Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Die Engländer in Birma und im Sudan. welches den Zweck habe, Truppen von Oberägypten, von Assuan und Korosko Trotz alledem war die Lage der Engländer in Ägypten und Nubien bis Man kann sich darüber streiten, ob es eine richtige Maßregel oder ein Die Engländer in Birma und im Sudan. welches den Zweck habe, Truppen von Oberägypten, von Assuan und Korosko Trotz alledem war die Lage der Engländer in Ägypten und Nubien bis Man kann sich darüber streiten, ob es eine richtige Maßregel oder ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197533"/> <fw type="header" place="top"> Die Engländer in Birma und im Sudan.</fw><lb/> <p xml:id="ID_325" prev="#ID_324"> welches den Zweck habe, Truppen von Oberägypten, von Assuan und Korosko<lb/> wegzuziehen und ein plötzliches Vorbrechen uns Gegenden westlich vom Roten<lb/> Meere zu verdecken. War das begründet, so hat Stephenson aller Wahrschein¬<lb/> lichkeit zufolge Vorkehrungen getroffen, diese Absicht zu vereiteln. Er brach<lb/> rasch entschlossen auf, um- den Feinden ans ihrem eignen Boden zu begegnen,<lb/> was trotzdem, daß die Spitzen des englischen Heeres sich jetzt fern vom Mittel¬<lb/> punkte seiner Kraft befinden, als die beste Methode angesichts solcher Gegner er¬<lb/> schien. Er nahm ferner darauf Bedacht, sich im Rücken sicher zu stellen, indem<lb/> er zu Assuan ein starkes Lager hinter sich ließ. Endlich schnitt er den ara¬<lb/> bischen Feldherren jede Hoffnung, daß die Armee in Ägypten durch den zweiten<lb/> Feldzug uach dem Sudan erheblich vermindert werden winde, durch die Rasch¬<lb/> heit ab, mit welcher alle Truppen, die nach dem Süden dirigirt worden waren,<lb/> unverzüglich durch drei englische Regimenter ans den Festungen des Mittel¬<lb/> meeres ersetzt wurden, sodaß, während eine Feldarmee südlich von Wady Halsn<lb/> zusammengezogen und die Verbindungslinie derselben an ihren nubischen Haupt-<lb/> stellen hinreichend bewacht war, Ägypten selbst eine so starke Besatzung wie je<lb/> vorher auszuweisen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_326"> Trotz alledem war die Lage der Engländer in Ägypten und Nubien bis<lb/> zu Ende des verflossenen Jahres keine völlig gesicherte, und wer zurückblicken<lb/> will, wird sofort bemerken, daß sie die Folge des mißlungenen Versuches ist,<lb/> uach Chartum vorzudringen. Ja die Ursachen der gegenwärtige» Verlegen¬<lb/> heiten lassen sich noch weiter zurückverfolgen, bis zu dem großen Mißgriffe,<lb/> der darin bestand, daß man dem General Hicks erlaubte oder befahl, den ver¬<lb/> hängnisvollen Marsch nach El Obeid zu unternehmen, welcher die vollständige<lb/> Vernichtung einer verhältnismäßig starken und wohlgerüsteten ägyptischen Armee<lb/> durch die wilden Krieger des Propheten herbeiführte. Diese Schlappe ist bis<lb/> jetzt noch nicht ausgeglichen, das dnrch sie hervorgerufene Kraftgefühl der Su¬<lb/> danesen bis jetzt noch nicht geschwächt worden, ja die Niederlage Bakers bei<lb/> Sncckin war geeignet, dieses Gefühl zu stärken. Weder die blutigen Kämpfe<lb/> an der Küste des Roten Meeres, welche mit englischen Siegen endigten und den<lb/> Hadendvwas Osman Digmas Massen von Leuten kosteten, aber völlig ohne<lb/> Frucht für die Sieger blieben, noch die glänzenden Gefechte der Armee Wolseleys<lb/> in der Bajudasteppe, ihre raschen Märsche durch die Wüste und ihr geschickt<lb/> ausgeführtes Vorrücken nilaufmärtö über die Riffe und Untiefen des Stromes<lb/> reichten hin, den Engländern im Sudan und in Ägypten das Ansehen wieder<lb/> zu verschaffe», das sie verloren hatten. Das Ende war trotz aller ihrer Siege<lb/> die Einnahme Chartnms, das sie hatten entsetzen wollen, dnrch den Mahdi, und el»<lb/> Rückzug nach Norden, der dadurch in den Augen der Mahdisten nicht weniger<lb/> für die Impotenz ihrer Gegner bewies, daß er mehr ein Rückzug vor der<lb/> Sommerhitze und der Uugcsundheit des Sudan als vor dessen Kriegsleuten war.</p><lb/> <p xml:id="ID_327" next="#ID_328"> Man kann sich darüber streiten, ob es eine richtige Maßregel oder ein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
Die Engländer in Birma und im Sudan.
