Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Kritische Beiträge zur sozialen Frage. brauchsvermögen in das verwandelt, was man Kapital nennt. So tritt ein Damit war für den Besitzer von aufgespeicherten Produkt eine neue Zeit Aber diese Zeit des Überganges verstrich, Eisenbahnen und Fabriken waren Kritische Beiträge zur sozialen Frage. brauchsvermögen in das verwandelt, was man Kapital nennt. So tritt ein Damit war für den Besitzer von aufgespeicherten Produkt eine neue Zeit Aber diese Zeit des Überganges verstrich, Eisenbahnen und Fabriken waren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0166" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198232"/> <fw type="header" place="top"> Kritische Beiträge zur sozialen Frage.</fw><lb/> <p xml:id="ID_451" prev="#ID_450"> brauchsvermögen in das verwandelt, was man Kapital nennt. So tritt ein<lb/> ganz neuer Faktor in das Wirtschaftsleben ein, der in erster Linie dazu beiträgt,<lb/> die Entwicklung des Privateigentums immer mehr zu beschleunigen: es ist die<lb/> Möglichkeit für den Besitzer von aufgespeicherten Produkt, dasselbe nicht bloß für<lb/> sich selbst zu gebrauchen, sondern es zu weiterer Produktion zu verwenden und<lb/> damit die aufgespeicherte Produkteumeuge immer noch zu steigern. Das auf¬<lb/> gespeicherte Produkt nimmt jetzt seinerseits eine Eigenschaft an, die seither nur<lb/> dem Erdboden zukam, es dient zur Erzeugung neuer Produkte und gewährt in<lb/> ähnlicher Weise Reute wie dieser. Neben der Grundrente oder dem Anteil des<lb/> Grundbesitzers an der Nohproduktion entsteht die Kapitalreute oder der Anteil<lb/> des Besitzers von aufgespeicherten Produkt an den durch produktive Verwendung<lb/> desselben erzeugten neuen Produkten.</p><lb/> <p xml:id="ID_452"> Damit war für den Besitzer von aufgespeicherten Produkt eine neue Zeit<lb/> angebrochen; es trat das allgemeine Bestreben hervor, von der aufgespeicherten<lb/> Produktenmenge einen möglichst kleinen Teil zum eignen Gebrauch zu verwenden,<lb/> dagegen einen möglichst großen Teil zu weiterer Produktion zu verwerten oder<lb/> zu kapitalisiren; denn Kapital ist ja nichts andres als zu weiterer Produktion<lb/> verwertetes Produkt. Die Folge hiervon mußte eine großartige Entwicklung<lb/> der gesamten Produktion sein. Durch die Erfindungen der Neuzeit, durch die<lb/> Dampfmaschine und alle jene andern technischen Fortschritte, vollzog sich in ver¬<lb/> hältnismüßig kurzer Zeit eine totale Umwälzung der seitherigen mehr auf der<lb/> menschlichen Arbeitskraft basirten Produktionsmethode. Der Arbeitsstoffbesitzer<lb/> hatte das Mittel gefunden, mit einem Minimum vou menschlicher Arbeitskraft<lb/> Prvdnktenmengen auf den Weltmarkt zu zaubern, die in das höchste Erstannen<lb/> setzen mußten und schien sich damit von dem lästigen Mitbewerb des Arbeits¬<lb/> kraftbesitzers um das Produkt endgiltig befreit zu haben. Millionen von mensch¬<lb/> lichen Arbeitskräften waren für ihren seitherigen Beruf entbehrlich und aus ihrer<lb/> Existenz geschleudert worden. Doch machten sich die Folgen davon für dieselben<lb/> nicht sofort geltend, im Gegenteil hatte es zunächst den Anschein, als sollte auch<lb/> für den Arbeitskraftbesitzer mit dieser Änderung die goldene Zeit angebrochen<lb/> sein. Die rasch sich vollziehende Neuordnung der ganzen Prodnktions-<lb/> methode, die zahlreichen neuen Bedürfnisse, welche die sich überstürzenden Er-<lb/> findungen des Maschiuenzeitalters schufen, erzeugten vorübergehend einen gro߬<lb/> artigen Aufschwung. Alles war jetzt bestrebt, sein aufgespeichertes Produkt zu<lb/> Kapital zu machen, großartige Neuanlagen aller Art entstanden und brachten<lb/> die Produktenmengen unter die Leute; man denke nur daran, welches Leben die<lb/> rasche Versorgung des Erdballs mit Eisenbahnen in den Güterumlauf brachte,<lb/> welche Kapitalsummen es erforderte, all die neuen Fabriken und Anstalten zu<lb/> bauen und in Betrieb zu setzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_453" next="#ID_454"> Aber diese Zeit des Überganges verstrich, Eisenbahnen und Fabriken waren<lb/> gebaut, und ungezählte Mengen von Produkten wurden auf den Weltmarkt ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0166]
Kritische Beiträge zur sozialen Frage.
