Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Lamoöns. sich auf dem Moose unter freiem Himmel betten. Ich gedachte jedoch der Zeit, So sicher als irgendwo in Portugal, versetzte der Ritter, während Camoens Du hast helle und scharfe Angen, Mädchen -- schau dort hinüber, und Inzwischen war Barreto zu Esmah hingetreten, sie neigte sich vor ihm und G' mzbvten I. 1880. öde
Lamoöns. sich auf dem Moose unter freiem Himmel betten. Ich gedachte jedoch der Zeit, So sicher als irgendwo in Portugal, versetzte der Ritter, während Camoens Du hast helle und scharfe Angen, Mädchen — schau dort hinüber, und Inzwischen war Barreto zu Esmah hingetreten, sie neigte sich vor ihm und G' mzbvten I. 1880. öde
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0529" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197953"/> <fw type="header" place="top"> Lamoöns.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1547" prev="#ID_1546"> sich auf dem Moose unter freiem Himmel betten. Ich gedachte jedoch der Zeit,<lb/> da ich dem Missionshause zu Malakka Vorstand und gewohnt war, mein Nacht¬<lb/> lager unter Räumen zu nehmen. Meine alte Decke aus Indien hat mir noch<lb/> einmal gut gedient, und ich habe zwei Stunden oder drei recht erquicklich ge¬<lb/> schlafen. Allein ich wollte nicht von mir sprechen, ihr Herren! Mich bekümmert<lb/> das weitere Schicksal dieses armen fremden Kindes -— Dom Antonio sagt mir,<lb/> daß Ihr auf Euer» Gütern eine Zufluchtsstätte für sie eröffnen wollt, Senhor<lb/> Manuel, glaubt Ihr, daß Esmcch dort in voller Sicherheit sei?</p><lb/> <p xml:id="ID_1548"> So sicher als irgendwo in Portugal, versetzte der Ritter, während Camoens<lb/> sich abwandte. Er mochte nicht vernehmen, was Barreto dem Pater des weitern<lb/> darlegte — seine Hoffnungen für Esmahs Zukunft richteten sich nicht auf<lb/> Almveegenm und die greise Base Manuels. Und dennoch trug er Bedenken,<lb/> sich mit einer Mahnung an Catarina Palmeirim in die Unterredung zu mischen.<lb/> Zu unbestimmt war doch, was ihm die junge Gräfin und die Herzogin von<lb/> Vraganza am gestrigen Morgen verheißen hatten. Sehnsüchtig und unruhig<lb/> blickte er, noch ehe er Esmcch begrüßte, über jenen Teil des Hochthals hinweg,<lb/> zu welchem von Cintra herauf ein dritter Weg führte; er wußte durch einen<lb/> Brief der Herzogin, daß Catarinn mit ihrem kleine» Gefolge diese» Weg empor¬<lb/> kommen würde. So scharf er ansspühte, noch nahm er im Westen nichts wahr<lb/> als den halb überwachsenen Pfad, das Felsthvr am Waldrande, n»d nicht weit<lb/> davon das verwitterte Steinbild der allerheiligsten Jungfrau, von welchem diese<lb/> Einsamkeit den Namen führte. So folgte er Barreto lind dem greisen Priester<lb/> zu Esmah und flüsterte nur der kleinen Hirtin zu:</p><lb/> <p xml:id="ID_1549"> Du hast helle und scharfe Angen, Mädchen — schau dort hinüber, und<lb/> sobald du die Dame erblickst, welche wir erwarten — sie ist samt ihren Be¬<lb/> gleitern zu Roß! —, so gieb mir ein Zeichen, damit ich sie selbst hierher ge¬<lb/> leiten kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1550" next="#ID_1551"> Inzwischen war Barreto zu Esmah hingetreten, sie neigte sich vor ihm und<lb/> machte in einiger Verwirrung eine Bewegung, als ob sie den Schleier herab¬<lb/> ziehen wolle, den sie seit ihrer Flucht nicht mehr trug. Pater Heuriques gab,<lb/> da Camoens noch immer traumverloren in die Ferne starrte, den Dolmetscher<lb/> ab, und verhieß seinem Tanflinde in Senhor Manuels Namen Aufnahme und<lb/> Schutz in dessen Hause. Mit befangener Scheu, aber doch aufatmend, versuchte<lb/> Esmah ihren Dank in wenigen portugiesischen Worten, welche sie von Jocma<lb/> erlernt hatte, dem hilfreichen Edelmanne knndzuthnn. Herr Manuel bemerkte<lb/> dabei erst, daß sein Freund hinter ihm stets ihm zur Seite blieb, er rief<lb/> Camoens laut an und sagte scherzend: Kommt, kommt, Luis, Ihr kümmert Euch<lb/> nur um die schöne Patin, die Ihr gewonnen, und vergeßt, daß der holde<lb/> Täufling das gleiche Recht auf Eure Teilnahme hat. Camoens wandte sich<lb/> sogleich an das maurische Mädchen, dessen Angen von Barreto zu ihm glitten.<lb/> Esmah weiß, daß ich nicht minder um sie gesorgt habe als mein ritterlicher</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> G' mzbvten I. 1880. öde</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0529]
Lamoöns.
