Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Camoens. Bartolomeo Okaz erwartete seine neuesten Gäste bereits an diesem Tische, der Diese Fische, Herr, eine Olla und die besten Kapaunen, die unser Hof zu Der Wirt ging die Stufen hinab, Barrcto und Camoens sahen, wie er die Dort sehe ich ein halb Dutzend Trabanten der Schloßwache, Fähndrich Camoens' Blicke waren denen Barretos gefolgt, der dies alles, ohne sein Mahl Camoens. Bartolomeo Okaz erwartete seine neuesten Gäste bereits an diesem Tische, der Diese Fische, Herr, eine Olla und die besten Kapaunen, die unser Hof zu Der Wirt ging die Stufen hinab, Barrcto und Camoens sahen, wie er die Dort sehe ich ein halb Dutzend Trabanten der Schloßwache, Fähndrich Camoens' Blicke waren denen Barretos gefolgt, der dies alles, ohne sein Mahl <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197570"/> <fw type="header" place="top"> Camoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_421" prev="#ID_420"> Bartolomeo Okaz erwartete seine neuesten Gäste bereits an diesem Tische, der<lb/> in kurzer Zeit mit bunten Tüchern, mit Schüsseln, Tellern und Bechern, mit<lb/> Wein und Brot ausgerüstet wurden war und zu dem ein sauber gekleideter<lb/> Knabe schon die gebratnen Seefische auf silberner Platte herantrug, Dom<lb/> Manuel nickte dem Eifriger freundlich zu und lud Camoens zum Sitzen ein,<lb/> Ihr müßt matt vor Hunger sein! Bartolomeo soll erfahren, daß wir nicht so<lb/> genügsam sind wie die spanischen Herren, die er gegen uns gerühmt hat, und<lb/> wir wollen seine Hausfrau besser als durch Fasten ehren. Was gedenkt uns<lb/> Frau Barbara auftragen zu lassen, Bartolomeo?</p><lb/> <p xml:id="ID_422"> Diese Fische, Herr, eine Olla und die besten Kapaunen, die unser Hof zu<lb/> liefern vermag, versetzte Okaz, Und nun erlaubt, daß ich einen Augenblick nach<lb/> meinen andern Gästen sehe, wenn ich wiederkehre, werdet Ihr mir sagen können,<lb/> ob der Wein, den ich aufgesetzt habe, der rechte ist. Die Herren am dritten<lb/> Ehrentisch sind die Abgesandten seiner katholischen Majestät an unsern König!</p><lb/> <p xml:id="ID_423"> Der Wirt ging die Stufen hinab, Barrcto und Camoens sahen, wie er die<lb/> Runde im großen Raume machte. Die dunkelgekleideten beiden Spanier an<lb/> einem der Nebentische, die eben ihr Mahl beendet hatten und mäßig den roten<lb/> Wein von Vaseon mit Wasser tranken, kümmerten sich um die neuen An¬<lb/> kömmlinge scheinbar nicht, Umsomehr Augen sahen diese aus dem untern Teile<lb/> der Halle auf sich gerichtet. In dem ungewissen Lichte, das in dein Raume<lb/> herrschte, unterschieden die Freunde erst nach und nach die einzelnen Gruppen,<lb/> und Barreto erklärte seinem Gefährten, daß die Mehrzahl der Anwesenden aus<lb/> Leuten bestehe, die dem Hofe nach Cintra gefolgt seien.</p><lb/> <p xml:id="ID_424"> Dort sehe ich ein halb Dutzend Trabanten der Schloßwache, Fähndrich<lb/> Miraflores an der Spitze. Der da drüben im roten Kleide ist Meister Joao<lb/> Rlbeiro, des Königs Hausmeister, und mit ihm der Kammerdiener und Geheim¬<lb/> schreiber des Kardinal-Infanten Heinrich — beide in ihrer Art mächtige Herren,<lb/> Neben der Fallthür zum Keller sitzen Schiffer und Steuerleute, Bartolomeos<lb/> alte Kumpane, die sich allabendlich hier zusammenfinden. Die Fremden zunächst<lb/> der Thüre nach dem Hofe kenne ich nicht — sie sehen aber dem Bettelgesindel<lb/> aus Galicien und Leon, welches die frommen Väter von Espinosa ins Land<lb/> »ut an den Hof schicken, verwünscht ähnlich. Die Burschen erweisen auch dem<lb/> Mönch dort, der nur Wasser zu seinen gesottneu Fischen trinkt, verdächtige<lb/> Ehrerbietung! Das Beste bleibt, die Angen auf Frau Barbaras Olla zu<lb/> richten — eine so vortreffliche kann ich Euch selbst in Almoeegema nicht ver¬<lb/> heißen.</p><lb/> <p xml:id="ID_425" next="#ID_426"> Camoens' Blicke waren denen Barretos gefolgt, der dies alles, ohne sein Mahl<lb/> zu unterbrechen, leicht hingeworfen hatte. So hungrig er sich beim Niedersetzen<lb/> gefühlt hatte, so wenig vermochte er jetzt das gute Beispiel nachzuahmen, das<lb/> ihm der ältere Freund gab. Die Gesichter und Gestalten, welche vor ihm auf><lb/> tauchten, nahmen seine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch, und die Erläuterungen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0146]
Camoens.