welches den Zweck habe, Truppen von Oberägypten, von Assuan und Korosko
wegzuziehen und ein plötzliches Vorbrechen uns Gegenden westlich vom Roten
Meere zu verdecken. War das begründet, so hat Stephenson aller Wahrschein¬
lichkeit zufolge Vorkehrungen getroffen, diese Absicht zu vereiteln. Er brach
rasch entschlossen auf, um- den Feinden ans ihrem eignen Boden zu begegnen,
was trotzdem, daß die Spitzen des englischen Heeres sich jetzt fern vom Mittel¬
punkte seiner Kraft befinden, als die beste Methode angesichts solcher Gegner er¬
schien. Er nahm ferner darauf Bedacht, sich im Rücken sicher zu stellen, indem
er zu Assuan ein starkes Lager hinter sich ließ. Endlich schnitt er den ara¬
bischen Feldherren jede Hoffnung, daß die Armee in Ägypten durch den zweiten
Feldzug uach dem Sudan erheblich vermindert werden winde, durch die Rasch¬
heit ab, mit welcher alle Truppen, die nach dem Süden dirigirt worden waren,
unverzüglich durch drei englische Regimenter ans den Festungen des Mittel¬
meeres ersetzt wurden, sodaß, während eine Feldarmee südlich von Wady Halsn
zusammengezogen und die Verbindungslinie derselben an ihren nubischen Haupt-
stellen hinreichend bewacht war, Ägypten selbst eine so starke Besatzung wie je
vorher auszuweisen hatte.
Trotz alledem war die Lage der Engländer in Ägypten und Nubien bis
zu Ende des verflossenen Jahres keine völlig gesicherte, und wer zurückblicken
will, wird sofort bemerken, daß sie die Folge des mißlungenen Versuches ist,
uach Chartum vorzudringen. Ja die Ursachen der gegenwärtige» Verlegen¬
heiten lassen sich noch weiter zurückverfolgen, bis zu dem großen Mißgriffe,
der darin bestand, daß man dem General Hicks erlaubte oder befahl, den ver¬
hängnisvollen Marsch nach El Obeid zu unternehmen, welcher die vollständige
Vernichtung einer verhältnismäßig starken und wohlgerüsteten ägyptischen Armee
durch die wilden Krieger des Propheten herbeiführte. Diese Schlappe ist bis
jetzt noch nicht ausgeglichen, das dnrch sie hervorgerufene Kraftgefühl der Su¬
danesen bis jetzt noch nicht geschwächt worden, ja die Niederlage Bakers bei
Sncckin war geeignet, dieses Gefühl zu stärken. Weder die blutigen Kämpfe
an der Küste des Roten Meeres, welche mit englischen Siegen endigten und den
Hadendvwas Osman Digmas Massen von Leuten kosteten, aber völlig ohne
Frucht für die Sieger blieben, noch die glänzenden Gefechte der Armee Wolseleys
in der Bajudasteppe, ihre raschen Märsche durch die Wüste und ihr geschickt
ausgeführtes Vorrücken nilaufmärtö über die Riffe und Untiefen des Stromes
reichten hin, den Engländern im Sudan und in Ägypten das Ansehen wieder
zu verschaffe», das sie verloren hatten. Das Ende war trotz aller ihrer Siege
die Einnahme Chartnms, das sie hatten entsetzen wollen, dnrch den Mahdi, und el»
Rückzug nach Norden, der dadurch in den Augen der Mahdisten nicht weniger
für die Impotenz ihrer Gegner bewies, daß er mehr ein Rückzug vor der
Sommerhitze und der Uugcsundheit des Sudan als vor dessen Kriegsleuten war.
Man kann sich darüber streiten, ob es eine richtige Maßregel oder ein
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