brauchsvermögen in das verwandelt, was man Kapital nennt. So tritt ein
ganz neuer Faktor in das Wirtschaftsleben ein, der in erster Linie dazu beiträgt,
die Entwicklung des Privateigentums immer mehr zu beschleunigen: es ist die
Möglichkeit für den Besitzer von aufgespeicherten Produkt, dasselbe nicht bloß für
sich selbst zu gebrauchen, sondern es zu weiterer Produktion zu verwenden und
damit die aufgespeicherte Produkteumeuge immer noch zu steigern. Das auf¬
gespeicherte Produkt nimmt jetzt seinerseits eine Eigenschaft an, die seither nur
dem Erdboden zukam, es dient zur Erzeugung neuer Produkte und gewährt in
ähnlicher Weise Reute wie dieser. Neben der Grundrente oder dem Anteil des
Grundbesitzers an der Nohproduktion entsteht die Kapitalreute oder der Anteil
des Besitzers von aufgespeicherten Produkt an den durch produktive Verwendung
desselben erzeugten neuen Produkten.
Damit war für den Besitzer von aufgespeicherten Produkt eine neue Zeit
angebrochen; es trat das allgemeine Bestreben hervor, von der aufgespeicherten
Produktenmenge einen möglichst kleinen Teil zum eignen Gebrauch zu verwenden,
dagegen einen möglichst großen Teil zu weiterer Produktion zu verwerten oder
zu kapitalisiren; denn Kapital ist ja nichts andres als zu weiterer Produktion
verwertetes Produkt. Die Folge hiervon mußte eine großartige Entwicklung
der gesamten Produktion sein. Durch die Erfindungen der Neuzeit, durch die
Dampfmaschine und alle jene andern technischen Fortschritte, vollzog sich in ver¬
hältnismüßig kurzer Zeit eine totale Umwälzung der seitherigen mehr auf der
menschlichen Arbeitskraft basirten Produktionsmethode. Der Arbeitsstoffbesitzer
hatte das Mittel gefunden, mit einem Minimum vou menschlicher Arbeitskraft
Prvdnktenmengen auf den Weltmarkt zu zaubern, die in das höchste Erstannen
setzen mußten und schien sich damit von dem lästigen Mitbewerb des Arbeits¬
kraftbesitzers um das Produkt endgiltig befreit zu haben. Millionen von mensch¬
lichen Arbeitskräften waren für ihren seitherigen Beruf entbehrlich und aus ihrer
Existenz geschleudert worden. Doch machten sich die Folgen davon für dieselben
nicht sofort geltend, im Gegenteil hatte es zunächst den Anschein, als sollte auch
für den Arbeitskraftbesitzer mit dieser Änderung die goldene Zeit angebrochen
sein. Die rasch sich vollziehende Neuordnung der ganzen Prodnktions-
methode, die zahlreichen neuen Bedürfnisse, welche die sich überstürzenden Er-
findungen des Maschiuenzeitalters schufen, erzeugten vorübergehend einen gro߬
artigen Aufschwung. Alles war jetzt bestrebt, sein aufgespeichertes Produkt zu
Kapital zu machen, großartige Neuanlagen aller Art entstanden und brachten
die Produktenmengen unter die Leute; man denke nur daran, welches Leben die
rasche Versorgung des Erdballs mit Eisenbahnen in den Güterumlauf brachte,
welche Kapitalsummen es erforderte, all die neuen Fabriken und Anstalten zu
bauen und in Betrieb zu setzen.
Aber diese Zeit des Überganges verstrich, Eisenbahnen und Fabriken waren
gebaut, und ungezählte Mengen von Produkten wurden auf den Weltmarkt ge-
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