sich auf dem Moose unter freiem Himmel betten. Ich gedachte jedoch der Zeit,
da ich dem Missionshause zu Malakka Vorstand und gewohnt war, mein Nacht¬
lager unter Räumen zu nehmen. Meine alte Decke aus Indien hat mir noch
einmal gut gedient, und ich habe zwei Stunden oder drei recht erquicklich ge¬
schlafen. Allein ich wollte nicht von mir sprechen, ihr Herren! Mich bekümmert
das weitere Schicksal dieses armen fremden Kindes -— Dom Antonio sagt mir,
daß Ihr auf Euer» Gütern eine Zufluchtsstätte für sie eröffnen wollt, Senhor
Manuel, glaubt Ihr, daß Esmcch dort in voller Sicherheit sei?
So sicher als irgendwo in Portugal, versetzte der Ritter, während Camoens
sich abwandte. Er mochte nicht vernehmen, was Barreto dem Pater des weitern
darlegte — seine Hoffnungen für Esmahs Zukunft richteten sich nicht auf
Almveegenm und die greise Base Manuels. Und dennoch trug er Bedenken,
sich mit einer Mahnung an Catarina Palmeirim in die Unterredung zu mischen.
Zu unbestimmt war doch, was ihm die junge Gräfin und die Herzogin von
Vraganza am gestrigen Morgen verheißen hatten. Sehnsüchtig und unruhig
blickte er, noch ehe er Esmcch begrüßte, über jenen Teil des Hochthals hinweg,
zu welchem von Cintra herauf ein dritter Weg führte; er wußte durch einen
Brief der Herzogin, daß Catarinn mit ihrem kleine» Gefolge diese» Weg empor¬
kommen würde. So scharf er ansspühte, noch nahm er im Westen nichts wahr
als den halb überwachsenen Pfad, das Felsthvr am Waldrande, n»d nicht weit
davon das verwitterte Steinbild der allerheiligsten Jungfrau, von welchem diese
Einsamkeit den Namen führte. So folgte er Barreto lind dem greisen Priester
zu Esmah und flüsterte nur der kleinen Hirtin zu:
Du hast helle und scharfe Angen, Mädchen — schau dort hinüber, und
sobald du die Dame erblickst, welche wir erwarten — sie ist samt ihren Be¬
gleitern zu Roß! —, so gieb mir ein Zeichen, damit ich sie selbst hierher ge¬
leiten kann.
Inzwischen war Barreto zu Esmah hingetreten, sie neigte sich vor ihm und
machte in einiger Verwirrung eine Bewegung, als ob sie den Schleier herab¬
ziehen wolle, den sie seit ihrer Flucht nicht mehr trug. Pater Heuriques gab,
da Camoens noch immer traumverloren in die Ferne starrte, den Dolmetscher
ab, und verhieß seinem Tanflinde in Senhor Manuels Namen Aufnahme und
Schutz in dessen Hause. Mit befangener Scheu, aber doch aufatmend, versuchte
Esmah ihren Dank in wenigen portugiesischen Worten, welche sie von Jocma
erlernt hatte, dem hilfreichen Edelmanne knndzuthnn. Herr Manuel bemerkte
dabei erst, daß sein Freund hinter ihm stets ihm zur Seite blieb, er rief
Camoens laut an und sagte scherzend: Kommt, kommt, Luis, Ihr kümmert Euch
nur um die schöne Patin, die Ihr gewonnen, und vergeßt, daß der holde
Täufling das gleiche Recht auf Eure Teilnahme hat. Camoens wandte sich
sogleich an das maurische Mädchen, dessen Angen von Barreto zu ihm glitten.
Esmah weiß, daß ich nicht minder um sie gesorgt habe als mein ritterlicher
G' mzbvten I. 1880. öde
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