Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Ursache dieser Erscheinung war immer Störung und Wiederherstellung der Ruhe Doch betreffen diese Betrachtungen nicht die Hauptsache. Wir haben bei Ursache dieser Erscheinung war immer Störung und Wiederherstellung der Ruhe Doch betreffen diese Betrachtungen nicht die Hauptsache. Wir haben bei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197947"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1526" prev="#ID_1525"> Ursache dieser Erscheinung war immer Störung und Wiederherstellung der Ruhe<lb/> in den Grenzländern des Jndusgcbietes, teilweise aber auch die Fortführung<lb/> des Eiseubahnnetzes Indiens bis nach der Stadt sibi. Eine Eisenbahnver¬<lb/> bindung würde die Transportmittel dieser Gegenden, die jetzt nur in Büffeln<lb/> und Kameelen bestehen, mindestens verzehnfachen. Ferner beschränkt gegenwärtig<lb/> das glühendheiße Wetter, das den Sommer hindurch in den Thälern und<lb/> Ebnen herrscht, die Reisen der Karawanen auf die wenigen Monate der kühleren<lb/> Jahreszeit; sobald dagegen eine Eisenbahn geschaffen wäre, würden selbstver¬<lb/> ständlich die verschiednen Erzeugnisse Südafghanistans, die sich für die Ausfuhr<lb/> nach Indien eignen, das ganze Jahr hindurch nach dem Indus verschickt werden<lb/> können, schon wenn die Bahn nur bis Pischin ginge, noch mehr aber, wenn<lb/> sie sich bis nach Kandahar erstreckte. Diese Waarenmenge stellt bereits jetzt<lb/> einen beträchtlichen Wert dar, Eisenbahnen steigern aber die natürliche Fülle<lb/> der Hilfsquellen eines Landes und eröffnen neben den alten neue. Der Einfluß<lb/> eines in allen Zeiten des Jahres rasch und leicht zu erreichenden Marktes<lb/> würde sich sehr bald ausdehnen, und anregen und befruchten, was jetzt tot und<lb/> unfruchtbar ist; in den Ländern, nach denen sich seine Strahlen erstreckten,<lb/> würde sich die Nachfrage mehren und der Bevölkerung regelmäßige lind besser<lb/> als bisher lohnende Beschäftigung verschaffen, sodaß die Leute bald den Unter¬<lb/> schied zwischen einer gesicherten und einer ungewissen Existenz gewahr werden<lb/> und für den Segen Dank empfinden würden. Schon der Bau der Bahn würde<lb/> das zeigen. Der Afghane hat so gut wie andre Menschenkinder Sinn für<lb/> sichern Lohn und Gewinn, und während der letzten Wirren konnte man be¬<lb/> merken, daß dieselben Arbeiter vom Stamme der Ghilzai, die bei der Anlegung<lb/> der Straße im Knramthale verwendet worden waren, sich in Menge zu den<lb/> Arbeiten einstellten, welche die englische Regierung zur Anlegung einer Bahn<lb/> zwischen Quelen und Chaman angeordnet hatte. Endlich wird auch uicht außer<lb/> Acht zu lassen sein, daß eine Schienenstraße auch günstigen Einfluß auf die<lb/> Einfuhr nach Südafghanistan ausüben und erheblich mehr englische Fabrikate<lb/> als jetzt auf die Bazare von Kandahar bringen würde, wo gegenwärtig vor¬<lb/> züglich Erzeugnisse der russischen Fabrikthätigkeit neben denen der einheimischen<lb/> Gewerbetreibenden figuriren."</p><lb/> <p xml:id="ID_1527" next="#ID_1528"> Doch betreffen diese Betrachtungen nicht die Hauptsache. Wir haben bei<lb/> diesem Punkte nicht so sehr deshalb verweilt, um zu zeigen, daß bei Anlegung einer<lb/> Eisenbahn vom Indus nach der Hauptstadt des südlichen Afghanistans der<lb/> Waarenaustausch zwischen letzterm und Indien bequemer und umfangreicher<lb/> werden muß, sondern um die Thatsache mehr ins Licht zu rücken, daß, wie der<lb/> Handel der Flagge folgt, auch die Zivilisation und das Interesse, sich mit ihr<lb/> aus guten Fuß zu stellen und dabei zu bleiben, dem Zuge guter Straßen folgen.<lb/> Mit andern Worten: eine Eisenbahn wird sich als das stärkste Band zwischen<lb/> England und der afghanischen Regierung erweisen. Sie wird britischen Einfluß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
