die Herzogin<lb/> neben Euch und Pater Tellez hinter mir!</p><lb/> <p xml:id="ID_125"> Ich verstehe Eure Majestät nicht! entgegnete Catarina und wandte ihr<lb/> Gesicht von dem König hinweg. Welch ein Recht hätte ich, meinem erlauchten<lb/> Herrn zu widersprechen, und weshalb dürfte ich »vagen, was keinem Eurer<lb/> Unterthanen zusteht?</p><lb/> <p xml:id="ID_126"> Das Recht giebt Euch die Bitte, die ich nicht zum erstenmale an Euch ge¬<lb/> richtet habe, Gräfin Catarina! sagte Dom Sebastian und dämpfte die Stimme<lb/> so, daß niemand aus dem Gefolge eiuen Laut derselben vernehmen konnte. Ich<lb/> will aus einem Munde und am liebsten ans der Welt aus dem Euern die<lb/> reine Wahrheit hören, Herrin! Ich weiß wohl, daß anch der größte König sie<lb/> nicht befehlen darf, doch ich hoffte, daß Ihr tiefern Anteil an mir mahnet und<lb/> mir Euers Herzens Meinung nicht vorenthalten würdet. Ihr schweigt im<lb/> Kreise meines Hofes, Donna Catarina; löst Euch auch die Stille hier die Lippen<lb/> nicht, so gebe ich jede Hoffnung auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_127" next="#ID_128"> Der junge Fürst ritt, indem er dies sprach, mit dem schönen Mädchen<lb/> unter schlanken Kastanien hin, die rechts und links vom Wege standen und<lb/> deren Laubkronen sich zu einer Art grüner Halle verschränkten. Wo der movs-<lb/> nberwachsenc Boden sich nur etwas erhob, drohten die Zweige den Reitenden<lb/> ins Gesicht zu schlagen; Dom Sebastian vergaß trotz aller Erregung des Augen¬<lb/> blickes nicht, sie vor dem Haupte seiner schonen Begleiterin znrückzubiegen. Die<lb/> Sonne, die zum Mittag stieg, drang auch hier herein, das Licht floß an den<lb/> Ästen und Stämmen herab und flirrte dnrch das dichteste Laubdach; so oft</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0046]
Lamoens,
er geringschätzig über das Wort Gefahr und sagte dann: Ihr wollt nicht von
meiner Jagd sprechen — Ihr zürnt mir noch, Herrin — ich bin Euch hart
erschienen. Aber Ihr wißt nicht, wie mich jedes Hindernis schmerzt, das
mich auf dem Siegeswege aufhält, den ich mein Volk in Afrika führen will!
Tag und Nacht sehe ich die Minarets von Marokko vor Augen, auf die ich
Gottes Kreuz pflanzen muß, und leider, leider, kann ich dabei der Hilfe des
ungläubigen Fürsten nicht entbehren, dem Euer Täufling entflohen ist. Da war
es wohl verzeihlich, daß ich nicht sogleich gut hieß, was die Herren Barreto
und Camoens beliebt haben.
Ihr habt Euch groß und gnädig erwiesen, Herr! sagte Katarina leise, und
mir, der Unerfahrenen, ziemt kein Urteil über das, was Eure Majestät sonst sagt.
Der junge König richtete sich heftig in den Bügeln empor, sein Gesicht
zeigte wieder einmal jene Blässe, die bei großer Erregung mit jäher Röte ab¬
wechselte: Ihr sollt zu mir nicht so sprechen, Donna Catarina, nicht so! Wie
lange habe ich darauf gehofft, Euch einmal in Wald und Feld zu begegnen,
mit Euch reden zu können, wie mit niemand in der Welt, von Euch zu hören,
was mir keiner an meinem Hofe und keiner in meinem Lande sagt! Gerade
hier in meinen Jagdgründen, wo ich sonst immer frei atmen konnte, preßt Ihr
mir das Herz, als wenn wir im Palast zu Lissabon stünden, die Herzogin
neben Euch und Pater Tellez hinter mir!
Ich verstehe Eure Majestät nicht! entgegnete Catarina und wandte ihr
Gesicht von dem König hinweg. Welch ein Recht hätte ich, meinem erlauchten
Herrn zu widersprechen, und weshalb dürfte ich »vagen, was keinem Eurer
Unterthanen zusteht?
Das Recht giebt Euch die Bitte, die ich nicht zum erstenmale an Euch ge¬
richtet habe, Gräfin Catarina! sagte Dom Sebastian und dämpfte die Stimme
so, daß niemand aus dem Gefolge eiuen Laut derselben vernehmen konnte. Ich
will aus einem Munde und am liebsten ans der Welt aus dem Euern die
reine Wahrheit hören, Herrin! Ich weiß wohl, daß anch der größte König sie
nicht befehlen darf, doch ich hoffte, daß Ihr tiefern Anteil an mir mahnet und
mir Euers Herzens Meinung nicht vorenthalten würdet. Ihr schweigt im
Kreise meines Hofes, Donna Catarina; löst Euch auch die Stille hier die Lippen
nicht, so gebe ich jede Hoffnung auf.
Der junge Fürst ritt, indem er dies sprach, mit dem schönen Mädchen
unter schlanken Kastanien hin, die rechts und links vom Wege standen und
deren Laubkronen sich zu einer Art grüner Halle verschränkten. Wo der movs-
nberwachsenc Boden sich nur etwas erhob, drohten die Zweige den Reitenden
ins Gesicht zu schlagen; Dom Sebastian vergaß trotz aller Erregung des Augen¬
blickes nicht, sie vor dem Haupte seiner schonen Begleiterin znrückzubiegen. Die
Sonne, die zum Mittag stieg, drang auch hier herein, das Licht floß an den
Ästen und Stämmen herab und flirrte dnrch das dichteste Laubdach; so oft
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