Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Camoens. Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.) amveiis' Auge richtete sich fest und hell auf das schöne Gesicht, Man hat mir oft gesagt, daß mir die Mutter, die ich früh verloren, ihr Was braucht es der Zeit, und was könnte ich je Besseres von Euch wissen, Es war ein Klang in den Worten des Mannes, der Catarina Palmeirim Camoens. Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.) amveiis' Auge richtete sich fest und hell auf das schöne Gesicht, Man hat mir oft gesagt, daß mir die Mutter, die ich früh verloren, ihr Was braucht es der Zeit, und was könnte ich je Besseres von Euch wissen, Es war ein Klang in den Worten des Mannes, der Catarina Palmeirim <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0383" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197807"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_197423/figures/grenzboten_341843_197423_197807_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Camoens.<lb/><note type="byline"> Roman von Adolf Stern.</note> (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_1125"> amveiis' Auge richtete sich fest und hell auf das schöne Gesicht,<lb/> das zu ihm emporblickte. Gewiß, Herrin, versetzte er bewegt, ich<lb/> habe die Verehrungswürdige gekannt. Ihr gleicht der Unver¬<lb/> gessener in jedem Zug und jedem Klang Eurer Stimme so, daß<lb/> mir seit einer Stunde zu Sinne ist, als wäre mir Catarina<lb/> Alceste auferstanden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1126"> Man hat mir oft gesagt, daß mir die Mutter, die ich früh verloren, ihr<lb/> Gesicht vererbt habe; wollte Gott, daß anch ihre Tugenden die meinen würden!<lb/> Ihr werdet sicher öfter an den Hof des Königs kommen, Ihr müßt mir viel<lb/> von der Teuern erzählen, wenn Ihr mich erst länger und besser kennt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1127"> Was braucht es der Zeit, und was könnte ich je Besseres von Euch wissen,<lb/> Gräfin Catariua, als daß Ihr die wahrhaftigen Züge Einer Mutter tragt wie<lb/> ihren teuern Namen! entgegnete Camoens. Ihr ahnt nicht, was Ihr von mir<lb/> fordert, edles Fräulein, wenn Ihr von vergangnen Tagen zu hören begehrt.<lb/> Seid indes gewiß, daß Eure Mutter unter den Heiligen des Himmels ist und<lb/> jetzt auf Euch und mich herabblickt und sich unsrer Begegnung freut!</p><lb/> <p xml:id="ID_1128" next="#ID_1129"> Es war ein Klang in den Worten des Mannes, der Catarina Palmeirim<lb/> ergriff »ut dem sie gern weiter gelauscht hätte. Doch empfand sie, daß hier<lb/> weder Ort »och Stunde sei, um mit Camoens länger zu sprechen; das Antlitz<lb/> des Königs drückte Befremden über ihr Gespräch mit dem Dichter aus, die<lb/> alte Herzogin von Vraganza gab ihr ans den Reihen der Damen ein Zeichen,<lb/> das von ihr nicht unbeachtet bleiben durfte. Sie sann einen Augenblick nach<lb/> und sagte: Ich kaun hier nicht länger verweilen. Bittet Eltern Freund, Senhor<lb/> Manuel Barreto, Euch der Herzogin vorzustellen, welche Eure Dichtung höchlich<lb/> bewundert hat, und wartet der großen Dame morgen oder in den nächsten Tagen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0383]
[Abbildung]
Camoens.
Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung.)
amveiis' Auge richtete sich fest und hell auf das schöne Gesicht,
das zu ihm emporblickte. Gewiß, Herrin, versetzte er bewegt, ich
habe die Verehrungswürdige gekannt. Ihr gleicht der Unver¬
gessener in jedem Zug und jedem Klang Eurer Stimme so, daß
mir seit einer Stunde zu Sinne ist, als wäre mir Catarina
Alceste auferstanden.
Man hat mir oft gesagt, daß mir die Mutter, die ich früh verloren, ihr
Gesicht vererbt habe; wollte Gott, daß anch ihre Tugenden die meinen würden!
Ihr werdet sicher öfter an den Hof des Königs kommen, Ihr müßt mir viel
von der Teuern erzählen, wenn Ihr mich erst länger und besser kennt.
Was braucht es der Zeit, und was könnte ich je Besseres von Euch wissen,
Gräfin Catariua, als daß Ihr die wahrhaftigen Züge Einer Mutter tragt wie
ihren teuern Namen! entgegnete Camoens. Ihr ahnt nicht, was Ihr von mir
fordert, edles Fräulein, wenn Ihr von vergangnen Tagen zu hören begehrt.
Seid indes gewiß, daß Eure Mutter unter den Heiligen des Himmels ist und
jetzt auf Euch und mich herabblickt und sich unsrer Begegnung freut!
Es war ein Klang in den Worten des Mannes, der Catarina Palmeirim
ergriff »ut dem sie gern weiter gelauscht hätte. Doch empfand sie, daß hier
weder Ort »och Stunde sei, um mit Camoens länger zu sprechen; das Antlitz
des Königs drückte Befremden über ihr Gespräch mit dem Dichter aus, die
alte Herzogin von Vraganza gab ihr ans den Reihen der Damen ein Zeichen,
das von ihr nicht unbeachtet bleiben durfte. Sie sann einen Augenblick nach
und sagte: Ich kaun hier nicht länger verweilen. Bittet Eltern Freund, Senhor
Manuel Barreto, Euch der Herzogin vorzustellen, welche Eure Dichtung höchlich
bewundert hat, und wartet der großen Dame morgen oder in den nächsten Tagen
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