Ursache dieser Erscheinung war immer Störung und Wiederherstellung der Ruhe
in den Grenzländern des Jndusgcbietes, teilweise aber auch die Fortführung
des Eiseubahnnetzes Indiens bis nach der Stadt sibi. Eine Eisenbahnver¬
bindung würde die Transportmittel dieser Gegenden, die jetzt nur in Büffeln
und Kameelen bestehen, mindestens verzehnfachen. Ferner beschränkt gegenwärtig
das glühendheiße Wetter, das den Sommer hindurch in den Thälern und
Ebnen herrscht, die Reisen der Karawanen auf die wenigen Monate der kühleren
Jahreszeit; sobald dagegen eine Eisenbahn geschaffen wäre, würden selbstver¬
ständlich die verschiednen Erzeugnisse Südafghanistans, die sich für die Ausfuhr
nach Indien eignen, das ganze Jahr hindurch nach dem Indus verschickt werden
können, schon wenn die Bahn nur bis Pischin ginge, noch mehr aber, wenn
sie sich bis nach Kandahar erstreckte. Diese Waarenmenge stellt bereits jetzt
einen beträchtlichen Wert dar, Eisenbahnen steigern aber die natürliche Fülle
der Hilfsquellen eines Landes und eröffnen neben den alten neue. Der Einfluß
eines in allen Zeiten des Jahres rasch und leicht zu erreichenden Marktes
würde sich sehr bald ausdehnen, und anregen und befruchten, was jetzt tot und
unfruchtbar ist; in den Ländern, nach denen sich seine Strahlen erstreckten,
würde sich die Nachfrage mehren und der Bevölkerung regelmäßige lind besser
als bisher lohnende Beschäftigung verschaffen, sodaß die Leute bald den Unter¬
schied zwischen einer gesicherten und einer ungewissen Existenz gewahr werden
und für den Segen Dank empfinden würden. Schon der Bau der Bahn würde
das zeigen. Der Afghane hat so gut wie andre Menschenkinder Sinn für
sichern Lohn und Gewinn, und während der letzten Wirren konnte man be¬
merken, daß dieselben Arbeiter vom Stamme der Ghilzai, die bei der Anlegung
der Straße im Knramthale verwendet worden waren, sich in Menge zu den
Arbeiten einstellten, welche die englische Regierung zur Anlegung einer Bahn
zwischen Quelen und Chaman angeordnet hatte. Endlich wird auch uicht außer
Acht zu lassen sein, daß eine Schienenstraße auch günstigen Einfluß auf die
Einfuhr nach Südafghanistan ausüben und erheblich mehr englische Fabrikate
als jetzt auf die Bazare von Kandahar bringen würde, wo gegenwärtig vor¬
züglich Erzeugnisse der russischen Fabrikthätigkeit neben denen der einheimischen
Gewerbetreibenden figuriren."
Doch betreffen diese Betrachtungen nicht die Hauptsache. Wir haben bei
diesem Punkte nicht so sehr deshalb verweilt, um zu zeigen, daß bei Anlegung einer
Eisenbahn vom Indus nach der Hauptstadt des südlichen Afghanistans der
Waarenaustausch zwischen letzterm und Indien bequemer und umfangreicher
werden muß, sondern um die Thatsache mehr ins Licht zu rücken, daß, wie der
Handel der Flagge folgt, auch die Zivilisation und das Interesse, sich mit ihr
aus guten Fuß zu stellen und dabei zu bleiben, dem Zuge guter Straßen folgen.
Mit andern Worten: eine Eisenbahn wird sich als das stärkste Band zwischen
England und der afghanischen Regierung erweisen. Sie wird britischen Einfluß
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