Bartolomeo Okaz erwartete seine neuesten Gäste bereits an diesem Tische, der
in kurzer Zeit mit bunten Tüchern, mit Schüsseln, Tellern und Bechern, mit
Wein und Brot ausgerüstet wurden war und zu dem ein sauber gekleideter
Knabe schon die gebratnen Seefische auf silberner Platte herantrug, Dom
Manuel nickte dem Eifriger freundlich zu und lud Camoens zum Sitzen ein,
Ihr müßt matt vor Hunger sein! Bartolomeo soll erfahren, daß wir nicht so
genügsam sind wie die spanischen Herren, die er gegen uns gerühmt hat, und
wir wollen seine Hausfrau besser als durch Fasten ehren. Was gedenkt uns
Frau Barbara auftragen zu lassen, Bartolomeo?
Diese Fische, Herr, eine Olla und die besten Kapaunen, die unser Hof zu
liefern vermag, versetzte Okaz, Und nun erlaubt, daß ich einen Augenblick nach
meinen andern Gästen sehe, wenn ich wiederkehre, werdet Ihr mir sagen können,
ob der Wein, den ich aufgesetzt habe, der rechte ist. Die Herren am dritten
Ehrentisch sind die Abgesandten seiner katholischen Majestät an unsern König!
Der Wirt ging die Stufen hinab, Barrcto und Camoens sahen, wie er die
Runde im großen Raume machte. Die dunkelgekleideten beiden Spanier an
einem der Nebentische, die eben ihr Mahl beendet hatten und mäßig den roten
Wein von Vaseon mit Wasser tranken, kümmerten sich um die neuen An¬
kömmlinge scheinbar nicht, Umsomehr Augen sahen diese aus dem untern Teile
der Halle auf sich gerichtet. In dem ungewissen Lichte, das in dein Raume
herrschte, unterschieden die Freunde erst nach und nach die einzelnen Gruppen,
und Barreto erklärte seinem Gefährten, daß die Mehrzahl der Anwesenden aus
Leuten bestehe, die dem Hofe nach Cintra gefolgt seien.
Dort sehe ich ein halb Dutzend Trabanten der Schloßwache, Fähndrich
Miraflores an der Spitze. Der da drüben im roten Kleide ist Meister Joao
Rlbeiro, des Königs Hausmeister, und mit ihm der Kammerdiener und Geheim¬
schreiber des Kardinal-Infanten Heinrich — beide in ihrer Art mächtige Herren,
Neben der Fallthür zum Keller sitzen Schiffer und Steuerleute, Bartolomeos
alte Kumpane, die sich allabendlich hier zusammenfinden. Die Fremden zunächst
der Thüre nach dem Hofe kenne ich nicht — sie sehen aber dem Bettelgesindel
aus Galicien und Leon, welches die frommen Väter von Espinosa ins Land
»ut an den Hof schicken, verwünscht ähnlich. Die Burschen erweisen auch dem
Mönch dort, der nur Wasser zu seinen gesottneu Fischen trinkt, verdächtige
Ehrerbietung! Das Beste bleibt, die Angen auf Frau Barbaras Olla zu
richten — eine so vortreffliche kann ich Euch selbst in Almoeegema nicht ver¬
heißen.
Camoens' Blicke waren denen Barretos gefolgt, der dies alles, ohne sein Mahl
zu unterbrechen, leicht hingeworfen hatte. So hungrig er sich beim Niedersetzen
gefühlt hatte, so wenig vermochte er jetzt das gute Beispiel nachzuahmen, das
ihm der ältere Freund gab. Die Gesichter und Gestalten, welche vor ihm auf>
tauchten, nahmen seine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch, und die Erläuterungen
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